Driver: San Francisco01.09.2011, Michael Krosta
Driver: San Francisco

Im Test:

In Driver: San Francisco (ab 3,61€ bei kaufen) bekommt der Begriff Geisterfahrer eine völlig neue Bedeutung: Während Undercover-Cop Tanner nach einem schweren Unfall im Koma liegt, schlüpft er in einer Art Parallelwelt in jeden beliebigen Körper, um die Jagd auf seinen Erzrivalen Jericho mit übernatürlichen Fahndungsmethoden fortzusetzen. Klingt abgedreht? Ist es auch!

If your’re going to…

San Francisco liegt mir zu Füßen! Aus der Vogelperspektive betrachte ich die kalifornische Metropole am Pazifik, gleite mit dem Cursor langsam über Gebäude, Straßen und Wahrzeichen wie die Golden Gate Bridge. Es ist ein erhabenes Gefühl. Doch damit nicht genug: Ich habe die Macht, die Kontrolle über jeden Körper zu erlangen, der dort unten auf den Straßen von San Francisco hinter dem Steuer eines Vehikels sitzt - egal, ob es sich dabei um einen Bus, Tanklaster, Streifenwagen, ein Taxi oder eines der vielen lizenzierten  Modelle handelt, die von Kleinwagen wie einem Alfa Romeo Mito, Oldtimern wie dem Ford Gran Torino oder brandneuen Supersportwagen vom Schlage eines McLaren MP4-12C reichen. Dabei bietet jeder Bolide neben Motorhauben-, Stoßstangen- und Außenansicht auch eine ansehnliche Cockpitperspektive - hurra!  

Eine traumhafte Fähigkeit

Diese Fähigkeit wird Shiften genannt und macht unheimlich viel Spaß, sobald man sich erstmal mit der völlig abgedrehten Hintergrundgeschichte abgefunden hat, die das Feature überhaupt erst möglich macht. Gleichzeitig eröffnet dieser Tanner in Geistergestalt ganz neue Wege hinsichtlich des Missionsdesigns: Da gilt es z.B. in einem Rennen gleichzeitig Erster und Zweiter zu werden oder Flüchtige mit Hilfe des Gegenverkehrs in bester Burnout-Manier zu stoppen. Zwar wiederholen sich mit der Zeit das Missionsdesign, Anforderungen und Spielmechanik, aber trotzdem hat dieses neue Driver in Sachen Abwechslung einiges zu bieten: Neben Standardrennen und Zeitfahren gilt es u.a. den Puls eines nervigen Fahrlehrers in die Höhe zu treiben, Bomben unter fahrenden Trucks zu entschärfen, Verdächtige mit einem Sicherheitsabstand zu verfolgen, Geldtransporter sicher ans Ziel zu bringen oder einem Kamerateam spektakuläre Aufnahmen zu bescheren. Besonders cool sind außerdem einige bizarre Abschnitte, in denen Wirklichkeit und Traumwelt miteinander verschmelzen. So bleibt die Zeit z.B. einmal plötzlich stehen und man bahnt sich mit einem Krankenwagen den Weg durch den erstarrten Verkehr. Eine spielbare Traumsequenz gegen Ende der Kampagne sticht ebenfalls hervor und wird im Gedächtnis haften bleiben. Es ist einfach schön zu sehen, wie die Mannen um Chef-Designer Martin Edmondson ihrer Kreativität freien Lauf lassen und dabei schon mal ungewöhnliche Wege beschreiten.

Halsbrecherische Verfolgungsjagden dürfen nicht fehlen...
Halsbrecherische Verfolgungsjagden dürfen nicht fehlen...

Neben den Stadtmissionen, von denen immer eine bestimmte Anzahl bis zum Weiterführen der Hauptstory abgeschlossen werden muss, gibt es eine Vielzahl an Nebenaufträgen, die man optional in Angriff nehmen kann. Hier stehen meist kleine Aktionen wie das Ausführen eines Stunts oder das Erreichen einer Höchstgeschwindigkeit auf der Tagesordnung - sie sind mehr so etwas wie der kleine Snack zwischendurch, der aber durchaus schmeckt.

