Im Test:
Karriere-Aus
Die erste unangenehme Überraschung betrifft die Karriere, denn sie ist quasi nicht mehr vorhanden: Statt Turnieren und Cups tritt man hier nur noch zu Einzelrennen an, wobei lediglich Pisten für die Disziplinen Nationals sowie Kurzstrecken angeboten werden. Supercross, Freestyle-Events oder Spezial-Wettbewerbe wie Bergrennen gibt es nicht (mehr). Selbst die beiden Free Ride-Areale, in denen man frei herum fahren und für bestimmte Aktionen wie Weitsprünge, Air-Time etc. Medaillen sammeln kann, wurden im Vergleich zum Vorgänger in der Größe gestutzt, so dass man schnell alles gesehen hat.
Überhaupt zählt der Umfang nicht zu den Stärken von Alive: Zu Beginn stehen neben den beiden besagten Arealen gerade mal vier Kurse zur Auswahl, wobei zwei von ihnen unter die Rubrik Kurzstrecken fallen. Weitere Pisten werden erst zugänglich, sobald man den Fahrerrang zehn im neuen Bewertungssystem erreicht hat - noch mehr gibt es bei Rang 25. Im Prinzip ist das Sammeln von Erfahrungspunkten motivierend, denn die Punkte werden in allen Modi zusammengerechnet und man gewinnt z.B. Medaillen für eine bestimmte Anzahl an Überholmanövern, Siege, Überrundungen, Unfälle sowie perfekte Fahrten. Als Belohnung bekommt man in regelmäßigen Abständen zahlreiche Bonus-Gegenstände wie neue Klamotten, Ausrüstung sowie Upgrades für den fahrbaren Untersatz, mit denen man Leistung und Fahrverhalten ordentlich aufbohren kann.
Werde Club-Mitglied
Weiteres Zeug hält das MotoClub-Depot bereit, das quasi als Zentrale für alle Download-Inhalte fungiert. Um Zutritt zu bekommen, muss man allerdings erst den Code aktivieren, den Erstkäufer einmalig verwenden dürfen - EAs Online-Pass lässt grüßen. Zumindest bekommt man zum Start die ersten Zusatz-Events kostenlos - für die Zukunft dürfte es THQ aber sicherlich auf die Geldbörse der Spieler absehen und sich weitere Inhalte bezahlen lassen.
Zu wenig Abwechslung
Während man sich hinsichtlich zusätzlicher Ausrüstung kaum beschweren kann, macht THQ den großen Fehler, den Zugriff auf weitere Strecken zu lange hinauszuzögern. Die Auswahl an Offroad-Pisten ist generell nicht gerade üppig ausgefallen, doch nach über einer Stunde immer noch auf die ersten vier Kurse beschränkt
Für Tricks bleibt im Eifer des Gefechts nur wenig Zeit. |
Volle Trennungskontrolle
Die Reflex-Steuerung, die im Vorgänger ihre Premiere feierte, bewährt sich auch hier: Da man den Fahrer und das Vehikel mit den beiden Analogsticks getrennt steuert, hat man eine gute Kontrolle über das Duo und kann sich z.B. herrlich in die Kurve legen, einen Wheelie fabrizieren oder die Federung für einen gigantischen Sprung vorladen und im richtigen Moment loslassen. Möchte man zusätzlich noch ein Trick-Feuerwerk zünden und die manuelle Kupplung für ein Maximum an Schwung clever einsetzen, wirkt die Steuerung leicht überfrachtet, denn man hat schon mit der Kontrolle über Fahrer
Das Gerangel endet auch schon mal in schmerzhaften Stürzen. |
Harte Zweikämpfe
Ein großer Vorteil der Reflex-Steuerung ist die Möglichkeit, drohende Unfälle zu verhindern. Wird es nach einer Rempeleinlage oder einer unsanften Landung wackelig, wird kurz ein Richtungspfeil eingeblendet, dessen Vorgabe man möglichst schnell mit dem linken Analogstick umsetzen sollte, wenn man nicht Staub fressen will. In den Positionskämpfen mit den elf Mitstartern kommt das Feature öfter zum Einsatz als einem lieb ist, denn zum einen gehen die anderen Fahrer recht grob vor und zum anderen wird das Feld oft von einem Gummiband-Effekt beisammen gehalten. Teilweise passiert es aber, dass der Führende schon auf dem zweiten der vier Schwierigkeitsgrade uneinholbar auf und davon fährt.
