FIFA 1107.10.2010, Michael Krosta
FIFA 11

Im Test:

Auf den Konsolen und selbst dem PC hat Electronic Arts mit FIFA 11 (ab 3,99€ bei kaufen) in diesem Jahr schon wieder ein paar Schritte nach vorne gemacht. Auf der PSP war der Kick in letzter Zeit aber von Stagnation und sogar leichten Rückschritten geprägt. Legt man in diesem Jahr auch endlich wieder auf dem Handheld nach? Und wie schlägt sich die Serie bei ihrem ersten großen Auftritt auf den Apple-Plattformen? Wir bitten zum Anpfiff...

Das volle Lizenzprogramm

Kommen wir zunächst zu den Gemeinsamkeiten: Wie gewohnt nutzt man bei EA den vollen Umfang der FIFA-Lizenz und packt etwa 30 Ligen mit allen großen (und kleinen) Clubs, Spielern und Stadien ins Spiel - selbst auf iPod und iPhone gibt es das volle Programm! Neben Einzelpartien stehen auf beiden Plattformen außerdem Pokalwettbewerbe sowie ein Saison-Modus zur

Im Vergleich zum Vorjehr hält sich der technische Fortschritt auf der PSP in Grenzen.
Verfügung, in dem man die Ligaspiele absolviert. Training ist ebenfalls hier wie dort möglich und bietet nicht nur das Üben von Kombinationen, Tricks und Pässen im freien Spiel, sondern auch Standardsituationen wie Ecken, Frei- und Strafstöße.

Verbesserte Steuerung

Feierte im letzten Jahr die 360 Grad-Steuerung auf PS3 und Xbox 360 ihren Einstand in der Serie, hat man sie jetzt auch auf die PSP übertragen. Vor allem beim Spielen mit dem Analognippel hat man die Kicker spürbar besser im Griff als noch im letzten Jahr - Feinheiten in den Bewegungen, wie man sie auf den Konsolen mit zig Finten und herrlichen Tempowechseln umsetzen kann, darf man hier aber trotzdem nicht erwarten, denn dafür steckt noch zu viel von der alten Mechanik im Spiel. Trotzdem haben in diesem Jahr neben der Steuerung ein paar weitere Neuerungen den Weg auf die UMD gefunden: So kann man auch hier auf Wunsch in die Rolle des Torwarts schlüpfen, auch wenn man vor allem als Schlussmann einer starken Mannschaft relativ wenig zu tun hat. Trotzdem schön, dass man auch PSP-Spielern die Option gibt. Darüber hinaus gibt es einen neuen Karrieremodus, in dem man sich sowohl als Spieler als auch in der Rolle des Trainers und Managers an die Spitze arbeiten kann. Entscheidet man sich für die Laufbahn als Spieler, erinnert der Ablauf an den Be a Pro-Modus - man steuert also lediglich einen Spieler und sammelt Punkte für saubere Pässe, gewonnene Zweikämpfe und Tore, mit denen man nach und nach im Rang aufsteigt. Im Gegensatz zum letzten Jahr hat man hier auch die Möglichkeit, sich im Editor einen eigenen Profi zu basteln. Als Trainer ist man dagegen primär für die Teamaufstellung und Taktiken verantwortlich, mit denen sich das Team im Idealfall bis

Mit der neuen 360 Grad-Steuerung hat man die Akteure etwas besser im Griff.
ganz nach oben kämpft. Der Manager ist der Herr der Finanzen: Hier wird das Spiel eher von Transfer-Verhandlungen sowie wirtschaftlichen Entscheidungen wie etwa dem Festlegen von Eintrittspreisen bestimmt. Mit der Dreiteilung des Karrieremodus kann jeder selbst entscheiden, welche Laufbahn er einschlagen will bzw. was ihm eher liegt.

