Orcs Must Die!11.10.2011, Jens Bischoff
Orcs Must Die!

Im Test:

Mit Orcs Must Die! (ab 14,39€ bei kaufen) wagen die ehemaligen Age of Empires-Macher einen Abstecher ins Tower Defense-Genre. Allerdings wird hier nicht aus sicherer Entfernung taktiert, sondern im Getümmel gekämpft - mit Waffen, Zaubern sowie fiesen Fallen. Außerdem muss man sich obendrein die herablassenden Bemerkungen seines einstigen Lehrmeisters gefallen lassen. Will man das?

Tod den Orks!

Oh ja, man will! Nicht, dass einem die Orks irgendwas getan hätten, wofür man sie gleich massenweise zerhacken, durchbohren, zermalmen oder rösten wollte. Aber wer sich dem brachialen Eindämmen der grünhäutigen Invasion erst einmal verschrieben hat, kommt so schnell nicht mehr davon los. Da spielt es auch keine Rolle, dass man von Toten verspottet, von Verrätern becirct oder von Gepeinigten zu Mitleid bewogen wird. Die Orks müssen sterben - und zwar bevor sie durch den so genannten Spalt ins Reich der Menschen einfallen können.

Geschützt sind die Spalte durch mehr oder weniger verwinkelte Festungen, die es mit geschickt platzierten Fallen sowie Waffen- und Zaubergewalt zu verteidigen gilt. Zu Beginn hat man neben Schwert und Armbrust lediglich verlangsamende Teergruben und automatisch ausfahrende Bodendornen zur Hand, um die in Wellen einfallenden Orks aufzuhalten. Später kann man aber auch Selbstschussanlagen, Fleischwölfe oder Schleuderplatten errichten, Bogenschützen und Paladine postieren, elementare Zauber wirken sowie magische Weberinnen um Unterstützung bitten.

Letztere greifen selbst nicht ins Geschehen ein, können über individuelle Skilltrees aber z. B. dafür sorgen, dass getötete Gegner mehr Geld in die Kriegskasse spülen, beschworene Schützen und Ritter sich oder den Spieler heilen, benutzte Waffen elementare Kräfte erlangen oder Zauber weniger Mana kosten. Allerdings kann man in jedem Level immer nur eine der drei verfügbaren Weberinnen kontaktieren, deren kostenpflichtigen Dienste schrittweise freigeschaltet werden müssen, aber dafür bis ans Ende des aktuellen Einsatzes aktiv bleiben.

Mörderische Vielfalt

Auch Umgebungsobjekte wie Säurefässer lassen sich zur Orkvernichtung einsetzen.
Auch interaktive Umgebungsobjekte wie Säurefässer lassen sich durch Beschuss zur Orkvernichtung einsetzen.
Darüber hinaus lassen sich manchmal auch Umgebungsobjekte wie fallende Kronleuchter, rollende Baumstämme oder brodelnde Lavagruben zur ork'schen Massenvernichtung missbrauchen - selbst Geschütze können hier und da bemannt werden. Waffen und Zauber haben zudem sekundäre Verwendungsformen. So kann man mit der Armbrust auch magische Betäubungssalven verschießen oder statt Feuerbällen Flammenwände beschwören. Die zahlreichen Fallen lassen sich hingegen mit Totenköpfen, die man leistungsbezogen für abgeschlossene Levels erhält, dauerhaft verstärken.

Dadurch kann man seine Teergruben z. B. noch klebriger, seine Klingenfallen noch schärfer oder seine Sprengfässer noch explosiver machen. Da die einmaligen Aufrüstungen recht teuer und unwiderruflich sind, sollte man sich aber genau überlegen, wofür man seine hart erkämpften Totenköpfe zuerst ausgibt. Geringere Anschaffungskosten für Paladine sind zwar klasse, gegen fliegende Gegner sind sie aber reichlich nutzlos. Neben unterschiedlich bewaffneten Orks muss man sich nämlich auch um pfeilschnelle Kobolde und Werwölfe, zähe Oger sowie Feuer speiende Fledermäuse kümmern.

Neben dem Platzieren von Fallen, kann man mit Schwert, Armbrust und Zauberkraft auch selbst zur Tat schreiten.
Neben dem Platzieren von Fallen kann man sich mit Schwert, Armbrust und Zaubern auch aktiv am Gemetzel beteiligen.
Insgesamt ist die Gegnerriege aber angenehm überschaubar und trotzdem facettenreich genug, um all den unterschiedlichen Tötungswerkzeugen, von denen man stets nur eine begrenzte Anzahl mitschleppen darf, eine Daseinsberechtigung zu geben. Vermisst habe ich lediglich spezielle Bosskampfetappen sowie eine wellenweise Gegnervorschau. Mit welchen Invasoren man es zu tun bekommt, wird zwar zu Beginn eines Levels angezeigt, Gruppenzusammensetzungen und Reihenfolgen werden jedoch verschwiegen. Dafür gibt es aber eine umschaltbare Minikarte mit praktischen Positionsangaben sowie kurze Sprachmitteilungen, wenn bestimmte Linien durchbrochen oder Feinde gesichtet wurden, auch wenn letzteres nicht sehr zuverlässig ist.