Gerade bei Berührungen zwischen den seltsam zuckelnden Piloten fallen die unglücklichen Animationen auf, doch auch bei Begegnungen mit Streckenobjekten zeigt die Kollisionsabfrage im Zusammenspiel mit der Physik ihre Schwächen: Fährt man z.B. an Kurven gegen eines der zahlreichen Fässer, kommt das Vehikel einfach von jetzt auf gleich zum Stehen als hätte man gerade Bekanntschaft mit einer unsichtbaren Betonwand gemacht - seltsam.
Kritik gibt es außerdem am Streckendesign: Zum einen sind die Grenzen der Fahrbahn nicht klar abgesteckt. So hat man manchmal noch Zeit, wieder auf die "richtige" Piste zurückzufahren, während man an einer anderen Stelle von jetzt auf gleich nach einem kurzen Abflug automatisch zurückgesetzt wird. Ärgerlich ist dagegen vor allem die
Erst mit dem richtigen Rhythmus lassen sich die Strecken meistern. |
Wenig los im Online-Gehege
Als Offline-Raser verliert man recht schnell die Lust an Alive. Kann THQ die Matschfreunde wenigstens online bei der Stange halten? Kaum: Zwar dürfen sich die bis zu zwölf Starter auf einen sauberen, überwiegend lagfreien Netzcode freuen, doch abgesehen von Einzelrennen hat der Mehrspielermodus nichts zu bieten. Das Problem der dürftigen Streckenauswahl wird ebenfalls in die Online-Rennwelt übertragen, zumal nach einer Runde lediglich zwei Pisten zur Abstimmung gestellt werden. Mehr Möglichkeiten hat man beim Anlegen einer privaten Lobby, wo sich sogar bis zu drei Kurse hintereinander fahren lassen. In diesem Fall darf man allerdings nicht National- und Kurzstrecken in der Auflistung mischen - warum auch immer. Eine LAN-/Systemlink-Funktion gibt es nicht, doch hat man zumindest an einen Splitscreen-Modus für zwei Spieler gedacht.
Fazit
Haben die Entwickler von MX vs ATV: Alive vielleicht zu viele Online-Rollenspiele gezockt? Ich werde jedenfalls das Gefühl nicht los, als hätten sie hier versucht, die üblichen Grind-Orgien in einem Offroad-Spiel zu verpacken. Die Sache ist nur die: Als Rennspieler habe ich keine Lust, immer und immer wieder über die gleichen wenigen Kurse zu jagen, bis ich endlich einen Rang erreicht habe, der mir den Zugriff auf weitere Pisten gewährt. Im Prinzip ist das Erfahrungssystem nicht verkehrt - ganz im Gegenteil, denn das Freischalten von Upgrades und Ausrüstung ist eine tolle Motivation. Nur beim Zugriff auf weitere Vehikelklassen und Strecken zieht sich die Punktejagd wie Kaugummi - und der verliert in diesem Fall recht schnell an Geschmack, der zusätzlich von der rempelfreudigen Gummiband-KI sowie dem z.T. unglücklichen Streckendesign beeinträchtigt wird. War die Serie in der Vergangenheit ein tolles Offroad-Gesamtpaket mit vielen unterschiedlichen Disziplinen, wirkt der jüngste Vertreter wie eine abgespeckte Light-Version, die man vermutlich nur mit kommenden Downloadinhalten ausbauen kann. Trotz guter Steuerung und einem gelungenen Offroad-Feeling bleibe ich lieber beim Vorgänger - denn das und mehr bietet auch MX vs. ATV: Reflex.
Pro
Kontra
Wertung
360
Alles andere als lebendig: Mit Alive läuft die Serie Gefahr, sich ihr eigenes Grab zu schaufeln.
PlayStation3
Alles andere als lebendig: Mit Alive läuft die Serie Gefahr, sich ihr eigenes Grab zu schaufeln.
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