Wissen ist Macht

Neben dem Saison- und Turniermodus finden sich außerdem wieder die obligatorischen Herausforderungen, bei denen man mitten in vorgegebene Partien einsteigt und bestimmte Ziele erreichen muss. Ebenfalls wieder mit dabei ist das Fußball-Quiz, in dem man nicht mit einer ausgefuchsten Steuerungsakrobatik und sagenhaftem Ballgefühl, sondern mit richtigen Antworten rund um die Welt des Fußballs das Leder im Netz versenkt. Weitere Minispiele wie das Jonglieren oder Torwandschießen feiern leider immer noch nicht ihr Comeback - schade. Dafür gibt es weitere Verluste zu beklagen: Wurde bei FIFA 10 lediglich auf der PS2 der Onlinemodus gestrichen, hat es dieses Mal auch die PSP erwischt. Folglich sind hier nur noch Adhoc-Partien mit maximal zwei Spielern möglich. Altlasten wie zu späte oder falsche Kommentare sind leider immer noch vorhanden - das Gleiche gilt für das eingeschränkte Taktiksystem ohne nähere Erklärungen. Woher soll ich bitte wissen, was der Teamstil mit der Bezeichnung "Die Lücke" bewirkt oder wie sich das Verhalten der Spieler ändert, wenn ich den Punkt "Anspielstation" aktiviere? Weder das Handbuch noch das Spiel selbst geben mir Hinweise. Ich würde es auch auf der PSP vorziehen, wie auf den Konsolen die Schnelltaktiken direkt über das Digi-Kreuz anzuwählen. Neben der Standardsteuerung gibt es übrigens auch in diesem Jahr wieder eine Casual-Variante, in der die Spieler automatisch über den Platz laufen, während man sich lediglich um das Tempo, Pässe und Schüsse sowie Tacklings kümmern muss. Technisch halten sich die Unterschiede zum Vorgänger bis auf die bessere Steuerung in Grenzen: Die Matches laufen flüssig über den Bildschirm und die Kulissen sehen nach wie vor prima aus - nur die Profis lassen oft Ähnlichkeiten zu ihren realen Pendants vermissen. Leider wirkt die Ballphysik nach wie vor veraltet - vor allem das viel zu leichte Gewicht des Leders stört und man scheint sich in diesem Bereich nicht mehr weiterentwickeln zu wollen. Außerdem frage ich mich, was man sich bei den unsäglichen Ladezeiten gedacht hat. Schon beim Start wartet man eine halbe Ewigkeit, bis man endlich im Hauptmenü landet. Doch auch im Karrieremodus zehren die Ladebildschirme schnell an den Nerven. Warum hat man nicht angeboten, Teile optional auf dem Memory-Stick zu installieren? Vielleicht wären dann auch endlich die Kommentatoren dem Spieltempo gewachsen...  

Krampf im Fuß

Während das Gekicke auf der PSP nicht überragend ist, aber für zwischendurch immer noch Spaß macht, ist FIFA 11 auf den Apple-Plattformen

Die Wurzel des Übels liegt in der Steuerung: Mit dem katastrophalen virtuellen Joystick kommt auf den Apple-Plattformen keine Spielfreude auf. 
ein einziger Krampf: Hauptverantwortlich dafür ist die furchtbar ungenaue Steuerung mit ihrem virtuellen Stick und Knöpfen. Während man Letztere dank optionaler Größenanpassung relativ gut trifft, sind präzise Bewegungen mit dem linken Daumen kaum möglich. Egal ob mit der größeren Variante oder dem "Floating Joystick", mit dem ich den virtuellen Stick praktisch an jede Stelle des Bildschirms anwenden kann - ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass die erstaunlich gut modellierten Kicker das gemacht haben, was ich eigentlich wollte - einzig das Dosieren der Schussstärke hat relativ gut funktioniert, da diese davon abhängig ist, wie lange man mit dem Finger auf den Bildschirm drückt. Ein weiterer Nachteil ist, dass ich mir durch das Rumgetatsche auf dem Bildschirm immer wieder die Sicht auf meinen Spieler und die Teamkameraden versperrt und so ständig den Überblick verloren habe. Und dann soll ich auch noch Mitspieler in den offenen Raum schicken, indem ich sie mit einer Slide-Bewegung berühre... Diese Steuerung ist ein einziger Krampf - und das trifft sowohl auf die zugänglichere Casual-Variante als auch die Profi-Version zu, bei der man die drei virtuellen Knöpfe auch noch durch Slide-Bewegungen verknüpfen muss. Übrigens ist die Casual-Steuerung nicht mit dem PSP-Pendant identisch, obwohl sie für die Apple-Geräte durchaus sinnvoll gewesen wäre: Während auf der Sony-Plattform die Laufarbeit von der CPU übernommen wird, bekommt man hier lediglich beschriftete Knöpfe auf dem Bildschirm und weniger Kombo-Möglichkeiten, aber muss die Kicker weiterhin selbst mit dem grausigen Joystick über den Platz scheuchen.

