Swarm30.03.2011, Benjamin Schmädig
Swarm

Im Test:

Bald werden es 75 Mio. sein - 75 Mio. tote Schwarmiten! 73.355.396 waren es vor wenigen Sekunden. 73.357.464 ein paar Wimpernschläge später. Bereits im Hauptmenü, bevor das Spiel überhaupt startet, kann man sie zersäbeln, verbrennen, enthaupten, erstechen, wie einen Luftballon zerplatzen lassen und wieder und wieder und wieder und von vorn... es ist ein barbarisches Schauspiel. Und ein äußerst vergnügliches noch dazu!

Momma braucht Nahrung!

Es gibt ihn tatsächlich, den weltweiten Zähler aller getöteten Schwarmiten: auf der offiziellen Webseite und direkt im Spiel - eine herrlich morbide Idee! Und wieso auch nicht? Selbst die Lemminge könnten von der Todesmutigkeit der Schwarmiten noch lernen. Schwarmiten? Das sind kleine blaue Kartoffelsäcke mit Armen und Beinen, die von ihrer "Momma" aus einem gigantischen Schleimtentakel ausgeschieden werden. Lecker! Und die kleinen haben Hunger: Sie brauchen DNS-Bausteine, damit die ohnehin gebirgsgroße Momma wachsen und wachsen kann. Eure Aufgabe wird es deshalb sein, 50 Schwarmiten auf der Suche nach DNS-Bausteinen durch unwegsames Gelände zu scheuchen.

Und schon landen die ersten Schwarmiten im Abgrund, wo sie von aus dem Nichts auftauchenden Pfählen "aufgefangen" werden. Der nächste Schwarmit verbrennt sich am Feuer, ein anderer wird platt gewalzt usw. 73.364.207. Alle 50 Schwarmiten retten? Niemals!

Ein ganzes Stück Arbeit

Vergesst es einfach! Lasst 49 gerade sein und kümmert euch nur darum, mindestens einen "Blaumann" am Leben zu halten - an Checkpunkten werden die Reihen immer wieder neu gefüllt. Wichtig ist nur, dass ihr am Ende des Levels genügend Punkte gesammelt habt, um das Tor in den nächsten Level zu öffnen. Und das, liebe Alienfreunde, ist ein ganzes Stück Arbeit! Die Schwarmiten müssen ja nicht nur Abgründe überspringen, sich zwischen todbringende Lavawände quetschen oder sich durch vertrackte Flammenwerfer-Fallen puzzeln. Sie stehen bei all dem auch unter gehörigem Zeitdruck. Ein Punkte-Multiplikator zählt nämlich unaufhörlich runter - es ist also grundsätzlich Tempo gefragt. Ein anderer Multiplikator vermehrt sich hingegen immer dann, wenn die Schwarmiten rote Punkte aufsammeln. Vergeht aber zu viel Zeit zwischen dem Aufsammeln zweier Punkte, ist der Multiplikator futsch und jeder Verlust schmerzt so stark, dass Highscore-Jäger im Onlinerevier sofort von vorn beginnen werden. Jetzt kommt's: In manchen Todesfallen sterben die Schwarmiten nicht einfach qualvoll, sondern geben auch einen Punkt ab. Perfekte Punktspürnasen bringen ihre eigenen Blaumänner also gezielt um und rennen mit dem letzten Überlebenden ins Ziel - oh, du perfide Spielwitz-Sünde!

Zahlreiche Punkte liegen dabei in Kisten versteckt oder sind nur erreichbar, wenn man drei Handvoll Schwarmiten übereinander stapelt. Es gibt immer etwas zu entdecken oder zu errätseln. Zu allem Überfluss stecken in jedem Level fünf besonders weit entfernte DNS-Bausteine. Erst mit einer bestimmten Anzahl DNS-Stücke darf man aber dicke Bossegegner bekämpfen...

Blauer Wackelpudding

Ist das spannend? Ungemein! Denn ähnlich wie andere Highscore-Spiele begeistert Swarm vor allem durch gigantische Punktestände, die man nur mit viel Übung erreichen kann - die Anforderungen für das Erreichen des nächsten Levels fallen hingegen meist moderat aus.

Explosionen, Rauch und tote Schwarmiten: Swarm nimmt kein Blatt vor den Mund - nimmt sich allerdings erfrischend wenig Ernst.
Der Teufel versteckt sich nur im Detail, denn die ersten Schritte in einem neuen Abschnitt können ungemein frustrierend sein. Zwei Dinge: Die schräg über der Spielebene angebrachte Kamera  macht es ungemein schwierig, manchen Sprung präzise einzuschätzen - unnütze Checkpunkt-Besuche sind die Folge. Abgesehen davon hilft mitunter nur das sture Auswendiglernen oder gar banales Glück, um einige vertrackte Passagen überhaupt zu überwinden. Bei aller Liebe sind das zwei Dinge, die den Spaß empfindlich dämpfen.

Und wie steuert man einen Haufen Außerirdischer DNS-Sammler eigentlich? Einen Großteil seiner Faszination zieht Swarm aus der Art und Weise, wie die Blaumänner für Momma DNS sammeln: Man bewegte einfach den Analogstick und schon wackelt die gesamte Fünfzigschaft wie ein wackeliger Pudding umher. Zieht man die rechte Schultertaste, kuscheln sich die Schwarmiten auf engen Stegen zusammen. Zieht man die linke Schultertaste, entfernen sich die Aliens voneinander und erreichen so mit einem Mal viele Punkte in ihrer Umgebung. Die A-Taste lässt sie springen - ein Kinderspiel! Clever: Swarm versteckt die ungewöhnliche Bewegung einer scheinbar unberechenbaren Masse im Vertrauten. Wären da nicht die unnötigen Hürden, die zu vielen der Puddingstücke so unnütz das Leben kosten würden...   

Fazit

Wie erfrischend! Die ulkigen Außerirdischen wackeln und hüpfen auf der Suche nach Punkten über Stock und Stein, während ihnen die Angst um den verlorenen Multiplikator im Nacken sitzt. Geschickt, dass das Ableben der blauen Kartoffelsäcke mit ganz viel "Oooh", "Aaaah" und "Hahaha!" inszeniert wird. Das tröstet zumindest den schlimmsten Frust, wenn man dank einer unglücklichen Kameraeinstellung mal wieder den Weg nicht einschätzen oder die 50/50-Wahl um das richtige Vorgehen verloren hat. Wer Swarm meistern will, muss auswendig lernen - wer das kann, erlebt einen einfallsreichen Geschicklichkeitstest mit zum Tode verdammten Protagonisten, viel zu entdecken und der Möglichkeit, seine Momma im fordernden Onlinewettstreit mächtig zu beeindrucken!

Pro

tausend amüsante Comic-Tode
taktische & knifflige Geschicklichkeitsprüfungen
ausgesprochen motivierendes Punktesammeln
weltweite Online-Ranglisten

Kontra

Auswendiglernen oft wichtiger als schnelle Reaktionen
unübersichtliche Perspektiven

Wertung

360

Erfrischend morbider, kniffliger Geschicklichkeitstest mit anspornenden Ranglisten, aber frustrierendem Auswendiglernen.

PlayStation3

Erfrischend morbider, kniffliger Geschicklichkeitstest mit anspornenden Ranglisten, aber frustrierendem Auswendiglernen.

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