Die Legende der Wächter05.11.2010, Jens Bischoff
Die Legende der Wächter

Im Test:

Wer nach dem Kinobesuch von Die Legende der Wächter (ab 33,99€ bei kaufen) Lust bekommen hat, selbst einmal als Eule durch die Lüfte zu segeln und sich mit Fledermäusen, Krähen oder anderen Himmelsstürmern tierische Dogfights zu liefern, bekommt im gleichnamigen Spiel Gelegenheit dazu. Wir verraten, ob sich die Investition lohnt.

Wie im Kino?

Das Spiel folgt grob den Ereignissen der Filmvorlage, die Story wird aber nicht durch Originalaufnahmen oder entsprechende Sequenzen, sondern anhand spärlicher Tuschebilder erzählt, was trotz guter und durchgehender deutscher Vertonung reichlich unspektakulär wirkt.

Video: Das Eulenabenteuer hat durchaus seine Reize, ist insgesamt aber zu kurz und monoton.Ansonsten werden bestimmte Ereignisse gelegentlich auch vor Ort in Spielgrafik serviert. Vor allem auf den HD-Konsolen wirken Schauplätze und Figuren recht ansehnlich. Auch die Animationen wissen zu gefallen. Wii-Besitzer müssen hingegen mit teils deutlich abgespeckten Texturen und Modellen Vorlieb nehmen und auch bei Effekten und Bildrate (Slowdowns) Abstriche machen. Wer wie im Film stereoskopisches 3D-Grafik erwartet hat, schaut aber auch auf PS3 und 360 in die Röhre.

Bevor man mit Eulenwaise Shard und den Wächtern gegen die Reinen in die Schlacht um Ga'Hoole zieht, muss man sich für eine von vier Eulengattungen entscheiden: Als Fleckenkauz ist Shard besonders schnell, als Schleiereule sehr robust, als Bartkauz ungemein stark und als Uhu relativ ausgeglichen. Später kann man sich mit gesammelten Münzen auch noch verschiedene Flugpanzer überstülpen, die Angriffs- und Abwehrkraft stärken sowie einen Bonus auf Gesundheitsregeneration, Temposchub und fliegerisches Können gewähren.

Ab in die Lüfte

Die allgemeine Flugsteuerung ist recht simpel und handlich: Via Analogstick (PS3 & 360) bzw. durch Neigen der quer zu haltenden Remote (Wii) bestimmt man die Flugrichtung, während man mit den unteren Schultertasten (PS3 & 360) bzw. den B- und 2-Tasten beschleunigt oder abbremst. Spezielle Manöver wie Fassrollen, Korkenzieher oder Backflips, die man im Spielverlauf schrittweise freischaltet, kosten hingegen Energie, die man durch erfolgreiche Kämpfe oder Sturzflüge erst aufladen muss. Die Aktivierung erfolgt auf den HD-Konsolen durch Antippen des rechten Analogsticks. Wii-Spieler haben's hingegen nicht so einfach und müssen Tasten kombinieren, schnelle Seitwärtsbewegungen ausführen oder ungünstig platzierte Knöpfe wie die kleine Minus-Taste drücken. 

Vor Spielbeginn kann man sich für einen von vier Flattermännern entscheiden. Doch auch wenn die Unterschiede nicht nur optischer Natur sind, hält sich der Wiederspielwert in Grenzen.
Hinzu kommt, dass die Bewegungserkennung schnelles Abdrehen oft falsch interpretiert und eine Fassrolle ausführt. Einen gravierenden Nachteil hat man dadurch zwar nicht, aber insgesamt ist die Steuerung trotz gut gemeinter Bewegungsansätze einfach weniger handlich und präzise.

Auch bei der oft praktischen Zielaufschaltung haben PS3- und 360-Besitzer Vorteile, da gleichzeitiges Anvisieren und Flügelschlagen hier unproblematischer ist. Die entsprechenden Tasten lassen sich nämlich mit unterschiedlichen Fingern betätigen, während Wii-Flieger mit ihrem Daumen gleichzeitig zwei Knöpfe drücken müssen. Schade, dass man alternativ nicht einfach auf Nunchuk oder Controller zurückgreifen kann, auch wenn man sich mit den Einschränkungen irgendwann arrangiert hat. Interessant wäre sicher gewesen, wie sich die PS3-Eulen mit Bewegungssteuerung geschlagen hätten, aber auf optionalen Sixaxis-Support haben die Entwickler genauso verzichtet wie auf Move- oder Kinect-Funktionalität.   __NEWCOL__

Frühe Abnutzungserscheinungen

Das Kämpfen via Steuerkreuz geht dank horizontal zu haltender Remote hingegen genauso gut von der Hand wie auf den großen Konsolen: 

Die Missionen bieten auf Dauer zu wenig Abwechslung. Wii-Spieler müssen zudem teils deutliche Abstriche bei Grafik und Steuerung machen.
Befindet sich ein Gegner in Reichweite, kann man ihn mit Schlag-, Stoß- oder Wurfattacken bearbeiten, die sich bei entsprechendem Timing individuell miteinander verketten lassen, oder ihm einen seiner Flügelmänner auf den Hals schicken, die dann so lange angreifen, bis das Ziel eliminiert ist. Wird man selbst zum Ziel eines Angriffs, kann man diesen durch rechtzeitiges Drücken eingeblendeter Tasten oder geeignete Ausweichmanöver abwehren. Doch obwohl manche Widersacher gegen bestimmte Attacken resistent sind oder über Panzerungen verfügen, die erst aufgebrochen werden müssen, nutzt sich die simple und wenig fordernde Kampfmechanik schnell ab.

