Monster Jam: Pfad der Zerstörung08.04.2011, Michael Krosta
Monster Jam: Pfad der Zerstörung

Im Test:

Einmal in einem Monster Truck sitzen und alles platt fahren, was mir vor die riesigen Räder kommt - na, das klingt doch nach einem herrlich destruktiven Spaß, oder?! Doch so schön es auch manchmal ist, die Zerstörungswut der Kolosse ein paar Minuten am TV oder auf Youtube zu bewundern: Als Spiel wollen die XXL-Raser nicht die große Begeisterung entfachen - zumindest, wenn es sich dabei um Monster Jam aus dem Hause Activision handelt...

Spielplatz der Zerstörung

In der Karriere bekommt man einen kleinen Vorgeschmack auf das, was einen hinter dem Steuer einer Monster Trucks erwartet: In verschiedenen Arenen plättet man Objekte wie Autowracks, fackelt an Rampen ein Trick-Repertoire vom Wheelie bis zum Überschlag ab, liefert sich Rennen gegen gerade mal drei Kontrahenten oder sammelt beim Zeitfahren Symbole für einen Bonus ein. Kurze Knockout-Wettbewerbe stehen neben Team-Rennen ebenfalls auf dem Plan. Grundsätzlich hört sich das alles solide an - vor allem die Zerstörungsorgien sind in den ersten Minuten unterhaltsam, da quasi nichts vor den gigantischen Reifen der motorisierten Monster sicher ist. Die Freestyle-Events haben auf dem Papier ebenfalls einiges zu bieten, denn neben diversen Wheelies sorgen auch Stoppies. Donuts, Pogos und weitere Tricks wie Cyclones oder der rettende "Big Save" neben zerstörten Hindernissen sowie die "Air-Time" für ein Anwachsen des Punkte-Kontos. Mit der Zeit schaltet man in den USA weitere Schauplätze und Veranstaltungen frei - gleichzeitig arbeitet man sich in der Rangliste nach oben.

Mein eigener Monster-Truck

Anlaufstelle Nummer Eins ist jedoch der Digger's Dungeon: Hier kann man sich nicht nur auf einer Teststrecke austoben und all die (lizenzierten) Boliden ausprobieren, sondern sich auch einen eigenen Truck zusammenstellen. Hat man sich für ein Grundmodell entschieden, kann man verschiedene Teile von der Karosserie bis zur Felge lackieren und auch freigeschaltbare Objekte wie Hörner oder Aufkleber platzieren. Es sieht schon reichlich bekloppt aus, wenn man sich in einem Wagen mit heraushängender Zunge am Kühlergrill, Hundeschwanz und Schlappohren an beiden Türen den Herausforderungen stellt. Bei den inneren Werten unterscheiden sich die Trucks in Sachen Kraft, Handling, Härte, Nitro und Aufhängung. Vor jeder Veranstaltung bekommt man die Wahl zwischen drei vorgefertigten Setups: Die Einstellung "Vollgas" dürfte selbsterklärend sein; beim "Kolbenknaller" wird dagegen verstärkt Wert auf eine gute Beschleunigung gelegt, während sich "Publikumsliebling" vornehmlich für den Freestyle-Einsatz eignet und das Vehikel bei Sprüngen in ungeahnte Höhen katapultiert.

Technischer Totalschaden

Ja, selbst bis hierher liest sich Monster Jam noch wie ein durchaus solider Destruction Derby-Verschnitt - bis zu dem Zeitpunkt, in dem man das Spiel in Aktion erlebt. Man muss den Entwicklern fast schon dazu gratulieren, dass sie es trotz der kargen und schwach texturierten Kulissen schaffen, die Framerate auf der PS3 so dermaßen in den Keller zu jagen - und das alles noch mit einem hässlichen Tearing, Pop-ups sowie Grafikfehlern (Flackertexturen, fehlende Kollisionsabfrage) zu garnieren. Unglaublich: Die Wii-Version bietet zwar systembedingt noch weniger Details, läuft dafür aber auch deutlich runder als die HD-Version. Bei der Steuerung hat die Kombination aus Nunchuk und Remote ebenfalls den Reifen vor dem DualShock: Während man die PS-Monster an der Nintendo-Konsole halbwegs gut im Griff hat, ist eine präzise Kontrolle bei dieser extrem schwammigen Lenkung an der PS3 kaum möglich. Schaltet man auf die Bewegungssteuerung um - sowohl Sixaxis als auch die Sensoren der Remote werden alternativ unterstützt - wird das Debakel dadurch nicht besser. Den Vogel schießt allerdings das Plastiklenkrad ab, in die man beide Controller klemmen kann. Auf der Wii gehört diese Art von billigem Ramsch ja leider schon länger dazu, aber dass Activision jetzt auch noch die PS3 mit dieser Art von überflüssiger Peripherie beschmutzt, ist kaum zu ertragen - zumal sich vor allem die Schultertasten am Dualshock im Zusammenspiel mit dem lächerlichen Plastikaufsatz nicht mehr optimal erreichen lassen. Zum Glück kann man wenigstens

