Harry Potter und die Kammer des Schreckens30.11.2002, Paul Kautz
Harry Potter und die Kammer des Schreckens

Im Test:

Klein Harry macht jede Plattform unsicher: Nachdem uns schon die PC-Version zu weiten Teilen überzeugen konnte, werden nun die Konsolen-Zaubereien einem ausführlichen Check unterzogen. Ist Lumos auch auf der PS2 ein echter Lumos? Auf welcher Plattform sieht Professor Snape am fiesesten aus? Diese und mehr Fragen beleuchtet unser Test.

Alles neu macht die Konsole

Filmumsetzungen waren schon immer eine heikle Angelegenheit: entweder haben sie mit dem Film nur wenig zu tun, oder sie sind schlicht grottenschlecht. Die bisherigen Harry Potter-Spiele waren eine löbliche Ausnahme von dieser Regel, und boten gleichermaßen witzige wie intelligente Unterhaltung für Groß und Klein. Das ändert sich auch mit der Umsetzung des zweiten Buches »Harry Potter und die Kammer des Schreckens (ab 29,90€ bei kaufen)« nicht.

Gleich vorneweg eine Warnung: Der Konsolen-Harry hat mit seinem <4PCODE cmd=DGFLink;name=PC-Pendant;id=2481> ungefähr so viel gemeinsam wie Ron Weasley mit Draco Malfoy. Während am PC viel gehüpft und wenig geknobelt wurde, ist das Verhältnis an PS2, GameCube und XBox genau umgekehrt: Das Spiel ist wesentlich Abenteuer-lastiger, hält sich enger an die Filmvorlage und ist weniger sprungfreudig - was man beispielsweise daran erkennt, dass Harry automatisch hüpft und klettert.

__NEWCOL__Killer-Waschmaschine und Gnome

Bevor Ihr nach Hogwarts gelangt, warten noch allerlei Hindernisse: im Garten der Familie Weasley lernt Ihr die Bedienung des Spiels, und bekämpft nicht nur eine wild gewordene Waschmaschine, sondern übt Euch auch im Gnom-Weitwurf. Etwas später landet Ihr in der Winkelgasse, besorgt Euch Schul-Utensilien, und schwirrt kurz darauf im berühmten fliegenden Ford Anglia in die rabiate peitschende Weide, wo das Spiel eigentlich erst richtig los geht. Ron muss aus den Fängen des renitenten Baums befreit werden! In diesem und dem Abschnitt davor lernt Ihr gleich die Bedienung kennen: Zum einen könnt Ihr Euch durch Gedrückthalten von R1 auf einen Gegner ausrichten, um ihn kreisförmig zu umlaufen und ihm einen Flipendo-Zauber um die Ohren zu hauen. Zum anderen dürft Ihr zwar jederzeit speichern, was sich allerdings als Mogelpackung entpuppt: es wird nicht Euer momentaner Punkt gesichert, sondern der allgemeine Abschnitt, in dem Ihr Euch befindet. Wenn Euch also die Lebensenergie ausgeht und Ihr Pech habt, dürft Ihr unter Umständen ziemlich weit vorne erneut anfangen, da nach dem Abgang nur der letzte Checkpoint geladen wird - außerdem kostet das immer einen ganze Batzen Zeit, da die Ladezeiten der PS2-Version sehr üppig ausgefallen sind.

Mehr zum Knobeln

Wie es sich für ein gutes Potter-Spiel gehört, sind auch die berüchtigten Zaubersprüche nicht weit: »Lumos«, »Diffindo«, »Flipendo« und viele mehr wandern mit der Zeit in Euer Inventar. Die Zauberformeln werden hier weder aufwändig gepaukt noch wie in der PC-Version in einem Mini-Spielchen versteckt, sondern einfach aus magischen Büchern herausgesogen - was einen wunderschönen Grafikeffekt nach sich zieht. Habt Ihr einen neuen Spruch, dürft Ihr ihn frei auf den oberen drei Joypad-Tasten platzieren, um ihn nicht dauernd mühselig aus dem Inventar fummeln zu müssen. Außerdem lassen sich die Zauberformeln durch Gedrückthalten der Taste verstärken, was aber bei zuviel Übermut auch schnell nach hinten losgehen kann.

