Im Test:
Ein Kind von Traurigkeit
Dorothy »DeeDee« Derbec kann einem leidtun: Die junge Französin hat ihren Vater nie kennen gelernt, er ist im Ersten Weltkrieg mit seinem Flugzeug abgestürzt. Sie wächst unter der Obhut seines alten Freundes Tommy auf, wird ebenfalls eine begeisterte Pilotin und hält sich mit Schmuggeljobs über Wasser - bis Weltkrieg Nummer Zwei anklopft und mit ihm die eine oder andere Pflicht ruft.
Die Geschichte, die mit fortschreitender Spieldauer immer düsterer wird, ist dabei gar nicht so übel - die Präsentation derselben dagegen schon, und zwar aus zwei Gründen: Erstens gibt es immer nur einzelne, handwerklich solide Standbilder zu sehen, über die eine Kamera langsam hin und her fährt. Zweitens ist die Sprachausgabe, zumindest in der englischen Fassung, nur etwas für Hartgesottene: Der aufgesetzte französische Akzent von DeeDee ist auf Dauer eine Pein! Zum ersten Mal seit langer Zeit habe ich freiwillig zu den deutschen Sprechern gewechselt. Die bieten zwar nicht so viele unterschiedliche Akzente, sind aber weitaus angenehmer anzuhören.
Einen interessanten Handlungskniff haben sich die Entwickler für die letzte Mission jedes der sieben Kapitel aufgehoben: Hier fliegt man nämlich in der Erinnerung eines Weggefährten von DeeDees Vater einen klapprigen Doppeldecker im Ersten Weltkrieg und bombt deutsche Soldaten zusammen.
Die fliegende Spielhalle
Spielerisch unterscheidet Air Conflicts: Secret Wars (ab 5,81€ bei kaufen) (ACSW) nichts von Heroes over Europe oder den Blazing Angels-Teilen - nur, dass es hier noch mehr in Richtung Arcade geht: Die Maschinen sind unbegrenzt munitioniert und liegen auch bei gewählter »Simulation«-Steuerung wie ein Brett in der Luft - ein hoppeliger Strömungsabriss ist hier schon das Höchste der
Die Grafik ist solide und flüssig, aber es mangelt an Details - hinzu kommen viele Pop-ups. |
Das Spiel bietet sieben Kapitel, die jeweils etwa eine Dreiviertelstunde dauern, wobei die einzelnen Missionen zum Teil sehr kurz sind - manchmal ist man gerade mal drei bis vier Minuten in der Luft, bevor es schon wieder zu Ende ist. Man beginnt in Tobruk, zischt dann weiter nach Aserbaidschan, Jugoslawien und Polen, bevor es nach Frankreich und Deutschland geht. Das Missionsdesign beschränkt sich über weite Teile auf Genrestandards: Gegnerwellen vernichten, Freunde befreien, Dokumente sammeln, wichtige Gebäude zerstören, wichtige Gebäude verteidigen oder Bomber vorm Abwerfen ihrer tödlichen Fracht aus der Luft holen. Nur selten wird’s interessant (etwa, wenn man ganz ohne zu ballern einfach getarnt aufklären muss), hin und wieder sogar makaber (wenn man Dutzende baumelnder Fallschirmspringer abballern muss), aber nie wirklich aufregend. Mit erfolgreichem Missionsabschluss verdient man Sterne, die automatisch in neue Flugzeuge investiert werden. Insgesamt gibt es 16, von der Sopwith Camel über die IL-2 Sturmovik und DH.98 Mosquito bis hin zu deutschen Strahltriebwerks-Prototypen wie der Go 229. Außerdem bekommt man immer wieder die Möglichkeiten, einzelne Eigenschaften von DeeDee bzw. den Maschinen über Punkte zu verbessern und so z.B. für höhere Beweglichkeit oder höhere Wahrscheinlichkeit von kritischen Treffern zu sorgen. Das Ganze wirkt aber ziemlich schludrig und hat keinen spürbaren Einfluss auf den Spielverlauf.
Einsame Kreise
Am Ende jedes Kapitels darf man in den Erinnerungen eines WW1-Veteranen herumfliegen - ein interessanter Kniff, der auch ansehnlich präsentiert wird, spielerisch aber das Ruder nicht herumreißt. |
Technisch ist das Spiel genauso durchwachsen wie spielerisch: Nicht schlecht, aber auch nicht gut. Die Landschaften sehen nett aus, aber lange nicht so gut wie z.B. beim fünf Jahre alten Blazing Angels; hinzu kommen ins Bild poppende Texturen. Immerhin läuft das Ganze meist flüssig, außerdem darf sowohl auf 360 als auch PS3 optional in 3D gespielt werden. Auf dem PC kommen Details wie hübscheres Wasser dazu, sehr viel schöner wird das Spiel aber auch dadurch nicht. Auf der PS3 darf wahlweise der Move-Controller als Steuerknüppel verwendet werden. Und dem 360-Spiel kommt eine ganz spezielle Ehre zu: Es ist meines Wissens nach das erste Nicht-Arcade-Spiel, das im Hauptmenü einen »Quit«-Button hat, über den man zurück ins Dashboard kommt.
Fazit
Ich bin für jeden neuen Luftspaß zu haben - zuletzt hatte ich viel Freude an H.A.W.X. 2, IL-2 Sturmovik: Birds of Prey oder Heroes over Europe. Auch ACSW hielt mich länger am Gamepad, als ich mir nach den öden ersten Missionen noch vorstellen konnte. Aber ein Meisterwerk wird daraus trotzdem nicht, dafür sind die Komponenten viel zu durchschnittlich: Die Präsentation ist nicht schlecht, aber auch nicht gut, Birds of Prey oder Ace Combat 6 rupfen dem Weltkriegsvogel gehörig die Federn. Die Missionen: Ein paar Ausreißer nach oben und unten, dazwischen massig Genrestandards, verpackt in Häppchen, die teilweise nicht mal drei Minuten lang sind. Die Geschichte um die Suche nach dem Vater und DeeDee zunehmend schlechteres Gewissen ist im engen Weltkriegsrahmen erstaunlich frisch, aber durch die einschläfernden Standbilder so öde wie eine Angela Merkel-Kleidersammlung - außerdem ging mir der aufgesetzte französische Akzent von DeeDee in der englischen Sprachvariante schon nach kurzer Zeit gehörig auf den Senkel. Und der Mehrspielermodus könnte interessant sein, wenn er nicht auf den Konsolen eine Totgeburt wäre - lediglich auf dem PC fanden sich im Testzeitraum ein paar gnädige Mitspielerseelen. Was bleibt? Belanglosigkeit unterm brennenden Himmel.
Pro
Kontra
Wertung
360
Ach, wäre ich nur so cool wie die anderen Kinder: Air Conflicts - Secret Wars bemüht sich redlich, kommt aber in keinem Bereich über die Durchschnittlichkeit hinaus.
PlayStation3
Ach, wäre ich nur so cool wie die anderen Kinder: Air Conflicts - Secret Wars bemüht sich redlich, kommt aber in keinem Bereich über die Durchschnittlichkeit hinaus.
PC
Die PC-Fassung bietet leicht bessere Grafik als die Konsolenversionen, aber sonst das gleiche belanglose Bild.
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