Test: A Game of Thrones: Genesis (Taktik & Strategie)

von Bodo Naser



A Game of Thrones: Genesis
Entwickler:
Publisher: Focus Home
Release:
29.09.2011
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ab 5,50€
Spielinfo Bilder Videos

A Game of Thrones: Genesis ist das erste Strategiespiel in der mittelalterlich angehauchten Welt aus der Feder von George R.R. Martin, die u.a. bereits Vorlage für ein Rollenspiel, ein Sammelkartenspiel sowie eine erfolgreiche HBO-Fernsehserie war. Wird der Echtzeit-Erstling von Cyanide der literarischen Vorlage gerecht?   



Ist das noch Fantasy?

Ein Drache muss sein. Trotz realitischen Ansatz kommen auch  Fabelwesen vor.
Ein Drache ist obligatorisch. Trotz realistischem Ansatz kommen auch Fabelwesen vor.
Was unterscheidet George R.R. Martin von J.R.R. Tolkien? Die Herren von Winterfell stellt eine realistischere Variante der Fantasy dar, die eher sparsam mit dem übersinnlichen Element umgeht, was sich wiederum auf den Einsatz von Magie auswirkt. Wo in Mittelerde Fabelwesen wie Elben, Zwerge oder Orks miteinander ringen, prallen im Königreich Westeros Ritter und Barbaren aufeinander. Wenn bei Tolkien Gandalf seinen Zauberstab schwingt, geht es bei Martin um den Machtkampf der rivalisierenden Herrscherhäuser. So liest sich Letzterer eher wie ein fiktiver historischer Roman, der dem geschichtlich Interessierten seltsam vertraut wirkt, während der Professor aus Oxford uns in eine fremde Welt eintauchen lässt. Bei allem gebotenem Realismus – wo Fantasy draufsteht, sollte auch Fantasy drin sein, was für mich Magie, Mythen und Monster einschließt.

In diesem Bereich zeigt sich A Game of Thrones: Genesis konsequent und nah an der Vorlage, denn auch hier kommt Zauberei allenfalls als Randphänomen vor. Stattdessen geht es um Handfesteres, auch wenn es in der sagenumwobenen Vorzeit Westeros spielt: Zunächst ist man bei der Landung der Kriegerkönigin Nymeria dabei, die weit vor den Ereignissen aus der Winterfell-Saga angesiedelt ist. Statt Einhörner, Greife oder Warge führt man normale mittelalterliche Soldaten ins Feld, in deren Reihen auch Ritter, Fußkämpfer oder Bogenschützen zu finden sind. Einzig ein Drache darf nicht fehlen, den man im Lauf der Kampagne bekämpfen muss. Leider wird die Geschichte nicht sonderlich opulent präsentiert -  es gibt z.B. abseits des Intros keine weiteren Videos, die das epische Geschehen illustrieren könnten. So wirkt das Design weitgehend schmuck- und ideenlos; die Schiffe der Nymeria orientieren sich an antiken griechischen Vorbildern.

Feldzug um Westeros

Die Kampagne beginnt mit der Landung Nymerias, deren Boote griechisch aussehen.
Die Kampagne beginnt mit der Landung Nymerias, deren Boote griechisch aussehen.
Die Kampagne ist kaum mehr als eine endlose Aneinanderreihung von Schlachten, die im Jahr minus 700 beginnt und sich bis zur Invasion der Wildlinge zieht. In jeder Mission geht es um Macht und Einfluss auf der jeweiligen Karte, wofür man nicht nur kämpfen kann. In erster Linie kommt es auf den fast schon exzessiven Einsatz von Bündnissen an, die offen oder geheim sein können. Man schickt einen Gesandten in eine fremde Stadt, der diese dann auf seine Seite bringt. Dann schickt einem der Verbündete regelmäßig Geld, auf das man angewiesen ist, da es die einzige Finanzquelle ist. Alles recht simpel – allerdings kann der Spieler nie genau wissen, ob eine Stadt nun wirklich auf seiner Seite ist. Der Feind kann nämlich Geheimabkommen schließen, die unser Bündnis unterminieren. Einzig ein Blutsbündnis ist etwas stabiler, da es mittels Ehe geschlossen wird.

Dieses Schließen von Bündnissen ist das einzige Mittel, um an neue Städte zu kommen, da man diese nicht gründen kann. Die Zahl der Städte, Burgen und Minen ist stark begrenzt und man muss meist eine bestimmte Anzahl in seinen Einflussbereich bekommen, um zu gewinnen. Da man keine neuen Gebäude bauen kann, sind die Ausbaumöglichkeiten für ein Echtzeit-Strategiespiel zu begrenzt, so dass unter dem Strich alle Missionen weitgehend identisch ablaufen und sich meist nur in der Anzahl der zu erobernden Städte unterscheiden. Es gibt aber die Möglichkeit, die Einheiten auszubauen, um sie zu verbessern.

