Test: Rush'n Attack: Ex-Patriot (Action-Adventure)

von Paul Kautz



Rush'n Attack: Ex-Patriot
Entwickler:
Publisher: Konami
Release:
30.03.2011
29.03.2011
Spielinfo Bilder Videos
Die alten Sidescroller-Helden kommen alle irgendwann wieder: Mega Man und Bionic Commando sind schon lange wieder da, jetzt zeigt der »Green Beret« erneut sein vermummtes Gesicht - das er erstmals vor 26 Jahren in dem Spiel präsentierte, das außerhalb Europas und Japans als »Rush'n Attack« für Begeisterung und Fruststürme sorgte.

Welcome to the Hotel Siberia

Das Messer ist zwar die Waffe der Wahl...
Was Bei Rambo als Entschuldigung für zwei Stunden Dauerfeuer reicht, sollte auch hier als Plot genügen: Ein Elitetrupp US-Badass-Ninjas soll einen gefangenen Kameraden aus einem sibirischen Gefängnis befreien - und landet prompt selbst darin. Kurz darauf klopft aus irgendeinem Grund ein netter Mensch an die Zellentür, macht sie auf und wirft einem ein armlanges Messer hin. Warum er das macht und was die blau leuchtenden Kristalle namens »Ulyssium« mit der ganzen Sache zu tun haben, erfährt man im Verlauf der vier bis fünf Spielstunden aus solide präsentierten Comic-Zwischensequenzen, in denen sich die Figuren allerdings nie zu Wort melden - im Gegensatz zu ihren immer wieder mal Russisch brabbelnden Wächtern.

Wer sich an das 85er Original erinnert, der weiß, dass das Messer die Waffe der Wahl war - und auch heute noch ist. Zwar bekommt man immer wieder mal Gewehre oder Granaten in die Hand, aber Munition dafür ist spärlich. Und unnötig, denn mit dem Messer kriegt man auch den dicksten Gegner ratzfatz um die Ecke. Falls man ihn von hinten erwischt, wohlgemerkt. Denn falls nicht, muss man sich mit dem fummeligsten Kampfsystem seit Barbarian herumschlagen: Theoretisch kann man Kombos anwenden, die im Laufe der Zeit einfach freigeschaltet werden. Praktisch wirkt die Ausführung derselben aufgrund der behäbigen Animationen jedoch rein zufällig; hirnloses Buttonmashen hat sich im Spielalltag als effektiver erwiesen. Gegnerische Angriffe können mit etwas Glück geblockt werden (sie kommen trotzdem sehr oft durch); wer zu viel Lebensenergie verliert, kann diese mit Heilpäckchen wieder auffrischen oder die Leiste durch gut versteckte Ulyssium-Vorräte erweitern. Viel sinnvoller ist jedoch, sich einfach aus dem Staub zu machen: Der feindliche Horizont

...aber wer auf Geschleiche keine Lust hat, darf auch zu knapp munitionierten anderen Waffen greifen. So oder so wird aus Ex-Patriot kein gutes Spiel.
hört etwa fünf Meter vor ihnen auf, was dahinter liegt, existiert nicht - weder der Spieler noch Berge getöteter Kameraden.

Die Rückkehr der Holzrussen

Zwar ist Rush'n Attack: Ex-Patriot (EXP) eine Mischung aus Action und Schleichen, aber Letzterem wird generell der Vorzug gegeben: Man hat die Möglichkeit, sich in dunkle Spalten (die im Boden, an der Decke oder an Wänden sein können) zu verstecken und vorbeischlendernde Gegner von hinten zu erledigen - wenn sie allerdings sehen, wie man sich direkt vor ihnen in ein dunkles Loch verzieht, zerren sie einen raus. Ein großer Teil der Spielzeit geht allerdings für das Finden des richtigen Weges drauf: Das aktuelle Missionsziel wird auf der größer einblendbaren Minikarte angezeigt, der Weg dahin ist allerdings nicht immer offensichtlich - dabei ist EXP allerdings deutlich linearer als z.B. Shadow Complex .

Genau wie dieses basiert auch Konamis Spiel auf aktueller Unreal-Technologie. Die allerdings in untalentierten Händen trotzdem schlecht aussehen kann - wir erinnern uns mit Schaudern an Turning Point: Fall of Liberty . Ganz so schlimm ist EXP nicht, die Levels sind unspektakulär, aber ganz ordentlich aufgebaut. Aber spätestens bei den Figuren ist Schluss mit lustig: Derart grobe Charaktermodelle habe ich seit den Mitt-Neunzigern nicht mehr gesehen - Hilfe! Typisch für die Unreal-Technik werden außerdem Texturen recht spät geladen.
 

FAZIT



Shadow Complex war großartig, Bionic Commando Rearmed toll - und Ex-Patriot wirkt wie der kleine, trottelige Junge, der auch mitspielen möchte, aber ständig über seine eigenen Beine stolpert. Das Spiel ist nicht per se hässlich, aber in seiner Gesamtheit ganz kurz davor - besonders die mit der Kettensäge designten Figuren gehen heutzutage gar nicht mehr. Das Leveldesign wäre gern offen und voller Überraschungen, kommt aber über die »Klettere durch diesen Lüftungsschacht, dann bist du etwas schneller am Ziel«-Idee nicht hinaus. Das Kampfsystem könnte mit der Mischung aus Action und Schleichen interessant sein - aber die dumpfbackigen Gegner nehmen den Gefechten einen Großteil ihres Anspruchs, und der klägliche Rest wird vom fummeligen Kombo-System erfolgreich zunichte gemacht. Sehr schade, denn der grundsätzliche Ansatz ist prima - die letztendliche Ausführung kriegt das ebenfalls auf XBLA erhältliche Retro-Remake des Originals weitaus besser hin.

WERTUNG



Xbox 360

„Schade um die grundsätzlich gute Idee: Ex-Patriot ist in jedem Bereich unterdurchschnittlich.”

Wertung: 56%

PlayStation 3

„Schade um die grundsätzlich gute Idee: Ex-Patriot ist in jedem Bereich unterdurchschnittlich.”

Wertung: 56%



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