FIFA 1129.09.2010, Jörg Luibl
FIFA 11

Im Test:

Und jährlich grüßt das Fußballtier: Lohnt es sich für Kenner von FIFA 10 auf FIFA 11 (ab 3,99€ bei kaufen) umzusteigen? Kann der Tabellenführer des virtuellen Fußballs den Platinpokal erobern? Und welche Figur macht die bisher peinlich hinterher hinkende PC-Version, die ja endlich auf par mit den Konsolen sein soll? Wir haben auf dem Platz nach Antworten gesucht.

Die ewigen Nachfolger

Neues Spielgefühl? Ja. FIFA 11 wirkt nicht nur aufgrund des neuen Passens authentischer als FIFA 10.
Wenn sehr gute Sportspiele gefeiert werden und nach einem Jahr ein Nachfolger seine Aufwartung macht, steht man als Tester immer vor einem Dilemma. Denn auf den ersten Blick hat sich bis auf einen Modus hier oder neue Menüs da immer wenig getan: Also alles bloß Abzocke zum Vollpreis? Die Zeiten der großen Grafiksprünge sind ja auf allen Plattformen vorbei, die Steuerung bleibt oft unverändert und beim ersten Spiel bemerkt man kaum einen Unterschied - genau so geht es einem nach dem ersten Anpfiff mit FIFA 11.

Allerdings weiß man als langjähriger Fußballfan, dass eine Evolution zum Vollpreis sehr wertvoll sein kann. Wenn sich eine Spielmechanik bewährt hat und gefeiert wird wie PES in alten Zeiten oder FIFA seit der Ausgabe 09, geht es den Entwicklern eher um Feintuning und Weiterentwicklung als um große Neuerungen. Und gerade als Spitzenreiter steht man nicht in der Bringschuld, was ein komplett neues Spielgefühl angeht - trotzdem können feine Unterschiede gegenüber dem Vorgänger dafür sorgen, dass man seine Qualität weiter ausbaut.

Die spürbare Verbesserung

Der große Fußballvergleich: PES 2011 vs. FIFA 11. Wir haben beide Spiele in knapp 30 Kategorien verglichen!Ist FIFA 11 auf den zweiten, dritten und zehnten Kick auf den Konsolen besser als FIFA 10? Ja, und zwar eindeutig. Denn obwohl EA nur an den kleinen Schrauben dreht, kommt am Ende ein authentischeres und packenderes Spielgefühl heraus. Das liegt zum einen an der Öffnung der Pässe, die jetzt fehleranfälliger sind, aber auch mehr Freiheiten im Aufbau erlauben, da man sie hinsichtlich Richtung und Stärke sensibler dosieren und intuitiver in die Spitze spielen kann. Es gibt sogar eine kleine Anzeige für die optimale Kraft, wenn sich die Energie auflädt, die man allerdings vernachlässigen kann - das Gefühl reicht. Außerdem ist die sture Orientierung an der Markierung denkbar unsinnig, da man oftmals kurzfristig entscheidet, ob man kurz oder lang passen will.

Dieses System ist bei weitem nicht so wirkungsmächtig wie jenes in PES. Es ist eher eine sanfte Bereicherung, die sich erst nach vielen Spielen bemerkbar macht - aber dann weiß man sie zu schätzen, weil das Passen nicht mehr ganz so wie an der Schnur gezogen wirkt und der Spielaufbau bei zu oberflächlichem Abspiel unterbrochen wird. Das führt dazu, dass man sich im Vergleich zu FIFA 10 mehr Gedanken machen und vor allem mehr Konzentration investieren muss, wenn man erfolgreich im Mittelfeld agieren will - wer schnell mit dem Rücken zum Gegner X drückt, wird den Ball irgendwo versacken sehen; sehr schön, denn das wird dem Simulationsanspruch gerecht.

