Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm 228.10.2010, Jens Bischoff
Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm 2

Im Test:

Mit Naruto Storm gelang dem blonden Ninja vor zwei Jahren ein überraschend gutes PS3-Debüt. Die in der Shippuden-Ära angesiedelte Fortsetzung nimmt nun auch 360-Besitzer mit ins Boot, die mit den ebenfalls überzeugenden Broken Bond - und Rise of a Ninja -Episoden bisher separat versorgt wurden. Eine Entscheidung, die beide Fraktionen glücklich macht?

Shippuden XXL

Mittlerweile sind alle Naruto-Serien in der neuen Shippuden-Ära angekommen. PS3- und Xbox-Spieler mussten am längsten warten, dürfen dafür aber am tiefsten in die Ereignisse der Anime-Vorlage abtauchen und die Abenteuer des quirligen Ninjas bis zum Aufeinandertreffen mit Pain in sieben Kapiteln plus Prolog und optionaler Bonusfolge aktiv nachspielen.

Video: Über 40 Charaktere ziehen in die nach wie vor beeindruckend inszenierte Anime-Schlacht.Naruto-Fans, die bereits auf anderen Plattformen Shippuden-Luft geschnuppert haben, werden vielleicht die ein oder andere nicht ganz so zentrale Konfrontation vermissen und eigentlich nur in den letzten beiden Kapiteln tatsächlich erzählerisches Neuland betreten. Trotzdem gibt es keinen Grund zu verzagen, denn Umfang und Präsentation können sich wirklich sehen lassen.

Der Spielverlauf gestaltet sich nicht nur wesentlich harmonischer als im Vorgänger, sondern wird auch deutlich packender und aufwändiger inszeniert. Das Highlight sind dabei erneut die spektakulären, mit brachialen Quick-Time-Events garnierten Bossfights. Doch auch abseits der Kämpfe gibt es an Dramaturgie und Konzeption nur wenig auszusetzen. Lediglich die englische Vertonung sollte man aufgrund ihrer teils haarsträubenden Lippenasynchronität tunlichst meiden. Wählt man den japanischen Originalton, ist ästhetisch gesehen jedoch alles in Butter und mangelndes Verständnis dank deutscher Untertitel kein Thema. Schade ist nur, dass nicht alle Story-Dialoge mit Sprachausgabe unterlegt wurden und die ohnehin nur eingeschränkt ansprechbaren NPCs meist nur belangloses Gewäsch von sich geben. Trotzdem möchte man diese Statisten nicht missen, da sie den besiedelten Schauplätzen gekonnt Leben einhauchen.

Grenzenlose Freiheit?

Dieses Mal beschränkt sich die Spielwelt nicht nur auf Narutos Heimatdorf Konoha, sondern lässt euch auch fließend ineinander übergehende Areale und Orte außerhalb der Dorfmauern erkunden. Die Freude darüber wird allerdings dadurch getrübt, dass die einzelnen Schauplätze nun wesentlich kompakter ausfallen und deutlich weniger Erkundungsmöglichkeiten bieten.

Die spektakulären Bosskämpfe, die sich mit wechselnder Spielmechanik über mehrere Etappen erstrecken, zählen erneut zu den Highlights des Spiels.
Konnte man im Vorgänger noch durch sämtliche Gassen und Hinterhöfe Konohas sprinten, Gebäude erklimmen, sich Zutritt zu versperrten Lagerräumen verschaffen, an Seilen herum schwingen und über die Dächer turnen, läuft man jetzt quasi nur noch vorgegebene Wege entlang, die zwar reichlich mit nie versiegenden Sammelmaterialien gespickt sind, aber nur noch wenige Erkundungsreize bieten.

