FIFA 1207.10.2011, Michael Krosta
FIFA 12

Im Test:

Auf 360, PS3 und sogar dem PC geht es weiter aufwärts mit FIFA, auch wenn die Konkurrenz aus Japan langsam den Anschluss findet. Doch wie sieht es auf den Handhelds und der Wii aus? Hängt sich EA noch mal rein und investiert auch hier in den Fortschritt oder wird aus FIFA 12 (ab 8,19€ bei kaufen) nicht mehr als ein schnelles Lizenz-Update zum Vollpreis?

PSP-Abzocke

Ich könnte mir jetzt die Mühe machen und sämtliche Modi, Funktionen sowie die Technik rund um FIFA 12 auf der PSP genau analysieren. Aber warum sollte ich, wenn sich selbst EA offensichtlich einen Dreck darum schert, viel Zeit in das jüngste Saison-Update für das

Auf der Wii zeichnen sich die Profis erneut durch einen leichten Comic-Touch aus.
Auf der Wii zeichnen sich die Profis erneut durch einen leichten Comic-Touch aus.
Sony-Handheld zu investieren? Bis auf die neuen Trikots und aktuelle Mannschaftsdaten hat sich hier im Vergleich zu FIFA 11 rein gar nichts verändert! Es spielt sich genauso wie der Vorgänger, sieht genauso aus wieder Vorgänger, hat die gleichen Spielmodi wie der Vorgänger und selbst die Menüstruktur wurde 1:1 übernommen. Und dafür verlangt EA den Vollpreis? Das, was hier geboten wird, hätte man locker mit einem Kader-Update bewerkstelligen können, wenn man nicht schon im letzten Jahr die Onlineanbindung für die PSP gestrichen hätte.

Warum spendiert man nicht auch der PSP-Version einen zusätzlichen Straßenfußball-Modus, wie man es im letzten Jahr schon auf der Wii vorgemacht hat? Selbst die neue 3DS-Fassung lädt sowohl im Stadion als auch den Hinterhöfen zu einem Kick ein und überzeugt darüber hinaus durch eine verfeinerte Spielmechanik. Warum hat man nicht diese Version als Basis für die PSP-Umsetzung genommen? Für den mobilen Fußball zwischendurch mag FIFA 12 trotz der mittlerweile hoffnungslos veralteten Ballphysik noch okay sein, doch wer keinen großen Wert auf aktuelle Lizenzen legt, ist mit dem Vorgänger genauso gut bedient und schont auch noch den Geldbeutel. Den PSP-Test zu FIFA 11 gibt es übrigens hier.

Wiieso nur so wenig Fortschritt?

Auch beim Wii-Fußball wird deutlich, dass EA in diesem Jahr keinen großen Wert mehr darauf gelegt hat, die FIFA-Serie weiterzuentwickeln. Angefangen beim Comic-Aussehen der Profis über die Auswahl an Spielmodi inklusive Straßenfußball bis hin zu den vielfältigen Steuerungsoptionen ist alles schon aus dem Vorjahr bekannt. Neu ist, dass die Stadt und der Städtepokal als neues Zentrum und Hauptmenü in der FIFA-Welt fungieren: Mit jedem Spiel - unabhängig vom gewählten Modus - sammelt man Rangpunkte und wird bei erreichten Zielen wie dem ersten Kopfballtor etc. mit "Population" belohnt, mit der sich die eigene Stadt vergrößert. Trotzdem sollte man hier nicht zu

Ob das reicht, den Ball ins gegnerische Tor zu zirkeln?
Ob das reicht, den Ball ins gegnerische Tor zu zirkeln?
viel erwarten, denn mehr als ein leicht interaktiver Bildschirmschoner ist die ausbaufähige Fußball-Metropole nicht. Sinnvoller erscheinen da schon Neuerungen wie der funktionierende Doppelpass sowie die Möglichkeit, endlich auf vorgefertigte Schnell-Taktiken über das Digi-Kreuz zuzugreifen oder sogar selbst welche zu entwerfen.

Doch auch von Sparmaßnahmen bleiben Wii-Kicker nicht verschont: Konnte man in FIFA 11 noch online dem Ball nachjagen, werden die Mehrspielerduelle beim Nachfolger ausschließlich lokal an einer Konsole ausgetragen - sämtliche Onlinefunktionen wurden gestrichen! Gleichzeitig bedeutet das auch, dass Kader-Updates über die Internetleitung bei FIFA 12 unter den Tisch fallen. So bleibt FIFA 12 im Prinzip das, was FIFA 11 im letzten Jahr darstellte: Flotter, unkomplizierter Arcadefußball, der ab und zu Spaß machen kann - wenn auch in diesem Fall nur offline. Angesichts der marginalen Verbesserungen im Taktik-Bereich gilt das Gleiche wie für die PSP-Version: Für alle, die nicht zwingend die aktuellen Teams und Trikots brauchen, ist der Vorgänger die bessere Wahl, zumal EA die Server (noch) nicht abgeschaltet hat und FIFA 11 damit immer noch online spielbar ist.

