Test: Prince of Persia: Die vergessene Zeit (Action-Adventure)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Ubisoft
Release:
20.05.2010
20.05.2010
10.06.2010
20.05.2010
20.05.2010
08.07.2011
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Der Kampf hat zwei Gesichter

Der Wind lässt sich auch einsetzen, um Fallen zu überwinden. (Wii)
Noch deutlich als beim Klettern werden die qualitativen Unterschiede allerdings beim Kampf: Während man auf 360 und PS3 auf Magie und Masse setzt, indem man bis zu fünfzig selten dämliche Feinde in Arenen aufmarschieren lässt, gibt es auf Wii viel weniger, aber deutlich intelligentere Feinde - und das Kämpfen gegen diese macht wesentlich mehr Spaß, weil es mehr Taktik verlangt und eleganter aussieht! Nur auf Nintendos Konsole kann man den Block clever nutzen, nur dort kontern schon kleinere Feinde, indem sie plumpe Angriffe mit einem ansehnlichen Schildstoß abwehren, nur dort kann man blödes Dauergekloppe umgehen, indem man den markierten Anführer tötet. Hinzu kommt, dass man ansehnliche Rundumschläge einleiten und die Sandmagie einsetzen kann, um Feinde in die Luft zu schleudern oder kurzfristig einzufrieren. Außerdem erinnern die eleganten, mit kurzer Zeitlupe ausgeführten Sprungattacken viel eher an alte Zeiten als die brachialen Finisher auf 360 & Co.

Da gibt es die schwächeren Kämpfe, da gibt es God of War für Arme. Das mag hart klingen, aber nichts anderes begegnet einem in diesen öden Gefechten. Erstens gibt es keinen Block, so dass taktische Manöver oder Konter wegfallen - man haut quasi immer drauf, ohne viel einzustecken. Es gibt einen aufladbaren Rundumschlag, Sprungangriffe, Tritte und Finisher. Aber warum hat man auf den Block verzichtet? Laut Ubisoft würde er für zu viel "Statik" sorgen. Das ist natürlich Unsinn, wenn man ihn als aktive Riposte ohne Dauersicherheit integrieren würde. Zweitens ist man im Gegensatz zu den Feinden viel zu schnell, so dass man den Pulk an Gegnern einfach umlaufen kann - zumal sie keinen Funken von Hinterlist oder Schläue versprühen und dämlich dahin trotten. Drittens vermisst man die martialische Eleganz, die den Prinzen doch mal auszeichnete: Er tritt Gegner gleich im Viererpack weg und haut sie brachial in die Wand, aber besonders ausgefeilte
Die Bosskämpfe sind auf PS3 und 360 eine Enttäuschung: Im Zeitalter von God of War 3 wirken sie fast belanglos, was die Inszenierung und den Anspruch angeht.
Schlag- und Sprungtechniken sind Fehlanzeige. Es gibt übrigens auch keine zweihändigen Waffen und auch Stangenwaffen kommen nicht vor. Viertens gab es nahezu keine Kollisionsabfrage, wenn man mal in einen Feind rollte - es ging einfach ohne ein Abprallen hindurch. Unterm Strich sind diese Kämpfe viel zu leicht und belanglos.

Und last but fünftens: Selbst die nicht mal an einer vollen Hand abzählbaren Bosskämpfe können nicht rocken, weil schon der Auftritt der Monster alles andere als furchteinflößend ist und ihre Verhaltensmuster viel zu leicht zu durchschauen sind - das ist eine große Enttäuschung. Auf Wii sind die Bosse zwar leichter zu besiegen, aber man variiert viel mehr, indem man mehrere Stufen der Vernichtung mit Reaktionstests verknüpft. Das Problem ist nur, dass man hier etwas zu komfortabel auf die Siegerstraße gelangt, denn die Fee gibt fleißig Hinweise, die man aber nicht nutzen muss.

