Test: MotoHeroz (Rennspiel)

von Benjamin Schmädig



MotoHeroz: Man flucht ja gerne...
MotoHeroz
Entwickler:
Publisher: -
Release:
25.09.2013
15.03.2012
15.03.2012
15.09.2011
Spielinfo Bilder Videos
Man flucht ja gerne. Über die Spielewelt im Allgemeinen, die Innovationsarmut im Besonderen und die unter Hochdruck dampfende Recyclingmaschinerie im ganz Speziellen. Der Shooter entwickelt sich kaum, das Adventure ebenso wenig und Rennspiele schon gar nicht. "Dagegen!", ruft man ja oft, ich sowieso - und verstecke mich heimlich, wenn ich in helle Begeisterung über ein zwölf Jahre altes Spiel verfalle.

Die kleinen Dinge

Unschuldig strecke ich die Hände in die Luft: Ich kann ja nichts dafür! Jahrmillionen alte Endorphine sind Schuld daran, dass ich seit Stunden das iPad in der Hand halte und nur
Video
Sieht fantastisch aus und spielt sich hervorragend: MotoHeroz gehört zu den besten Arcade-Rennspielen!
eins im Kopf habe: die neue Bestzeit. Sekunde noch, ich versuche nur mal eben noch... ach, Fehler. Sekunde, ein Mal noch...

Das war vor ein paar Monaten schon so: Damals rauschte MotoHeroz über die Wii und ich meinen eigenen Rekorden hinterher. Und das war vor zwölf Jahren schon so. Da saß ich zum ersten Mal auf dem Motorrad, beschleunigte, bremste und verlagerte mein Gewicht nach links oder rechts, um das Zweirad gefühlvoll über Hindernisse zu manövrieren. Wie kann das eine geschlagene Dekade später noch spannend sein?

Zeitlos

Das Geheimnis ist eine famose Physik, die man mit gerade mal vier Tasten perfekt im Griff hat. Dass es diesmal vier Räder sind, spielt keine Rolle, denn das Spiel berechnet nach wie vor nur zwei Achsen. Den Rest machen die Endorphine: Stück für Stück kommt man dem Abbild eines Spielers näher, dessen schimmernde Bestzeit gleichzeitig über den Kurs rast. Man überholt ihn, man wird belohnt - Endorphine, Euphorie, "da geht noch mehr!"

Den ständigen Onlinewettstreit hat iOS der Wii voraus. Und sogar die Steuerung klappt beinahe so gut wie auf Nintendos Remote. Ein paar Mal habe ich daneben getippt, aber das sind Ausnahmen. Auch hier katapultieren mich große Rampen hundert Meter weit, mein
Die richtige Version

Inhaltlich unterscheiden sich MotoHeroz und MotoHeroz HD nicht - die iPad-Version glänzt allerdings, der Name deutet es an, mit schärferen Texturen und einem größeren Bildausschnitt.

MotoHeroz kostet 0,79 Cent und ist eine Universal App. MotoHeroz HD kostet 2,39 Euro und läuft ausschließlich auf dem Tablet.
Vehikel überschlägt sich, ich rase rückwärts, kopfüber und werde quer durch die schwarzen Silhouetten der coolen "Future"-Welt gebeamt. Mit Extras mache ich Känguru-Sprünge, zünde den Turbo, fliege mit Raketenschub oder klebe wie eine Klette auf allen Oberflächen.

Nassfrei

Besonderheiten wie Wasserlöcher oder das Unterseetauchen wurden zwar gestrichen, dafür sehen Wald, Wüste und Eislandschaft so charmant aus wie auf Konsole. Die wundervolle Musik tut ihr Übriges. Auf iPad ist MotoHeroz HD natürlich am schönsten, Telefonspielern fehlt aufgrund eines kleineren Bildausschnitts mitunter ein wichtiges Stück Übersicht. Handyfinger verdecken außerdem eher das Bild und die kleineren Tasten sind etwas schwerer zu finden.