Das Geplänkel im Mittelfeld

Allerdings kann das Spiel im Mittelfeld auch in ein mühsames Hin und Her ausarten, da die Verteidiger jetzt noch aufmerksamer sind und fast schon zu stark das Tempo der Stürmer drosseln: Der Sprint eines Angreifers ist nur auf den

Man muss die Pässe besser dosieren, damit sie ankommen.
ersten Metern effektiv und er kann sogar mit Vorsprung überholt werden. Und selbst wenn der Verteidiger nur in seinem Rücken klebt, senkt er damit spürbar dessen Geschwindigkeit, was allerdings mehr als in FIFA 10 dazu motiviert, ihn im 1 gegen 1 über eine Finte auszuspielen - denn dann hat man sehr schnell Raum gewonnen. Die nahezu identischen 360-Grad-Dribblings sind immer noch ansehnlich, aber für meinen Geschmack immer noch nicht effizient genug.

Aber es gibt Abhilfe über ganz neue Bewegungen: Schon bei der Ballannahme kann man in FIFA 11 wesentlich besser den Verteidiger ausgucken, indem man sich plötzlich um die eigene Achse dreht, um in den Strafraum zu preschen. Trotzdem sorgt die Macht der Verteidiger dafür, dass der Spielaufbau unterm Strich langsamer, authentischer, aber auch einen Tick zäher wirkt als in FIFA 10 oder PES 2011. Wer die Jockey-Technik nutzt und den Stürmer clever abschirmt, bevor er ins Tackling geht, wird auch viele Bälle ohne Foul gewinnen. Das ist für Fußball mit Simulationsanspruch auch vollkommen in Ordnung, denn es gibt genug Möglichkeiten, das Spiel in die Offensive zu öffnen.

Zum einen die effektiven Doppelpässe, die man in der Kombination dazu nutzen kann, zwei oder drei Stürmer gleichzeitig nach vorne laufen zu lassen. Man kann sie auch einzeln über L1 dazu bewegen oder sich über Pässe in die Tiefe Freiräume verschaffen. Aber man kann das Spieltempo über plötzliche Zuspiele nicht ganz so schnell ändern wie aktuell in PES, so dass der Rhythmus immer noch etwas gleichförmig wirkt. Trotzdem kann man auch in FIFA 11 die Viererkette oft genug über druckvolles Anspiel in die Schnittstellen aushebeln und die Flanken über weite Pässe für Tempogegenstöße bedienen, weil die Laufwege der guten Offensiv-KI das anbieten.

Die neue Persönlichkeit

Wer die Fähigkeit "Lufthoheit" besitzt, setzt sich nach Flanken besser durch.
Man muss sich die Chancen also noch besser erarbeiten. Nicht nur dieses System bereichert das Spielgefühl, auch die damit verbundenen Anpassungen der Profis, die jetzt Spezialattribute wie "Dribbler" , "Lufthoheit", "Knipser" oder "Spielmacher" besitzen, die wie Embleme an ihre Statistiken geheftet sind - ein Ibrahimovic hat als "kompletter Stürmer" ein halbes Dutzend davon. Gerade beim Schießen und Passen machen sich die individuellen Fähigkeiten eines Özil oder Iniesta sehr stark bemerkbar; sie können auch mal aus dem Stand einen klasse Ball spielen. Das von EA unter dem Schlagwort "Personality " angepriesene Feature ist also keine PR-Blase, sondern ein spürbarer Fortschritt. Und zwar selbst bei den Profis, die nicht in der ersten Blitzlichtreihe glänzen wie Messi oder Ronaldinho mit ihren Zaubertricks.

Nehmen wir Sebastian Kehl, der als "Taktiker" besser im defensiven Mittelfeld antizipieren soll: Wer mit ihm hinten in der Doppelsechs neben Sahin oder Bender spielt, wird seine besondere Fähigkeit auf dem Platz im direkten Vergleich bemerken, denn er gewinnt viele Zweikämpfe, weil er sich besser postiert - natürlich hängt das auch von den eigenen Fähigkeiten ab, aber man erkennt gegenüber FIFA 10 eine wirkungsvollere Unterstützung, die die individuellen Werte berücksichtigt. Und was ebenso schön ist an FIFA, ist die Aktualisierung selbst dieser Spezialattribute: Shinji Kagawa hatte zunächst gar keine Embleme in seiner Statistik, aber nach den letzten Spielen der Dortmunder bekommt der japanische Shooting-Star nach einem Update den "Dribbler" als Emblem, das ihm weitere Finten erlaubt - so hat man das Gefühl, dass man mit FIFA 11 wirklich nah dran ist an den individuellen Spielstilen und der Entwicklung der Liga.