Stärker als der Euro

Hinzu kommt, dass viele dieser Missionen auch Fahrzeuge freischalten. Kaufen kann man diese dann anschließend in den Werkstätten, die überall in der Stadt verteilt sind. Problem: Um Zugang zu bekommen, muss man zunächst die entsprechende Werkstatt sein Eigen nennen. Als Währung kommen so genannte Willenskraftpunkte zum Einsatz. Diese verdient man bereits mit jedem Meter, den man sich in San Francisco fortbewegt. Für Aktionen wie Sprünge, Drifts und knappe Überholmanöver wächst der Kontostand entsprechend schneller - einen richtigen Batzen auf einen Schlag bekommt man dagegen erst für das Abschließen der Aufträge. Außerdem gilt das Motto: Je mehr Fahrzeuge und Werkstätten man besitzt, desto rasanter wächst das Guthaben. Um die Kampagne abzuschließen, ist es aber nicht zwingend nötig, sich darum zu kümmern, da man bekanntlich auch ohne den Kauf das Steuer jedes Wagens übernehmen kann bzw. der fahrbare Untersatz in einigen Missionen ohnehin vorgegeben wird.

Über Schäden muss man sich keine großen Sorgen machen: Zwar gibt es ein ansehnliches Schadensmodell, doch große Auswirken auf die Fahrphysik muss man nicht befürchten. Bei zunehmenden Kollisionen wird das Fahrzeug höchstens langsamer, doch die Lenkung wird nicht beeinträchtigt. Trotzdem sollte man die Schadensanzeige nicht ignorieren - vor allem, wenn man an ein Auto gebunden ist und nicht einfach in ein anderes shiften kann. Ist der „Gesundheitsbalken“ des Fahrzeugs aufgebraucht, heißt es auch schon mal vorzeitig „Game over“.

Furchtbares Gummiband

Eigentlich macht Driver so viel richtig, was Missionsdesign und Abwechslungsreichtum angeht. Leider trübt aber die KI immer wieder den Spielspaß: Zum einen ist der Gummibandeffekt hier so stark wie in kaum einem anderen Rennspiel. Liegt man zurück, fahren die

Die KI ist zu sehr an einem Gummiband festgebunden.
Die KI ist zu sehr an einem Gummiband festgebunden.
Gegner in einem solchen Schneckentempo weiter, dass man eigentlich gar nicht mehr von einem echten Rennen sprechen kann und es auch nicht als ein solches empfindet. Es wirkt einfach nur lächerlich. Zum anderen scheinen die KI-Piloten offensichtlich nicht sonderlich helle zu sein, denn ich konnte öfters beobachten, wie sie z.B.  beim Überqueren von übersichtlichen Kreuzungen wie Blindfische in einen riesigen Bus reingerast sind oder sich anderweitig verheddern. Ein ganz anderes Bild ergibt sich in den Missionen, in denen die Aufgabe der KI in erster Linie darin besteht,mich zu attackieren: Hier gehen die Schergen oft eine Spur zu aggressiv ans Werk, so dass man kaum mehr einige Meter am Stück fahren kann, ohne schon wieder von allen Seiten mit voller Wucht gerammt zu werden. In diesen Momenten büßt Driver viel von seiner Faszination ein.

Unausgewogenes Balancing

Hinzu kommen Probleme beim Balancing: Schafft man die meisten Missionen schon beim ersten Anlauf, steigen die Anforderungen manchmal sprunghaft an. Den traurigen Tiefpunkt markiert dabei ein Abschnitt gegen Ende der Kampagne, der bei mir für den einen oder anderen Frustanfall gesorgt hat. Insgesamt wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, dem Spieler die Wahl zwischen unterschiedlichen Schwierigkeiten zu geben und / oder bei Nebenmissionen auf ein Medaillensystem zu setzen, das sowohl Anfänger als auch Profis entsprechend fordert. So aber bleibt es bei dem Hin- und Her, das für geübte Fahrer oft zu einfach, manchmal aber eben auch abartig schwer (und unfair) ausfällt.