Schade, dass die Umsetzung mit 30 Abschnitten nur ein Drittel so groß ist wie das Original. Sinnvoll aber, dass man schneller den ersten Stern fürs Bestehen einer Strecke einfährt. Das verhindert Frust und stachelt mächtig zum Griff nach Stern zwei und drei an. Ohne Upgrades hat man dabei keine Chance: Erst mit Siegprämien und dem Geld versteckter Schatztruhen baut man Schub, Höchstgeschwindigkeit sowie die Kraft der Extras in neun Stufen aus. Immerhin gibt es in jeder der sechs Welten ein neues Vehikel, dessen Trägheit oder Superbeschleunigung man erst mal meistern muss! Wenn mir MotoHeroz den Spielgeldkauf und das Komplett-Sofort-Upgrade nur nicht so auffällig unter die Nase reiben würde.
 

FAZIT



Mensch, Meier: Jetzt schwitze ich schon stundenlang um Bestmarken! Der ständige Onlinewettstreit und die beinharte Sternejagd sind Killer für jede Zeitplanung. Um jedes Fahrzeug drei-Sterne-reif zu tunen, muss man mächtig grübeln und tüfteln: Kann ich mir jetzt schon den zweiten Stern schnappen? Komme ich wenigstens an die versteckte Schatztruhe heran? Oder rase ich erst mal woanders weiter? Ach, was fluche ich auch hier gerne - allerdings nicht über die einfallslose Spielewelt, sondern über die mit Liebe perfektionierte Arcade-Herausforderung. Weil sie mich an der Spieler-Ehre packt und nicht los lässt. Wenn es doch nur ein paar mehr Strecken gäbe! Weil das Fahrgefühl aber eine Idee ausgefeilter ist, weil man schneller Erfolge feiert und weil man mehr Auswahl zwischen verschiedenen Herausforderungen hat, schiebt der iPad-Raser seine Nase sogar vor dem Wii-Original übers Ziel. iPhone- und iPod-Besitzer müssen aufgrund eines engeren Bildschirmausschnitts Abstriche bei der Übersicht machen.

WERTUNG



iPad

„Unglaublich packender, liebevoll gemachter Arcade-Spaß - eins der besten Rennspiele!”

Wertung: 89%

iPhone

„Aufgrund des kleineren Bildausschnitts hat man weniger Übersicht - inhaltlich gleicht die "kleine" aber der HD-Version.”

Wertung: 87%



Kommentare

DextersKomplize schrieb am
Besser spät als nie:
Kein Wunder das es dir nicht gefiel, auf dem iPod, ohne Bildschirm fänd ich es auch total doof :lol: :mrgreen:
FKMP schrieb am
Hallo,
habe ebenfalls erwähnte Motorraderfahrung von vor X-Jahren... Das Spiel habe ich mir auf den ipod geladen. Sicherlich das Preis-Leistungsverhältnis ist sehr gut, aber der Lobpreisung, die hier mit diesem Test entwickelt wird, kann ich mich nicht anschließen. Man bekommt ein nettes kleines Spiel und kann sein Vehikel schön über die Strecken bewegen. Auch nett, dass man die virtuellen Buttons verschieben kann. Warum dies dann 87% Werung verdient hat erschließt sich mir leider nicht. Neuerungen oder spielerisch Kreatives (zu den X-anderen Spielvarianten dieses Typs) konnte ich nicht entdecken.
Unglaublich packend und liebevoll halte ich für sehr stark übertrieben und subjektiv. (auch wenn die Aufmachung ansprechend ist) Eine Art Rahmenhandlung warum sich eigentlich die Vehikel durch die Prärie bewegen ist mir auch nicht begegnet. Sicherlich muss das nicht sein, aber wenn hier weit über 80% vergeben werden, frage ich mich schon, ob nicht das ein oder andere Stück Story oder zumindest irgendwas in der Art selbst für ein Arcadespiel angebracht wäre. Freischalten hier, Freischalten da... dort ein grünes upgrade-Strichelchen und da eines... fertig.
Solide beschreibt das Spiel wohl eher. Zumindest konnte mich an diesem Ipod Spiel nichts packen. Die Gedankengänge und Überlegungen (Grübeleien) des Autors im Fazit kamen bei mir nicht auf. Ich dachte eher... gewähre ich dem Spiel noch ein Dasein auf meinem Ipod (als Errinnerung an besagte Motorradzeiten) oder lösche ich die gähnende Langeweile lieber gleich.
schrieb am