Dragon's Dogma25.05.2012, Jens Bischoff
Dragon's Dogma

Im Test:

Weite Ebenen, geheimnisvolle Wälder, mittelalterliche Siedlungen, patrouillierende Ritter, Kobolde und Oger, Feuer speiende Drachen - klassische westliche Fantasy. Mit Dragon's Dogma (ab 8,99€ bei kaufen) begeben sich die Devil May Cry- & Resident Evil-Macher auf unvertrautes Terrain. Wir haben sie begleitet.

Herzloses Erwachen

Ich habe mein Herz verloren. An einen Drachen. Allerdings nicht im übertragenen Sinn. Nein, er schnitt es mir aus der Brust und fraß es auf. Doch ich lebe noch. Obwohl ich nicht weiß warum. Erst hielt man mich für verflucht. Doch jetzt nennen mich alle den Erweckten, den Auserwählten. Doch auserwählt wozu? Dem Drachen erneut gegenüberzutreten? Muss ich ihn bezwingen, um mein Herz zurückzuerlangen? Und was waren das für unverständliche Worte, die er mir mit auf den Weg gab? Ich muss es herausfinden! Koste es, was es wolle. Doch zuerst muss ich stärker werden...

Während ich mir in meinem Heimatdorf Kassardis mit kleinen Botengängen und Erledigungen ein bisschen Geld für eine bessere Ausrüstung verdiene, taucht eines Abends plötzlich ein Mann aus dem Nichts auf. Er sagt, er sei ein Vasall aus dem so genannten Rift und bitte mich ihn zur nahe gelegenen Festung zu begleiten.

Partner nach Maß

Sowohl Spielcharakter als auch Begleitung lassen sich individuell gestalten.
Sowohl Spielcharakter als auch Begleitung lassen sich individuell gestalten.
Dort erfahre ich sogar wie ich mir selbst einen Vasallen erschaffen kann, der mir während meiner gesamten Mission beistehen und wie auch ich stärker werden würde. Die bildnerischen Möglichkeiten sind ausreichend vielfältig. Es gibt sogar Narben, Muttermale und Schminke. Er selbst gehöre jemand anderem und könne sich nur in Anwesenheit seines Herrn weiterentwickeln, mir aber wie viele andere auch jederzeit ein Stück meines Weges mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Auch mein Vasall könne während einer Rast im Gasthaus von anderen angeheuert, beurteilt und entlohnt werden. Eine praktische Sache dieses Rift! Für einen entsprechenden Obolus darf man sogar stärkere Vasallen als man selbst rekrutieren, um es mit Gegnern und Aufgaben aufzunehmen, denen man noch gar nicht gewachsen wäre.

Allerdings können einen nie mehr als zwei fremde Vasallen gleichzeitig begleiten und mit deren Herren kann man leider auch keine gemeinsame Sache machen. Gerade Letzteres wäre jedoch ein Riesendienst gewesen. Denn selbst die erfahrensten Vasallen legen teils sehr merkwürdige Verhaltensweisen an den Tag, lassen sich nur wenig sagen und halten sich dann nicht mal dran. Selbst mein eigener Vasall verhält sich trotz persönlicher Maßreglungen und manipulativer Tränke nicht immer so, wie er eigentlich sollte.

Solide Rückendeckung

Clever zusammengesetzt und mit dem nötigen Wissen ausgestattet, kann es die Gruppe auch mit besonders zähen Gegnern aufnehmen.
Clever zusammengesetzt und mit dem nötigen Wissen ausgestattet, kann es die Gruppe auch mit besonders zähen Gegnern aufnehmen.
Generell kann man sich auf seine Vasallen aber schon verlassen. Vor allem, wenn ihre Professionen und Fähigkeiten gut ineinander greifen. Sie machen einen sogar auf Gefahren oder Schwachstellen aufmerksam, eignen sich wertvolles Wissen über Gegner, Orte und Aufgaben an und sorgen dafür, dass die mitunter sehr langen Reisen nicht so stumm verlaufen wie ich es leider bin. Es gibt zwar auch zeitsparende Reisekristalle, die sind aber recht kostspielig und vor allem zu Beginn nur sehr eingeschränkt nutzbar.