Tolles Fahrgefühl

Das ist bedauerlich, da neben dem variationsreichen Missionsdesign auch das zentrale Element stimmt: das Fahren. Die Entwickler von Reflections liefern genau die richtige Mischung aus Anspruch und Spaß, wenn man mit gezogener Handbremse lässig durch die Kurven driftet, reaktionsschnell dem Verkehr ausweicht oder einfach

Egal ob Bus, Last- oder Sportwagen: Driver fühlt sich toll an.
Egal ob Bus, Last- oder Sportwagen: Driver fühlt sich toll an.
nur mit dem Bleifuß durch die Straßen der Stadt heizt, die mit ihren vielen Hügeln geradezu prädestiniert ist für spektakuläre Verfolgungsjagden und deshalb auch nicht selten als Schauplatz in der Filmwelt dient - man denke z.B. an The Rock. Etwas aufgesetzt wirken dagegen Funktionen wie Nitro und Rammen. Während der regenerative Geschwindigkeitsschub noch in Ordnung geht (aber mit dem linken Analogstick etwas umständlich aktiviert wird), ist die Rammattacke auf Knopfdruck sowohl fummelig als auch überflüssig. Beide Aktionen verbrauchen übrigens Energie, die sich automatisch wieder auflädt. Um den Speicher zu vergrößern, kann man in der Werkstatt neben Tools wie einem Symbolfinder und anderen Spielereien auch Upgrades kaufen. Klassisches Tuning ist jedoch nicht möglich.

Trotzdem: Das Fahren in Driver macht einfach Spaß! Das gilt nicht nur für die Missionen, sondern auch das freie Cruisen durch San Francisco, wo man nicht nur neue Nebenaufträge entdecken, sondern auch einfach mal abschalten kann. Ich habe mir zwischendurch immer wieder eine kleine Auszeit gegönnt, mir einen Wagen geschnappt und die Stadt erkundet. Allerdings sind einige Gebiete zunächst noch gesperrt und auch die Fähigkeit, aus dem Geschehen heraus zu zoomen und die Stadt von oben zu betrachten, nimmt erst mit der Zeit zu, wenn weitere „Shift-Ebenen“ freigeschaltet werden.

Besser als Teleporting?

Für die Missionen wird es zunehmend wichtiger, da man oft an mehreren Orten gleichzeitig sein sollte. So gilt es z.B. einen Transporter zu beschützen, indem man die Kontrolle über Fahrzeuge im Gegenverkehr übernimmt, um die markierten Angreifer im Idealfall mit gezielten Unfällen auszuschalten. In diesen Momenten hat der Spielablauf gewisse Ähnlichkeiten mit einem Echtzeit-Strategiespiel, wenn man sich auf der Karte ein möglichst starkes Gefährt aussucht und dabei die Routen der anbrausenden Gegner verfolgt. Trotzdem wirkt die Navigation in der Vogelperspektive auf mich etwas zu träge. Das gilt auch für die Momente, in denen man die Missionen auf der Karte ansteuern muss, die oft weit auseinander liegen. In den ersten Minuten wirkt das freie Schweben über San Francisco noch cool, doch irgendwann möchte man lieber gleich zum nächsten Auftrag anstatt vorher noch lange über die Stadt zu fliegen. Schade ist zudem, dass man kein

Ohne Rücksicht auf Verluste geht es mit Vollgas durch San Francisco.
Ohne Rücksicht auf Verluste geht es mit Vollgas durch San Francisco.
Navigationssystem integriert hat: Man kann zwar eine Karte aufrufen, auf der alle gefundenen Haupt- und Nebenmissionen sowie Werkstätten etc. eingetragen werden, aber manuell keinen Zielpunkt setzen. Zumindest verfügt die kleine Kartenansicht im Spielbildschirm über eine Zoom-Funktion und zur Not shiftet man halt einfach in ein Fahrzeug, das sich in der Nähe seines Wunschziels befindet. Die klassische Navi-Variante wäre trotzdem willkommen gewesen...

