Batman: The Brave and the Bold - Das Videospiel22.09.2010, Jens Bischoff
Batman: The Brave and the Bold - Das Videospiel

Im Test:

Spätestens seit Batman: Arkham Asylum genießt der dunkle Ritter auch im Videospielbereich einen guten Ruf. Bis zum Erscheinen des Nachfolgers ist es aber noch eine ganze Weile hin. Vielleicht kann man sich die Wartezeit ja mit Warners Adaption der aktuellen Zeichentrickserie versüßen? Wir haben dem DC-Helden auf Wii und DS auf den Zahn gefühlt.

Ein Spiel, zwei Erfahrungen

Fans der gleichnamigen Zeichentrickserie auf Kabel 1 können zwischen zwei Spielen dazu wählen.

Video: Der alberne Launch-Trailer gewährt auch kurze Einblicke in den Koop- & Link-Modus.Zwar sind beide Adaptionen als klassische Jump'n'Fights angelegt und stammen vom selben Entwickler, bieten aber dennoch sehr unterschiedliche Erlebnisse. Während der Wii-Batman in erster Linie auf handfeste Prügelaction mit starrer Rollenverteilung setzt, stehen bei seinem DS-Bruder hingegen dynamische Charakterwechsel und Hindernisbewältigung im Vordergrund. Level- und Bossfight-Design wirken auf dem Handheld jedenfalls deutlich interessanter, der Spielverlauf spürbar abwechslungsreicher.

Wo Bats und Co auf Konsole einfach nur Massen an Gegner vermöbeln und weitestgehend simple Sprungeinlagen meistern, müssen DS-Spieler immer wieder die Rollen wechseln und individuelle Fertigkeiten einsetzen, um vorwärts zu kommen: Green Arrow kann z. B. mit seinen Pfeilen künstliche Stufen bilden, Red Tornado mit Windstößen Lavasäulen erstarren lassen oder Plastic Man mit seinen Gummigliedmaßen hohe Hindernisse überwinden und schwer zugängliche Schalter betätigen. Batmans Gefährten sind zwar wie in der Konsolenfassung für jeden Abschnitt vorgegeben, der Spielverlauf durch das aktive Wechselspiel aber wesentlich dynamischer. Während man sich auf der Wii vor jedem Abschnitt für eine von zwei Rollen entscheiden muss, können DS-Spieler jederzeit zwischen Batman und seinem aktuellen Begleiter hin und her springen und die jeweiligen Vorteile nutzen.

Kooperative Prügelorgie

Bei Kampfhandlungen haben hingegen Konsolenspieler die Nase vorn, da Batman & Co hier wesentlich mehr Aktionen beherrschen und sich jederzeit auch ein zweiter Spieler ins Geschehen einklinken kann, um kooperativ auf Schurkenjagd zu gehen - auch wenn die Kameraführung zu zweit nicht immer optimal ist.

In der Wii-Version steht stylische, aber unkomplizierte Prügel-Action klar im Vordergrund. Dank diverser Partner und Gadgets darf aber auch geballert werden - und das auf Wunsch sogar zu zweit.
Verbindet man Wii und DS via WiFi, kann man sogar zu dritt aktiv werden, wobei der DS-Spieler lediglich die Kontrolle über Bat-Mite übernimmt, dessen Eingriffsmöglichkeiten recht begrenzt sind: Man fliegt unverwundbar per Touchscreen durch die Gegend und kann mit dem Steuerkreuz alle paar Sekunden Energie-Auffrischungen auf seine Mitspieler sowie schwere Gewichte oder Zeitbomben auf deren Gegner werfen und nebenbei Münzen aufsammeln.

Wii Spieler können in die DS-Version hingegen nicht aktiv eingreifen. Einen Bat-Mite-Modus gibt es aber auch auf dem Handheld. Wer diesen aktiviert, wird dauerhaft unverwundbar und erhält zusätzliche Sprungplattformen, um problemlos jedes Hindernis zu bewältigen. Eine Art God-Modus also, der jedoch selbst Anfängern das Leben so leicht macht, dass nahezu jeglicher Spaß flöten geht. Der Schwierigkeitsgrad ist aber auch ohne diese Über-Hilfe eher harmlos. Wii-Spieler brauchen sich sogar fast überhaupt keine Gedanken über den Tod ihres Helden zu machen, da dieser nach seinem Exitus direkt an Ort und Stelle wiederbelebt wird.         

Story oder Herausforderung

Für gelangweilte Spieler gibt es zwar auch einen Herausforderungsmodus, der besteht auf der Konsole aber lediglich aus einem mehrstufigen, nach Ende verfügbaren Überlebenskampf gegen immer neue Angreiferwellen, die es unter Zeitdruck zu eliminieren gilt - und selbst hier kann man beliebig oft den Löffel abgeben, so lange man nur das Zeitlimit einhält.

Die DS-Adaption punktet vor allem durch gelungenes Level- und Bosskampfdesign.
Handheld-Spieler haben es da schon besser und können aus über 20 maßgeschneiderten Herausforderungen wählen, die es teilweise wirklich in sich haben. Dafür ist aber wiederum der eigentliche Story-Modus nur halb so lang wie das zudem wesentlich aufwändiger und humorvoller inszenierte Wii-Pendant, für das sogar hochrangige deutsche Synchronsprecher verpflichtet werden konnten. Zwar gibt es auch auf dem DS ein paar Brocken deutsche Sprachausgabe, aber die Charaktere bleiben völlig blass, die Dialoge witz- und die Story belanglos.