Auch die Missionen laufen immer wieder nach denselben Mustern ab: Man verfolgt und eliminiert fliegende Gegner, bombardiert Bodenziele mit glühenden Kohlen oder leistet Geleitschutz für Verbündete. Hin und wieder werden aus Verfolgungsjagden auch mal Beschattungsflüge oder aus Schutzeinsätzen Rettungseinsätze. Auf Dauer mangelt es aber einfach an Abwechslung. Selbst die optionalen Bonusmissionen sind immer dieselben: Entflogene Babyeulen zurück ins Nest bringen, feindliche Katapulte zerstören, Gegnerwellen eliminieren oder möglichst schnell durch Ringe fliegen. Das einzige, das sich dabei ändert, sind Zeitaufwand und Austragungsort.

Viel Platz, wenig Inhalt

Die insgesamt fünf Schauplätze des Spiels sind allerdings sehr weitläufig und können auch frei erkundet werden. Wer sich abseits der Einsätze auf Entdeckungstour begibt, kann nicht nur in aller Ruhe umher fliegen und die ansehnlichen Landschaften genießen, sondern auch Münzen für neue Rüstungssets sammeln oder Ausschau nach versteckten Schriftrollen halten, die verschiedene Grafiken freischalten.

Der anfangs angekündigte Mehrspielermodus hat es leider nicht in die Verkaufsversion geschafft, was aufgrund der kurzen Spieldauer besonders schade ist.
Zudem kann man bereits absolvierte Missionen wiederholen, um bessere Ränge zu erzielen. Wer sämtliche Bonusmissionen eines Areals meistert, erhält sogar ein permanentes Extraleben für seine Mühen. Der Anreiz hält sich aber in Grenzen, da der unveränderbare Schwierigkeitsgrad sehr harmlos ist und auch weniger geübte Spieler in den kurzen Missionen kaum in Bedrängnis bringt.

Lässt man die Bonuseinsätze links liegen, flimmert bereits nach drei, vier Stunden der Abspann über den Bildschirm. Der Wiederspielwert hält sich trotz alternativer Eulengattungen in Grenzen. Was bleibt, ist das quasi nutzlose Sammeln von weiteren Münzen, besseren Rängen und mäßig interessanten Bonusbildchen. Einen Mehrspielermodus, der die Langzeitmotivation sicher eher aufgewertet hätte, sucht man leider vergeblich. So macht sich trotz des leicht reduzierten Preises rasch Ernüchterung oder gar Enttäuschung breit, obwohl die tierische Flug-Action generell eigentlich gar keine schlechte Figur macht und für ein paar Stunden vor allem jüngere Spieler gut zu unterhalten weiß.   

Fazit

Es ist überraschend spaßig als Eule durch die Gegend zu flattern und sich luftige Zweikämpfe zu liefern. Mit der Zeit nutzen sich die immer gleichen Aufgaben und Auseinandersetzungen jedoch spürbar ab und ehe man sich versieht, ist das trotz Animationsvorlage eher notdürftig inszenierte Abenteuer auch schon vorbei. Dank unterschiedlicher Protagonisten, wiederholbarer Missionen, versteckter Sammelobjekte und Bonuseinsätze kann man sich zwar auch über das Spielende hinaus mit dem Titel beschäftigen, die Luft ist aber einfach zu schnell raus. Statt mit weiteren Eulen exakt dieselben Inhalte nochmals zu meistern, Ränge zu verbessern oder belanglose Artworks freizuschalten, hätte ich mir lieber mit anderen Spielern spannende Dogfights, Flugduelle oder andere Wettkämpfe geliefert. Aber einen Mehrspielermodus gibt es genauso wenig wie Sixaxis-Unterstützung auf der PS3 oder Nunchuk- bzw. Controller-Support auf Wii. Gerade Letzteres wäre aber durchaus wünschenswert gewesen, da die Steuerung einzig via Remote teils recht unhandlich und ungenau ist. Auch grafisch hinkt die mitunter von Slowdowns geplagte Wii-Fassung den HD-Versionen deutlich hinterher. Ein paar Stunden wird man dennoch auf allen Plattformen ordentlich unterhalten, für eine Kaufempfehlung mangelt es aber einfach an Umfang und Abwechslung.

Pro

kurzweilige Flug-Action
weiträumige Einsatzgebiete

Kontra

geringer Umfang
billige Story-Sequenzen
immer gleiche Aufgaben & Kämpfe
teils problematische Steuerung (Wii)

Wertung

360

Ansehnliche und handliche Eulenfliegerei, der es in erster Linie an Umfang und Abwechslung mangelt.

Wii

Die tierische Flug-Action macht auch auf Wii kurzzeitig Laune. Bei Grafik und Steuerung muss man allerdings Abstriche machen.

PlayStation3

Ansehnliche und handliche Eulenfliegerei, der es in erster Linie an Umfang und Abwechslung mangelt.

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