Tag und Nacht - oder auch nicht…

Zwar hat man San Francisco nicht im Maßstab 1:1 nachgebildet, doch auch die zusammengestauchte Variante hinterlässt auf den ersten Blick einen gelungenen Eindruck, wenn man etwa zum ersten Mal über die Golden Gate Bridge düst oder sich die Serpentinen der Lombard Street entlang schlängelt. Vor allem die komplett neu gebaute Engine mit ihren flüssigen 60 Bildern pro Sekunde kann begeistern - bis es zum ersten von einigen weiteren Slowdowns kommt, die auch den Fahrspaß zwischendurch immer wieder mal ausbremsen, wenn auf dem Bildschirm zu viel los ist. Dabei scheint die PS3 insgesamt etwas anfälliger für die Einbrüche zu sein als das 360-Pendant, doch auch auf der Microsoft-Konsole geht die Engine ab und zu in die Knie. Zudem musste die Kulisse zugunsten der angestrebten Performance Federn lassen: Die Bauten am Streckenrand wirken grob und matt, während die Boliden ebenfalls nicht mit der Polygonpracht eines Forza Motorsport oder Gran Turismo 5 mithalten können. Dafür wirkt die Stadt mit viel Verkehr und Passanten auf den Gehwegen relativ lebendig, wenn auch nicht besonders dynamisch, denn beide reagieren weder auf Hupkonzerte noch Sirenengeheul. Zudem herrscht im virtuellen San Francisco bis auf wenige Ausnahmen immer Tag und Sonnenschein - einen Tag-/Nachtzyklus oder Witterungswechsel gibt es nicht. Kann man über vereinzelte Pop-ups sowie Flimmerkanten noch hinwegsehen, bohrt sich die fehlende vertikale Synchronisation sehr viel störender in die Augen. Tearing tritt nicht nur zahlreich, sondern auch relativ stark auf! Enttäuschend ist, dass man auf atmosphärische Details verzichtet hat: San Francisco ist u.a. für seine Cable-Cars berühmt - im Spiel sieht man allerdings keine einzige Straßenbahn!

Gute Sprecher - schlechte Sprecher

Ausflüge in staubige Gefilde werden ebenfalls geboten.
Ausflüge in staubige Gefilde werden ebenfalls geboten.

Inhaltlich mag die Qualität der Driver-Serie von Höhen und Tiefen geprägt sein. Eine Konstante war dagegen immer der gelungene Soundtrack, der mit lizenzierten Titeln aus verschiedenen Jahrzehnten die Bude zum Grooven brachte. Der jüngste Ableger setzt diese Tradition mit einer starken Song-Auswahl fort, die erneut verschiedene Stilrichtungen und Zeiträume abdeckt - klasse!

Soundeffekte und Lokalisierung sind dagegen ein zweischneidiges Schwert: Einerseits ist es löblich, dass Ubisoft zumindest für die Hauptdarsteller ausschließlich professionelle Sprecher verpflichtet hat, die man aus Film und Fernsehen kennt. Mit an Bord sind u.a. die deutschen Stimmen von David Duchovny (in der Rolle von Tanners Partner Tobias), Nicholas Cage (als Jericho) oder Christian Bale (als Tanner), die allesamt keinen überragenden, aber dennoch überdurchschnittlich guten Job leisten. Dem gegenüber stehen jedoch einige Amateure, die in den vielen Nebenrollen mit ihren peinlichen Auftritten immer wieder die Atmosphäre zerstören. Selten hat man die Kluft zwischen Profis und Laien so deutlich zu hören bekommen wie hier. Hinzu kommt, dass beim Abmischen im Studio offenbar wieder mal geschlampt wurde. Das Ergebnis sind teilweise starke Lautstärkeschwankungen bei den Dialogen und auch die Lippensynchronität ist oft nicht gewährleistet. Überhaupt ist die Abmischung nur auf einem durchschnittlichen Niveau: Sowohl die Motorenklänge als auch Soundeffekte bei Explosionen oder Kollisionen fehlt ein gewisser Druck - selbst an einer 5.1-Anlage will sich das Klangfeld nicht entfalten und bleibt unspektakulär im Hintergrund.