Auf der Wii plappern die Figuren hingegen auch während des Spielgeschehens ständig vor sich hin, verhöhnen ihre Gegner und sorgen mit selbstironischen Seitenhieben für breites Grinsen. Klar, dass der DS hier allein schon technisch bedingt nicht mithalten kann, aber selbst den in Bild- und Textform präsentierten Handlungsfetzen mangelt es auffällig an Witz und Charme, so dass die Atmosphäre spürbar leidet. Was man beiden Umsetzungen jedoch ankreiden muss, ist der ungemein knapp bemessene Umfang und geringe Wiederspielwert. Zwar gibt es ein paar, teils erst nach Spielende zugängliche Bonusräume (Wii) bzw. versteckte Sammelobjekte (DS), aber trotz der Möglichkeit einzelne Abschnitte gezielt zu wiederholen (auf dem DS kann man sogar schon zu Beginn jeden Level bis auf das Finale direkt anwählen) ist dieses Angebot weitestgehend witzlos, da mit keinerlei praktischem Nutzen verbunden.

Vielschichtiges Waffenarsenal

Was hingegen Spaß macht, ist das Aufrüsten und Einsetzen diverser Gadgets, wie den Batarang, das Gürtelschwert oder Blendgranaten, die man sich im Spielverlauf aneignet. Vor allem in der Konsolenfassung, wo man auch die Gerätschaften von Bats Begleitern stufenweise verbessern kann, ist das Angebot sehr üppig. DS-Spieler können hingegen nur Batmans Ausrüstung aufmotzen, dafür aber auf insgesamt mehr Partner zurückgreifen, die zudem individuellere Fähigkeiten besitzen. Nicht fehlen darf natürlich Batmans Greifhaken, mit dem der dunkle Ritter auf beiden Plattformen elegant durch die Levels turnt. Ansonsten wird gehüpft, gegleitet, geprügelt, geblockt und ausgewichen.

Die Steuerung ist jeweils sehr handlich und macht clever Gebrauch von systemspezifischen Eigenheiten wie Touchscreen oder Bewegungssensoren, ohne diese überzustrapazieren. Nett gemacht sind dabei die Bildschirm füllenden Spezialangriffe, bei denen Konsolenspieler einen vorher festgelegten Ersatzhelden beschwören, während Handheld-Besitzer zu fulminanten Teamattacken ansetzen. Auch sonst kann sich der zweidimensionale Cartoon-Look mit seinen geschmeidigen Animationen, prallaxen Hintergründen und liebevollen Details wahrlich sehen lassen. Durch die Eingabe spezieller Codes kann man sogar alternative Outfits sowie zusätzliche Begleiter (Wii) oder Herausforderungen (DS) freischalten. Länger als einen Tag wird man sich zwar mit Batmans Nintendo-Abenteuern nicht beschäftigen, aber die kurze Zeit, die man es tut, werden Fans nicht bereuen.       

Fazit

The Brave and the Bold bietet sowohl auf Konsole als auch Handheld kurzweilige Jump'n'Fight-Action in schmuckem Cartoon-Look. Während die Wii-Version mit facettenreicherer Prügelkost und Koop-Modus punktet, glänzt die DS-Fassung mit abwechslungsreicherem Leveldesign und interessanteren Bossfights. Konsolenspieler freuen sich zudem über eine witzige, teils selbstironische Inszenierung mit hochwertiger deutscher Sprachausgabe. Die DS-Helden beherrschen zwar auch ein paar Brocken Deutsch, bleiben erzählerisch aber völlig blass und belanglos. Beim Umfang lassen wiederum beide arg zu wünschen übrig: Nach ein paar Stunden hat man quasi alles gesehen, wobei der Story-Vorhang auf dem DS deutlich früher fällt, Handheld-Spieler aber wesentlich mehr Bonus-Herausforderungen serviert bekommen. Das Sammeln, Aufrüsten und Einsetzen diverser Gadgets weiß hingegen in beiden Versionen zu gefallen, wobei Wii-Spieler mehr solcher Tools, DS-Spieler hingegen mehr spielbare Charaktere zur Auswahl haben. Unterm Strich hatte ich mit beiden Umsetzungen in etwa gleich viel Spaß. Wer sein Geschick vorwiegend im Kampf unter Beweis stellen und auch gern mal mit einem Freund losziehen möchte, sollte zum Wii-Batman greifen. Wer hingegen lieber solo durch abwechslungsreiche 2D-Welten turnt, sollte sich den DS-Batman zulegen.

Pro

aufrüstbare Gadgets
handliche Jump'n'Fight-Action
kurzweiliger Koop-Modus (Wii)
individuelle Charakterfähigkeiten
fordernder Challenge-Modus (DS)

Kontra

öde Story & Dialoge (DS)
eintöniges Leveldesign (Wii)
bescheidener Umfang & Wiederspielwert

Wertung

NDS

Der DS-Batman überrascht mit dynamsichen Charakterwechseln und gelungenem Leveldesign, schwächelt allerdings bei Umfang und Präsentation.

Wii

Kurzweilige Prügel-Action im Stil der Cartoon-Vorlage - kooperativ spielbar, witzig inszeniert, aber auch kinderleicht und schnell vorbei.

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