Shoot Many Robots14.03.2012, Paul Kautz
Shoot Many Robots

Im Test:

Die Menschheit wurde bereits von vielen Plagen heimgesucht, auf zehn davon wurde in einem recht populären Märchenbuch ausführlich eingegangen. Bald kommen noch die Locust dazu. Bis dahin müssen wir uns wohl oder übel mit der Invasion der Killerroboter herumschlagen, vor der uns so ziemlich alle Sci-Fi-Filme der 50er Jahre zu warnen versuchten.

Unser Held!

P. Walter Tugnut führt ein entspanntes Leben, das des typischen White Trash: Zum Frühstück erstmal ‘ne Palette Flüssiggerste, mit der Hälfte davon auf dem Feinripp verteilt den Cowboyhut aufgesetzt, die doppelläufige Schrotflinte eingepackt, den versifften Wohnwagen befeuert - und dann die Menschheit gerettet. Ja, dieser Typ bewahrt uns vor der Vernichtung durch Kettensägenroboter. Jedenfalls in Shoot Many Robots (SMR).

Der Name könnte eindeutiger kaum sein: Hier werden pausenlos Roboter zu Blechfetzen zerschossen. Vier, fünf, sieben, zehn, 20, 100, 1000 - es hört nicht auf. Dutzendfach strömen sie gleichzeitig auf Tugnet zu, das Roboterauge wildrot leuchtend, die qualmende Kettensäge voran. Die Antwort darauf: Dauerfeuer! Pausenlos rattert das MG, zischt der Raketenwerfer, kracht die Shotgun - das Ganze könnte auch Serious Sam in 2D sein, nur eben mit Kettensägenkillerrobotertoastern.

Die magische Wirkung von Papiertüten

Bis zu vier Spieler dürfen gleichzeitig loslegen - und so macht SMR auch am meisten Spaß.
Bis zu vier Spieler dürfen gleichzeitig loslegen - und so macht SMR auch am meisten Spaß.
Erledigte Blechgegner lassen Muttern zurück, die man tunlichst aufsammeln sollte. Denn diese tauscht man zwischen den Missionen gegen neue Waffen, Klamotten oder Ausrüstung ein. Ein großer Teil davon muss erst in den Levels gefunden werden, bevor er freigeschaltet werden kann, aber die Suche lohnt sich - denn es gibt herrlich absurdes Material: Jetpack, Babyrucksack, Golfershorts, Papiertüte, Wickelperücke, Netzstrumpfhose, Eishockeymaske oder der aus Penny Arcade bekannte Fruit Fucker machen Walter schneller und zäher, steigern seine Zielgenauigkeit oder vergrößern die heilsame Wirkung eines erfrischenden Schluckes Bier. Oder sie machen das genaue Gegenteil davon, denn jeder Vorteil wird mit einem Nachteil erkauft. So erhöht z.B. die Papiertüte auf dem Kopf erheblich die Durchschlagskraft der Wummen, senkt aber gleichzeitig die Zielgenauigkeit. All diese Erweiterungen haben, genau wie die vielen Waffen, nicht nur einen Preis in Muttern, sondern verlangen auch nach einem bestimmten Spielerlevel, in dem man im Laufe der Kampagne immer höher rückt. Eine Sache, die bei iPhone-Spielen mittlerweile Usus ist, hält auch bei SMR Einzug: Der »InAppPurchase«, hier »Nut Up« betitelt. Hier wie da kann man sich das Leben für bare Münze etwas leichter machen; vier verschieden dick gefüllte Muttern-Säcke dürfen für unterschiedliche hohe Microsoft-Points-Beiträge direkt aus dem Spiel heraus gekauft werden.

Der gefällige Comic-Grafikstil erinnert an ein 2D-Borderlands, wirkt aber zum Teil sehr verwaschen.
Der gefällige Comic-Grafikstil erinnert an ein 2D-Borderlands, wirkt aber zum Teil sehr verwaschen.
Wer sein Geld sparen möchte, sollte seinen Multiplikator oben halten: Erledigt man viele Gegner nacheinander, klettert dieser schnell nach oben, was zusätzliche Muttern mit sich bringt. Das ist nicht nur für den Kaufrausch, sondern auch für die allgemeine Levelbewertung wichtig, die in Sternen gemessen wird. Diese wiederum schalten neue Levels frei. Die drei Schwierigkeitsgrade von SMR stehen übrigens nicht nur für den Anspruch, sondern auch für drei unterschiedliche Welten.

»Your mom wasn’t home. Looking for other games to “join”.«

Die Levels sind lang und zum Teil gibt es wie bei Metal Slug unterschiedliche Wege. Da sind die normalen Abschnitte, in denen man einfach von links nach rechts rennt (inkl. einiger Checkpunkte, an denen automatisch Bier- und Munitionsvorrat aufgefüllt werden), es gibt aber auch Survival-Levels, in denen man einfach so lange wie möglich überleben muss. Man hat immer zwei Wummen dabei, zwischen denen man jederzeit wechseln darf: Die unbegrenzt munitionierte, aber etwas schwächere Standardknarre sowie wie durchschlagskräftige, aber nur begrenzt einsetzbare Zweitkanone. Neben der Hand voll Standardgegner (die meiste Zeit verbringt man mit den rasend gewordenen

Die dicken Bosse verlangen nicht nach ausgefeilter Taktik - sondern einfach nach deutlich mehr Munition als der Standardgegner.
Die dicken Bosse verlangen nicht nach ausgefeilter Taktik - sondern einfach nach deutlich mehr Munition als der Standardgegner.
Toastern) warten auch Zwischen- und Endlevelbosse. Deren Anspruch geht nie über »Draufhalten! Draufhalten!« hinaus, aber sie stecken ziemlich gut ein.