Aufsteigen und Freischalten

Beide Spiele lassen die Prinzen über gesammelte Erfahrung neue Fähigkeiten freischalten. Der Baum der magischen Möglichkeiten ist auf 360 und PS3 mit Luft, Erde, Feuer und Wasser auf den ersten Blick deutlich größer, aber vieles wird hier einfach nur verstärkt: Der Prinz darf nicht nur seine Lebenskraft in mehreren Stufen erhöhen, sondern sich einen ebenfalls aufrüstbaren Steinpanzer anhexen, mit einem ausbaufähigen Feuerschweif durch die Gegend laufen, einen mächtigen Tornado beschwören oder Eisspitzen aus dem Boden rufen. Visuell und später auch spielerisch interessanter ist einmal die Fähigkeit, zerstörte Elemente des Palastes wieder so zu sehen wie sie damals aussahen, sowie die Möglichkeit, Flüsse einzufrieren - so kann man weitere Gebiete erreichen. Dadurch gewinnt vor allem das letzte Spieldrittel an Qualität. Aber unterm Strich kann man fast alle Kämpfe bestehen, ohne die Kampfmagie groß einzusetzen. Und das macht die ganze Karriere reichlich überflüssig.

Steuerungszicken

Auch die Steuerung ist auf Wii präziser: Man kann mit Remote und Nunchuk alle Bewegungen sehr genau ausführen - egal ob Sprünge oder Hiebe. Kommt es zum Kampf, werden Letztere über den Schwung der Remote ausgeführt; zusätzlich gibt es Faustangriffe, die man über den Nunchukstoß ausführt oder parallele Attacken. Sehr komfortabel ist auch das Kamerasystem: Zum einen kann ich mich jederzeit frei umschauen, zum anderen gibt es auf Knopfdruck übersichtliche Vogelperspektiven, die meine Position in den verschachtelten Levels klarer machen.

Auf Wii sind die Bosskämpfe zwar relativ leicht, aber wesentlich kreativer in ihrem Ablauf.
Auf 360 und PS3 bin ich wesentlich eingeschränkter, was die Perspektive angeht: Ich kann die Kamera zwar etwas schwenken, aber mich nicht jederzeit in alle Richtungen umschauen, zumal diese sehr oft streng vorgegeben wird - und das kann nerven. Vor allem, wenn sich der Prinz deutlich nur nach rechts bewegen kann, aber ein Druck auf die Sprungtaste dafür sorgt, dass er tatsächlich aus dem Bild heraus in den Tod springt. Wenn man die Sicht schon einengt, dann sollte man diesen Automatismus gar nicht zulassen.

Apropos Automatismus: Wenn ich auf Wii einen Wandlauf mache, lande ich danach präzise und kann sofort eine nächste Aktion einleiten. Wenn ich auf PS3 und 360 einen Wandlauf mache, kann es passieren, dass der Prinz noch einen blöden Hopser macht - und das kann fatal sein, wenn man eigentlich schnell weiter nach vorne springen muss, weil man auf einer Falle steht. Die Schwierigkeit entsteht hier leider etwas zu oft aufgrund der empfindlichen Steuerung. Es gibt im Gegensatz zu Wii auch viele ärgerliche Kameraschwenks hinter Säulen oder Wände, die die Sicht versperren. Wenn man zu einem Finisher ansetzt, versinken Prinz und Faust manchmal in den Texturen des Feindes oder es kommt zu Automatismen mit kleinen Grafikfehlern wie beim Wurf eines Gegners über eine Brüstung. 
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Kommentare

