Lego Pirates of the Caribbean - Das Videospiel13.05.2011, Paul Kautz
Lego Pirates of the Caribbean - Das Videospiel

Im Test:

Mit den Lego-Spielen wird's langsam wie mit neuen Final Fantasy-Teilen: Irgendwie sind immer gleichzeitig mehrere in Entwicklung, die Übersicht über alle bisherigen Teile zu behalten, fällt langsam schwer. Das wird nicht gerade dadurch vereinfacht, dass Lego Pirates of the Caribbean gerade mal einen Monat nach Lego Star Wars 3 erscheint.

Der klotzigste Urlaub aller Zeiten

Captain Jack Sparrow läuft nicht, er taumelt, torkelt, blubbert. Lego Jack Sparrow läuft nicht, er taumelt, torkelt, blubbert. Dem Kenner der Filme fällt sofort auf, wie großartig die Entwickler von Traveller's Tales das tuckige Wanklaufen des besten schlechtesten Piraten aller Zeiten ins Klotzformat übertragen haben. Allein dafür ist das Spiel das Geld wert. Dafür und für die einmal mehr großartig-bescheuerten Zwischensequenzen, welche die vier Kinofilme wunderbar albern parodieren. Zu den Filmchen in Spielgrafik gesellen sich dieses Mal auch mindestens ebenso cool gemachte Szenen in Form eines Scherenschnitt-Puppentheaters. Zu lachen gibt es also wieder mehr als genug.

Das muss allerdings auch als Motivation reichen, denn sonst bietet Lego Pirates of the Caribbean (LPOTC) keine Überraschungen. Das mag innerhalb der Serie gar keine so schlechte Nachricht sein, denn wie man zuletzt bei Lego Star Wars III sehen konnte, ist nicht jede neue Idee automatisch eine gute - ja, nervender Aufbaupart, ich sehe dich an! In  Sachen Designschwerpunkt schließen sich die Piraten den Herren Indiana und Potter an, es wird also etwas mehr geknobelt als gefochten. Die Puzzles sind allerdings im Großen und Ganzen ein Kinderspiel: Sammelt man ein wichtig aussehendes Teil auf, zeigt einem ein Pfeil deutlich an, wo man es benutzen muss. Gelegentlich muss man auch Lichtstrahlen bündeln und verschieben, außerdem ist da noch Jacks Kompass: In jedem der 20 Levels sind acht Geheimnisse oder Schätze verbuddelt - teilweise braucht man sie fürs Weiterkommen im Level, teilweise sind sie einfach nur zum Finden da. So oder so entdeckt man sie über den Kompass, der einem den Weg zu den Fundstücken weist. Selbst bei den immer wieder auftretenden Bosskämpfen ist mehr Köpfchen als Schwerthändchen gefordert - Captain Barbosa, ein gigantisches Krokodil oder der riesige Kraken lassen sich nicht mit stumpfem Draufhauen erledigen.

Mehr Seeschildkröten!

Die Zwischensequenzen sind für Kenner der Filme wieder mal ein Hort der schmerzenden Schenkel-
Die Zwischensequenzen sind für Kenner der Filme wieder mal ein Hort schmerzender Schenkel.
Drei PotC-Filme gibt es schon, der vierte läuft in Kürze an - und im Spiel sind sie alle. Pro Film gibt es fünf Levels, wobei Story-Lücken durch die legendären albernen Zwischensequenzen geschlossen werden. Nichtsdestotrotz sollte man mit den Filmen vertraut sein, sonst sind die Parodien zwangsläufig nur halb so witzig. Das Spielprinzip folgt der bewährten Lego-Formel: Man ist nie allein unterwegs, jedes Gruppenmitglied hat unterschiedliche Fähigkeiten, die gezielt eingesetzt werden müssen - der eine kann mit Äxten werfen, der andere besonders hoch springen, der nächste Dinge reparieren, ein ganz anderer durch Meeresfrüchtewände gehen. Teamwork ist wie immer das A und O, sehr viele Aufgaben sind nur zu zweit machbar - ist gerade kein menschlicher Partner verfügbar (der wie immer jederzeit ein- und aussteigen darf, leider wieder mal nur lokal und nicht online), springt die KI zuverlässig zur Stelle. Zu sehr viel mehr ist sie traditionsgemäß nicht zu gebrauchen: Die künstlichen Kameraden kämpfen schlecht und sammeln keine Lego-Teile ein.

Da sich das Spiel an den Filmen orientiert, sollten einem die Levels vertraut vorkommen: Tortuga, Isla De Muerte, die Flying Dutchman unter Davy Jones oder Isla Cruces sind liebevoll und detailliert aufgebaut. Teilweise allerdings etwas zu dunkel: Okay, man hat sich in einigen Szenen eben an der Stimmung der Filme orientiert - aber es steht einem fröhlichen Lego-Spiel einfach nicht so richtig zu Gesicht, wenn man den Helligkeitsregler erstmal weit nach rechts kurbeln muss, um etwas zu erkennen. Aber auch in jeder anderen Hinsicht hat man das klotzige Thema hervorragend verpiratisiert: Die obligatorischen Sammel-Minikits sind jetzt kleine Buddelschiffe, die Figuren können schwimmen und tauchen (sowie von Haien gefressen werden, wenn sie sich zu weit raustrauen).  Es gibt jetzt keine dedizierten Vehikel-Levels mehr, stattdessen kommen immer wieder mal diverse Gefährte kurz ins Spiel: Hunde, Esel, Schweine, Pferde, ein rollender Knochenkäfig oder das gigantische Mühlenrad aus dem zweiten Film.