Ein Lob hat sich Ubisoft trotzdem verdient: Neben der deutschen Lokalisierung hat man auf beiden Konsolen weitere Sprachen auf die Disk gepackt, die man bequem über die Optionen im Spiel umstellen kann. Die erste Wahl ist dabei die englische Originalspur, bei der die Sprecher bei den Aufnahmen motivierter wirken und das Gefälle zwischen Profis und Anfängern nicht so stark ausgeprägt ist.

Da geht noch mehr

Schon wer nur die Story- und Stadtmissionen abschließen will, ist eine ganze Weile mit dem übernatürlichen Undercover-Einsatz beschäftigt. Doch abgesehen von der Kampagne hat Reflections auch noch einen Mehrspielermodus für Online- und Splitscreenauseinandersetzungen, 32 separate Solo-Herausforderungen

Split
Viele Sequenzen eignen sich für eine anschließende Nachbearbeitung im Film-Editor.
sowie einen kleinen Editor zum Bearbeiten und Teilen von Filmclips auf die Disk gepackt. Wer sich als Regisseur versuchen will, benötigt aber genau wie für den Zugang zu den Online-Events den U-Play Pass - Ubisofts Version von EAs Project $10, den sich Käufer von Gebrauchtspielen zusätzlich im PSN oder über Xbox Live anschaffen müssen.

Chaotische Verhältnisse

Doch der Blick auf die Mehrspielerkomponente lohnt sich: Genau wie in der Kampagne bereichert die Shift-Funktion auch hier den Spielablauf und sorgt für diesen gewissen Kick, den man vorher noch nicht erlebt hat. Zwar gibt es in der stattlichen Auswahl an Modi auch Standardrennen, doch richtig lustig wird es erst, wenn man auch im Kampf gegen andere Spieler die Fahrzeuge wechseln darf. Damit man nicht wie verrückt durch die Gegendshiftet, ist man hier allerdings zunächst an ein Fahrzeug gebunden und muss erst eine Energieleiste füllen, bevor man wieder wechseln darf. Das geht jedoch recht fix - ein Grund, weshalb die Multiplayer-Ausflüge nach San Francisco hauptsächlich von Chaos geprägt sind, wenn man z.B. möglichst genau und lange der Spur eines Führungs-Fahrzeugs folgen soll oder „Fangen auf vier Rädern“ spielt, bei denen ein Fahrer mit der Markierung gejagt wird und sie bei der ersten Berührung mit einem Gegner wieder an diesen verliert. Mir ist das alles eine Spur zu hektisch, da die meisten Partien in einem ständigen Gedrängel, rücksichtslosem Rempeln und fiesem Abdrängen enden, während das Shiften für einen zusätzlichen Stressfaktor sorgt. Kommen dann auch noch Lags hinzu, verliert man stellenweise völlig den Überblick, doch sind solche Situationen zum Glück die Ausnahme. Für einen kleinen Adrenalinkick zwischendurch sind diese Events sicher gut, trotzdem

Das Unheil nimmt seinen Lauf...
Das Unheil nimmt seinen Lauf...
bevorzuge ich weiter die Standardrennen, von denen es auch eine Shift-Variate gibt. Darüber hinaus stehen klassische Verfolgungsjagden im Stil von Räuber & Gendarme, Team-Wettbewerbe wie Capture the Flag oder Kontrollpunktrennen inklusive Staffellauf zur Auswahl.

Auto-Zauberei

Je besser man in den Partien abschneidet, desto mehr Erfahrungspunkte gibt es als Belohnung, mit denen man im Online-Rang aufsteigt. Dieser wiederum schaltet nicht nur Bonusgegenstände wie Bildchen zum Aufhübschen seines Fahrerprofils frei, sondern erlaubt mit der Zeit auch Zugriff auf weitere Spielmodi sowie „Shift-Waffen“. Dabei handelt es sich weniger um Waffen im klassischen Sinn, obwohl sich der Impuls auch gut in Mario Kart & Co machen würde, bringt er die anvisierten Gegner doch auf Knopfdruck ins Schleudern. Auf eine andere Weise ist dagegen die Tausch-Funktion effektiv, die es dem Spieler erlaubt, auf Knopfdruck in ein vorher festgelegtes Auto zu wechseln. Bevor man also in einer lahmen Krücke landet, kann man dafür sorgen, hinter dem Steuer eines wesentlich flotteren Modells zu landen und sich dadurch einen Vorteil zu verschaffen. Noch cooler ist dagegen die Spawn-Funktion, die ebenfalls in einem höheren Rang freigeschaltet wird: Sie erlaubt es, aus dem Shift heraus ein Fahrzeug zu generieren.

