Orchester, Maultrommeln und Karnevals-Tröten
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Knifflig: Die bewaffneten Metallbolzen ziehen schneller als ihr Schatten. |
Neben all seinem krawalligen Humor haben auch leise Töne ihren Weg ins Spiel gefunden. Während ich langsam durch die funkelnde See gleitet, habe ich endlich einmal Zeit, all die Kleinigkeiten zu bewundern, welche Raymans Welt so lebendig machen. Die Quallen und Wasserpflanzen wiegen sich langsam in der Strömung und überall schweben kleine Partikel im Wasser. Passend zur Gänsehaut-Stimmung säuseln die Lums leise ihr geheimnisvolles Lied. Als mich kurz darauf eine riesige Unterwasser-Schlange verfolgt, gewinnt auch der Gesang an Hektik. Auch im Rest der Spiels passen die muskalischen Themen perfekt zum Spiel – und werden immer wieder mit ungewöhnlichen Instrumenten neu interpretiert. Mal gibt es ein wildes Solo auf einer kleinen Karnevals-Tröte zu hören, kurze Zeit später wird die Melodie mit Wasser im Mund gegurgelt.
Spielerisch geht es weniger innovativ zu. Im Grunde greifen die Entwickler lediglich altbekannte Genre-Ideen auf. Das Oldschool-Grundgerüst wurde aber derart geschickt und modern ausbalanciert, dass es um einiges geschliffener wirkt als in den Neunzigern. Das Beste am Spiel sind die fröhlich singenden »Lums«, welche eine ähnliche Funktion erfüllen wie Marios Münzen: Eigentlich hängen sie nur am Himmel herum, damit man am Levelende ein besonders gutes Ergebnis erreicht. Doch die Entwickler haben sie derart verführerisch platziert, dass ich gar nicht anders konnte, als möglichst jedes einzelne Exemplar davon aus der Luft zu fischen.
Oldschool Deluxe
Noch mehr Spaß macht es, wen man sich vorher den Riesen-Lum schnappt. Dann sind alle kleinen Artgenossen zehn Sekunden doppelt so viel wert und trällern ein beschwingtes Lied. Auch die geschickt versteckten Münzen füllen das Konto. Das beste am Sammel-Fetish ist, dass er nicht zum Selbstzweck verkommt. Jeder einzige Lum wird nach dem Ziel fein säuberlich in eine große Röhre gefüllt.
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Hübsch hässlich: Die Bosse sehen spektakulär aus, lassen sich aber meist nur durch stumpfes Auswendiglernen besiegen. |
Je nachdem, welche Markierung ich erreiche, streiche ich so ein paar zusätzliche „Electoons“ ein: Die pinkfarbenen Grinse-Gesichter dienen als Währung, mit denen ich die Bosse freischalte. Manchmal hatte ich also bereits alle Levels gemeistert, musste vor dem Gefecht mit den Endgegner aber ein paar Gebiete ein zweites mal besuchen, um versteckte Electoons zu finden und noch mehr Lums abzusahnen. Clever ist übrigens das dezente Hilfe-System: Wer ich in einem Level partout nicht weiter komme, kann ihn nach einigen Fehlversuchen überspringen. Dadurch gehen mir aber auch die begehrten Electoons durch die Lappen. Trotzdem kann ich durch den kleinen Kniff selbst bestimmen, in welchen Levels ich mich am häufigsten austoben möchte.