Vom Hexenwald im Süden bis zu den Bergen des Verderbens im Norden oder von den Grenzhöhlen im Westen bis zum Turm des blauen Mondes im Osten sind es riesige Entfernungen, die zudem voller Gefahren stecken. Selbst die Handelsstraßen sind alles andere als sicher. Es gibt Wegelagerer, Schlangen und Wolfsrudel. Aber auch Kobolde, Chimären und Oger. Wem man die Stirn bieten kann und wem nicht, erfährt man nur durch todesmutige Ausprobieren. Auch bei Aufträgen von Einwohnern oder schwarzen Brettern, gibt es keinerlei Hinweis darauf, ob man den damit verbundenen Anforderungen überhaupt gewachsen ist.

Heikle Gratwanderung

Das sorgt durchaus für Spannung und Nervenkitzel, wenn man z. B. eine Eskorte in unbekanntes Gebiet zusagt, kann aber auch schnell in Frust und Ärger umschlagen, wenn man plötzlich übermächtigen Widersachern gegenüber steht. Auf der anderen gibt es aber auch viele Aufgaben, die völlig langweilig sind, wie das Töten Dutzender Hasen, Spinnen oder Fledermäuse. Es gibt aber auch interessante Ausnahmen wie Beschattungen, Verfolgungen oder Wiederbeschaffungen, die selbst kampflos so manch unerwartete Herausforderung parat halten.

Manchmal muss man hoch hinaus und genau beobachten, um ans Ziel zu gelangen.
Manchmal muss man hoch hinaus und genau beobachten, um ans Ziel zu gelangen.
Teils weiß man nicht einmal, wo man überhaupt hin muss, auch wenn relevante Orte und Personen in der Regel leicht erkenntlich sind. Dann heißt es sich umhören, neue Wege auskundschaften und Hindernisse bewältigen. Vor allem die mitgezeichnete Karte mit manuellen und automatischen Markierungen ist dabei immer wieder Gold wert. Und das nicht nur, wenn man eine Abzweigung, Apparatur oder Klettermöglichkeit übersehen hat. Mit dem nötigen Werkzeug lassen sich mancherorts auch wichtige Rohstoffe abbauen.

Zudem kann man jederzeit seine Fortschritte festhalten lassen, um selbst im Todesfall die Zeit zurückdrehen zu können. An bestimmten Orten wird das bisher Erlebte sogar automatisch aufgezeichnet, so dass man quasi doppelt abgesichert ist. Letzteres passiert aber viel zu selten und ersteres erlaubt keinerlei Streuung für unterschiedliche Wiedereinstiegsmöglichkeiten. Auch Rastmöglichkeiten gibt es nur sehr wenige.

Ruhiges Planen

In der Hauptstadt Gran Soren kann man sich mit neuer Ausrüstung und Aufträgen eindecken.
In der Hauptstadt Gran Soren kann man sich mit neuer Ausrüstung und Aufträgen eindecken.
Die glücklicherweise sehr zentral gelegene Hauptstadt Gran Soren wird somit schnell zum Dreh- und Angelpunkt des Abenteuers. Hier gibt es nicht nur Klatsch und Tratsch sowie Gästebetten und Einkaufsmöglichkeiten, sondern auch Vasallen- und Jobbörsen sowie Lagerräume und verschiedene Interessensgemeinschaften. Man kann auch Kräuter mischen, Gegenstände kombinieren sowie Waffen und Rüstungen verbessern. Blöd nur, dass es so umständlich ist, alle Merkmale zu vergleichen und bevorstehende Investitionen abzuwägen.

Wer will, kann aber natürlich auch nach rein optischen Gesichtspunkten entscheiden, denn neue Ausrüstung ändert nicht nur Angriffs- und Abwehrkraft oder Traglast, sondern auch das Aussehen. Vielleicht wird ein besonders schicker Vasall ja öfter entliehen und beschenkt? Geschenke sind jedenfalls überall gern gesehen und oft mit willkommenen Gegenleistungen behaftet.

Mein Vasall und ich können sogar unterschiedliche Laufbahnen einschlagen und mit immer weit reichenderen Fertigkeiten jonglieren. Anfangs ist man entweder Kämpfer, Streicher oder Magier. Setzt auf Schwert und Schild, Dolch und Bogen oder Stab und Zauberkraft. Später kann man sich hingegen auch als magischer Bogenschütze, Krieger, Waldläufer, Erzmagier, mystischer Ritter oder Assassine verdingen. Jede Klasse hat ihre eigenen Waffen und Fertigkeiten, die man sich dauerhaft aneignen und verbessern kann.