Verwährte Teamarbeit

Sobald es mehrere Spalte zu verteidigen oder Invasionsrouten im Augen zu behalten gilt, kommt aber so oder so Hektik auf. Zwar erhält man außer im Alptraummodus alle drei Wellen eine Verschnaufpause, kann Marschrouten mit Barrikaden beeinflussen oder sich mit Warp-Portalen schnell von Front zu Front begeben, aber am schönsten wäre es natürlich gewesen, den Orkhorden kooperativ den Garaus machen zu können. Warum man diese Option nicht genutzt hat, ist mir unbegreiflich, denn das Leveldesign schreit teils geradezu nach Teamwork. Ganz abgesehen davon, dass es sich gemeinsam sowieso viel unterhaltsamer metzelt als allein - und natürlich kann man nach einer Niederlage immer jemand anderem die Schuld in die Schuhe schieben...

Mit anderen messen kann man sich hingegen über Online-Ranglisten und auch die drei verfügbaren Schwierigkeitsgrade halten trotz nur zwei Dutzend Spielabschnitte ordentlich auf Trab - vor allem die höchste Stufe hat es teils ganz schön in sich. Spezielle Herausforderungen oder Endlosabschnitte sucht man allerdings vergebens. Auch die in lediglich vier vertonten Standbildsequenzen präsentierte Rahmenhandlung hätte ruhig etwas üppiger ausfallen können. Denn trotz schlichter Inszenierung wird die Story sehr humorvoll vorgetragen, wobei auch die hochwertige deutsche Synchronisation Lob verdient.

Alles im Griff

Die trotz Comic-Stil recht blutigen Gore-Effekte lassen sich auf Wunsch deaktivieren.
Die trotz Comic-Stils recht blutigen Gore-Effekte lassen sich nur mit ausländischer Regionswahl (360) sowie auf Steam aktivieren.
Die Steuerung geht trotz zahlreicher Funktionen gut von der Hand - sowohl mit Maus und Tastatur (PC) als auch mit Gamepad. Wer einen 360-Contoller am PC nutzt, freut sich sogar über passend dargestellte Tasteneinblendungen. Die grafische Inszenierung ist bis auf die bei deutscher Regionswahl (360) automatisch deaktivierten Gewalteffekte eher schlicht, was angesichts der immensen Gegnermassen und des allgemeinen Comic-Flairs aber zu verschmerzen ist. Nennenswerte Versionsunterschiede gibt es nicht - Konsoleros können lediglich ein paar Avatar-Auszeichnungen freischalten, während PC-User zusätzliche Erfolge verdienen können.

Akustisch ist ebenfalls einiges los. Die Musikuntermalung wechselt je nach Situation zwischen ruhigen und aufpeitschenden Stücken, während Effekte und Sprachausgabe stets über drohende Gefahren informieren. Polternde Oger und quiekende Kobolde hört man schon von Weitem, genauso wie ausgelöste Fallen oder aktiv werdende Bogenschützen. Amüsant sind auch die spöttischen Kommentare des Helden sowie die Wehklagen seiner Widersacher, die sich nur leider zu schnell wiederholen. Trotzdem ist es immer wieder köstlich, wenn sich Orks über Verletzungsgefahren, innere Stimmen oder mangelnde Schulbildung beschweren.

Fazit

Orc Must Die! macht einen Heidenspaß, obwohl man eigentlich nur haufenweise Orks, Kobolde und andere Fantasy-Unholde zerhackstückelt. Die Mischung aus brachialer Action und gewiefter Taktik à la Tecmos Deception entfaltet dank zahlreicher aufrüstbarer Tötungswerkzeuge jedoch enormes Suchtpotential. Auch der Humor kommt nicht zu kurz, während die sehr unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade und Online-Ranglisten auch nach der lediglich zwei Dutzend Einsätze umspannenden Kampagne bei Laune halten. Schade ist nur, dass es die Entwickler versäumt haben, zusätzliche Spielmodi oder spezielle Bosskämpfe zu intergrieren. Vor allem ein Koop-Modus hätte sich geradezu angeboten und sicher für noch größeren und längeren Spielspaß gesorgt. Aber auch so ist Orcs Must Die! ein ungemein motivierender und amüsanter Tower Defense-Ableger, der definitiv Lust auf mehr macht.

Pro

humorvolle Inszenierung
brachiale Tower Defense-Action...
individuelle Upgrade- & Boniwahl
breites Spektrum an Fallen & Zaubern

Kontra

überschaubarer Umfang
...die leider keinen Koop-Modus bietet

Wertung

360

Humorvoll inszenierter Tower Defense-Ableger mit jeder Menge Action, aber leider ohne Koop-Funktion.

PC

Humorvoll inszenierter Tower Defense-Ableger mit jeder Menge Action, aber leider ohne Koop-Funktion.

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