Lego Star Wars 3: The Clone Wars04.04.2011, Paul Kautz
Lego Star Wars 3: The Clone Wars

Im Test:

Schon wieder Lego Star Wars? Wurden nicht mittlerweile wirklich alle Filme zur Genüge durchgekaut? Nein, wurden sie nicht, denn da gibt es ja noch die höchst erfolgreichen Cartoon-Abenteuer »The Clone Wars«. Neues Szenario, neues Glück?

Brandneue Klotzwelten

Etwas, das man einem Star Wars-Spiel noch nie vorwerfen konnte: Dass es schlecht klingt. Auch Lego Star Wars 3: The Clone Wars (ab 1,39€ bei kaufen) (TCW) wird von einer exquisiten Mischung aus John Williams' klassischen Stücken sowie guten neuen Klängen begleitet. Wie es sich gehört, krachen die Effekte sehr gut in 5.1 und die Sprachausgabe ist& nun, wie immer keine Sprachausgabe, sondern fröhliches Gemurmel und Gebrabbel der Figuren. Die Lego-Helden sehen mittlerweile übrigens besser aus denn je. Okay, vielleicht nicht auf Wii, aber auf PC, 360 und PS3 eröffnen sich dem Serienkenner deutlich verfeinerte Grafikwelten: Die Männchen verfügen über mehr Details, haben eine ausgeprägtere Mimik und glänzen auf eine schönere Plastik-Art.

Auch die Levels verabschieden sich zu einem großen Teil vom reinen Lego-Look der Vorgänger und präsentieren sich überaus stimmungsvoll - in Lego Star Wars 3: The Clone Wars (TCW) wird viel mit Dunkelheit, Schatten und beweglichen Lichtquellen gearbeitet, es gibt zudem sehr gute Vorder- und Tiefenunschärfen. Kurz gesagt, und man entschuldige mir bitte das vorhersehbare Wortspiel: Da haben die Entwickler mal so richtig rangeklotzt!

Legos ex Machina

Je nachdem, welches Lego-Spiel man in den letzten sechs Jahren in der Hand hatte, war es ein bisschen anders: Star Wars und Batman gingen mehr in Richtung Action, Indiana Jones und Harry Potter waren in knoblerischer Mission unterwegs. TCW gehört zur ersten Gruppe: Allein die brandneuen Massenschlachten, in denen mehrere Dutzend Klonkrieger gleichzeitig auf dem Bildschirm herumwuseln, sind dafür ein deutliches Zeichen.

Das neue Pseudo-RTS-Element ist spielerisch ziemlich nutzlos und wird in der Kampagne reichlich überstrapaziert.
Aber gleichzeitig erweitert es die Reihe um ein inhaltliches Element, das genau  wie sein Pendant aus Brütal Legend die Fangemeinde spalten dürfte: Basenbau und -eroberung! Nein, das hier ist nicht Lego Command & Conquer, aber es geht in die Richtung.

In manchen Missionen schweigt das Laserschwert, und Aufgabe des Spielers ist es, alle roten (also vom Feind besetzten) Punkte einzunehmen. Man muss nur alle im roten Kreis befindlichen Gegner-Gebäude zerstören, schon gehört einem das Gebiet. Das Problem: Man kann die nicht einfach kaputt kloppen, jedenfalls nicht alle. Manche sind nämlich mit einem Schutzschild gesichert, andere glänzen silbern oder gülden - da braucht es spezielle Waffen oder Truppen. Um die zu produzieren, errichtet man in einem eroberten Gebiet bestimmte Gebäude; je mehr Feindesland man erobert hat, desto mehr darf man selbst errichten. Mit dem Bau ist es aber noch nicht getan, denn man muss die Eroberung selbst leiten: Man wählt Kanonenziele aus oder leitet als Commander die Truppen ins Schlachtfeld.

