K11 - Kommissare im Einsatz07.05.2010, Bodo Naser
K11 - Kommissare im Einsatz

Im Test:

Braucht eine Billigserie wie K11 ein Spiel? Die Versoftungsmaschinerie von ProSiebenSat 1 sagt unbedingt und wirft ein Adventure gleich für PC, Wii und DS auf den Markt. Scheinbar rechnet sich das wie K11 selbst, bei dem man sich auch fragt, wer das täglich anschaut. Wir haben das Elend unter die Lupe genommen.

Vom Billigen das Beste?

Bei deutschsprachigen Krimiserien gibt es eigentlich nur zwei Vertreter - gute und schlechte. Klar, dass es mehr schlechte als gute gibt, aber das ist eigentlich immer so. Zur besseren Fernsehpolizei zählt etwa der neue Polizeiruf 110 aus Rostock,

Wenn dieser Vorspann über den Bildschirm flimmert, schalten echte Krimi-Freunde lieber ab. Alle Bilder stammen übrigens aus der PC-Fassung.
Im Angesicht des Verbrechens von Dominik Graf oder Schnell Ermittelt aus Wien. Wer richtig schlechte Krimis sehen möchte, muss sich nur den Billigmüll geben, der auf den Privatsendern so vor acht Uhr über die Kiste flimmert. Allein die Titel der austauschbaren Serien wie Niedrig und Kuhnt sind ein Witz, ganz zu schweigen von Story, Schauspielern oder Machart. Für solche Filme wurde vermutlich der Begriff "unterirdisch" geprägt.

Eigentlich ist es keine Frage, zu welcher Kategorie K11 gehört. Allerdings tut man bei Sat 1 so, als sei die Serie mit den angeblichen Kommissaren Alexandra Rietz und Michael Naseband noch eine bessere, denn schließlich habe sie Realitätsbezug. Die "Crime-Doku", wie der Sender das Format schimpft, soll echte Polizeiarbeit zeigen, ist aber eigentlich nur die Fälschung von Authentizität. In K11 erfährt man nichts, was man nicht vorher schon wusste. Das Format bringt selbst Polizisten zum Abschalten. Außerdem haben sie kurz von 20 Uhr Besseres zu tun: Rasen sprengen, aufs Klo gehen oder Kinder ins Bett bringen.

Tod eines Busfahrers

Im Spiel alles wie gehabt: Man ist einmal mehr der Neuling bei der Polizei, der sich erst im Team hocharbeiten muss. Das

In dieser atemberaubenden 3D-Ansicht kann man nach Spuren suchen. Sie zu finden, ist allerdings eher Glückssache.  
  geschieht über "learning by doing", da man ins kalte Wasser geworfen wird, auch wenn es ein Tutorial gibt. Das ist eigentlich auch überflüssig, denn der Spielinhalt ist ohne jeden Anspruch. Selbst jemand, der noch nie die TV-Serie gesehen hat, weiß sofort, was zu tun ist. Es ist das, was auch schon der gute Sherlock Holmes tat, als Krimis noch Niveau hatten: Zum Tatort düsen, dort alles Wichtige einsammeln und dann Zeugen befragen. Der ganze Kladderadatsch landet dann in der virtuellen Fallakte, wo man alles durchschauen muss, damit es weitergeht.

Der erste von fünf Fällen ist "mächtig spannend", denn es stirbt ein Busfahrer! Damit nicht genug werden eine tote Ratte, ein Handy und eine Plastiktüte gefunden. War der Mörder etwa ein Punk? Na ja, der absolut langweilige Fall ist jedenfalls nach rund zehn Minuten gelöst und da ist schon die Zeit enthalten, die man braucht, um alle Möglichkeiten beim nervigen Kollegen-Quiz durchzuprobieren. Das Schwierigste daran ist das bloße Auffinden der Spuren, weil die Bedienung umständlich ist. Auf dem DS tut man sich etwas leichter, weil die Sachen größer dargestellt sind - dafür ist das Umherblicken mit dem Stylus im Bus ein Krampf. Wem das zu viel Arbeit ist, der kann sich von seiner Kollegin sagen lassen, was er suchen soll.

