Costume Quest02.11.2010, Jens Bischoff
Costume Quest

Im Test:

Pünktlich zu Halloween hat Double Fine (Brütal Legend , Psychonauts ) zur etwas anderen Süßigkeiten-Hatz geladen: Mit echten Monstern, verzauberten Kostümen und übernatürlichen Fähigkeiten versuchen ein paar Kinder einer im Schutz der Halloween-Nacht Schindluder treibenden Hexe das Handwerk zu legen. Wir haben sie dabei begleitet.

Vorstadt in Aufruhr

Im kleinen Städtchen Auburn Pines wird die Nachbarschaft dieses Halloween nicht nur von kostümierten Kinder, sondern einer waschechten Hexe und ihren Schergen heim gesucht.

Video: Das Artdesign weiß zu gefallen, Umfang und Anspruch kommen jedoch etwas zu kurz...Dabei entbrennt nicht nur ein heißer Wettkampf um die gebunkerten Süßigkeiten, sondern es muss auch noch ein entführtes Familienmitglied gerettet werden. Je nachdem, ob ihr lieber als Junge (Reynold) oder Mädchen (Wren) in Aktion treten wollt, macht ihr euch auf die Suche nach eurem verschleppten Schwester- bzw. Bruderherz.

Leider hat die Wahl des Protagonisten so gut wie keine Auswirkungen auf den Spielverlauf - lediglich die Dialoge unterschieden sich teils geringfügig. Der Anreiz, das Abenteuer mit vertauschten Rollen ein zweites Mal anzugehen, fällt dadurch fast vollkommen flach. Zudem haben die Entwickler bei den Story-Anpassungen mehrfach schlampig gearbeitet und falsche Namen oder Charaktermodelle verwendet. Nichtsdestotrotz wird die putzige Hexenjagd und Familienwiedervereinigung liebevoll und witzig inszeniert.

Da sich der Titel in erster Linie an jüngere Spieler richtet, fällt der Humor natürlich nicht ganz so skurril wie in anderen Double Fine-Produktionen aus. Grund zum Schmunzeln gibt es dennoch genug - auch für ältere Spieler. Schade ist nur, dass sich der nicht anpassbare Schwierigkeitsgrad ausschließlich an jüngere Semester richtet. Egal, ob Kämpfe, Aufgabenstellungen oder Geschicklichkeitseinlagen, geübte Spieler werden nie auch nur ansatzweise gefordert. Zudem bieten die rundenbasierten, mit simplen Reaktionstests garnierten Schlagabtausche kaum taktische Finessen.

Simple Haudrauf-Action

Eigentlich hat jedes Gruppenmitglied maximal drei Aktionsmöglichkeiten: Einen Standardangriff ausführen (immer möglich), ein Spezialmanöver aktivieren (nur alle paar Runden möglich) oder eine aktive Fertigkeit nutzen (muss ausgerüstet sein).

Die Kämpfe zwischen den kostümierten Kids und ihren Widersachern sind nett in Szene gesetzt, aber spielerisch ungemein flach: Die Aktionsmöglichkeiten sind bescheiden, die eingeflochtenen Reaktionstests völlig harmlos.
Hat man eine passive Fertigkeit ausgerüstet, fällt die dritte Option flach. Strategisches Kalkül braucht man eigentlich nur bei der Ziel- bzw. Kostümwahl, beim Timing der Spezialmanöver sowie beim Festlegen und Einsetzen der Fertigkeiten, von denen aber der Großteil passiver Natur ist und jeder Charakter lediglich eine ausrüsten kann. So kann man seine Attacken mit einer Vergiftungs-, Lähmungs- oder Flächenwirkung aufbessern, automatische Konter, Heilungen oder Wiederbelebungen zuschalten oder generell Werte wie Angriffskraft, Ausweichfähigkeit oder Lebensenergie erhöhen.

All zu viele Gedanken muss man sich darüber aber ohnehin nicht machen, da Wunden nach jedem Kampf automatisch kuriert, gefallene Mitstreiter wiederbelebt werden und die simplen Reaktionstest zur Angriffssteigerung und Schadensbegrenzung kaum zu verpatzen sind. Und selbst wenn einmal die komplette Party das Zeitliche segnen sollte, was schwer zu erzwingen ist, wird man direkt an Ort und Stelle wiederbelebt, um den verlorenen Kampf beliebig oft zu wiederholen oder sich anderen Dingen zuzuwenden.  __NEWCOL__

Motivierendes Drumherum

Dazu zählen neben dem Sammeln von Süßigkeiten, die als Währung gelten, auch das Bewältigen verschiedener Haupt- und Nebenaufgaben, die einem zwar kaum Kopfzerbrechen bereiten, aber gelungen in den Spielverlauf eingeflochten sind.

Für Sammler und Entdecker hat Costume Quest (ab 4,25€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) trotz kuzer Spielzeit einiges zu bieten. Das Aufgabendesign ist trotz einiger Wiederholungen gut in den Spielverlauf eingeflochten.
Mal braucht man ein spezielles Kostüm, um an einem Türsteher vorbei zu kommen oder man wird zu einem Versteckspiel eingeladen, mal muss man ein Wettrennen auf Rollschuhen bestreiten oder einen Kostümwettbewerb gewinnen oder man tauscht seltene Sammelkarten mit anderen Kindern oder geht auf Rekordjagd beim Apfelschnappen im Wasserbottich.

