Test: Pirates of Black Cove (Rollenspiel)

von Mathias Oertel



Pirates of Black Cove
Entwickler:
Release:
Q2 2011
Spielinfo Bilder Videos
Piraten sind in. Alle setzen sie auf die fluchenden, Rum trinkenden Freibeuter, die seit Jack Sparrow eine Renaissance feiern. Neben großen Rollenspielen wie Risen 2 setzen auch kleinere Produktionen wie der Strategiemix Pirates of Black Cove auf den Störtebeker-Faktor – der allerdings nicht immer mit einer Schatzkiste voller Gold belohnt wird.

Totenköpfiger Nachholbedarf

Was würde ich nicht für einen modernen Nachfolger von Sid Meier's Pirates geben. Ich habe zuletzt auf der Xbox (1) mit den Seeräubern die Karibik unsicher gemacht. Doch seitdem konnten mich die Geschichten um Augenklappen, Holzbeine und vorlaute Papageien nur selten reizen und noch seltener überzeugen. Und dass selbst die iPad-Version des in Ehre ergrauten Klassikers nicht über ein durchschnittliches Niveau herauskam, stürzte mich beinahe in ein Tal der Tränen. Doch jetzt hat Pirates of Black Cove (PBC) die Chance zur Rehabilitation - und scheitert in großem Stil!

"Arrrr"

Video
Alles sieht nach einem amüsanten Piraten-Abenteuer aus. Der Schein trügt jedoch...
Dabei fängt alles ganz nett, wenngleich stereotyp mit einer Meuterei an, nach der man sich mit einem von drei Freibeutern auf die Suche nach den vergessenen Piraten der Schwarzen Höhle macht. Um Hinweise auf deren Verbleib und ihren legendären Schatz zu bekommen, muss man seine Reputation erhöhen. Dies geschieht durch das Annehmen von Aufgaben, die einen durch die halbe Karibik führen.

Und ab diesem Moment verlieren die Piraten ihren Reiz. Denn obwohl mit Gefechten zu Wasser sowie Landausflügen, bei denen man seinen Säbel schwingt und mit seinen angeheuerten Gefolgsleuten die Gegend erforscht, Erfolg versprechende Mechaniken integriert wurden, bleibt die Umsetzung trocken wie ein Zwieback.

Stimmungsvoller Schauplatz

Davon ausgenommen ist allerdings die Kulisse - zumindest weitgehend. Die Landausflüge erinnern z.B. vom Artdesign leicht an WarCraft 3, das ja bekanntlich nicht schlecht aussieht. Allerdings darf man dabei auch nicht vergessen, dass die Blütezeit von Blizzards Strategie schon lange vorbei ist. Aber selbst wenn der Comicansatz nach wie vor reizvoll ist und abgesehen von einem eingeschränkten Animationsrepertoire aller Figuren keine allzu groben Schnitzer auszumachen sind, wirkt es unter dem Strich veraltet.

Das Schippern durch die Karibik wurde ebenfalls passabel eingefangen: Die Segel blähen sich ansehnlich im Wind, wobei es für Geschwindigkeit und Wendigkeit unerheblich ist, von wo dieser weht. Bei Kämpfen schlagen die Kanonenkugeln etc. ansehnlich ein, Fässer oder Ladung geht über Bord und das Wasser könnte mit seinen in der Sonne glitzernden Wellen sowie seinen Blauschattierungen aus einem Urlaubsprospekt der Bahamas stammen.

Abgesoffen

Abseits der Kulisse jedoch macht sich schnell Langeweile breit. Es ist geradezu unheimlich, wie zielsicher die Entwickler bei diesem Strategie/Rollenspiel-Mix jedes Mal am Ziel vorbei schießen. Nehmen wir z.B. die Landerforschung, die sich an klassischer Echtzeit-Strategie orientiert. Mit einem Helden sowie in der Basis angeheuerten "Soldaten" legt man an, folgt der Zielmarkierung zum Auftrag, macht auf dem Weg dorthin alle Gegner platt und kehrt schließlich zum Schiff zurück. Klingt gut? Ja, klingt gut! Doch dabei bleibt es leider.
Denn die Umsetzung ist selbst für jemanden, für den die Total War-Serie ein Buch mit sieben Siegeln darstellt, also jemanden, der eher auf unkomplizierte Strategie setzt, ein Graus: Die Wegfindung der Kameraden ist unbefriedigend und Taktik braucht man ohnehin nicht, da es reicht, den Pulk auf den jeweils nächsten Gegner zu hetzen. Die Spezialfähigkeiten der Helden sind angesichts der langen Aufladephase nicht mächtig genug, die Auseinandersetzungen schlichtweg langweilig und nicht fordernd.

Die Kulisse ist weitgehend ansehnlich.
Die Kulisse ist weitgehend ansehnlich.
Die Seekämpfe unterhalten zwar besser und fordern auch mehr, da man sich ständig in eine gute Position bringen muss, um eine möglichst schadenträchtige Salve abzufeuern. Doch letztlich bleiben auch diese Auseinandersetzungen auf lange Sicht zu leicht.
Und daran können auch die Blaupausen nichts ändern, mit denen man sich Verbesserungen für sein Schiff kaufen kann oder gar neue Schiffe in sein Portfolio übernimmt.

Humor ist anders

Natürlich kann man sich über Witz und Humor bzw. dem, was einige dafür halten, streiten. Doch was die karibischen Freibeuter hier abliefern, ist extrem flach. Und das liegt nicht nur daran, dass man insgesamt 1000 (!) Piratenwitze à la "Wo findet man einen Piraten, der seine Holzbeine verloren hat? Wo man ihn zurück gelassen hat!" finden kann, die sich nach etwa 40 bis 50 jedoch wiederholen.
Die englische Sprachausgabe sorgt zusätzlich für Sorgenfalten. Denn hier ist man unschlüssig, ob der vollkommen übertriebene Seeräuber-Slang bewusst eingesetzt wird oder ob die Sprecher schlichtweg überfordert waren. Das Ergebnis ist freilich identisch: Man klickt sich so schnell es geht durch die schlapp inszenierten Dialoge, um ja nicht den Sprechern lauschen zu müssen.

Dann wiederum stellt sich die Frage, wieso man überhaupt die Suche nach den Schwarzhöhlen-Piraten in Angriff nehmen sollte. Spielerisch belanglos, mechanisch langatmig, strategisch schwach: Abgesehen von der netten, aber letztlich maximal durchschnittlichen Kulisse, enttäuscht dieser merkwürdige Mix auf breiter Front.

Kommentare

S3bish schrieb am
Wann kommt endlich ein Spiel, dass gut von Pirates of the Caribbian klaut? Das erste Spiel davon hatte nämlich die besten Seafights, die ich bisher gespielt habe - nicht zu kompliziert, nicht zu einfach - hatte Fraktionen und ein bischen Landgang.
Seitdem habe ich nichts gefunden, das annähernd an dieses Niveau herankam...
Jazzdude schrieb am
Demo war tatsächlich unter aller Kanone! (Haha Wortwitz)
Null Spielspaß dank simpelsten Seegefechten und lieblosen Landgängen!
schrieb am