Für immer Shrek - Das grosse Finale21.07.2010, Paul Kautz
Für immer Shrek - Das grosse Finale

Im Test:

Puh. Man muss auch mal dankbar sein können. Dankbar für die Bestätigung alter, verloren geglaubter Klischees. Neulich habe ich z.B. amüsiert einer Blondine in ihrem Smart beim bedrückenden Rotieren um eine vier mal drei Meter große Parklücke zugeschaut. Lange nicht mehr gesehen, sowas. Für Immer Shrek muss man irgendwie auch dankbar sein - für die Wiederbelebung des Genres der lausigen Filmumsetzungen.

Urk!

Simpler Kampf, simple Puzzles, hoffnungslos veraltete Präsentation - das Spiel ist neu, kommt aber Jahre zu spät.
Kurzfassung des Films: Shrek ist mit sich und seinem gemütlichen Familienleben nicht zufrieden, er möchte mal wieder ein »richtiger Oger« sein - so mit Ruhe im Sumpf und Brüllen und Heugabelwürfen seitens der Dorfbewohner. Gäbe es in Weit Weit Weg einen Harley-Händler, hätte er ihn mit Sicherheit aufgesucht. Da dieser aber nicht existiert, wendet er sich an den zwielichtigen Rumpelstilzchen, der ihm genau das zu geben scheint, was er sich wünscht - allerdings mit dem einen oder anderen Haken im Kleingedruckten...

Von alldem bekommt man im Spiel nichts mit, denn die Entwickler haben die Geschichte des Films ziemlich frei ausgelegt. Zwar gibt es Story-Zwischensequenzen, doch die können (und sollten) aus zwei Gründen geflissentlich ignoriert werden: Erstens sind die Renderfilme, in denen Rumpel mit seinen Shrek- und Fiona-Puppen spielt, sehr nichtssagend und sehr hässlich. Aber immerhin nicht so komplett abstoßend wie die Echtzeit-Cutscenes, in denen teilweise Szenen des Films nachgestellt werden. Glaubt mir: Sie sind scheußlich. Wirklich, wirklich scheußlich! Vergessen wir also einfach mal die Story.

I don't give a Blumenstrauß

Von Anfang bis Ende des Spiels ist man zu viert unterwegs, wobei man immer nur eine Figur sieht - Shrek, Fiona, Esel und Kater stehen zur Auswahl. Zwischen allen darf man jederzeit auf Knopfdruck wechseln, was nicht nur optische Auswirkungen hat. Shrek kann brüllen, Kisten verschieben und Dinge tragen. Fiona kann mit ihren Ohren trompeten und mit ihrer Fackel Dinge anzünden. Esel schafft es, mit seiner Singstimme die Feinde abzulenken und kann mit seinen Hufen Dinge treten. Und Kater schließlich hat seiner neugewonnenen Moppeligkeit zum Trotz immer noch den »Hab mich lieb!«-Blick drauf, kann an speziellen Wänden herumkraxeln und (grauenhaft animiert) über kleine Plattformen springen. Da alle Levels wie kleine Labyrinthe aufgebaut sind, muss man ständig zwischen den Figuren wechseln, um weiter zu kommen. Oder man schnappt sich bis zu drei Freunde, gibt ihnen einen Controller in die Hand und sagt »mitmachen!« - man kann das ganze Spiel nämlich auch zu viert durchqueren. Der Multiplayermodus funktioniert so angenehm einfach wie bei den Lego-Spielen: Ein Druck auf die Start-Taste, und der Kollege ist dabei - und genau so einfach geht's auch wieder raus. Aber leider nur lokal, nicht online.

Jede Figur hat spezielle Eigenschaften: Esel kann beispielsweise Dinge auftreten und Gegner mit seinem Gesang ablenken.
Außerdem gibt es keinen intelligenten Splitscreen wie beim Lego-Kumpel, was bedeutet, dass alle Mitspieler auf einem Bildschirm bleiben müssen - traut sich einer zu weit von der Gruppe weg, stößt er schnell auf unsichtbare Grenzen.

