Im Test:
Willkommen zurück, alter Freund?
Zehn Jahre Vice City - Mann, wie die Zeit vergeht! Was habe ich dieses Spiel geliebt! „Wer auf der Suche nach dem momentan abwechslungsreichsten, motivierendsten und schlicht coolsten Actionspiel ist, der wird zu GTA Vice City lange keine Alternative finden“, schrieb ich damals im Test, „exzellente Grafik, fantastische Missionen, viel Handlungsfreiheit und eine brillante Soundkulisse machen Vice City zu einem einzigartigen Juwel“, waren meine Worte. 91 vergab ich, eine der höchsten Wertungen, die ich je gezückt habe. Hab’s auf der PS2, der Xbox und dem PC durchgespielt. Jetzt guckt es mich schon wieder an, als Icon auf meinem iPhone. Und mir bleiben nur Seufzer.
Das große Icon-Massaker
Sobald es darum geht, Vice City wie ein GTA zu spielen, also die Gewehre, Fäuste, Raketenwerfer und Panzer sprechen zu lassen, bröckelt die schöne Fassade nicht nur, sie bricht ohrenbetäubend in sich zusammen: Die Steuerung ist mal wieder eine Pein! Im Vehikel ist noch alles okay, aber sobald man zu Fuß unterwegs ist, wird die Kamera unbeherrschbar, die Ausrichtung auf Ziele ist reine Glückssache (auch wenn man sich das Leben einfacher machen und das zu beballernde Objekt direkt antippen kann - was spätestens bei mehreren Zielen aber für die Katz ist), das Feuern aus der Ego-Perspektive ist schlicht eine Katastrophe und die Nahkämpfe sind kaum kontrolliert steuerbar. Es ist zwar prima, dass man die Position und Größe der Icons beliebig verstellen kann, das ändert aber nichts daran, dass der Bildschirm mit den kleinen Futzeldingern zugekleistert ist - beim Fahren befinden sich im schlimmsten Fall satte 13 Icons auf dem Touchscreen!
Nicht nur bei der Präsentation, auch in anderen Bereichen haben sich die Entwickler der Moderne nicht versperrt: Spielstände werden auf Wunsch in der Cloud gespeichert, man kann über eine iTunes-Playlist eigene Songs hören - aber warum sollte man auf den glorreichen Eighties-Soundtrack verzichten, der nachweislich einer der besten in der ganzen GTA-Historie ist? Hier und da hat man am Missionsdesign gefeilt, unnötige Längen wurden gekürzt. Außerdem muss man die Aufträge, sollte man mal draufgehen, nicht mehr gaaaaanz von vorn im Krankenhaus beginnen, man wird jetzt direkt zum Start der Aufgabe gebeamt. Trotzdem wären Checkpunkte innerhalb der Missionen nett gewesen - die ziehen sich nämlich zum Teil ganz schön hin.
Fazit
Vice City ist ein magischer Ort, mit dem ich einige meiner besten Videospiel-Erinnerungen verbinde. Und das Spiel ist ein zeitloser Gangster-Klassiker, von dem man auch in 20 Jahre noch in würdevollen Tönen sprechen wird. Von daher sollte es niemanden verwundern, dass ich es wie schon bei GTA 3 als Respektlosigkeit gegenüber dem ruhmreichen Spiel empfinde, wenn man es zum zehnjährigen Jubiläum auf der Plattform wiederbelebt, die dafür ziemlich offensichtlich am wenigsten geeignet ist. Das Cruisen durch die Stadt ist trotz der mittlerweile hoffnungslos verstaubten Kulisse immer noch ein Riesenspaß, der Soundtrack ist großartig wie eh und je, die Dialoge sind geschliffen wie ein Katana. Aber sobald man tatsächlich spielen muss, die Waffen oder Fäuste gezückt werden, wird aus dem schönen Schein die bestenfalls fummelig, schlimmstenfalls schrecklich zu steuernde Realität - auf dem größeren iPad etwas weniger als auf dem iPhone, aber auch hier ist die Touch-Kontrolle alles andere als optimal. So eine Behandlung hat Vice City zu seinem Ehrentag wirklich nicht verdient!
Pro
Kontra
Wertung
iPhone
In seinem Kern auch nach zehn Jahren immer noch ein exzellentes Spiel - aber die lausige Steuerung raubt viel vom Spaß.
iPad
Der größere Bildschirm ermöglicht größere Icons - dadurch haben iPad-Spieler die Nase leicht vorn. Die Bedienung bleibt trotzdem schwammig.
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