Test: Red Faction: Armageddon (Action-Adventure)

von Benjamin Schmädig



Entwickler:
Publisher: THQ
Release:
07.06.2011
03.06.2011
07.06.2011
Spielinfo Bilder Videos
Der lange Fall

Doch dann kommt der Absturz. Es ist kein plötzlicher Fall; es ist ein behäbiges, stetes Rutschen. Denn so spaßig sich der Experiment-Shooter anfangs gibt, so bestimmt sacken die Mundwinkel Minute für Minute herunter. Auch nach zwei, drei Stunden ist die Action nämlich kaum fordernd. Und auch nach zwei, drei Stunden ist spielerisch absolut nichts passiert, vier bis fünf Stunden später ebenso wenig. Tatsächlich fehlt bis zum bitteren Ende auch nur der Funke einer interessanten Idee!

Zumindest die Schwierigkeit darf man jederzeit in vier Stufen anpassen. Die Herausforderung ist aber nicht das Problem, zumal der Anspruch irgendwann steigt. Das Problem ist die fehlende Abwechslung. Natürlich findet Mason neue Waffen - Granatwerfer, Schrotflinte sowie exotisches Gerät, mit dem er organisches Material auflöst, Materialien aber unberührt lässt.
Es kracht, es bruzelt - das ganze Spiel auf die gleiche Weise.
Es kracht, es bruzelt - das ganze Spiel auf die gleiche Weise.
Auch die Nanoschmiede lässt sich ausbauen, so dass man sie später als Schild, Schockwelle und Nahkampfverstärker nutzen kann. Aber nicht einmal das schwarze Loch, das die Objekte und Lebewesen seiner Umgebung anzieht, bevor es explodiert, ist so aufregend wie das Magnetgewehr. Warum? Weil das Experimentieren per Hand der Trumpf des Spiels ist. Am banalen Kaputtschießen hat man sich hingegen längst satt gesehen, wenn Mason die schweren Waffen findet.

Zerstörung und Wahn

Armageddon ignoriert die Experimente einfach irgendwann. Klar: Man kann immer Gegenstände durch die Gegend katapultieren. Aber wie lange soll das zum Selbstzweck funktionieren? Es fehlen kleine Rätsel, clevere Bonusziele oder knackige Aufgaben - irgendetwas, bei dem die tolle Physik im Vordergrund steht. Warum werde ich z.B. nie gezwungen, nur mit bestimmten Waffen zu hantieren, damit einige Strukturen nicht zu Bruch gehen. Die Nanoschmiede repariert ohnehin nicht jedes einst von Menschenhand erschaffene Objekt - den unschönen Logikbruch hätte man erklären oder wenigstens spielerisch nutzen müssen. Und wieso verwirft Armageddon das anfangs interessante Umschalten zwischen der Zerstörung und dem Kampf Mann gegen Feind so achtlos? Viel zu schnell richtet Mason im Stakkato einen so großen Schaden an, dass Deckung kaum noch eine Rolle spielt.

Nein, ich war nicht nur satt - mir stand es sogar bis hier. Wenn dem Spiel über mehrere Stunden nichts, aber auch gar nichts anderes einfällt, als mir einen Batzen strunzdummer Glibberviecher und zerstörbare Balken in den Weg zu werfen, dann ist das einfach armselig. Es tut überhaupt nichts zur Sache, dass sich Darius hin und wieder hinter das Steuer eines haushohen Mechs klemmt. Dann lässt er es eben im Großen krachen. Beim ersten Mal ist das noch richtig cool...

Oft kopiert...

Es geht gar nicht um geradlinige Ideenlosigkeit; die muss man auch anderswo verkraften. Es geht um eine aus dem Ruder gelaufene Streckung der Spielzeit. Es geht darum, dass die Entwickler nur eine Hand voll Ideen für vielleicht drei Levels hatten und sich viel zu früh in dreisten Wiederholungen verlieren. Spätere Levels hat man deshalb längst gesehen - offenbar gibt es auf dem Mars ohnehin nur einen Architekten und neben seltenen Ausflügen an die Oberfläche genau zwei Grafiksets: rotbraune Höhlen und blaue Gebäudemauern. Belebte Siedlungen sieht man ausschließlich in Filmszenen.
Und ständig lockt das Alien: Man schießt, repariert, schießt, repariert - der trübe Flus versiegt leider nie.
Viel zu selten geht es an die Oberfläche. Und wenn, macht es keinen Unterschied: Man schießt, repariert, schießt, repariert - der trübe Fluss versiegt leider nie.
Stellenweise kriecht man buchstäblich im Kreis nach oben oder unten, während man wieder und wieder von den gleichen Gegnern überrannt wird. Red Faction: Armageddon hat nicht den Esprit eines Duke, der ein solches Übermaß wettmachen könnte. Ihm fehlt der Testosterongehalt eines Bulletstorm, das den exzessiven Wutausbruch wenigstens zielgerichtet feiert. Von der überbordenden Albernheit eines Serious Sam ist dieses Red Faction gar so weit entfernt, dass es sich das einförmige Übermaß einfach nicht leisten kann.

Ja, man kann mit bis zu drei Freunden im LAN oder Internet immer stärker werdende Gegnerwellen bekämpfen. Das ist nett - das ist belanglos. Das ist vor allem kein Vergleich zu den ausgewachsenen Mehrspieler-Gefechten des Vorgängers. Eine Hand voll Levels machen aus einem Punkt im Hauptmenü keine ausgewachsene Spielvariante. Es fällt nicht schwer zu mutmaßen, dass über diesem Modus das gleiche Fragezeichen wie über dem restlichen Spiel gehangen hat: Wie profitiert man am schnellsten von der langen Entwicklungszeit einer aufwändigen Technologie? Volition und THQ haben eine Antwort gefunden: Man erklärt die Technologie zum einzig relevanten Spielelement und vervielfältigt es, bis die Kopiermaschine physikalisch korrekt auseinander bricht. Doch wer schaut beim tausendsten Auseinanderfallen noch hin?

