Choplifter HD13.01.2012, Paul Kautz
Choplifter HD

Im Test:

Satte 30 Jahre ist es her, dass die alten Säcke unter unseren Lesern zum ersten Mal die Freuden des helikopterbasierten Rettungseinsatzes genießen durften. In all den Jahren wurde die faszinierende Idee erstaunlich selten aufgegriffen, so dass man inXile Entertainment eigentlich dankbar für ein offizielles HD-„Remake“ des Klassikers sein sollte.

Euer Retter ist da!

Die alte Choplifter-Formel wurde auch in der HD-Version nicht verändert: Nach wie vor fliegt man einen Hubschrauber auf einer langen horizontalen Ebene hin und her, sammelt gestrandete Soldaten und Zivilisten auf, bringt sie sicher zur Basis und macht das Ganze noch ein paar Mal – denn der Heli ist nur begrenzt aufnahmefähig. Zwischenzeitlich werden Gegner, Raketen- und AA-Stellungen unter Beschuss genommen, außerdem muss man stets ein waches Auge auf seinen Benzinvorrat haben, der gerade beim Einsatz des hilfreichen Turbos schneller verschwindet als Jörg, wenn ein neuer MegaMan-Teil naht. Alles wie gehabt.

Aber natürlich geht es im noch frischen Jahr 2012 nicht ohne Erweiterungen. Nein, wir reden nicht von Selbstheilung und Deckungssystem, sondern von Sachen wie den stetig verbesserten Helis: Jede Mission wird abhängig von der Leistung des Spielers mit bis zu fünf Sternen bewertet. In regelmäßigen Abständen sorgen diese dafür, dass die Maschine besser gepanzert oder durchschlagskräftiger wird. Fleißige Spieler werden überdies mit besseren Helikoptern belohnt, die nicht nur mehr Passagiere fassen, sondern auch schneller unterwegs sind. Mit denen lohnt es sich auch, frühere Missionen erneut anzugehen, die man nicht mit voller Sternenzahl geschafft hat – zum einen werden sie dadurch leichter, zum anderen kann man sich dadurch mehr darauf konzentrieren, Bonusfiguren wie Duke Nukem oder den eitlen Reporter Scoop Sanderson zu finden.

Allein im Flakfeuer

Vier Blöcke à vier bis neun Missionen ergeben 30 Aufträge, die größtenteils sehr kurz gehalten sind, aber nichtsdestotrotz genug Abwechslung bieten: Man muss Personen retten (manchmal auch unter Zeitdruck), eine Zombie-Invasion abwehren, einfach nur mit Vollgas einer Feindes-Überzahl entkommen oder einen „Töte alle, die dir entgegen kommen!“-Auftrag übernehmen. Das Retten ist dabei leichter gesagt als getan, denn dazu muss man sanft in der Nähe der wild Winkenden landen und abwarten,

Im Laufe der Zeit schaltet man weitere Hubschrauber frei, die unterschiedliche Eigenschaften mitbringen.
Im Laufe der Zeit schaltet man weitere Hubschrauber frei, die unterschiedliche Eigenschaften mitbringen.
bis sie alle an Bord sind – wer mit Schmackes auf ihnen aufsetzt oder sie mit dem zu schräg gehaltenen Rotor schreddert, riskiert Punktabzug. Auch wenn sie alle an Bord sind, sind sie noch nicht so gut wie Zuhause. Denn ein zu hartes Aufsetzen beim Landen oder eine Kollision in der Luft lässt den einen oder anderen Passagier schreiend aus der offenen Tür kippen.

Zu allem Überfluss strotzen die Schlachtfelder vor Gegnern – die auch noch pausenlos nachwachsen. Denen hat man ein schnell überhitzendes MG sowie eine sehr begrenzte Anzahl von Raketen entgegen zu setzen. Während man den Heli mit dem linken Stick steuert, kontrolliert der rechts einen Suchlaser, der in der Nähe befindliche Widersacher automatisch ins Visier nimmt. Immer wieder muss man den Hubschrauber per Druck auf einen Schulterbumper um 90° drehen, um im Bildschirmvordergrund befindliche Feinde unter Beschuss nehmen zu können. All das geht zu Beginn noch locker von der Hand, aber spätestens ab dem dritten Missionsblock muss jede Bewegung sitzen: Die Aufträge werden bockschwer, die Bezeichnung „Normal“ für den ersten der drei Schwierigkeitsgrade ist glatte Untertreibung – die anderen beiden muss man erst durch mehrfaches Durchspielen freischalten, und sie sorgen dafür, dass die Gegner mehr Treffer vertragen und der eigene Heli weniger Benzin an Bord hat.

Technisch läuft der neue Choplifter mit Unreal-Zunder, was man ihm aber nicht ansieht: Man schrammt noch gerade so an der „hässlich“-Marke vorbei, aber schön ist definitiv anders. Schade auch, dass man sich das Ganze nur solo gönnen darf – eine kooperative Variante hätte sich angeboten.

Fazit

Die eine Frage, die nach zehn Minuten Choplifter HD am drängendsten in mir bohrte, war „Wo genau sind jetzt die 1.4 Gigabyte hin?“ – die schmodderige Grafik allein rechtfertigt kaum diese Verschwendung. Die andere: „War das schon immer so schwer?“ Wer kein stählernes Arcade-Herz in seiner Brust trägt, an dem Frust wie an Teflon abprallt, der wird keine Freude an diesem Remake haben – es wird sehr schnell sehr anspruchsvoll, selbst auf dem niedrigsten der drei Schwierigkeitsgrade. Das grundsätzliche Spielprinzip ist auch heute noch sehr reizvoll, die taktische Aufteilung der zu Rettenden und der Benzinvorräte macht einen großen Teil des Spielspaßes aus. Aber das ebenso simple wie frustrierende Design verliert schnell an Reiz.

Wertung

360

Passable Wiederbelebung des Geschicklichkeits-Klassikers, allerdings nur für frustresistente Piloten.

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