Eine Freude für die Sinne

Am vertrauten Lego-Spielprinzip ändert sich nichts, zwei Spieler dürfen gleichzeitig ran. Die sollten aber besser gute Augen haben, denn das Spiel ist zu einem großen Teil sehr dunkel.
Am vertrauten Lego-Spielprinzip ändert sich nichts, zwei Spieler dürfen gleichzeitig ran. Die sollten aber besser gute Augen haben, denn das Spiel ist zu einem großen Teil sehr dunkel.
Wie üblich hat man vom reinen Durchspielen der Geschichte bestenfalls die Hälfte von LPOTC gesehen: Jeder Level kann und sollte später nochmal im Freien Spiel angegangen werden, um auch wirklich alle Geheimnisse zu finden - was beim ersten Durchmarsch gar nicht möglich ist. Außerhalb davon findet sich der »Hub« - die zentrale Verbindungsstelle aller Levels. Bei Lego Batman war das die Bathöhle, bei Indiana Jones das Barnett College - und hier ist es ein kleiner Hafen, zumindest am Anfang noch. Je mehr goldene Klotze man freispielt, desto mehr Bereiche des Ports kann man freischalten - und auf einmal stellt man fest, dass er verdammt groß und seinerseits natürlich ebenfalls, Tradition ist Tradition, voller Geheimnisse und Fundstücke ist.

Technisch hat schon Lego Star Wars 3 bewiesen, dass sich Lego und eine tolle Präsentation nicht ausschließen müssen: LPOTC ist zwar nicht gerade Lego Crysis, aber dennoch gerade in den Abschnitten an der Küste ein echter Hingucker - da plätschert das Wasser, da schwingen die Palmen, da werden die Affen gejagt. Technisch nehmen sich 360- und PS3-Fassung nichts, die PC-Version die traditionsgemäß etwas hübscher aus, die Wii-Variante natürlich weniger - spielerisch sind alle aber identisch. Besondere Erwähnung hat außerdem noch der Soundtrack verdient: Die wuchtigen Weisen aus den Federn von Klaus Badelt und Hans Zimmer drücken den Zuhörer in den Kinosälen dieser Welt ebenso zuverlässig in die Sofas wie in diesem Spiel!

Fazit

Mir ist durchaus bewusst, dass bei Traveller's Tales mehr als zwei Leute arbeiten, aber trotzdem: Wie packen die Jungs und Mädels einen derartigen Output? Lego Star Wars 3: The Clone Wars ist gerade mal einen Monat alt, und schon steht der nächste Lego-Titel im Laden! Der tatsächlich auch noch besser ist: Die Präsentation ist mit den karibischen Inseln einladender, blöde Ideen wie Pseudo-Aufbaustrategie gibt's hier nicht, die Zwischensequenzen sind abgedrehter als je zuvor - und ich finde es höchst bemerkenswert, wie gut die Entwickler das tuckige Torkeln von Jack Sparrow auf seine Lego-Variante übertragen haben. Die verklotzten Karibik-Piraten zählen zu der eher knobellastigen Gruppe der Lego-Spiele, obwohl natürlich auch viel gekämpft wird. Aber das ist genauso wenig überraschend wie der Rest vom Fest: Kennt man einen Lego-Teil, kennt man diesen hier auch. Das ist nicht so negativ gemeint, wie es vielleicht klingt - aber Überraschungen sollte man wirklich keine erwarten. Außer vielleicht potenzielle Spoiler des vierten Films. Aber diese Levels kann man sich ja für übernächste Woche aufheben; auch dieses Lego-Abenteuer hat wieder mehr als genug anderweitig beschäftigenden Inhalt zu bieten.

Pro

toller Humor
teilweise höchst alberne Zwischensequenzen
schöne Präsentation
sehr viel zu erkunden und freizuschalten
exzellenter Soundtrack

Kontra

Spielprinzip verliert an Reiz
übersimple Puzzles

Wertung

360

Ein karibisch-alberner Spaß für große und kleine Klötzchenfreunde - allerdings ohne Überraschungen für Serienkenner.

Wii

Grafisch lässt die Wii-Fassung im Vergleich zu den anderen Versionen natürlich Federn - inhaltlich ist sie identisch.

PlayStation3

Ein karibisch-alberner Spaß für große und kleine Klötzchenfreunde - allerdings ohne Überraschungen für Serienkenner.

PC

Ein karibisch-alberner Spaß für große und kleine Klötzchenfreunde - allerdings ohne Überraschungen für Serienkenner.

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