Ringen der Spezialisten

Ein Vielzahl von Einheiten durchkämmen das Land, von denen die wenigsten Krieger sind.
Eine Vielzahl von Einheiten durchkämmen das Land, von denen die wenigsten Krieger sind.
Mangels gescheiten Aufbaus sind die Einheiten Dreh- und Angelpunkt des wenig innovativen Strategiespiels. Es gibt an die 25 nicht militärische, kämpfende und Armeeeinheiten, die man in der Kampagne erst nach und nach freischaltet. Anders im freien Spiel, wo man von Beginn an mehr hat, da man sich der Rivalen erwehren muss. Dann kann man etwa Bauer, Attentäter oder Söldner ausheben, die unterschiedliche Aufgaben haben. Der Attentäter etwa sorgt dafür, dass feindliche Gesandte getötet werden. Das kann wichtig sein, wenn diese versuchen, eine verbündete Stadt auf deren Seite zu ziehen. Ein Spion kann geheime Abkommen schließen, die dann unbemerkt bleiben, da nur er sie sehen kann. Ein feindlicher Schnüffler kann die Sache enttarnen, was meist in einem Hin und Her der Grenzorte mündet, das auf Dauer ermüdet.

Auch der Einheitenausbau sorgt nicht für mehr Abwechslung. Zwar sind  die Aufrüstungen wie etwa Belagerungsfähigkeit für Infanterie sinnvoll, aber sie sind auch viel zu leicht erreicht. Darüber hinaus gibt es nichts zu erforschen, weshalb Genesis auch in diesem Bereich schnell ausgereizt ist. Im freien Spiel, wo man eines der acht Häuser kommandiert, kann man immerhin für jedes Haus Spezialeinheiten ausheben. Der Maester der Tyrell kann z.B. Einheiten innerhalb eines Wirkungskreises heilen. Wer eine gute Leibwache für den Fürsten sucht, sollte sich den Hauptmann der Garde kaufen, den aber nur die Baratheon haben, was übrigens einer der wenige Punkte ist, wo sich die Adelshäuser mal wirklich unterscheiden. Sonst spielen sie sich recht ähnlich, auch wenn die Lannister gute Händler sind.
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Kommentare

WulleBulle schrieb am
Kajetan hat geschrieben:
dcc hat geschrieben: Mir reicht schon Wheel of Time und Malazan Empire als sich schier endlos dahinziehende Mammut-Serien. Songs of Fire and Ice lese ich erst, wenn Martin (oder seine Erben) die Serie abgeschlossen haben.
Eine Weise Entscheidung :).
Allerdings rate ich Dir, jetzt schon die vorigen Auflage zu kaufen, weil die aktuell entstehende Übersetzung so schlecht ist, dass sogar Grundschüler lachen. Wenn die Serie beendet ist, wird nur noch die madige Version zu kaufen sein.
ALLES, aber auch der letzte Furz sind eingedeutscht, was den Text praktisch umlesbar macht. Leider lese ich aus diesem Grund diese hervorragende Serie NICHT zuende.
Selbst Schuld, Herr Martin.
Dzharek schrieb am
No Cars Go hat geschrieben:Das einzige, was ich von "A Game of Thrones" kenne, ist die erste Episode der Serie: und die fand ich ziemlich scheiße.
Gib dem ersten Buch noch eine Chance, und wenn es dann immer noch nix ist, dann magst du es halt nicht.
Die Serie hat halt das Problem das ziemlich viel dem Budget zum Opfer gefallen ist ^^
No Cars Go schrieb am
Das einzige, was ich von "A Game of Thrones" kenne, ist die erste Episode der Serie: und die fand ich ziemlich scheiße.
Ares101 schrieb am
Das Spiel ist nunmal total unausgegoren.
Die Map von Westeros im 8 vs 8 is ja mal dermaßen klein und wenn ich schon eines der großen Häuser Spiele möchte ich auch deren Mitglieder als Lords haben. Einen Char namens Großer Lord und einen zweiten namens Erbe ist ziemlich plump. Allerdings ist der Modus ja eh nach maximal einer Stunde vorbei und speichern kann man ja auch nicht. 100 Prestige sammeln ist ja sowas von anstrengend "gähhn".
Stört sich von den Befürwortern eigendlich keiner darann das es zum Beispiel keinerlei Einstellungsmöglichkeiten gibt? Ich würde ja gerne wenigstens festlegen wie lange das Spiel geht, also auch mal Totale Kontrolle oder eben 1000 Prestige.
Um ehrlich zu sein könnte man genausogut das Land anders nennen und die Familiennamen auch. Die Campaigne hab ich bis zu den Tagaryans gespielt, dann wars mir zu langweilig...
schrieb am