Satte Schüsse und wuchtige Kopfbälle

Die erste und zweite Bundesliga sind mit allen Mannschaften vertreten, hinzu kommen internationale Ligen.
Auch in der Ballphysik macht dieses FIFA eine bessere Figur - sowohl bei den Distanzschüssen als auch und vor allem bei den Kopfbällen: Endlich senken sich die Bälle aus der zweiten Reihe auch wieder gefährlich ab, wenn man mit entsprechenden Profis abzieht; ich empfehle mal die Probe aufs Exempel erst mit einem Mertesacker und dann mit einem Totti: Die Unterschiede sind enorm, denn beim Italiener jagt die Kugel wesentlich wuchtiger und präziser Richtung Kasten, weil er die entsprechende Fähigkeit hat. Das gilt auch für Fallrückzieher oder Seitfallzieher, zu denen in erster Linie "Akrobaten" ansetzen, während andere nicht mal den Rücken krumm machen.

Waren die laschen Kopfbälle noch ein Kritikpunkt an FIFA 10, gibt es jetzt ein Extralob: Endlich krachen die Bälle auch richtig ins Netz, wenn man sich mit den Stürmern hoch schraubt! Und nicht nur das, man kann sie gezielt als tückische Aufsetzer platzieren, die den Torhüter alt aussehen lassen, weil sie wie Fangfrösche unten zappeln, während die Kugel oben einschlägt - sehr gut. Zwar hat man die Flanken selbst nicht spürbar verbessert, so dass sie immer noch etwas an Schärfe vermissen lassen und an Überdrehungen kranken, aber dafür macht das Strafraumspiel jetzt mehr Spaß, weil es authentischer und ansehnlicher wirkt.

Ansehnliche Zweikämpfe

Bei den Dribblings hat sich steurungstechnisch nichts getan, aber es gibt mehr Auswahl und einige neue Bewegungen nach der Ballannahme.
Aber FIFA hat nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch zugelegt. Das Offensichtliche also zum Schluss: Der Fußball wird hier in seiner Eleganz so gut animiert, dass es einfach Spaß macht, sich nicht nur die Wiederholungen der spektakulären Tore, sondern auch die kleinen Szenen am Rande anzusehen - und davon gibt es verdammt viele. Schon letztes Jahr begeisterten die lebendigen Zweikämpfe, wenn man das Gerangel um den Ball selbst im Sprint beobachten konnte.

Dieser Körpereinsatz in den Tacklings wird jetzt noch vielfältiger animiert, selbst beim ruhenden Ball schieben sich die Verteidiger abschirmend mit dem Rücken vor den Gegner und auch die schwindende Ausdauer sowie Verletzungen machen sich optisch besser bemerkbar: Wenn Spieler nach dem Spurt platt sind, pumpen sie und beugen sich zur Erholung etwas runter; und nach einem Foul wird erstmal vorsichtig gehinkt. All diese Kleinigkeiten sorgen für authentisches Flair.

Dass es neue Jubelszenen und ein paar weitere Dribblings gibt ist weniger relevant, aber dafür gibt es noch ansehnlichere Torwartanimationen: Die waren spätestens seit FIFA 10 ein Highlight, jetzt sind sie noch einen Tick spektakulärer. Das liegt z.B. daran, dass es häufiger zu Glanzparaden bei Distanzschüssen kommt, bei denen die Keeper in letzter Sekunde mit einer Hand das Leder um den Pfosten lenken. Und das liegt daran, dass die Bewegungen in Strafraumszenen die allgemeine Hektik und Panik besser darstellen, denn auch das Verhalten der Torhüter hat sich verbessert, wenn sie bei Gefahr zurück tänzeln oder in letzter Sekunde einen Lupfer abwehren.