Hoffnungsträger 3DS

Auf dem 3DS feiert FIFA in diesem Jahr seinen Einstand, nachdem die letzten Ausflüge auf die DS-Plattformen aufgrund der technischen Beschränkungen alles andere als rosig waren. Doch diese Zeiten sind jetzt zum Glück vorbei, da der 3DS doch ein gutes Stück mehr Power unter der Haube hat als sein Vorgänger. Das wird spätestens beim Anstoß klar, denn grafisch

Verglichen mit Wii und PSP mach FIFA 12 auf dem 3DS die beste Figur - auch wenn die optional Touchscreen-Einbindung aufgesetzt wirkt.
Verglichen mit Wii und PSP mach FIFA 12 auf dem 3DS die beste Figur - auch wenn die optional Touchscreen-Einbindung aufgesetzt wirkt.
entspricht der 3DS-Kick einer leicht aufgebohrten PSP-Version mit einem angenehmen 3D-Effekt, sofern man die Standardansicht von oben nach unten gegen die klassische TV-Inszenierung von der Seite eintauscht. Doch anstatt die veraltete Ballphysik zu übernehmen, hat sich EA eher an den ersten Wii-Fassungen orientiert - eine gute Entscheidung! Im Vergleich zur PSP-Fassung wird das Tempo spürbar gedrosselt und der Ball wirkt schwerer, wodurch sich FIFA 12 im Vergleich mit den anderen beiden Plattformen hier insgesamt am realistischsten anfühlt - die 360 Grad-Steuerung über den neuen Analogstick trägt neben der genauen Dosierung von Pässen mittels Kraftanzeige ebenfalls ihren Teil dazu bei.

Überflüssig wirkt die optionale Einbindung des Touchscreens: Bei Standardsituationen wie Eck- und Strafstößen lassen sich Schussstärke und Effet auch mit den Fingern festlegen. Allerdings reagiert diese Art der Steuerung zu sensibel und kann der traditionellen Variante über Knöpfe bezüglich der Präzision nicht das Wasser reichen. Das gilt auch für den Torschuss, den man mit einer Berührung auf den unteren Bildschirm initiieren kann, sobald man sich in einer entsprechenden Nähe zum gegnerischen Kasten befindet. In der Theorie ist dieses System durchaus sinnvoll, da man genau die gewünschte Ecke anvisieren und die Schussstärke bestimmen kann. Im Eifer des Gefechts fällt das Hantieren auf dem Touchscreen allerdings viel zu hektisch und damit unpraktisch aus.

Leider trübt die KI nicht nur auf der PSP, sondern besonders auf dem 3DS das Spielvergnügen, da sie sich oft in unsinnigen Laufwegen verzettelt oder nach einem Zweikampf zu lange passiv in der Gegend herum steht. Zudem lassen sich die 3DS-Kicker mit flotten Pässen meist problemlos schwindelig spielen, so dass man recht schnell vor dem gegnerischen Tor steht. Da auch die Keeper nicht immer ganz auf der Höhe sind, findet der Ball oft den Weg ins Netz. Etwas Abhilfe schafft die Wahl auf den höchsten der drei Schwierigkeitsgrade, doch auch hier kommt es immer wieder zu besagten KI-Aussetzern.

Von der Straße ins Stadion

Genau wie auf Wii, wird der Einsatz nicht nur auf 11 gegen 11-Partien in lizenzierten Stadien beschränkt, denn in weiteren Modi geht es auch in 5 vs. 5-Matches auf die Straßen und Hinterhöfe, wobei dieser Straßenfußball bezüglich Komplexität nicht an die FIFA Street-Serie heran reicht, sondern nur eine Light-Variante darstellt. Trotzdem ist das lässige Gekicke eine willkommene Abwechslung zum Profifußball und dem Ligabetrieb. Außerdem schön: Zwar gibt es hier keine vorgefertigten Schnell-Taktiken, doch darf man sich mit Hilfe des Stylus im Vorfeld eigene Laufwege für jeden einzelnen Spieler zurecht basteln, diese Abspeichern und während einer laufenden Partie über das Steuerkreuz "aktivieren".

Recycling

Bei den Kommentatoren setzt EA auf allen drei Plattformen auf Recycling der Sprüche des alten Duos, bestehend aus Tom Bayer und Sebastian Hellmann. Und die kennt man schon seit Jahren, sind nicht immer passend und kommen auch hier teilweise etwas verspätet durch die Lautsprecher. Die Stadionatmosphäre ist dagegen überwiegend gelungen, auch wenn der Wechsel zwischen ausbrechendem Jubel und dem Standardrauschen manchmal zu plötzlich erfolgt. Auf Wii und 3DS

Straßenfußball gibt es nur auf den beiden Nintendo-Plattformen. PSP-Besitzer dürfen nur im Stadion antreten.
Straßenfußball gibt es nur auf den beiden Nintendo-Plattformen. PSP-Besitzer dürfen nur im Stadion antreten.
nerven zudem die Trainerkommentare vom Spielfeldrand, die künstlich auf cool getrimmt wurden, so dass man meinen könnte, da sitzen ausschließlich die Chefs vom FC Checker auf der Bank. Die dummen Einspieler wiederholen sich nicht nur ständig, sondern wurden auf dem 3DS auch noch viel zu laut abgemischt und übertönen meist das komplette Stadion.