Kommentare

mr. mojo risin schrieb am
hallo zusammen, ich hab mir das spiel gestern geholt und erwarte/erhoffe mir mal wieder nen hirnlosen shooter mit jeder menge krawumm. neu fürn 5er kann man eigtl nicht viel falsch machen. ;)
eine frage an diejenigen, die das spiel schon länger besitzen und die verschiedenen modi ein wenig kennen... gibts irgendwie die möglichkeit, das an der ps3 im splitscreen zu zocken?
im menü gibts bei mir den modus "infestation", scheint eine art horde modus zu sein, und ich habe die wahl zwischen online, lan-game und offline. mit nem zweiten angemeldeten pad kommt trotzdem kein splitscreen zustande offenbar, ne aufforderung sich einzuloggen für den 2. spieler erscheint auch nicht. :Kratz:
kann mich da jemand mal aufklären? was ist sonst unter "offline" zu verstehen? das zwei konsolen netzwerk scheint ja unter "lan-game" zu laufen. ^^
das wäre sehr cool, wenn ich das mit nem kumpel gemeinsam spielen könnte.
ansonsten allgemein zum spiel kann ich noch nix sagen, grad erst eingelegt. aber ich hab den vorgänger, guerilla, für wenige stunden angespielt und dachte mir die ganze zeit "red faction scheint besser als linearer shooter zu funktionieren" - dem open world aspekt konnte ich in diesem spiel bzw bei diesem spielprinzip nicht viel abgewinnen.
die abrissmeister-challenges waren ganz witzig, auf jeden fall. ^^
aber der rest... die grafik mau, die welt eintönig und nicht viel zu entdecken, jedenfalls in den ersten zwei sektoren, die fahrphysik grottenschlecht (!), das gunplay nicht wuchtig genug usw.
anhand der meisten anderen bewertungen denke ich, dass mir armageddon eher zusagen könnte. :D
GamePrince schrieb am
muecke-the-lietz hat geschrieben:ja, in den letzten levels verliert es ein wenig an schwung, aber du musst schon gestehen, dass es mehr spaß macht als auf von benjamin in seinem test vermittelt wird.
Das auf JEDEN FALL!!!
Habs 2 mal ca. 4 Std. gespielt bis ich durch war und hatte eine Menge Spaß.
Wenn man im Exoskellet (Mech) ist und Gebäude kaputtläuft (!) macht das einfach nur geil Spaß!!!
Das Reparieren ist eine Feine Sache, Aliens abknallen macht eh immer Spaß, die Physikengine erhöht den Spaß.
Und gut genug aussehen tut das Spiel auch ... vor allem das Reparieren sieht fein aus.
Auch cool fand ich alles mit der Nanoschmiede ... die ganzen Extrafähigkeiten.
Übrigens ... die Commado und Recon Edition lohnt sich auf jeden Fall ... die besten Waffen im Games gibt es in der Special Edition als Download!!!
Schade dass es wahrscheinlich kein weiteres Red Faction geben wird.
Man hätte nur die Perspektive wechseln müssen ... Red Faction als Ego-Shooter hätte gerockt und sich verkauft!!!
muecke-the-lietz schrieb am
ja, in den letzten levels verliert es ein wenig an schwung, aber du musst schon gestehen, dass es mehr spaß macht als auf von benjamin in seinem test vermittelt wird. ich habe aber auch immer nur mal höchstens ne stunde an dem ding gezockt, es also nicht an einem stück durch gezogen und von daher geht das denn sowieso auch mit der leichten monotonie zum schluss.
Spoiler
Show
der bossfight war halt nur völlig für den hintern, zumal danach nur noch blödsinn kommt...das habe ich nicht so wirklich verstanden...
aber sonst fand ich die ganze atmo mit den höhlen und so größtenteils sehr gelungen, bastion hat als ort richtig endzeitstimmung vermittelt. und auch der ausflug in der nacht auf die marsoberfläche mit den sandstürmen und so ist ziemlich geil....
GamePrince schrieb am
Habs heute durchgespielt ... nach rund 7 1/2 Std.
Insgesamt betrachtet ist RF:A immernoch ein sehr guter Third-Person-Shooter, aber die letzten Levels waren größtenteils langweilig, weil einfach nur Gegner auf Gegner folgten, ohne dass es dazwischen groß was zu sehen gab oder das was passierte. Auch das Missionsdesign der letzten Missionen waren eher mau und boten fast nix.
Trotzdem macht die Action einfach Spaß und die Waffe, die man freispielt, ist genial ... hat die schon jemand probiert?
An Zerstörungskraft ist das Teil ja gar nicht zu überbieten ... und ein süßes Design hat die Waffe auch noch. :lol:
muecke-the-lietz schrieb am
so, ist zwar schon alles gesagt, aber ich habs neulich für nen schleuderpreis bekommen und wurde nicht enttäuscht.
natürlich waren und sind 56 % völlig daneben und unrealistisch.
ich hatte ne menge spaß, es ist ein shooter im klassischen und bekloppten sinne, in dem mann ziemlich viel unfug treiben kann. der vorgänger war für mich eine maßlose enttäuschung, denn open world will gekonnt sein, und das war einfach nicht der fall.
als schlauch shooter macht rf a einfach so ziemlich alles richtig und ist wohl eher bei 70-75 % einzuordnen. es fehlt dann halt doch die innovation und die abwechslung um es höher anzusiedeln, aber es gehört einfach nicht in den 50er bereich.
schrieb am