Ein Traum für Torhüter

Wie fühlt sich das zwischen den Pfosten an? In FIFA 11 könnt ihr auch den Torwart spielen.
Apropos: Erstmals darf man sich auf PS3 und 360 auch selbst in der Offline-Karriere oder in Online-Spielen als Torwart versuchen und sogar mit elf Freunden antreten, um den Kasten sauber zu halten. Man kann darüber streiten, wie oft man 22 Leute dazu bringen kann, ordentlichen Fußball zu spielen, aber das Erlebnis zwischen den Pfosten zu stehen, sollte man sich mal gönnen. Die Steuerung ist scheinbar einfach, wenn man das optionale automatische Positionsspiel aktiviert, denn dann richtet sich der Torwart optimal aus.

Aber sobald es in Strafraumnähe gefährlich wird, kommt es auf gute Reflexe an: Mit dem rechten Analogstick muss man im richtigen Moment in die richtige Ecke springen, um Bälle abzuwehren - die können optional auch ihre ungefähre Flugkurve anzeigen, was für die Antizipation hilfreich ist. Außerdem kann man schnell auf einen Stürmer zulaufen und sich frühzeitig in ihn hinein werfen oder bei Ecken zum Rausfausten in die Luft gehen. Aber wann macht man was?

Wer hier einmal zwischen den Pfosten steht und in Drucksituationen unter Beschuss gerät, kann etwas Torwartluft schnuppern, zumal sich der selbst erstellte Keeper auch als Virtual Pro entwickeln lässt und Leistungen freischalten kann. Zwar erreicht das System trotz charakterlicher Merkmale wie akrobatisch oder eher traditionell nicht die Vielfalt der Entwicklung eines Feldspielers, und EA könnte das Leben zwischen den Pfosten über eine andere Kamera oder gar Zeitlupenszenen mit Reaktionstests sicher noch intensivieren, aber dafür kann man den Blick elegant Richtung Ball schweben lassen und auch Befehle wie Pressen, Passen oder Schießen geben, wenn es mal nichts zu halten gibt.

Mogelpackung für PC-Fußballer?

FIFA 11 ist FIFA 10? Ja, auf dem PC bekommt man quasi nur die Spielengine des Vorjahres mit aktuellen Kadern.
Und das mit dem Torwart geht nicht auf dem PC? Nein. Electronic Arts bringt den Fußball auf dem Rechner zwar endlich inkl. 360-Grad-Dribblings und Virtual Pro-Arena auf Konsolen-Niveau, aber auf jenes vom letzten Jahr - so ist das identische Cover eigentlich eine kleine Mogelpackung, denn auf dem Rechner fehlt nicht nur die Möglichkeit, einen Torwart zu spielen. Man bekommt dort auch die alten Kommentare und Einspielungen bei Derbys, es gibt keinerlei Spezialfähigkeiten, die in den Emblemen symbolisiert werden und auch die Spielengine befindet sich auf dem Niveau von 2009. Sprich: Das ist in altes FIFA. Es fehlen die Dosierungen für Pässe, es fehlen einige Dribblings und der gesamte Spielaufbau hat nichts mit der neuen Authentizität auf Konsolen zu tun, die wir oben so gelobt haben.

Natürlich ist dieses FIFA 11 auf dem PC noch um Klassen besser als die schreckliche Version des Vorjahres - gar keine Frage. Immerhin bekommt man eine Qualität, die uns damals Gold wert war. Man kann ohne Verbindung zu den EA-Servern im LAN spielen, hat Sprachunterstützung und globale Ranglisten inkl. 30 lizenzierter Ligen und 500 Teams. Aber es bietet einfach weniger, spielt sich schlechter als auf Konsolen sieht und sieht auch auf potenten Rechnern nicht besser aus als auf 360 oder PS3. Und das ist angesichts der langen Wartezeit der PC-Fans unverständlich, zumal Konami nicht nur seit Jahren die Gleichwertigkeit seines Fußballs auf allen Plattformen garantiert, sondern die PC-Version von PES auch noch besser aussieht als jene auf Konsolen. 