Die Stunde der Bauherren

Das wäre aufgrund der simplen Struktur prinzipiell eine Bereicherung, wenn es nicht an heftigen Problemen leiden würde. Z.B. darf man immer nur ein Gebäude eines Typs errichten. Benötigt man also Raketenwerfertruppen, um goldene Kanonen auszuschalten, kann man sie nur an einer Stelle bauen. Da sich das Schlachtfeld tendenziell immer nach hinten schiebt und die Truppen leicht kaputt gehen, muss man als Commander also ständig hin und her rennen, um Nachschub zu holen. Oder man reißt das Gebäude ab und errichtet es an anderer Stelle dauernd neu - auch keine optimale Lösung. Außerdem leiden die Truppen unter KI-Schluckauf: So ist es mir im Test ein paar Mal passiert, dass sie einfach aufgehört haben auf ein klar definiertes Ziel zu schießen, und sich lieber einem neuen (sogar einmal per Schutzschild gesicherten, also nicht verwundbaren) zuwandten. Das lässt sich zwar manuell korrigieren, aber trotzdem: Was soll das?       __NEWCOL__

Ein zweiter Spieler darf wie üblich jederzeit ein- und aussteigen. Leider wie (fast) immer nur lokal und nicht online.
Die Stragtegie wäre kein Problem, wenn sie als nette Idee einfach in einer Mission vorkäme. Aber zum einen bestimmt es den Geschichten-Zweig um Count Dooku, nimmt darin schon genau so Überhand wie in Brütal Legend. Zum anderen ist dieses Pseudo-RTS die einzige Alternative zur Kampagne: Im »Republik-Übergriff« muss man nach dieser Vorgehensweise Planeten für die Republik oder die Separatisten erobern. Und im »Arcade-Modus« balgen sich zwei Spieler darum, wer dem anderen zuerst das Basisgebäude kaputt macht.

Gut im Bilde

Von dieser zweifelhaften Idee abgesehen bleibt Traveller's Tales seinen Wurzeln treu: Da wäre der legendäre Lego-Humor, der in den toll inszenierten Zwischensequenzen teilweise wunderbar albern rüberkommt - mal machen sich Anakin und ein Klonsoldat über das Konzept »Frau am Steuer« lustig, mal muss man per Machtnutzung den Müll rausbringen, mal entfaltet sich aufgrund von Jedi-Gefuchtel eine Kaffeemaschine. Und natürlich ist das Durchspielen der Kampagne wie üblich nur der halbe Spaß: Bestimmte  Bereiche der Raumschiffe (die als Hub dienen) lassen sich erst mit einer Mindestzahl an goldenen Steinen öffnen; diese (sowie rote Klötze, Minikits oder massenhaft Star Wars-Figuren) zu finden ist ebenso Ehrensache für den Fan wie wahnwitziger Zeitfresser. Allein, dass es abhängig vom Sternensystem, in dem 

Technisch hat man erheblich rangeklotzt: Gerade in Sachen Licht- und Schattennutzung geht The Clone Wars neue Wege.
man sich befindet, unterschiedliche Raumschlachten zu kämpfen gibt, zeugt von der Liebe zum Detail. Und natürlich präsentieren auch die Missionen selbst beim ersten Durchspielen nur einen Bruchteil ihres Potenzials. Erst beim zweiten, dritten oder vierten Versuch im Freien Spiel, wenn man ein vielseitig einsetzbares Team dabei hat, entlockt man den Levels all ihre Geheimnisse. Wie gewohnt dürfen das zwei Spieler gleichzeitig machen: Der Freund kann jederzeit ein- und aussteigen, leider nur lokal. Allerdings ist der Splitscreen gewohnt vorbildlich - abhängig davon, wo sich die beiden Figuren befinden, passt sich der Bildschirmausschnitt dynamisch an. Ein ähnlicher Effekt wird auch im normalen Solospiel verwendet: Gelegentlich sind die Figuren räumlich getrennt. Schaltet man zwischen ihnen hin und her, schält sich der Bildschirm beeindruckend herum.

Die Struktur ist dieses Mal nicht linear: Es gibt drei Hauptstränge (Count Dooku, General Grievous, Asajj Ventress), zwischen deren Missionen man beliebig wechseln kann - lediglich innerhalb der Stränge muss man eine Reihenfolge einhalten. Die Geschichte folgt ich erster Linie den Geschehnissen der beiden ersten Clone Wars-Staffeln sowie des Films, allerdings gibt es auch Überschneidungen mit Star Wars Episode 2: Angriff der Klonkrieger. In unregelmäßigen Abständen liefert man sich Bosskämpfe: Ein paar Mal zu oft gegen General Grievous, aber auch teilweise sehr coole - wie z.B. eine sehr »Aliens«-kompatible Begegnung.