Ansehnlicher Fußball

In der Rolle des passiven Zuschauers ist man allerdings positiv überrascht, wie gut FIFA 11 auf dem iPod / iPhone aussieht: Auch hier laufen die Matches zusammen mit einer atmosphärischen Soundkulisse ruckelfrei über den Touchscreen, während die Spielermodelle sogar einen Tick besser aussehen als auf der PSP. An Spielmodi hat man dagegen gespart: Hier gibt es weder die Herausforderungen noch Minispiele (nicht mal das Quiz!) oder einen Hauch von Karriere - selbst einen Mehrspielermodus sucht man (noch) vergebens, doch soll dieser anscheinend nachgereicht werden. Verglichen mit der PSP bekommt man auf den Apple-Plattformen also nicht nur spielerisch, sondern auch inhaltlich trotz der vielen Ligen ein Sparpaket geboten, das eigentlich niemand braucht.  

Fazit

Es ist schön zu sehen, dass EA die PSP-Umsetzungen scheinbar doch nicht völlig egal sind: Zwar ist auch in FIFA 11 die Ballphysik nach wie vor veraltet und auch technisch stagniert die Serie weiterhin mit langen Ladezeiten und fragwürdigen Spielermodellen, doch zumindest marschiert man mit der Einführung der 360 Grad-Steuerung sowie dem überarbeiteten Karrieremodus und dem Spielen als Torwart mal wieder einen Schritt nach vorne - nur um im gleichen Moment mit der Streichung des Onlinemodus wieder zurückzugehen. Trotzdem würde ich allein wegen der Karriere den jüngsten Ableger dem Vorgänger vorziehen, auch wenn sich Verbesserungen insgesamt in Grenzen halten. Die iPod-Variante würde ich dagegen selbst dann nicht anrühren, wenn man damit drohen würde, mir mit voller Wucht einen Fußball in die Weichteile zu schießen. Auch wenn die Matches toll aussehen und selbst im Apfelformat alle Ligen der "großen" Versionen angeboten werden, ist das Kicken aufgrund der unsäglichen Touchsteuerung mit virtuellem Joystick und Knöpfen für mich nah an der Unspielbarkeit. Es mag Konzepte geben, für die sich iPhone / iPod und iPad eignen mögen - Fußball gehört nach dieser schrecklichen Spielerfahrung für mich ganz sicher nicht dazu.

Pro

360 Grad-Steuerung (PSP)
aktuelle Lizenzen
gewaltiger Umfang (25
Ligen)
gute Soundkulisse
ansprechende Präsentation
Karrieremodus (PSP)
Adhoc-Modus (2 Spieler; PSP)
guter Trainingsmodus

Kontra

veraltete Ballphysik
kein Onlinemodus mehr (PSP)
z.T. falsche Kommentare (PSP)
lange Ladezeiten (PSP)
(noch) kein Mehrspielermodus (iPod)
furchtbare Steuerung (iPod)
Abstürze (iPod)
keine Herausforderungs-Modi (iPod)
keine Tricks möglich (iPod)
schlechte Übersicht (iPod)

Wertung

PSP

Leichte Verbesserungen bringen FIFA 11 auf der PSP einen Schritt nach vorne. Gekürzte Modi und technische Stagnation enttäuschen dagegen.

iPhone

Fußball ohne Kontrolle: Auf den Apple-Plattformen ist FIFA 11 ein schrecklicher Steuerungskrampf!

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