Die meisten Modi und Funktionen stehen auch in den Splitscreen-Duellen zur Auswahl, doch angesichts der Beschränkung auf zwei Spieler wirken die Auseinandersetzungen zwar weniger chaotisch, aber auch längst nicht so spaßig wie über die Internetleitung. Trotzdem schön, dass man bei Reflections auch an die Fans von lokalen Sessions am geteilten Bildschirm gedacht hat.

Fazit

Ja, Driver: San Francisco hat seine Fehler - allen voran die furchtbare KI, die auf der einen Seite die Rennen aufgrund des viel zu starken Gummibands lächerlich macht und auf der anderen Seite viel zu aggressiv zu Werke geht sowie unter Aussetzern leidet. Auch beim unausgegorenen Balancing bekleckert sich Reflections vor allem gegen Ende nicht unbedingt mit Ruhm. Das Gleiche gilt für die Technik: Würde es durchgehend mit 60 Bildern pro Sekunde durch San Francisco gehen, könnte man die matten Fassaden der Häuser und das auffällig starke Tearing vielleicht verzeihen, doch angesichts der immer wieder auftretenden Slowdowns wollte man der neuen Engine vielleicht doch etwas zu viel zumuten. Und trotzdem ist Driver: San Francisco nach der Premiere der beste Teil der Serie! So bescheuert sich die Geschichte auch anhört, wollte ich doch wissen, was es mit dieser Parallelwelt zwischen Wirklichkeit, Traum und Koma auf sich hat. Gleichzeitig ist sie der Schlüssel, der es den Entwicklern erlaubt hat, sich sowohl in der Kampagne als auch den Mehrspielermodi kreativ ordentlich auszutoben. Obwohl sich manche Elemente mit der Zeit abnutzen und wiederholen, begeistert das Missionsdesign immer wieder mit frischen Ideen und Ansätzen. Nicht alle sind in der Umsetzung gelungen - manchmal sogar frustrierend! Aber unterm Strich hat mich die übernatürliche Jagd auf den Serien-Schurken Jericho gut unterhalten und auch die Mehrspielerduelle bieten mit ihrer großen Auswahl an Modi neben dem hektischen Chaos viel Spaß auf den Straßen von San Francisco.

Pro

umfangreiche Karriere
z.T. grandioses Missionsdesign...
coole Shift-Funktion
lizenzierte Fahrzeuge
klasse Soundtrack
meist flüssige 60fps-Darstellung...
einige professionelle Synchronsprecher...
gute (Arcade-)Steuerung
ansehnliches (optisches) Schadensmodell
Splitscreen-Rennen
spaßige Mehrspielermodi...

Kontra

nervige Gummiband-KI
...aber mit der Zeit viele Wiederholungen
einige KI-Aussetzer
vereinzelte Balancing-Probleme
z.T. zu aggressives KI-Verhalten
...aber auch spürbare Slowdowns
...und schlimme Amateure in vielen Nebenrollen
träge „Geist-Navigation“ zu Missionen
aufgesetzte Arcade-Features (Rammen & Nitro)
schwankende Lautstärkeabmischung
...die teilweise aber zu chaotisch sind
vereinzelte Lags

Wertung

360

Mit übersinnlichen Ermittlungsmethoden feiert Driver ein gelungenes Comeback, das nur von einigen Schönheitsfehlern und KI-Schwächen getrübt wird.

PlayStation3

Technisch leicht schwächer als auf der Xbox 360, inhaltlich identisch.

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