Stunts und Zerstörungen sind genau das, was man dem Publikum bieten sollte.
einstellen, dass sich beide Achsen auch zusammen lenken lassen - wer mehr "Realismus" bei dem arcadigen Spielablauf haben will, kann auf Wunsch auch Vorder- und Hinterräder getrennt steuern.

Harter K(r)ampf

Dass es bei Positionskämpfen zwischen den Monster Trucks durchaus ruppig zugehen kann, ist verständlich. Allerdings übertreiben es die KI-Schergen schon auf der mittleren der drei Schwierigkeitsstufen etwas mit ihren Rempel- und Schubseinlagen, die einem schnell das ganze Rennen versauen können, weil sich die Fahrzeuge ineinander verkeilen. Die Sache ist nämlich die: Während das Feld durch einen Gummiband-Effekt in der Regel schön nah beisammen gehalten wird, setzt sich der Führende meist uneinholbar ab, wenn man sich nicht innerhalb der ersten paar hundert Meter an die Spitze setzt und im Idealfall dort bleibt. Das Schadensmodell, das sich in eiernden Rädern und abfallenden Teilen bemerkbar macht, ist leider nur optischer Natur - Auswirkungen auf die simple Fahrphysik gibt es nicht.

Ruckelorgie

Weniger Frust bereiten theoretisch die Splitscreen-Rennen, in denen man die störenden KI-Fahrer optional aktivieren kann. Das Problem ist nur, dass die Duelle am geteilten Bildschirm zumindest an der PS3 nahezu unspielbar sind, da sich die Bildrate auf dem Niveau einer Diashow befindet - grottiger geht es kaum. Da ist es fast schon ein Segen, dass an einen Onlinemodus erst gar nicht gedacht wurde. Qualitativ hätte man dabei vermutlich eh nichts mehr rausreißen können. 

Fazit

Es ist ja mittlerweile bekannt, dass Activision ein Faible für spezielle Hardware mitbringt. Wobei der fatale Skateboard-Controller für die jüngsten Tony Hawk-Spiele den bisherigen Tiefpunkt markiert, der jetzt eigentlich nur noch von dem Plastikmüll unterboten wird, der den Wii- und PS3-Versionen von Monster Jam als Lenkrad-Verschnitt beiliegt. Um es kurz zu machen: Die Qualität der völlig überflüssigen Peripherie spiegelt in etwa auch die des Spiels wider. Vor allem an der PS3 sind die Ausflüge mit den Monster Trucks eine technische Katastrophe, auch wenn die Zerstörungsorgie für etwa fünf Minuten durchaus ihre Reize entfaltet. Viel länger hält man es auch nicht in den Wii-Stadien aus, doch schlägt sich der Titel hier dank höherer Bildrate und präziserer Steuerung tatsächlich besser.

Pro

schöne Auswahl an (z.T. verrückten) & lizenzierten Monster Trucks
viel Zerstörung
diverse Spielmodi (Rennen, Freestyle etc.)
Splitscreen...
optisches Schadensmodell...

Kontra

extrem schwammige Steuerung (PS3)
Ruckelgrafik (vornehmlich PS3)
nur drei KI-Gegner
...der nahezu unspielbar ist
...ohne spielerische Auswirkungen
fieser Gummiband-Effekt
seltsame Kollisionsabfrage
unfaire Gegner
kein Onlinemodus

Wertung

Wii

Technisch der PS3 überlegen, inhaltlich aber genauso zum Gähnen.

PlayStation3

Schrottreif.

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