Auch wenn sich manche Aufgaben mehrfach wiederholen und dadurch mit der Zeit an Reiz verlieren ist das Angebot dennoch ordentlich und es macht Spaß die drei Spielabschnitte (Vorstadt, Einkaufszentrum und Vergnügungspark) bis in den letzten Winkel zu erkunden, um sämtliche Aufgaben zu meistern und Belohnungen abzustauben.

Fleißige Forscher finden dabei nicht nur versteckte Süßigkeiten, mit denen sie zusätzliche Kampffertigkeiten erwerben können, sondern erbeuten auch Materialien für neue Kostüme, mit denen sie sich im Kampf in überdimensionale Ritter, Vampire oder Pommestüten verwandeln. Zudem verfügen manche Verkleidungen auch über spezielle Fähigkeiten abseits der Kampfarenen: Als Ninja kann man sich z. B. an Gegnern vorbei schleichen oder ihnen in den Rücken fallen, als Astronaut via Lichtschwert zappendustere Orte erkunden oder als Robo-Skater über Hindernisse schanzen.

Ärgerliche Kleinigkeiten

Die Steuerung ist sowohl im Kampf als auch bei der Erkundung oder gelegentlichen Minispielen denkbar einfach und geht locker von der Hand, auch wenn man sich mancherorts eine aufrufbare Übersichtkarte gewünscht hätte. Die Cartoon-Figuren und -Kulissen sind charmant designt. Lediglich die Soundkulisse wirkt etwas blass, da die Charaktere kaum akustische Reaktionen zeigen, Sprachausgabe gänzlich fehlt. Zudem werden die Sprechblasen bei Dialogen gerade im Hinblick auf jüngere Spieler oft viel zu schnell umgeblendet.

Die auch auf Deutsch verfügbaren Sprechblasen werden teils viel zu schnell wieder ausgeblendet, was vor allem jüngeren Spielern ein Dorn im Auge sein dürfte.
Zwar gibt es auch Szenen, bei denen man die Gespräche per Knopfdruck vorantreibt, genutzt wird dies aber viel zu selten, warum auch immer...

Auch die Bildrate kommt ab und zu ganz schön ins Stottern, was vor allem bei Reaktionstests nervt. Auf der Xbox tritt dieses Phänomen etwas häufiger auf. Auf der PS3 wirkt die Optik insgesamt einen Tick schärfer bzw. grobkörniger, während Xbox-Besitzer weichere Konturen und leuchtendere Farben genießen. Insgesamt sind die Unterschiede aber minimal - auch inhaltlich. Komisch ist nur, dass die 360-Fassung neben exklusiven Avatar-Belohnungen auch mehr Erfolge bereit hält - und das trotz identischen Spielablaufs.

Aber das sind Peanuts, die sich genau so wie der minimale Preisunterschied in keiner Weise auf den Spielspaß auswirken. Blöd ist nur, dass der Spielstand nur nach bestimmten Ereignissen via Autosave festgehalten wird und man beim Verlassen des Spiels mitunter Fortschritte verliert, wenn man nicht aufpasst, wann zuletzt gespeichert wurde. Aufgrund der kurzen Spielzeit von ca. fünf bis acht Stunden, die man je nach Sammelambitionen einrechnen sollte, braucht man sich darüber aber auch nicht all zu oft den Kopf zerbrechen.   

Fazit

Costume Quest ist ein charmantes und witziges Halloween-Abenteuer für Groß und Klein, in dem man mit Hilfe magischer Kostüme das kleine Städtchen Auburn Pines vor den Machenschaften einer bösen Hexe bewahren muss. Dabei bastelt man sich immer wieder neue Verkleidungen, um spezielle Aufgaben zu meistern, Hindernisse zu überwinden und fiese Monster zu vermöbeln. Das Erkunden der Spielwelt sowie Sammeln von Süßigkeiten und anderen Belohnungen, weiß zu gefallen. Der nicht veränderbare Schwierigkeitsgrad ist allerdings viel zu harmlos, das Kampfsystem trotz individuell zuteilbarer Kostüme und Fertigkeiten ungemein simpel und der Umfang alles andere als üppig. Zudem gibt es kaum Unterschiede zwischen den beiden zu Beginn wählbaren und teils sogar falsch dargestellten Protagonisten, so dass der Wiederspielwert gegen null tendiert. Doch trotz dieser Einschränkungen, sich wiederholender Aufgaben und anderer Schönheitsfehler wie holpriger Bildrate oder vor allem für jüngere Spieler viel zu schnell verschwindender Dialogeinblendungen, wird man befriedigend unterhalten. Ob einem dieser Snack 1200 Microsoft-Punkte bzw. 11,25 Euro (PS3) wert ist, muss jeder selbst entscheiden.

Pro

einfache Handhabung
charmante Präsentation
humorvolle Inszenierung
frei wählbare Kostüme & Fertigkeiten
motivierende Sammel- & Erkundungsreize

Kontra

geringer Umfang
sehr simples Kampfsystem
mehrfaches Aufgaben-Recycling
kaum Unterschiede zwischen den Protagonisten
einheitlicher, völlig harmloser Schwierigkeitsgrad

Wertung

360

Witziges und charmantes, aber auch sehr kurzes und simples Halloween-Abenteuer im Comic-Stil.

PlayStation3

Witziges und charmantes, aber auch sehr kurzes und simples Halloween-Abenteuer im Comic-Stil.

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