Für Immer Shrek besteht zur einen Hälfte aus Kampf, zur anderen aus Puzzles. Der Kampf ist das einfachere Gebiet von beidem, denn er besteht (als Beispiel sei hier die 360-Fassung genannt) aus folgendem: AAAAAAAAAA etc. - Buttonmashen in seiner simpelsten Form. Zwar kann man auch Spezialangriffe starten, das braucht man aber nicht, Draufkloppen reicht gegen die dumpfen Gegner völlig aus. Ob Ratten, Spinnen, Dorfbewohner, Skelette, Ritter, Fledermausschwärme oder Krabben, jeder einzelne Gegner wird von ein paar einfachen Hieben aus den Latschen gehauen. In jedem Level gibt es außerdem mindestens eine Kampfarena, die sich an den größeren Kloppereien der Filme orientiert, also auf einmal von Rockmusik statt dem Filmsoundtrack begleitet wird. Am simplen Kampfprinzip ändert sich nichts, allerdings ist mir hier eine Sache aufgefallen: Joan Jetts Song »Bad Reputation« wurde für das Spiel tatsächlich zensiert. Aus »I don't give a damn 'bout my bad reputation« wird »I don't give a       'bout my bad reputation«. Das »damn« wurde mitsamt der Instrumente einfach rausgenommen. Und da die Stücke nicht komplett abgespielt, sondern nur kurze Loops davon wiederholt werden, bekommt man diese Lücke bei längeren Auseinandersetzungen dauernd zu hören.

Der Shrek meines Lebens

Die andere Hälfte des Spiels besteht aus Puzzles - wenn man sie denn so nennen möchte. Denn eigentlich gibt es nur zwei Sorten davon: Erstens die Sokoban-kompatiblen Schiebereien, in denen Shrek Kisten und Steine auf markierte Plätze bugsieren muss, um weiter zu kommen. In der anderen Variante muss man Spiegel verrücken, um verschiedenfarbige Lichtstrahlen auf den richtigen Weg zu lenken - der gesamte letzte Level

Bis zu vier Spieler dürfen gleichzeitig loslegen - wenn sich genug Willige in einem Raum zusammenfinden. Online-Partien sind nämlich nicht möglich.
besteht aus kaum etwas anderem. Beide Puzzle-Arten sind ein Klacks für jeden, der das Alphabet aufsagen kann, ohne in Tränen auszubrechen, aber alle Sodaflaschenumwerfer werden sich freuen, dass ihnen jedes Puzzle vorgekaut wird - selbst wenn man bereits zehn Mal eine Kiste auf eine Druckplatte gestellt hat, wird einem erklärt, dass es keine schlechte Idee ist, eine Druckplatte mit einer Kiste zu verzieren. Und falls das immer noch nicht reichen sollte, gibt es noch die drei blinden Mäuse, die einem gegen etwas virtuelles Klimpergeld genau sagen, was man zu tun hat. Kurz gesagt: Das Spiel ist verdammt einfach!

Zwischen den Missionen tummelt man sich im Ogercamp, das in erster Linie dazu dient, neue Boni zu kaufen: Genug Silberlinge vorausgesetzt kann man sich hier mehr Lebensenergie-Herzen oder zusätzliche Schlagkraft zulegen. Mit dem einen oder anderen herumstehenden Oger darf auch ein Schwätzchen geführt werden, wobei  man die Wahl zwischen mehreren Sprachen hat. Allerdings kommen in der englischen Fassung nicht die Originalsprecher zu Wort - zwar klingen die Stimmdoubles recht ähnlich, aber es sind halt nicht Mike Myers, Cameron Diaz, Eddie Murphy und Antonio Banderas. Zur Grafik gibt es nichts Gutes zu sagen: Sie ist über weite Teile im besten Fall veraltet, im schlimmsten Fall abstoßend. Freunde kruder 3D-Objekte und heftig flimmernder Texturen dürften hier aber sehr glücklich werden.     

Fazit

Der Koop-Modus ist wirklich nett. Und Kinder werden mit Sicherheit ihre Freude an dem in jeder Hinsicht unkomplizierten Fürimmer-Shrek haben. Alle anderen dürften sich dagegen für immer einen Schrecken holen, denn die eklatante Durchschnittlichkeit des Spiels ist wirklich bemerkenswert: Es sieht selbst auf der Xbox 360 wie ein PS2-Spiel aus, wobei die Echtzeit-Zwischensequenzen neue Rekorde der unerwarteten Scheußlichkeit aufstellen, bietet belanglose Kämpfe, Gähnattacken auslösende Puzzles sowie eine für Nicht-Filmkenner nicht nachvollziehbare Story. Einen Vergleich mit den in jeder Hinsicht Lichtjahre weit überlegenen Lego-Games anzustellen, verbietet sich schon aus Gründen der potenziellen Zwerchfell-Verletzungsmöglichkeiten. Aber hey, wie gesagt - der Koop-Modus ist ganz nett. Das ist doch auch was.

Pro

unkomplizierter Koop-Modus
ausgewogene Mischung aus Kampf und Puzzles

Kontra

einschläferndes Spieldesign
abwechslungsarme Kämpfe
immergleiche Puzzles
hoffnungslos veraltete Grafik
bruchstückhafte Story

Wertung

360

Hässlich, anspruchslos, langweilig - ein typischer Filmumsetzungs-Klops.

PlayStation3

Hässlich, anspruchslos, langweilig - ein typischer Filmumsetzungs-Klops.

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