Einfacher wird das Leben, wenn man sich das Roboterkillerdasein nicht allein, sondern mit drei Freunden gönnt - lokal oder online. Zwar muss man sich hier Gegner und damit die potenzielle Ausbeute teilen, aber das Spiel wird spürbar einfacher; ganz besonders, da man gefallene Kameraden wieder heilen kann. Dadurch hat man mehr Zeit, sich auf die ordentliche Präsentation zu konzentrieren: Speziell der Soundtrack hat es wirklich in sich; die schlingernde Bluesgitarre passt super zu der leicht torkeligen Action. Grafisch hingegen bin ich zwiegespalten: Auf der einen Seite mag ich den entspannten Comicstil, der an ein 2D-Borderlands erinnert, sowie die zappeligen Animationen ebenso sehr wie die gelungenen Lichteffekte - auf der anderen Seite wirkt alles verwaschen und unscharf, besonders in Nahaufnahme.

Shoot Many Computers!

Auch am PC ist der Spaß am größten, wenn man zu viert unterwegs ist. Allerdings hat der Multiplayermodus hier ein paar zusätzliche Voraussetzungen.
Auch am PC ist der Spaß am größten, wenn man zu viert unterwegs ist. Allerdings hat der Multiplayermodus hier optional ein paar zusätzliche Voraussetzungen.
Knapp einen Monat nach der Konsolenveröffentlichung von Shoot Many Robots geht der Blechbüchsenzerhackstückspaß auch auf dem PC weiter. Inhaltlich ändert sich nichts: Noch immer gibt es massig Waffen und Ausrüstungsgegenstände, mit denen man die Roboter-Hundertschaften mehr oder weniger schnell in Einzelteile zerlegen kann. Das Ganze wird jetzt in erster Linie mit Tastatur und Maus gesteuert, was sehr flüssig und präzise funktioniert. Das 360-Pad wird zwar auch unterstützt, aber merkwürdigerweise nicht in der gleichen Art und Weise wie an der Konsole. Sprich: Hier sollte man lieber darauf verzichten, um sich unnötige Fummelarbeit zu ersparen.

Die wichtigste Änderung betrifft den Mehrspielermodus, der nicht nur über Steam funktioniert, sondern alternativ auch ausgelagert ist: Und zwar auf eine neue Plattform namens duckduck , die SMR an einen (notwendigen) Facebook-Account koppelt. Ist alles vorhanden und aktiviert, funktioniert das System wunderbar: Man kann direkt über seine Facebook-Freundesliste nach offenen Spielen suchen oder darauf pfeifen - und entweder selbst eine offene/private Partie eröffnen oder einfach nach laufenden Matches suchen. Denen darf man aber nicht einfach zu beitreten, sondern muss warten, bis die Gruppe entweder an einem Checkpunkt oder dem Levelende angekommen ist. Ist man im Spiel, gibt es keinen Grund zur Klage, denn hier geht’s ebenso rasant wie fetzig zur Sache, Lags sind mir keine aufgefallen. Wer einen unendlichen Hass auf Facebook verspürt, kann sich das auch ersparen; die normalen Steam-Verbindungen werden ebenfalls genutzt, duckduck ist nur eine Ergänzung. Technisch hat sich im Vergleich zur Konsolenversion nicht viel getan; es gibt höhere Auflösung und etwas hübschere Effekte.

Fazit

Hier wird kein Understatement betrieben: Shoot Many Robots ist ebenso Name wie Programm - hier gibt es in der Tat sehr viele Robots zu shooten. Dutzende Kettensägentoaster bevölkern gleichzeitig den Bildschirm, das MG rattert pausenlos, in Energienotfällen wird mal schnell ‘ne Buddel Pils gekippt - das ist eine Viertelstunde (also ziemlich genau einen Level) lang wirklich unterhaltsam. Danach setzt allerdings sehr schnell der Sättigungseffekt ein, denn der nächste Abschnitt ist genauso aufgebaut. Und der übernächste auch. Der danach ebenfalls. In kurzen Dosen, und ganz besonders in einem fröhlichen Viererteam, macht das Dauerbratzen Spaß, zumal auch der Soundtrack gut rockt und die vielen abgefahrenen Upgrades zuverlässig bei der Stange halten. Aber für dauerhafte Unterhaltung fehlt es Shoot Many Robots definitiv an Fleisch. Was nicht nur daran liegt, dass hier in erster Linie mordlustige Blechbüchsen unterwegs sind.

Update zur PC-Version: Die Rechnerbots sind ganz schön wählerisch. Steam wird allgemein vorausgesetzt, für den Mehrspielerspaß (für den sich das Spiel größtenteils überhaupt lohnt) müssen optional auch noch duckduck und Facebook an Bord sein. Ist alles vorhanden, stimmt die Unterhaltung - jedenfalls, solange man mit anderen unterwegs ist. Allein ist Shoot Many Robots auch hier nur ein kurzes Vergnügen.

Wertung

360

Im Multiplayermodus ein solider Spaß - allein verliert das Robo-Schnetzeln aber sehr schnell an Reiz.

PC

Die PC-Version bietet leicht hübschere Grafik und präzisere Steuerung, der Inhalt bleibt unverändert.

PlayStation3

Im Multiplayermodus ein solider Spaß - allein verliert das Robo-Schnetzeln aber sehr schnell an Reiz.

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