Im Test:
Die Zeit nach X
Es sind schwere Zeiten für Mutanten angebrochen: Professor X ist tot, die X-Men um ihren neuen Anführer Cyclops und die Bruderschaft rund um Magneto liegen nach wie vor in einem erbitterten Zwist. Die Lage eskaliert, als es bei Feierlichkeiten in San Francisco zu Ehren des neuen Friedens zwischen Mutanten und "normalen" Menschen zu Auseinandersetzungen kommt. Die halbe Stadt wird durch einen Angriff in Schutt und Asche gelegt, die Mutanten auf beiden Seiten dafür verantwortlich gemacht. Das wiederum spielt den "Purifiern" in die Hände, einer Organisation, die es sich zum Ziel gemacht hat, alle "Muties" auszurotten. Zu allem Überfluss machen sich genau zu diesem Zeitpunkt bei drei jungen Menschen in der Bevölkerung mutierte Kräfte bemerkbar. Es ist Zeit, seinem Schicksal gegenüber zu treten.
Wahlweise in der Rolle des College-Footballers Grant Alexander, der jungen Japanerin Aimi Yoshida oder Adrian Luca, dem Sohn eines Purifiers (alle drei sind der Klischee-Schublade entsprungen), macht man sich auf den Weg, sowohl seine neu entdeckten Kräfte zu meistern als auch das Rätsel um den mysteriösen Angriff zu entwirren.
Unausweichliches Schicksal
Man kämpft Seite an Seite mit X-Men und Bruderschaft. |
Überhaupt räumt man Entscheidungen einen hohen Stellenwert ein: Innerhalb des gut zehn Stunden dauernden Abenteuers trifft man auf Mitglieder sowohl der X-Men als auch der Bruderschaft, kämpft an ihrer Seite, dann mal gegen sie, gewinnt Sympathiepunkte und kann sich schließlich einer Fraktion anschließen. Das ändert allerdings am Spiel- oder Storyverlauf ebenso wenig wie am Unterhaltungswert. Die vermeintlichen Entscheidungen bleiben vollkommen oberflächlich und unter dem Strich ist es für den Ausgang der Geschichte vollkommen egal, wie man sich wann entscheidet. Hinsichtlich des Wiederspielwertes sind die sich mitunter ausschließenden Auswahlmöglichkeiten zwar interessant, doch das ist der falsche Fokus.
Kampfmaschine
Man kann seine Figur mit potenten Spezialfähigkeiten aufwerten. |
Mutanten-Mix
Abseits der ausgewogenen Kräfte, die man sich aneignen kann, hat man die Möglichkeit, seinen Superhelden über so genannte X-Gene modifizieren. Diese sind überall auf den Schlachtfeldern sowie in besonderen Herausforderungen versteckt und fallen in drei Kategorien: Offensiv, Defensiv und Hilfsgene. Durch das Anlegen dieser Gene wird nicht nur die Farbe des Angriffs beeinflusst, sondern auch die Auswirkungen. So kann z.B. der letzte Schlag einer Attacke die Gegner kurzzeitig zurückwerfen oder lähmen. Oder man legt ein Gen an, das einen mit Kristallhaut versieht und einen Prozentsatz des erlittenen Schadens reflektiert. Über diese Variationsmöglichkeiten kann man seine Figur unkompliziert an die eigene Spielweise anpassen - ist dabei aber auf Glück angewiesen, da oft zufällig ausgewürfelt wird, welches Gen man jetzt bekommt. Das ist vor allem hinsichtlich des so genannten X-Modus problematisch: Denn dieses Zeitfenster, in dem man wahrlich mächtige Angriffe vom Stapel lassen kann, öffnet sich nur, wenn man alle drei Gen-Typen eines Superhelden sowie den dazu passenden Anzug anlegt, der ebenfalls erst einmal gefunden werden muss.
Unausgegorenes Design
Die Kulisse ist unzeitgemäß - was nicht nur den einfallslosen Gegnerklonen zuzuschreiben ist... |
Und hatte Silicon Knights bei Too Human wenigstens noch Unreal-Technologie im Einsatz, die halbwegs ansehnliche Ergebnisse lieferte (auch wenn man sie nicht komplett im Griff hatte), bleibt die visuelle Umsetzung hier ebenso blass und unausgegoren wie viele andere Spielelemente. Die Gegner bestehen aus uninteressanten Klonarmeen, deren Animations-Repertoire höchst überschaubar und häufig unsauber ist. Die Bewegungen der Helden wurden zwar besser in Szene gesetzt, erreichen aber auch nur maximal veraltete Durchschnittswerte - gleiches gilt für die Effekte, die zu selten gängige Standards erreichen. Positiv festzuhalten ist jedoch, dass sich das Design mit seinen knallbunten Farben und retroangehauchten Kostümen stark an den Comics orientiert. Zu schade, dass der Rest der Technik nicht mithalten kann.
Fazit
Nach Too Human wagt sich Silicon Knights erneut an ein Action-Rollenspiel - und wie seinerzeit bei der nordischen Göttersage hinkt das Ergebnis den Ambitionen hinterher. Zwar kann X-Men Destiny mit einem interessanten Storyansatz sowie Entscheidungen punkten, doch das Drumherum kann es nicht mit den "alten" Action-Rollenspielen rund um die Superhelden-Mutanten bis hin zu Marvel Ultimate Alliance 2 aufnehmen. Das Dialogsystem ist spröde, die Auswirkungen der Entscheidungen sind oberflächlich und das Missionsdesign ist bis auf wenige Ausnahmen zu eintönig. Das runde, aber ebenfalls oberflächliche Kampfsystem sowie die durchaus gelungene Figurenentwicklung versuchen zu retten, was zu retten ist. Doch nicht einmal die Auftritte von Wolverine, Cyclops oder Magneto können dem konzeptionell interessanten Superhelden-Abenteuer Esprit verleihen. Keine Frage: Als Comic-Fan wird man für gut zehn Stunden unterhalten, freut sich trotz der schwachen KI über die Zusammentreffen mit Wolverine & Co. und kommt bei einigen Bosskämpfen auch mal ins Schwitzen. Doch unter dem Strich tut Silicon Knights den Marvel-Stars keinen Gefallen und startet mit der Demontage des guten Rufes, der die X-Men-Spiele bislang aus der Masse hob.
Pro
Kontra
Wertung
360
Die "alten" X-Men Action-Rollenspiele waren ein Garant für gute Unterhaltung. Davon ist in diesem oberflächlichen Abenteuer nicht mehr viel übrig.
PlayStation3
Es stecken einige interessante Ideen im neuen X-Men Action-Rollenspiel. Die Umsetzung bleibt jedoch in jeder Hinsicht oberflächlich...
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