Neben dem schnellen Spiel, Turnieren und Training stehen hier die Karriere und der Be a Pro-Modus im Mittelpunkt. In Letzterem baut man sich wie gehabt im Editor einen Spieler oder greift auf reale Stars zurück, erfüllt Aufgaben und verteilt die gewonnenen Punkte in bester Rollenspielmanier auf die Fähigkeiten seines Schützlings. In der ebenfalls umfangeichen  Karriere schlüpft man dagegen gleichzeitig in die Rolle des Trainers, Managers und Spielers. Im Gegensatz zu Be a Pro hat man hier allerdings die Wahl, ob man bei den Partien nur die Kontrolle über einen Spieler oder traditionell das gesamte Team übernehmen will. Alternativ lassen sich sämtliche Partien auch simulieren, wenn man seinen Schwerpunkt lieber in das Ertüfteln von Taktiken, Aufstellungen oder ein gutes Geschäft auf dem Transfermarkt legen will.

Offline mit Onlinefunktionen

Im letzten Jahr war man bei EA noch äußerst spendabel, was die Einbindung von Onlinekomponenten angeht: Sowohl die Wii- als auch die technisch schwache DS-Version von FIFA 2011 konnten über die Internetleitung gespielt werden. Und am 3DS? Keine Chance. Hier folgt man dem Wii-Vorbild und setzt den Rotstift an - allerdings nicht ganz so konsequent. Denn obwohl man online nicht gegeneinander antreten darf, erlaubt EA hier immerhin noch das Herunterladen von Kader-Updates über die WiFi-Funktion, auch wenn das Aktualisieren eine kleine Ewigkeit dauert.

Fazit

Bei FIFA 12 merkt man sehr deutlich, welchen niedrigen Stellenwert Wii und PSP bei EA mittlerweile besitzen: Vor allem auf Sonys Handheld sieht man offenbar keinen Anlass mehr für Optimierungen - so ist FIFA 12 nichts mehr als ein Kader-Update zum unverschämten Vollpreis, das sämtliche Schwächen des Vorgängers wie die veraltete Ballphysik, lange Ladezeiten und das Kommentatoren-Recycling übernimmt. Nicht viel besser sieht es beim Wii-Fußball aus, denn FIFA 12 entspricht auch hier weitestgehend dem Vorgänger. Zumindest sorgt man mit dem Zugriff auf Schnell-Taktiken für eine marginale Verbesserung gegenüber dem letztjährigen Auftritt, streicht dafür im Gegenzug aber den Onlinemodus. Trotzdem bleibt FIFA 12 auf der Wii ein flotter Arcade-Fußball im charmanten Comic-Look, der besonders mit bis zu vier Leuten Spaß machen kann. Die 3DS-Fassung schlägt sich im Vergleich mit Wii und PSP aber am besten, da sie vor allem die Vorteile beider Plattformen vereint: Technisch erinnert sie an eine leicht aufgebohrte PSP-Version, doch orientiert man sich hinsichtlich der Spielmechnik mehr an Wii, ohne dabei so strikt den Arcadeweg einzuschlagen. Ein gelungener 3DS-Einstand also, doch gibt es für EA gerade im Bereich der KI noch viel Raum für Verbesserungen.

Pro

offizielle FIFA-Lizenz
charmanter Comic-Look (Wii)
diverse Steuerungsoptionen (All-Play etc.)
Kader-Aktualisierung (3DS)
Straßenfußball inklusive... (3DS, Wii)
spaßiger Arcade-Kick (Wii)
Zugriff auf Schnell-Taktiken & eigene Taktiken (Wii, 3DS)
große Auswahl an Spielmodi
Adhoc-Partien möglich (3DS, PSP)
gelungener Manager-Modus (3DS)

Kontra

nahezu 1:1-Recycling aus Vorjahr (PSP, Wii)
gestrichener Onlinemodus (Wii)
kein Onlinemodus (3DS, PSP)
Kommentare passen nicht immer oder kommen verspätet
vereinzelte KI-Aussetzer (Torwart & Feldspieler)
...der aber nicht an FIFA Street heran reicht
Tricks schwierig auszuführen
niedriger Wiedererkennungswert bei Profis
völlig veraltete Ballphysik (PSP)

Wertung

PSP

FIFA 12 ist nichts weiter als ein überteuertes Kader-Update!

3DS

Gelungener Einstand für die FIFA-Serie auf dem 3DS, doch muss EA im nächsten Jahr nachlegen.

Wii

Extrem wenige, aber sinnvolle Verbesserungen gegenüber FIFA 11 - ansonsten identisch zum Vorgänger.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.