Wie schon geschrieben, hat der Konsolen-Harry eine größere Adventure-Tendenz als der PC-Strubbelkopf. Und so bekommt Ihr hier viele Aufträge zu lösen, die meisten davon sind Such-Missionen: irgendein Mitschüler hat etwas verloren, und bittet Euch, es wieder zu finden. Als Belohnung dafür gibt es meist eine der 101 berühmten Zauberer-Sammelkarten, die bei zehn aufgesammelten Exemplaren Eure Lebensenergieleiste vergrößern, und mit Euren Mitschülern getauscht werden können. Natürlich sind nicht alle Quests so einfach, viele Aufgabenstellungen sind stark unterteilt - es gibt zwar nur eine Hauptmission, aber um die erfüllen zu können, müsst Ihr erst mehrere Nebenaufträge hinter Euch bringen. __NEWCOL__

Falls Ihr nicht mehr genau wisst, um was es dabei geht, könnt Ihr jederzeit im Inventar eine kurze Beschreibung nachlesen, oder versuchen, auf der leider ziemlich unnützen Karte Eure Position herauszufinden.

Immer schön langsam

Allzu forsche Spieler werden an der Konsole schnell einen Gang runterschalten müssen, denn das Gameplay ist wesentlich ruhiger, und viel mehr auf Schleichen als auf Rennen ausgelegt. Denn während Ihr tagsüber ganz normal am Unterricht teilnehmt, werden nachts die meisten wichtigen Missionen ausgeführt. Das bedeutet natürlich, dass Ihr aufpassenden Schülern aus dem Weg geht, die, falls Sie Euch erwischen, mit Punkteabzug für Euer Haus Gryffindor bestrafen. In diesem Zusammenhang ist es praktisch, dass Harry nicht nur normal laufen, sondern auch leise treten, und sich außerdem an Wände schmiegen kann. Nichtsdestotrotz sind die meisten dieser Stealth-Missionen nicht eben logisch, da sich Kenner der Bücher sofort fragen, wieso sich Harry eigentlich die Mühe machen soll, wenn er doch einfach seinen Unsichtbarkeitsmantel benutzen könnte (wie er es im Film ja auch macht).

Auf die Besen!

Trotz aller Schleich-Passagen und Rätsel-Löserei stehen natürlich auch viele handfeste Gefechte auf dem Programm: Kartoffelbauchpilze, die klasse animierte peitschende Weide, Hundegeister, bissige Bücher in der Bibliothek, Imps, Feuerkrabben und vieles mehr will Euch ans Leder. Die meisten geben schon nach einem gut gezielten Flipendo auf, andere verlangen nach Sonderbehandlung, die Euch aber stets erklärt wird, und die Ihr auch im Zauberbuch nachlesen könnt - inklusive witziger Kommentare des selbstverliebten Gilderoy Lockhart.

Selbstverständlich kommt auch die Fliegerei nicht zu kurz: Nach einem ausführlichen Tutorial dürftet Ihr die einfache Besensteuerung beherrschen und könnt Partien gegen die anderen Häuser Hogwarts´ bestreiten - oder einfach die Ländereien auf dem Flugbesen erkunden. Außerdem steht es Euch nach dem Lösen der Hauptaufgabe meistens frei, ob Ihr Euch ins Bett legt (um schnell zur nächsten Mission zu gelangen) oder das Gelände nach Bonusaufträgen zu durchwandern.