Buschi und Breucki

Die Torhüter zeigen nicht nur bessere Paraden, sie reagieren auch auf Lupfer intelligenter.
Auf den Konsolen kommt man allerdings in den eher zweifelhaften Genuss der neuen Kommentatoren Breuckmann und Buschmann, die zwar einige süffisante Höhepunkte haben, aber auch viele unfreiwillig komische Tiefpunkte, wenn vom "kranken Pass" die Rede ist oder einer der beiden noch gefühlte zehn Sekunden nach einer Torchance vor Aufregung brüllt - da stimmt die Abmischung nicht ganz. Zudem werden einige Szenen einfach unpassend kommentiert, wenn etwa ein Schlenzer mit dem Außenrist, der aus sechzehn Metern in den Winkel segelt als "Abstauber" abgetan wird. Die beiden sind keine Totalaussetzer, sie haben ihre Momente, obwohl "Buschi" oft eher teilnahmslos wirkt, aber unterm Strich sind sie auch keine Bereicherung.

Aber wie immer gilt: Man kann die Kommentare abschalten und sich an den Fangesängen ergötzen, die auch in FIFA 11 einen Großteil der Atmosphäre ausmachen, wenn es im Derby zwischen Schalke und Dortmund um die Nummer 1 im Revier geht oder wenn das Publikum auch ohne Schlachtrufe bei Chancen in kollektives Raunen verfällt - Anlage aufdrehen und Spaß haben! Und wer es noch individueller mag, lädt erstmals eigene Songs oder Gesänge hoch. So kann man sich als HSV-Fan beim Einmarsch z.B. Lotto King Karl geben oder gerade aufgezeichnete Schlachtrufe der Nordkurve als Audiodatei importieren.

Ligen, Turniere, eigene Vereine

Bei den Spielmodi hat sich, wenn man mal das neue Elfmeterschießen und die auch hier zugängliche interaktive

In der Karriere kann man mit seinem erstellten Charakter sowohl als Spieler, Spielertrainer als auch Manager antreten.
Weltmeisterschaft aus der Südafrika-Edition mal weg lässt, nichts Aufregendes getan. Neben den schnellen Spielen, diversen Ligen sowie Turnieren und Clubbildungen kann man sich in der Karriere erstmals nicht nur als aktiver Profi versuchen, sondern auch als Spielertrainer oder gar Manager - es ist auch möglich vom Dribbelstar zum Manager zu avancieren, wenn man das über mehrere Saisons spielt. Schön ist, dass der einmal erstellte Kicker in nahezu allen Offline- und Online-Wettbewerben eingesetzt und spürbar entwickelt werden kann. Eine Leistungsübersicht zeigt an, wie weit man z.B. in dem Bereich Dribblings ist - nur wenn man sie aktiv einsetzt, schaltet man fortgeschrittene Finten frei. Und jedes Mal, wenn man sich nach einigen Ligaspielen im 1 gegen 1 in der Arena dem Torwart stellt, bemerkt man eine Verbesserung in der Praxis.

Ansonsten bleibt es in der leicht angepassten, aber immer noch etwas sterilen Karriere dabei, dass es kein persönliches Trainerfeedback gibt, sondern nur kurze Mails oder Statistikanpassungen. Auf dem Platz kann man beim Stellungsspiel dann Pfeilen folgen oder Bonuspunkte über erfolgreiche Pässe etc. sammeln - wer nicht nur seinen Profi steuern will, kann auch das ganze Team übernehmen. Aber im Gegensatz zur besser inszenierten Karriere in NHL 11 wird man z.B. nicht aus dem Kader einer Profimannschaft geschmissen, wenn man nicht gut genug ist, sondern schaut einfach ohne Einsatz auf den Kalender. Hier wäre es besser gewesen, wenn man erstmal an die zweite Mannschaft bzw. die Amateure verwiesen wird, um dort mehr Erfahrungen zu sammeln. Es fehlt der Karriere letztlich eine gute Dramaturgie, wozu auch mal ein Anschiss vom Trainer, ein aufdringlicher Journalist oder die Sicht auf das Spiel von der Ersatzbank gehört.

