Im Test:
Tod den Orks!
Oh ja, man will! Nicht, dass einem die Orks irgendwas getan hätten, wofür man sie gleich massenweise zerhacken, durchbohren, zermalmen oder rösten wollte. Aber wer sich dem brachialen Eindämmen der grünhäutigen Invasion erst einmal verschrieben hat, kommt so schnell nicht mehr davon los. Da spielt es auch keine Rolle, dass man von Toten verspottet, von Verrätern becirct oder von Gepeinigten zu Mitleid bewogen wird. Die Orks müssen sterben - und zwar bevor sie durch den so genannten Spalt ins Reich der Menschen einfallen können.
Geschützt sind die Spalte durch mehr oder weniger verwinkelte Festungen, die es mit geschickt platzierten Fallen sowie Waffen- und Zaubergewalt zu verteidigen gilt. Zu Beginn hat man neben Schwert und Armbrust lediglich verlangsamende Teergruben und automatisch ausfahrende Bodendornen zur Hand, um die in Wellen einfallenden Orks aufzuhalten. Später kann man aber auch Selbstschussanlagen, Fleischwölfe oder Schleuderplatten errichten, Bogenschützen und Paladine postieren, elementare Zauber wirken sowie magische Weberinnen um Unterstützung bitten.
Letztere greifen selbst nicht ins Geschehen ein, können über individuelle Skilltrees aber z. B. dafür sorgen, dass getötete Gegner mehr Geld in die Kriegskasse spülen, beschworene Schützen und Ritter sich oder den Spieler heilen, benutzte Waffen elementare Kräfte erlangen oder Zauber weniger Mana kosten. Allerdings kann man in jedem Level immer nur eine der drei verfügbaren Weberinnen kontaktieren, deren kostenpflichtigen Dienste schrittweise freigeschaltet werden müssen, aber dafür bis ans Ende des aktuellen Einsatzes aktiv bleiben.
Mörderische Vielfalt
Auch interaktive Umgebungsobjekte wie Säurefässer lassen sich durch Beschuss zur Orkvernichtung einsetzen. |
Dadurch kann man seine Teergruben z. B. noch klebriger, seine Klingenfallen noch schärfer oder seine Sprengfässer noch explosiver machen. Da die einmaligen Aufrüstungen recht teuer und unwiderruflich sind, sollte man sich aber genau überlegen, wofür man seine hart erkämpften Totenköpfe zuerst ausgibt. Geringere Anschaffungskosten für Paladine sind zwar klasse, gegen fliegende Gegner sind sie aber reichlich nutzlos. Neben unterschiedlich bewaffneten Orks muss man sich nämlich auch um pfeilschnelle Kobolde und Werwölfe, zähe Oger sowie Feuer speiende Fledermäuse kümmern.
Neben dem Platzieren von Fallen kann man sich mit Schwert, Armbrust und Zaubern auch aktiv am Gemetzel beteiligen. |
Verwährte Teamarbeit
Sobald es mehrere Spalte zu verteidigen oder Invasionsrouten im Augen zu behalten gilt, kommt aber so oder so Hektik auf. Zwar erhält man außer im Alptraummodus alle drei Wellen eine Verschnaufpause, kann Marschrouten mit Barrikaden beeinflussen oder sich mit Warp-Portalen schnell von Front zu Front begeben, aber am schönsten wäre es natürlich gewesen, den Orkhorden kooperativ den Garaus machen zu können. Warum man diese Option nicht genutzt hat, ist mir unbegreiflich, denn das Leveldesign schreit teils geradezu nach Teamwork. Ganz abgesehen davon, dass es sich gemeinsam sowieso viel unterhaltsamer metzelt als allein - und natürlich kann man nach einer Niederlage immer jemand anderem die Schuld in die Schuhe schieben...
Mit anderen messen kann man sich hingegen über Online-Ranglisten und auch die drei verfügbaren Schwierigkeitsgrade halten trotz nur zwei Dutzend Spielabschnitte ordentlich auf Trab - vor allem die höchste Stufe hat es teils ganz schön in sich. Spezielle Herausforderungen oder Endlosabschnitte sucht man allerdings vergebens. Auch die in lediglich vier vertonten Standbildsequenzen präsentierte Rahmenhandlung hätte ruhig etwas üppiger ausfallen können. Denn trotz schlichter Inszenierung wird die Story sehr humorvoll vorgetragen, wobei auch die hochwertige deutsche Synchronisation Lob verdient.
Alles im Griff
Die trotz Comic-Stils recht blutigen Gore-Effekte lassen sich nur mit ausländischer Regionswahl (360) sowie auf Steam aktivieren. |
Akustisch ist ebenfalls einiges los. Die Musikuntermalung wechselt je nach Situation zwischen ruhigen und aufpeitschenden Stücken, während Effekte und Sprachausgabe stets über drohende Gefahren informieren. Polternde Oger und quiekende Kobolde hört man schon von Weitem, genauso wie ausgelöste Fallen oder aktiv werdende Bogenschützen. Amüsant sind auch die spöttischen Kommentare des Helden sowie die Wehklagen seiner Widersacher, die sich nur leider zu schnell wiederholen. Trotzdem ist es immer wieder köstlich, wenn sich Orks über Verletzungsgefahren, innere Stimmen oder mangelnde Schulbildung beschweren.
Fazit
Orc Must Die! macht einen Heidenspaß, obwohl man eigentlich nur haufenweise Orks, Kobolde und andere Fantasy-Unholde zerhackstückelt. Die Mischung aus brachialer Action und gewiefter Taktik à la Tecmos Deception entfaltet dank zahlreicher aufrüstbarer Tötungswerkzeuge jedoch enormes Suchtpotential. Auch der Humor kommt nicht zu kurz, während die sehr unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade und Online-Ranglisten auch nach der lediglich zwei Dutzend Einsätze umspannenden Kampagne bei Laune halten. Schade ist nur, dass es die Entwickler versäumt haben, zusätzliche Spielmodi oder spezielle Bosskämpfe zu intergrieren. Vor allem ein Koop-Modus hätte sich geradezu angeboten und sicher für noch größeren und längeren Spielspaß gesorgt. Aber auch so ist Orcs Must Die! ein ungemein motivierender und amüsanter Tower Defense-Ableger, der definitiv Lust auf mehr macht.
Pro
Kontra
Wertung
360
Humorvoll inszenierter Tower Defense-Ableger mit jeder Menge Action, aber leider ohne Koop-Funktion.
PC
Humorvoll inszenierter Tower Defense-Ableger mit jeder Menge Action, aber leider ohne Koop-Funktion.
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