__NEWCOL__Augenfreude

Die PS2-Fassung hat mit der veraltet aussehenden PC-Version nicht nur spielerisch, sondern auch grafisch überhaupt nichts am Hut: Die Konsolen-Variante sieht in jeder Hinsicht um Meilen besser aus! Das betrifft nicht nur die liebevoll gestalteten Figuren, die über eine ausgeprägte Mimik und Gestik verfügen und klasse animiert sind. Auch die abwechslungsreichen Umgebungen verzaubern mit wahnwitzig vielen Kleinigkeiten, besonders Hogwarts ist eigentlich kaum zu beschreiben - die Liebe zum Details springt Euch aus jedem Pixel entgegen, außerdem könnt Ihr das riesige Gelände jederzeit komplett begehen. Leider fehlen der PS2-Fassung viele Grafikeffekte der anderen Konsolen-Versionen: Lensflares, manche Lichtspielereien, außerdem ist natürlich die Auflösung niedriger, die Texturen etwas schlechter und ein leichtes Ruckeln nie ganz zu vermeiden. Dafür protzt die PS2 mit einem exklusiven Blur-Effekt, wenn Harry beispielsweise in eine giftige Pilzwolke läuft.

Ihr seht Harry im Normalfall stets über die Schulter, während sich die Kamera mehr oder weniger erfolgreich Mühe gibt, den Kleinen im Bild zu behalten. Ihr könnt die Perspektive manuell ausrichten, und außerdem leicht schwenken, um beispielsweise um Ecken sehen zu können, was aber nicht sonderlich gut funktioniert.

Jede Menge Freizeit

Akustisch macht sich hier wie beim PC-Harry das Fehlen der Original-Sprecher bemerkbar. Die hiesigen Redner sind zwar nicht übel, aber dennoch entgeht dem Spiel dadurch ein Atmosphäre-Bonus. Das wird durch die wunderbar ruhige Musik wieder ausgeglichen, die in aufregenden Momenten durch dramatische Jingles hervorragend verwirbelt wird.

Natürlich gibt es auch in diesem Spiel viele versteckte Boni zu finden: Das wären beispielsweise Silbersickel, mit denen Ihr Euch Zauberutensilien in der Winkelgasse kaufen könnt.__NEWCOL__

Auch Bertie Botts berühmte Bohnen in allen Geschmacksrichtungen liegen in Schränken, Kisten und Fässern, und warten nur darauf, in Eure Taschen zu wandern. Die könnt Ihr beispielsweise in George und Freds Zaubererladen gegen allerlei Schnickschnack oder Sammelkarten tauschen. Wie viele Ihr davon bereits besitzt, könnt Ihr stets im Inventar nachschlagen, wo Ihr außerdem noch Informationen über Eure Quidditch-Punkte, Schulnoten und vieles mehr findet.

Fazit


Wunderbar - für Potter-Fans ist die Konsolenfassung von Harrys neuem Abenteuer ein gefundenes Fressen, da sie die Atmosphäre der Bücher und des Films hervorragend auf den Bildschirm transportiert. Andererseits lebt das Spiel natürlich vom Potter-Bonus, da es gerade auf der PS2 massig vergleichbare Action-Adventures gibt: <4PCODE cmd=DGFLink;name=Jak & Dexter;id=1969>, <4PCODE cmd=DGFLink;name=Phantomias;id=2895> oder <4PCODE cmd=DGFLink;name=Peter Pan;id=3370> bieten dem kleinen Zauberer ordentlich Paroli. Nichtsdestotrotz ist der neue Ausflug nach Hogwarts eine lohnende Investition für alle großen und kleinen Forschernaturen, die nichts gegen etwas Action einzuwenden haben, und beim einen oder anderen Bedienungsmangel gnädig ein Auge zudrücken. Allerdings muss man deutlich sagen, dass die PS2-Version grafisch gegen die <4PCODE cmd=DGFLink;name=GameCube;id=3352>- und <4PCODE cmd=DGFLink;name=XBox;id=3351>-Fassung den Kürzeren zieht.

Pro

<li>sehr gute Musik</li><li>schöne Atmosphäre</li><li>exzellente Grafik</li><li>einfache Steuerung</li><li>massig abwechslungsreiche Aufträge</li><li>viel Handlungsfreiheit</li><li>ausführliche Tutorials</li>

Kontra

<li>ausschließlich Analog-Steuerung</li><li>mäßiges Speichersystem</li><li>lange Ladezeiten</li><li>teilweise umständliche Bedienung</li><li>keine Original-Sprecher</li><li>gelegentliche Logik-Fehler</li>

Wertung

PlayStation2

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