Im Test:
Sammelwahn
Sammeltrieb ist ein erstaunlicher Motivator. Die Jagd nach der besten Ausrüstung oder dem kompletten Set ist eines der Geheimnisse hinter einschlägigen Action-Rollenspielen. Nintendos Taschenmonster-Serie baut seit Anbeginn der Pikachu-Ära auf dem Gameboy auf das Sammeln der Viecher. Und auch Dynasty Warriors Gundam 3 (DWG3) nutzt dieses simple Prinzip, um die Zeit beinahe wie im Fluge vergehen zu lassen, während man eine Mission nach der anderen in Angriff nimmt.
Denn hier findet man auf den überschaubaren Schlachtfeldern immer wieder Baupläne für neue Mechs, die man in der Rolle von zig Piloten aus dem Gundam-Universum ins Gefecht führen kann. Und man darf sie sogar nach eigenen Wünschen mit Verstärkungen und passiven Fähigkeiten ausstatten, um sie seinem Spielstil anzupassen. Voraussetzung dafür ist allerdings ein gut gefülltes Konto. Denn gute Verbesserungen sind teuer und an Währung ist schwer heranzukommen - selbst wenn man die gefundenen Mech-Pläne zu Geld macht.
Das größte Problem dabei ist, dass die Veränderungen nur unter der Oberfläche stattfinden. Das Aussehen der bewaffneten Metall-Anzüge bleibt unangetastet - was insbesondere hinsichtlich des Online-Modus schade ist. Man kann nicht mit seinem speziellen Gundam-Suit posieren, sondern trägt im Wesentlichen wie in einer englischen Schule die gleiche Kluft wie der Nebenmann. Es wäre deutlich cooler gewesen, wenn die Personalisierung auch visualisiert würde und z.B. verbesserte Fernkampf-Werte dazu führten, dass die angelegte Riesenknarre optisch modifiziert wird.
Dynasty Warriors wie immer
Der mechanische Kern besteht natürlich auch immer noch aus Massenschlachten, wie sie die Dynasty Warriors-Spiele seit Teil 2 inkl. aller Ableger geprägt haben. Im Gegensatz zu den "menschlichen" Gefechten im feudalen China fallen in der futuristischen Gundam-Welt die Klongegner zwar weiterhin auf, hinterlassen aber einen besser in die Welt integrierten Eindruck. Es wirkt hier einfach natürlicher, gegen Hunderte von Mechkriegern des gleichen Modells anzutreten als in China gegen Kung Pao und seine 30.000 Brüder zu kämpfen.
Da Tecmo Koei die gesamten DW-Titel stets nur vorsichtig weiter entwickelt, darf man auch hier keine Quantensprünge oder gar einen übermäßigen Qualitätszuwachs erwarten. Für jemanden, der mit den bekanntermaßen simpel zu erreichenden Komboketten und Spezialangriffen noch nie etwas anzufangen wusste und der Kämpfe gegen Hundertschaften meist unintelligent agierender Feinde für unspannend hält, haben die dritten Gundam-Krieger keine überzeugenden Gegenargumente parat.
Den in die Hunderte gehenden Missionen zugrunde liegenden Geschichten zu folgen ist nicht nur müßig, sondern anstrengend. Die in Englisch vertonten und größtenteils sauber übersetzten Texte triefen vor Pathos, bemühen nahezu jedes Anime-Klischee und sind auf dem Weg zum Missions-Start ein notwendiges Übel, das man allerdings auch schnell durchklicken kann.
Die Sprachausgabe auf den Schlachtfeldern ist ebenfalls Englisch und geht letztlich qualitativ ebenso in Ordnung wie in den staubtrocken präsentierten Zwischensequenzen, wiederholt sich aber sehr schnell.
Das "Eine-Mission-noch"-Prinzip
Aus einer höchst durchschnittlichen Kulisse ragen die Effekte heraus. |
Zudem sind die Schlachtfelder mit all ihren kleinen Gebieten, die mitunter beim Einnehmen zu temporären Boni (wie schnellerer Aufladung von Spezialfähigkeiten, Katapult-Teleport zu einem anderen Areal oder kurzzeitiger Unterstützung durch einen KI-Kameraden) sehr schnell abgegrast. Es gibt kaum eine Mission, die länger als zehn bis 15 Minuten dauert, oft ist man noch schneller fertig.