Der Wechsel von einem riesigen Einzelareal zu mehreren kleinen miteinander verbundenen Spielabschnitten sorgt zwar für eine insgesamt größere und abwechslungsreicher gestaltete Spielwelt, beraubt diese aber auch um viele auflockernde Interaktionsmöglichkeiten. Zudem ist die Untereilung der Spielwelt mit zahlreichen Ladeunterbrechungen behaftet, die sich auf Dauer negativ auf den Spielfluss auswirken. Auch die Länge der Ladezeiten ist teils ähnlich zehrend wie im Vorgänger. Kurios ist dabei, dass PS3-Spieler gezwungen werden über vier Gigabyte an Daten auf ihre Festplatte zu schaufeln und während des Spielens trotzdem länger Däumchen drehen müssen als Xbox-Besitzer, die direkt von DVD spielen und selbst entscheiden können, ob sie eine Festplatteninstallation bevorzugen. Ansonsten gibt es keine nennenswerten Versionsunterschiede. __NEWCOL__

Ansichtssache

Eine Entscheidung, die den Spielern beider Systeme vorweg genommen wird, ist hingegen das automatisch invertierte Drehen der Kamera, das zumindest mich immer wieder gestört hat und sich doch so einfach mit einer entsprechenden Option an persönliche Vorlieben hätte anpassen lassen.

Konoha besteht leider nur noch aus vorgefertigten Versatzstücken. Dafür gibt es nun auch eine Spielwelt jenseits der Dorfmauern.
Zwar ist die Perspektive in den meisten Abschnitten ohnehin fest vorgegeben, aber dort wo man sich frei umsehen kann, hätte ich schon gerne die Möglichkeit gehabt, mit einem Rechtsdruck des Analogsticks auch nach rechts zu schauen und nicht nach links. Zudem nervt es hin und wieder, wenn einem im Schlepptau befindliche Teammitglieder die Sicht versperren oder die Kamera im Kampf unbrauchbare Blickwinkel einnimmt. Das sind zwar eher Peanuts, die zum Glück kaum ins Gewicht fallen, aber eben auch recht einfach vermeidbar gewesen wären.

Manch einer wird wohl auch die Sprung- und Sprintmissionen aus dem Vorgänger vermissen, die komplett der Schere zum Opfer gefallen sind. Auch gelegentliche Versteckspiele wirken in den geradlinigen Arealen vergleichsweise witzlos. Dafür wurden die Aufträge und Aufgaben nun stimmiger im Spielgeschehen verankert, weil sie direkt an Ort und Stelle dem aktuellen Spielfortschritt entsprechend angenommen werden können und nicht erst via Menü aktiviert werden müssen. Was einem mehr zusagt ist aber natürlich Ansichtssache.

Unterm Strich gibt es jedenfalls auch ohne die im Vorgänger teils fast überstrapazierten Standardaufgaben genug zu tun, wobei das Angebot sowohl aus neuen als auch vertrauten Elementen besteht: Neben diversen Such-, Sammel-, Boten- und Kampfeinsätzen, kann man auch wieder Klonpuppen stellen, Zutaten für neue Gebrauchsgegenstände zusammentragen oder eine Reihe von Sammelobjekten erwerben. Zudem kann man durch spezielle Gefallen, Geschenke und Briefwechsel Freundschaften mit Teamgefährten vertiefen, gefangene Vögel mit Apportier- und Botendiensten beauftragen, sich mit Speisen und anderen Objekten Vorteile im Kampf verschaffen oder bereits gemeisterte Konfrontationen wiederholen, um ein besseres Ranking zu erzielen, was nicht nur mit Erfolgen bzw. Trophäen, sondern teilweise auch geheimen Bonusszenen belohnt wird. Freischaltbare Rückblicke sind ebenfalls mit von der Partie.

Auf ins Netz

Mit speziellen Karten und Titeln kann man sogar individuelle Visitenkarten für den Online-Modus erstellen. Konnte man im Vorgänger lediglich lokal gegen Freunde antreten, dürfen nun auch global die Fäuste geschwungen werden - sowohl rein freundschaftlich als auch in prestigeträchtigen Ranglisten-Duellen. 

Der Mehrspielermodus erlaubt neuerdings auch Online-Duelle. Performance und Spielkomfort lassen teilweise aber noch zu wünschen übrig.
Das Matchmaking kann allerdings noch nicht so recht überzeugen, da potentielle Gegner während unserer Testphase in 90 Prozent der Fälle bereits vergeben waren als sie uns vorgeschlagen wurden - egal, ob wir unsere Präferenzen auf Verbindungsqualität oder Gegnerstärke gelegt haben. Doch nicht nur in der Lobby scheinen die Spielserver nicht die schnellsten zu sein. Auch während der eigentlichen Duelle kam es immer wieder mal zu kurzen Zwangspausen, die sich nicht allein auf schlechte Verbindungsqualitäten der beteiligten Spieler schieben lassen.