Gut mobilisierte Jedi

Das schont den Jedifuß: Man ist sehr oft in Vehikeln unterwegs, deren Steuerung im Vergleich zu den Vorgängerspielen spürbar verbessert wurde.
 Serientypisch ist man sehr oft nicht auf Klotzfüßen, sondern am Steuer eines von sehr vielen Vehikeln unterwegs - u.a. tummelt man sich in diversen Raumschiffen, vom kleinen Flitzer bis zum schwer bewaffneten Schlachtschiff, auf außerirdischen Rhinozerossen, dicken Panzern, Walker-Varianten, Eiswagen, Motorrädern oder Stapfrobotern. Einige Missionen finden zum Teil in den Weiten des Weltalls statt, in denen man sich heiße Laser- und Torpedo-Schlachten liefert. Die dieses Mal weitaus lockerer von der Hand gehen als von der Serie gewohnt - die Vehikelsteuerung wurde dankbarerweise deutlich verbessert. Wie beim letzten Indy oder Harry Potter kann man auch hier das Fadenkreuz bei gedrückter Angriffstaste direkt steuern und so z.B. mehrere Ziele auf einmal mit der gut säbelnden Seite der Macht bekannt machen.

Technisch nehmen sich die Fassungen für PC, 360 und PS3 fast gar nichts: Auf dem PC gibt es optionales Anti-Aliasing, bessere Tiefenunschärfe und Motion Blur (der in der deutschen Fassung immer noch sehr waghalsig »Unklare Bewegung« heißt), ansonsten ist das Gezeigte identisch. Auf der Wii muss man in Sachen Auflösung, Texturdetails und Effekte natürlich drei Schritte zurückgehen, inhaltlich geht allerdings auch diese Fassung keine Kompromisse ein.

  

Fazit

Ich bin wirklich erstaunt, wie viel Verbesserungspotenzial Traveller's Tales aus der mittlerweile doch recht vorhersehbaren Lego-Reihe herausgekitzelt hat: Lange kritisierte Nervstücke wie die Vehikel-Steuerung flutschen jetzt einfach so, die Massenschlachten sehen saucool aus, die Szenen-Parodien sind zum Teil grandios - und die Grafik ist besser als je zuvor! Außerdem ist die Kampagne wieder mal bemerkenswert umfangreich geraten; wenn man die in gut zwölf Stunden durchrast, hat man gerade mal die Hälfte des Spiels gesehen. Allerdings war die dunkle Seite in den Entwicklern ebenso stark wie die helle: Da wären Sachen wie die abermalige Abwesenheit eines Online-Modus' (der Splitscreen-Koop ist wieder mal vorbildlich), die neue Truppenkontrolle ist unnötig fummelig und von KI-Aussetzern geplagt. Aber am nervigsten finde ich den neuen Basenbau: Dieses Pseudo-RTS hat mir schon Brütal Legend kaputt gemacht - damals konnte das außer Tim Schafer und Michael Krosta doch keiner wirklich leiden, oder? Da wie hier wirkt es ebenso deplatziert wie überstrapaziert - und hier zieht es auch gleich noch den Arcade-Modus mit runter. Nichts gegen Innovationen in bewährten Spieleserien, aber manchmal schießen Entwickler mit ihren Ambitionen deutlich über das Ziel hinaus. Von diesem Malus abgesehen bietet The Clone Wars Lego-Spaß auf gewohnt hohem Niveau. Aber mich ärgert dieser unnötige dunkle Fleck sehr.

Pro

toller Humor
cool (und teilweise sehr albern) inszenierte Zwischensequenzen
sehr gute Grafik
einfache Steuerung
vorbildlicher Koop-Modus
sehr abwechslungsreiches Missionsdesign
exzellenter Soundtrack

Kontra

teilweise übertrieben viel Basenbau
gelegentlich unübersichtliche Kameraführung
fummelige Truppenkontrolle
uninteressanter Arcade-Modus

Wertung

360

Ein feiner Actionspaß für Groß und Klein - der sich allerdings mit einigen schwachen Ideen selbst im Weg steht.

Wii

Ein feiner Actionspaß für Groß und Klein - der sich allerdings mit einigen schwachen Ideen selbst im Weg steht.

PC

Ein feiner Actionspaß für Groß und Klein - der sich allerdings mit einigen schwachen Ideen selbst im Weg steht.

PlayStation3

Ein feiner Actionspaß für Groß und Klein - der sich allerdings mit einigen schwachen Ideen selbst im Weg steht.

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