Durch zahlreiche Elemente ist man sehr schnell versucht, eine weitere Aufgabe in Angriff zu nehmen. Und noch eine. Und noch eine. Und dann vielleicht noch eine. Dazu gehören neben dem Sammeln der Mech-Pläne z.B. das rudimentäre Levelaufstiegsprinzip der Figuren sowie neue spielbare oder als Helfer einsetzbare Charaktere
Dass man dennoch irgendwann die Segel streicht, ist der einsetzenden Eintönigkeit sowie dem für mein Empfinden auf „Normal“ zu weit unten angesetzten Schwierigkeitsgrad zuzuschreiben. Denn auch wenn sich Ziele grob ändern, bleibt der mechanische Weg dorthin größtenteils gleich: Kämpfen, Felder einnehmen, gelegentliche Kämpfe gegen Zwischenbosse, Kämpfen, Felder einnehmen, nach einer Standard-Zwischensequenz ab in den Endgegnerbereich,
Dynasty Warriors, wie man es kennt: Alleine gegen Dutzende von Gegnern. |
Battlefield lässt grüßen
Als interessante Ergänzung der bestehenden Mechaniken hat man sich am Dice-Klassiker Battlefield orientiert, wenn es um die Wiederbelebung seiner Figur geht. Wurde man bislang auf den "Game Over"-Bildschirm zurückgeworfen und musste die gesamte Schlacht nochmals in Angriff nehmen, bekommt man nun eine weitere Chance, dort weiterzumachen, wo es einen erwischt hat. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass zum einen die Hauptbasis nicht vom Feind erobert wurde und zum anderen noch etwas von der "Moralleiste" übrig ist. Die nimmt immer dann ab, wenn wichtige Felder eingenommen oder namentlich hervorgehobene Gegner (bzw. Freunde) das Zeitliche segnen.
Zusätzlich wird man immer wieder mit optionalen Sekundärmissionen konfrontiert, die auf den direkten Schlachtverlauf wenig Auswirkung haben und sich nur in einem kleinen Bonus innerhalb der Endabrechnung bemerkbar machen.
Doch weder diese Mechaniken noch der Online-Modus, bei dem man in 15 Missionen kooperativ agieren kann, vermögen langfristig ans Pad zu fesseln. Dazu bleibt alles letztlich zu vorhersehbar und redundant. Zumal man auf kompetitive Standard-Modi wie Deathmatch oder CTF etc. verzichten muss, obwohl sie sich hier geradezu aufdrängen.
Anime-Cel-Shading
Die Kulisse hat im Vergleich zu den Vorgängern einen Schritt nach vorne gemacht. Dies ist vorrangig dem stärker
Vom Kampfalltag abweichende Gefechte wie gegen Riesenmechs gibt es zu selten. |
Visuelle Höhepunkte sind ohnehin die Spezialangriffe und Effekte, bei denen sich Dutzende von Klonmechs in einer funkelnden Explosion ins Jenseits verabschieden. Dass der Grafikmotor dabei nur höchst selten in Stottergefahr kommt, soll nicht unerwähnt bleiben. Dies ist bedingt durch die schiere Anzahl an Gegnern, die man zerlegen kann, durchaus bemerkenswert, aber letztlich nur eine logische Weiterentwicklung. Denn die Engines der letzten Dynasty Warriors-Spiele hatten sehr häufig mit der Bildrate zu kämpfen.
Wenig bemerkenswert sind allerdings die Animationen abseits der Hauptfiguren oder Antagonisten: Die Standard-Mechs spulen ein minimales Bewegungsspektrum ab, was natürlich auch nicht besser aussieht, wenn es als "Ballett-Choreografie" von einer ganzen Gruppe gleichzeitig gestartet wird. Dem gegenüber stehen wiederum die gelungenen, aber viel zu seltenen Action-Zwischensequenzen, die nicht nur zu den drögen Dialogstandbildern einen häufig schnell geschnittenen und bildgewaltigen Kontrapunkt darstellen.
Fazit
Der dritte Ausflug der Gundam-Mechs ins Dynasty Warriors-Universum zeigt sich als zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite bieten die unkomplizierten Mech-Schlachten einen leichten Zugang sowie schicke Effekte mit Comic-Touch und ziehen einen mit dem schnell aufkommenden Sammeltrieb in den Bann. Es gibt Hunderte Missionen, aufrüstbare Mech-Anzüge und haufenweise freispielbare Inhalte. Doch das kann natürlich alles nicht darüber hinweg täuschen, dass die andere, die unschöne, die mechanische Seite aus weitgehend uninspirierten sowie meist zu leichten Gefechten gegen Dutzende Klongegner besteht - Dynasty Warriors wie immer eben. Dementsprechend können sich Anhänger der Koei‘schen Massenschlachten auf kurzweilige Unterhaltung freuen, bei der allerdings das Online-Potenzial komplett verschenkt wurde: Gerade mal 15 Koop-Missionen warten auf Bewältigung. Technisch sauber, aber abseits der viel zu seltenen Zwischensequenzen höchst durchschnittlich und versehen mit konfusen, vor Pathos triefenden Geschichten werden die Gundam-Anzüge es schwer haben, neue Fans zu gewinnen.
Pro
Kontra
Wertung
360
Die Massenkeilerei mit Mechs punktet dank Sammeltrieb und leichtem Zugang. Mangelnde Missions-Vielfalt sowie ein nur rudimentärer Mehrspieler-Modus bleiben ein Riesenmanko der Dynasty Warriors-Spiele.
PlayStation3
Unterhaltsame Massen-Keilerei im bekannten Anime-Universum, der es allerdings an Abwechslung im Missions-Design sowie an einem vernünftigen Mehrspieler-Modus mangelt.
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