Wenn man jedoch eine flüssige Partie erwischt, macht der Online-Modus genauso viel Spaß wie die lokalen Duelle - vor allem, wenn beide Kontrahenten über ein Headset verfügen. Schade ist nur, dass es nach Kampfende keine Option gibt, eine Revanche anzubieten bzw. einzufordern. Auch Turniere lassen sich nach wie vor nicht veranstalten - weder off-, noch online. Dafür kann man neben zufälligen Gegnern auch private Duelle veranstalten, vor dem Beitritt die Verbindungsqualität überprüfen und sogar spezielle Kampfpunkte sammeln, die auf den persönlichen Visitenkarten vermerkt werden und Aufschluss über die bisherige Spielpraxis des Besitzers geben.   

Offline kann man sich wiederum so genannte Sturmpunkte verdienen, die neben zusätzlichen Titeln auch Schritt für Schritt Bonusinhalte wie weitere Charaktere freischalten. Wie im Vorgänger lässt sich in den Duellen mit Freunden oder KI-Gegnern auch wieder Geld verdienen, das man im Story-Modus verprassen kann.

Die Steuerung ist handlich und doch facettenreich. Bei Bosskämpfen sind sogar interaktive Flug- und Ballersequenzen zu bestreiten.
Weit reichend einstellbare Schwierigkeitsgrade und Handicaps sorgen dabei für maßgeschneiderte Herausforderungen und wer will, kann auch zuschauen, wie sich ausgewählte KI-Recken gegenseitig vermöbeln oder sich selbst eins auf die Nase geben, um schneller alle 42 Charaktere nutzen zu können.

Alles im Griff

Eine spezielle Einführung gibt es keine, aber im Storymodus gibt es zahlreiche Erklärungen, die passend zum Spielverlauf eingespielt werden und jederzeit nachgelesen werden können. Die Steuerung ist erneut einfach und handlich gehalten und setzt in erster Linie auf Timing und Energieverwaltung (Chakra). Im Prinzip gibt es nur eine Angriffstaste, mit der man eine Reihe vorgefertigter Kombos ausführen kann. Das Auswendiglernen von Move-Listen wird dadurch auf ein Minimum reduziert, selbst die wichtigsten Spezialangriffe sind charakterübergreifend einheitlich, so dass man schnell ins Spiel findet und spektakuläre Manöver vom Stapel lassen kann, solange man clever mit seiner Energie haushaltet und den richtigen Zeitpunkt abwartet. Stupides Button-Mashing ist dank gezielter Kontermöglichkeiten und schneller Positionswechsel nur selten von Erfolg gekrönt, so dass die Kämpfe trotz simpler Grundmechanik nie zu plumpen Schlagabtäuschen verkommen.

Geübte Spieler verkürzen und verlängern geschickt den Abstand zum Gegner, brechen Blocks, sammeln gezielt Energie und greifen im richtigen Moment auf auserwählte Hilfs-Charaktere oder mitgeführte Power-Ups zurück. Auch Sprünge, schnelle Sprints, Würfe, Verwandlungen und der Einsatz von Distanzwaffen sind möglich. Am imposantesten sind natürlich einzeln oder als Team ausgeführte Spezialangriffe (ultimative Jutsus), die zwar viel Energie kosten, aber bei erfolgreicher Anwendung verheerenden Schaden anrichten und bildgewaltig präsentiert werden.

Betagte Schönheit

Besonders eindrucksvoll sind natürlich wieder die dem Story-Modus vorbehaltenen Duelle gegen gigantische Bossgegner, die über mehrere Etappen gehen und neben konventionellen Kampfabschnitten auch interaktive Sequenzen und Reaktionstests auffahren, die nicht nur für spektakuläre Kampfchoreografien, sondern auch spielerische Abwechslung sorgen.