Wer Lust auf regelmäßig aktualisierte Statistiken mit Freunden oder einfach Spaßfußball hat, trifft sich in der Lounge. Dieser Offline-Modus hält alle Ergebnisse und Daten von bis zu zwanzig Spielern fest - ideal, wenn man regelmäßige Freunde zuhause hat und vor einem Bildschirm kickt. Und man kann auch Parameter festlegen, um bestimmte Spielsituationen zu erzwingen: Man kann ein Ergebnis bei Spielstart vorgeben, kann den Gegner über ein Handicap gezielt schwächen. Freundesligen lassen sich natürlich auch online pflegen: Da kann man mit bis zu 32 Teams gegeneinander antreten.  

Fazit

FIFA 10 war gestern, ihr braucht FIFA 11! Auch wenn Electronic Arts nur an kleinen Schrauben dreht, kommt dabei auf Xbox 360 und PS3 ein größeres Spielerlebnis heraus. Dieser Fußball wirkt nicht nur deshalb authentischer und packender, weil die lebendigen Animationen nochmal zulegen, sondern weil die Pässe drucksensitiv dosiert werden müssen und der Aufbau im Mittelfeld mehr Konzentration verlangt. Hinzu kommen spürbare Fortschritte in den Bereichen Ballphysik, Kopfbälle sowie Spielerverhalten - gerade die Spezialisten auf dem Platz wie "Dribbler", "Taktiker" oder "Knipser" sind deutlich markanter in ihren Rollen. Zwar sind die neuen Kommentatoren eine kleine Enttäuschung und man vermisst immer noch mehr Dramatik im Karrieremodus, aber dafür ist die Fankulisse in den Stadien erstklassig und man kann erstmals 11 gegen 11 spielen - und dabei sogar online zwischen den Pfosten stehen. Was fehlt FIFA noch zu Platin? Nicht viel: Schärfere Flanken und bessere Tempowechsel. Bis dahin haben wir verdammt viel Spaß mit einem sehr guten FIFA 11, das seinem Simulationsanspruch immer gerechter wird - weiter so!

Etwas weniger euphorisch fällt das Fazit für die PC-Version aus, die zwar nach all den Jahren endlich an die Technik des Konsolenkicks anknüpft und guten Fußball anbietet, aber leider nur an jene aus dem Jahr 2009: Denn obwohl FIFA 11 drauf steht, bekommt man nur ein für den Rechner optimiertes FIFA 10 - und das ist enttäuschend. Erstens sieht es schlechter aus als der Fußball auf PS3 und 360 und bietet zweitens weder die Torwartfunktion noch das fortgeschrittene Passen oder individuelle Fähigkeiten an. EA hat es auch diesmal nicht geschafft, alle Plattformen mit einer identischen Version zu versorgen. Warum soll man sich unter DirectX mit dem FIFA-Kick von gestern abgeben, wenn PES auf dem neuesten Stand ist?

Pro

+ noch mehr Simulationsflair
angenehm offenes Pass-System
packendes Zweikampfverhalten
wachsame Defensive
klasse Torwartparaden
sehr guter Online-Netzcode
andere Platzphysik bei Regen/Schnee
starke Physis der Profis spürbar
lebendige Fankulisse & Gesänge
endlich wuchtige Kopfbälle
ansehnliche Dribblings & Finten
hervorragende Animationen
sehr gute Offensiv-KI im Solospiel
erstmals eigene Sounds & Gesänge
erstmals 11 gegen 11 online
erstmals als Torwart spielbar
starkes Lizenzpaket

Kontra

<P>
FIFA 10 in FIFA 11-Packung (PC)
schwache Kommentare
immer noch sterile Karriere
Flanken wirken zu lasch
man vermisst bessere Tempowechsel</P>

Wertung

360

FIFA 11 kommt dem Simulationsanspruch noch näher - klasse Fußball!

PlayStation3

FIFA 11 spielt sich authentischer und packender als der Vorgänger - weiter so, dann ist Platin greifbar!

PC

Gleicher Kick für alle? Auf dem PC bekommt man nur ein gutes FIFA 10 in FIFA 11-Verpackung.

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