Mr.Prinz schrieb am
WTF für die Wii Fassung 80?
Ich würde da 60 geben oder so...
Das Spiel ist total langweilig, hat ne schlechte Synchronisation, lahme Sprüche, viele Bugs, kindische Story.
Das einzige guten Prince of Persia Games sind die The Sands of Time-Trilogie... wobei ich mich auch schon bei Warrior Within aufgeregt hab.
iapetus schrieb am
Nun ist das Spiel im Preis ein wenig gesunken und ich werde es mir nun für PS3 holen. Ich habe nur gameplay videos gesehen aber warum im Test das Spiel überhaupt nicht gefiel frage ich mich jetzt schon. Den Kommentar weiter oben kann ich glaube ich nachvollziehen. Na ja, eines von vielen Unterbewerteten Spielen vieleicht.
E-G schrieb am
bin jetzt einige stunden in der wii version unterwegs (4-6) und bin äußerst überrascht von dem spiel. eigentlich wollte ich es ja nur um die kleinen leerlaufzeiten in denen bei mh3 keiner aus meiner f-list on ist zu überbrücken, inzwischen ist es aber eher so, dass ich mh3 deswegen sogar ein wenig vernachlässige.
die sandkräfte fand ich anfangs fragwürdig und waren eigentlich nur rätsel gimmicks, sobald man sie aber unabhängig von ort und stelle einsetzen konnte und man quasi beginnen kann sich einen eigenen weg durch die räume zu suchen war ich vollkommen überzeugt. ein feature das ich in zukünftigen pop´s nicht missen will. auch die 2d passagen sind sehr interessante ideen die eine gute abwechslung bringen. die kulisse selbst fand ich anfangs recht unspektakulär, aber spätestens wenn man mal die außen mauer der stadt zu erklimmen beginnt fällt die kinnlade runter. die schöne weitsicht die nicht nur aus bitmaps besteht sondern in der ferne auch noch animiert is, oder in der magie kammer das zusammenspiel zwischen rot und blau. einfach ein geiler farbflash, sowas würd ich heutzutage gern öfter sehen, in dieser braun grauen welt.
was mir noch am test auffällt: die bonusspiele welche der wii version beiliegen werden gar nicht erwähnt, mit keinem wort, obwohl diese doch auch einige stunden spielzeit ausmachen können.
(ich kann jetzt nur aus anderen berichten erzählen da ich bisher nicht alle freigeschaltet hab, und erstmal das hauptspiel beenden will)
dem spiel liegt das original Prince of Persia von 1992 bei, welches man in original grafik, und auch mit der engine des hauptspieles spielen kann.
des weiteren gibt es einen challange mode in dem man durch sehr schwere lvl laufen muss, ohne zu sterben (?) und einen speedrun modus, der extra angefertigte räume bietet, die man möglichst schnell durchqueren muss. diese sollen sehr schwer sein.
werde mir noch ein genaueres bild davon machen und später berichten.
was mir bisher negativ am spiel aufgefallen war:
im grunde ist es...
Tom-5600 schrieb am
Ich finde komisch, dass die Wii Version um so viel mehr Punkte als
die PS3 - oder XBOX Version bekommen hat.
Naja, dann werd ich es mir wohl für die Wii anstatt für die PS3 holen müssen.
FerrariSpirit schrieb am
Ich besitze die PS3 Version und muss sagen, dass für mich persönlich dieser Test von Jörg eine NOCH größere Enttäuschung als der Test zum letzten Prince of Persia Spiel ist.
Heilige ***eisse, wieso wird dauernd ein GOW Vergleich gezogen, wenn das Kämpfen einen so geringen Anteil am Spiel annimmt? Ich hab schon 12 Stunden Spielzeit auf den Buckel und die meiste Zeit des Spiels macht man das, worums in PoP geht - "An Wänden entlanglaufen".
Wieso wird das Kampfsystem als schlecht dargestellt, obwohls ein deutlicher Fortschritt gegenüber T2T ist? Nur weil man nicht mehr durch den Konter rumnooben kann (was bei AC1 hier kritisiert wurde)?
Natürlich, bauen wir ein Kampfsystem um die Blockfunktion herum auf, wenn die Kämpfe gegen 20-50 Mann (ohne Framerate einbrüche!) bestehen, statt lieber auf Actionreiche Dymanik -wofür die Prince of Persia Serie seit jeher, ja PoP gabs schon vor Sands of Time, steht- zu setzen :idea:
Vorallem find ich den Kritik Punkt gegenüber den Umgebungen völlig übertrieben. Prince of Persia ist ein Märchen und kein billiger GOW Abklatsch. Zauberhafte, orientalische Landschaften haben bisher immer dominiert und "Die vergessene Zeit" setz diesen Trend fort. Vorallem frag ich mich jetzt was daran hässlich aussieht. Vielleicht sollte der Tester die Brille auf die Nasenflügel setzen oder daran denken dass ein Märchen nunmal mit der "tollen" Heavy Rain Grafik genauso harmonieren würde wie ein Formel 1 Auto mit ner Frau am Steuer.
Übrigens, die Animationen sind halt Prince of Persia typisch, ich frag mich was Jörg hatte - PoP ist nunmal kein AC das ein wenig mehr auf Realismus setzt.
Aber das wär nicht das erstemal das man bei 4Players ein Spiel nicht bewertet als das was es ist, der Vorgänger von "Die vergessene Zeit" zeigts am deutlichsten.
Also wer diesen Test gelesen hat und gefallen an den alten PoP Teilen hatte, kann meines Erachtens ohne Bedenken zugreifen. Vorallem die Akrobatikpassagen (welche alle eine angenehme Länge haben und äusserst...
schrieb am

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