Sex and Crime

Hat man alles gefunden, wird's untersucht. Mit obercoolen Erkenntnissen, wie man sie vielleicht nach zu viel CSI erhofft, hat das wenig zu tun. Stattdessen dreht und wendet man die Sachen in einer 3D-Ansicht, um irgendwelche Hinweise zu finden. Dabei entdeckt

Nicht nur Verdächtige werden in die Mangel genommen sondern auch der Spieler, der simple Fragen beantworten muss. Ins Schwitzen kommt man dabei nie. 
man glatt Geld, das blutbesudelt ist. Wie könnte es anders sein in der volkstümlichen Sendung auf Barbara Salesch-Niveau? Noch passender wären allein Spermaspuren, aber die hat man sich diesmal gespart. Vermutlich wird jetzt gleich der einzige Entlastungszeuge reinkommen, um seinen Opa zu beschuldigen. Man gibt jedenfalls eine Probe des Blutes ins Labor, worüber einen der Laborheini prompt informiert. Mit echter Arbeit hat das nichts zu tun, allenfalls bei Fingerabdrücken muss man überhaupt tätig werden. Man vergleicht sie zwar, was aber auch jemand hinbekommt, der nur am Rande weiß, was Fingerabdrücke überhaupt sind.

Danach befragt einen die Kollegin mit dem tiefen Ausschnitt, ob man alles verstanden hat. Das ist wie alle Dialoge im Spiel weder schwer noch gut gemacht. Man muss immer alle Themen abklappern, so dass die Gespräche auch nicht wirklich interaktiv sind. Wer darüber hinaus denkt, dass mit der was laufen könnte, hat erstens noch nie K11 gesehen und überschätzt zweitens die Möglichkeiten des spröden Adventures von Sproing Interactive, denn alles, was privat und damit interessant wäre, bleibt außen vor. Man erfährt also nichts über sie, was man nicht schon aus der Serie wüsste. So bleiben die Kollegen Abziehbilder, die austauschbar sind.

Kommt nicht ran

Leider erreicht das Spiel auch bei der Präsentation nicht mal das Niveau einer durchschnittlichen K11-Folge, was angesichts der unterirdischen Qualität der Serie schon verwundert. Man schafft es nicht mal, das ordentlich umzusetzen. Trotz Originallizenz fehlen gescheite Filmschnipsel, denn das, was an Videos geboten wird, ist schlicht indiskutabel. Dort schwebt man etwa durch ne abgesperrte Garage, die unecht aussieht. Kein Wunder, denn die Grafik ist natürlich ebenfalls ein Witz, was auch und insbesondere für die DS-Version gilt. So sind die Kollegen auch weniger an den steifen Gesichtern zu erkennen, als an ihrem schemenhaften Auftreten.

Normalerweise beklagen wir immer, dass es kaum Sprachausgaben auf dem DS gibt. Dieses Mal ist das sogar ein Vorteil, denn die Sprache ist missraten. Es sollen wohl die originalen Stimmen der Polizisten sein, aber sie klingen irgendwie seltsam fremd. Vielleicht liegt es daran, dass ohnehin keine tragenden Stimmen zu hören sind. Die laienhaften Hauptdarsteller dürften ohnehin nur ganz eingefleischte Fans der Sat1-Serie kennen. Unterm Strich wirkt das Spiel einfach billig, unabhängig davon ob man es auf PC oder DS betrachtet.

              

Fazit

Dass aus K11 ein mieses Spiel wurde, ist angesichts der trashigen Vorabendserie nicht weiter verwunderlich. Klar, dass die Fälle ebenso austauschbar, die Schauspieler laienhaft und die Inszenierung so stümperhaft ist wie beim TV-Original. Allerdings wurde noch nicht mal das schlechte Niveau der Serie erreicht, was angesichts der schwachen Sat1-Produktion dann doch verwundert. Das Adventure ist selbst für die Serie zu billig geraten, was man allein schon an der unterirdischen grafischen Umsetzung sieht. Es gibt keinerlei original Filmszenen zu sehen, stattdessen eine miese 3D-Kulisse mit virtuellem Flug quasi durch den Vorgarten. Unterirdisch sind auch die Aufgaben, denn sie sind gänzlich ohne Anstrengung und Gehirnschmalz lösbar. Allein durch fieses Herumklicken kommt man bei den schlecht vertonten Dialogen meist auch ans Ziel. Selbst K11-Fans sollten hier nicht zugreifen!

Pro

leichter Einstieg
original Team
Kollegin hilft weiter

Kontra

Serie billig umgesetzt
schwache Kulissen
langweilige Fälle
anspruchslose Ermittlung
hat wenig mit Polizeiarbeit zu tun
lächerliche Befragungen

Wertung

PC

NDS

Ernsthaft - wer braucht die unterirdische Versoftung einer laienhaft inszenierten Vorabendserie?

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