Kämpfe gegen Drachen dürfen natürlich nicht fehlen.
Kämpfe gegen Drachen dürfen natürlich nicht fehlen.
Welche man davon im Kampf zur Verfügung haben möchte, kann man situativ festlegen. Vor allem bei bevorstehenden Konfrontationen mit riesigen Ungeheuern wie Hydras, Zyklopen oder Greifen ist taktische Planung Pflicht. Auch die Umgebung spielt oft eine wichtige Rolle. Jähe Abgründe, explosive Pulverfässer, vorteilhafte Anhöhen oder fiese Gerölllawinen können selbst übermächtig erscheinende Gegner in die Knie zwingen.

Schwer zu bändigen

Zusammenarbeit ist natürlich ebenfalls wichtig. Defensive Kämpfer lenken durch Rufe und Schildklopfer die Aufmerksamkeit auf sich, starke Krieger nehmen überraschte Goblins in den Schwitzkasten oder drücken gestürzte Bestien zu Boden, damit die anderen kurzen Prozess machen können. Es werden Klingen und Pfeile in Gift oder Pech getaucht, Köder ausgelegt und Heilstrudel beschworen. An größeren Bestien findet man sogar Halt, kann an ihnen hinauf klettern und solange die Ausdauer reicht gezielt auf Schwachstellen einschlagen.

Doof ist nur, dass meine Vasallen lediglich drei Befehle verstehen und entweder auf Zuruf zu mir kommen, in irgendeiner Form Hilfe leisten oder nach vorn stürmen. Taktische Finessen oder spontane Wechsel wie mit Partnern aus Fleisch und Blut bleiben da natürlich Wunschdenken. Komisch auch, dass einem das Auge immer wieder üble Streiche spielt und Dinge aus dem Nichts erscheinen, Details verschwimmen, Körper miteinander verschmelzen oder Buschwerk plötzlich mobil werden lässt...

Blumen am Wegrand

Immerhin kann ich mir eine Laterne an den Gürtel heften, um auch nachts und in dunklen Höhlen etwas sehen zu können. Und auch wenn der Blick oft sehr verschwommen ist, gibt es hier durchaus ansehnliche Landstriche und imposante Aussichten. Man muss nur aufpassen, wo man hin tritt. Gerade in den Wäldern gibt es einige Fallen und im tieferen Wasser lauert der sichere Tod. Auch sonst sollte man es eher vermeiden, nass zu werden. Das macht nämlich nicht nur die Kleider schwerer und Bewegungen langsamer, sondern auch Laternen eine gewisse Zeit lang nicht entzündbar.

Überhaupt kann man hier trotz getrübten Blickes viele liebevolle Kleinigkeiten und Zusammenhänge entdecken. Da gibt es je nach Körpergröße oder Sprungkraft unterschiedliche Wege, je nach Geschlecht unterschiedliche Gefahren, je nach Ausrüstung unterschiedliche Aktionsmöglichkeiten oder je nach Aufenthaltsort unterschiedliche Gepflogenheiten und Strafen. Die Welt ist jedenfalls groß und voller Überraschungen, auch wenn die Wege oft mühsam sind und ich mein eigentliches Ziel viel zu oft und lang aus den Augen verloren habe. Dran bleiben lohnt sich aber!

Fazit

Trotz vieler Strapazen und Entbehrungen hat mich meine Reise durch Capcoms Drachenlande am Ende gut unterhalten. Es gab interessante Situationen, packende Kämpfe, motivierende Ziele. Die Kulissen mögen mitunter spröde, die Aufgaben eintönig, die Wege mühsam gewesen sein. Auch die ständig wechselnden, oft unbelehrbaren Gefährten habe ich immer wieder verflucht. Warum konnte man sich nicht auch mit echten Freunden verbünden? Ja, man hätte so einiges besser machen können. Aber trotzdem lohnt es sich in die krude Welt von Dragon's Dogma mit all ihren Ecken und Kanten abzutauchen, sich den Gefahren zu stellen, den Widrigkeiten zu trotzen und die besonderen Momente im Kampf und am Wegesrand zu genießen.

Wertung

360

Drachenjagd mit Ecken und Kanten, die man gern kooperativ mit Freunden bestritten hätte.

PlayStation3

Drachenjagd mit Ecken und Kanten, die man gern kooperativ mit Freunden bestritten hätte.

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