Die Cel-Shading-Grafik vermittelt einen stilvollen Anime-Look. Nur die teils unschön flimmernden Konturen fallen negativ auf.
Besonders flinke Finger bekommen dabei sogar zusätzliche Szenen zu Gesicht, die einem sonst entgehen würden. Aber keine Angst, einmal gemeisterte Kämpfe lassen sich später beliebig oft wiederholen. Auch mitgeführte Kampfobjekte lassen sich nach Belieben ändern und später kann man auch seine bis zu drei Teammitglieder, die auf Knopfdruck offensiv, defensiv oder ausgeglichen ins Geschehen eingreifen, frei bestimmen.

Optisch kann sich Storm 2 nach wie vor sehen lassen, auch wenn sich die Engine im Vergleich zum Vorgänger kaum weiterentwickelt hat. Besonders auffällig sind dabei die teils stark verpixelten Konturen der Cel-Shading-Charaktere. Auch die mitunter etwas ruckartigen Laufanimationen der Figuren und vergleichsweise detailarmen Spielumgebungen wirken inzwischen etwas betagt. Insgesamt kommt der Anime-Look zwar noch immer überzeugend rüber und bietet vor allem in den Story- und Kampfsequenzen wirklich eindrucksvolle Momente, aber ein kleines Facelift hätte man nach zwei Jahren trotzdem erwarten können, auch wenn die genannten Schwachstellen in den Kämpfen selbst kaum zur Geltung kommen. Doch auch wenn nicht alles konsequent verbessert wurde, bekommt man unterm Strich trotzdem das überzeugendste Gesamtpaket geboten, das jemals für Naruto geschnürt wurde. Ich freue mich jedenfalls schon auf den nächsten Sturm.  

Fazit

Narutos zweiter Storm-Auftritt führt viele Tugenden des Vorgängers wie die spektakulären Bossfights und motivierenden Sammelreize fort, während ehemalige Schwachpunkte wie die maue Story-Einbindung oder der fehlende Online-Modus konsequent ausgemerzt wurden. Zudem fügen sich die einzelnen Aufgaben nun wesentlich harmonischer in den Spielverlauf ein, während die Welt endlich auch über die Grenzen Konohas hinaus erkundet werden kann. Allerdings zahlt man für die Größe auch einen Preis: Die Erkundung fällt wesentlich eindimensionaler aus als im Vorgänger. Konnte man früher noch jede Gasse durchsuchen, Türen aufbrechen, Druckplatten beschweren oder mit Sprinteinlagen, Wandläufen, Seilschwüngen und Naruto-Kanone akrobatisch über die Dächer turnen, läuft man jetzt quasi nur noch auf vorgegebenen Pfaden von A nach B und sammelt im Vorbeigehen haufenweise Synthesematerialien ein. Beide Ansätze haben ihre Vorteile, aber hätte man nicht beide miteinander vereinen können? Auch die flimmernden Konturen und zehrenden Ladeunterbrechungen hätten man sicher besser reduzieren, die spaßigen Online-Duelle noch reibungsloser gestalten können. Aber das sind letztendlich Kleinigkeiten, die angesichts der überzeugenden Qualität in den Hintergrund rücken. Vor allem der im Zentrum stehende Story-Modus macht seinem Namen endlich alle Ehre und beeindruckt mit ansehnlichem Umfang, packender Dramaturgie und grandioser Inszenierung, die der Anime-Vorlage in nichts nachsteht. Für mich ganz klar das beste bisher veröffentlichte Naruto-Abenteuer, das sich kein Fan entgehen lassen sollte!

Pro

neuer Online-Modus...
gelungener Anime-Look...
große, zusammenhängende Spielwelt...
spektakuläre Bossfights
eindrucksvoll inszenierte Story
üppige Sammel- & Nebenaufgaben

Kontra

...der allerdings von nervigen Lags geplagt wird
...der aber unschönes Konturenflimmern aufweist
...deren Erkundung jedoch sehr eindimensional ausfällt

Wertung

360

Xbox-Besitzer freuen sich auf einen Naruto in Toppform, der trotz einiger Kritikpunkte alle bisherigen Auftritte in den Schatten stellt.

PlayStation3

Packende Fortsetzung, die zwar nicht alles besser macht, aber unterm Strich das bisher beste Naruto-Abenteuer überhaupt liefert.

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