Im Test:
Der andere Jack
Zwei Protagonisten, ein Problem: Musste auf den anderen Plattformen noch Jack dem sicheren Tod in der Schrottpresse entkommen und anschließend im Rennen seines Lebens in Rekordzeit von der West- an die Ostküste der USA brettern, hört der gut synchronisierte
Reifen wechseln am 3DS
Während man auf dem 3DS nur durch panisches Bearbeiten des Touchscreens überleben und die Scheibe einschlagen kann, laufen sämtliche Comic-Zwischensequenzen auf der Wii ohne Interaktionen ab. Schade, denn so werden auch unterhaltsame Minispiele wie der Reifenwechsel der Wii-Gemeinde vorenthalten. Ansonsten sind beide Fassungen weitestgehend identisch: Matt und seine mysteriöse rothaarige Beifahrerin rasen sowohl auf der Konsole als auch dem Handheld auf den gleichen Strecken der Ostküste entgegen und müssen sich den gleichen Herausforderungen wie Verfolgungsjagden sowie frustrierenden Reaktions-Minispielen stellen, bei denen man dem Verkehr oder Hindernissen ausweichen muss. Dabei schaltet das Spiel automatisch in eine Motorhaubenansicht und nimmt dem Fahrer die Kontrolle über Gas und Bremse. Stattdessen gilt es, einzig durch Lenkbewegungen den anderen Fahrzeugen oder herab fallenden Gesteinsbrocken auszuweichen.
Frustmomente
Der Frust kommt hauptsächlich dadurch zustande, dass während dieser Sequenzen schon die kleinste Berührung mit den schwer sichtbaren Hindernissen ausreicht, um eines der anfänglich drei Leben pro Stage zu verlieren. Im normalen Renngeschehen haben dagegen sowohl der eigene Wagen als auch die Gegner eine "Lebensleiste", die sich nach Unfällen und Rempeleinlagen erst schrittweise abbaut. Gerade im Kampf mit den Cops ist man den Attacken meist hilflos ausgeliefert und kann weder rechtzeitig ausweichen noch dagegen halten, ohne dabei selbst Schaden zu nehmen.
Noch furchtbarer sind dagegen die Momente, in denen man auf dem 3DS für einen geskripteten Super-Nitro oder ein Bremsmanöver blitzschnell auf den unteren Bildschirm einhämmern muss. Das Problem dabei: Beim ersten Mal verschwindet die eingeblendete Erklärung so schnell, dass man gar keine Chance mehr hat, die Aufgabe schnell genug zu erfüllen. Doch selbst wenn man nach dem Fehlversuch weiß, was zu tun ist, ist die Reaktionszeit viel zu knapp bemessen, so dass man mit etwas Glück nur ein Leben verliert. Glück? Ja, denn oft genug muss man sogar das komplette Level von vorne beginnen, wenn man diese nervigen Sequenzen verhaut, von denen übrigens auch die Wii-Version nicht verschont wird. Statt auf den Touchscreen muss man hier auf das Digitalkreuz der Remote umgreifen, was zwar besser funktioniert, aber nichts daran ändert, dass die Erklärung auch hier zu schnell
Alte Design-Krankheiten
Doch selbst ohne diesen Störfaktor haben die Rennen ihre Macken: Zwar wird mit Takedown-Events, Verfolgungsjagden mit Cops sowie Stunts und Zeitfahren einiges aufgefahren, doch gestalten sich die Positionskämpfe und Rangeleien dank der unsäglichen Gummiband-KI wie schon auf 360 & Co als ziemlich spaßfrei. Es ist einfach ein schlechter Witz, wenn die Gegner teilweise wie Schlaftabletten über den Asphalt kriechen und an anderer Stelle uneinholbar nach vorne preschen, nur um kurz vor der Ziellinie plötzlich eine Vollbremsung hinzulegen, damit man als Spieler doch noch an ihnen vorbeiziehen kann. Zumindest spart man sich auf Wii und 3DS in der Regel den übernatürlichen Geschwindigkeitsschub der anderen Fahrer kurz vor dem Ende. Trotzdem sind die KI-Routinen eine Schande – genau wie auf den anderen Plattformen komme ich mir auch hier einfach nur veräppelt vor!
Schneller als ein Flugzeug
Das kann man auch von der Spielzeit sagen: Schon das "große" The Run war hinsichtlich des Umfangs ein schlechter Witz, der hier noch weniger lustig ist, denn schon nach etwa 40 Minuten hatte ich 13 der insgesamt 26 Level hinter mich gebracht.
Schienen-Raser
Ein Grund dafür liegt neben der furchtbaren KI in der simplen Fahrphysik: Auch hier fahren sich die Fahrzeuge wie auf Schienen – erst wenn man die Handbremse zieht oder zu stark in eine Kurve einlenkt, setzen die Autos je nach Wagenmodell zum Drift an, der jedoch die Lässigkeit eines Ridge Racer vermissen lässt. In der Karriere sind die Boliden übrigens streng vorgegeben – ein Wechsel an Tankstellen wie auf den anderen Plattformen ist hier nicht möglich. Dafür schaltet man auf dem Weg nach New York und dem kontinuierlichen Aufstieg im Rangsystem weitere Flitzer frei,
Autolog und Onlinerennen
3DS-Besitzer können sich über eine Onlineanbindung freuen: Sowohl Vergleiche über das motivierende Autolog-System als auch Internet-Rennen sind hier neben Adhoc-Sessions für bis zu vier Spieler möglich. Per StreetPass werden außerdem Zeiten ausgetauscht. Auf Wii ignoriert EA dagegen sämtliche WiFi-Ambitionen – entsprechend fallen Onlinerennen und Autolog hier flach. So bleibt lediglich die Möglichkeit, mit vier Spielern lokal an einer Konsole im Splitscreen um die Wette zu fahren, wobei wie beim 3DS die Modi Rennen und Verfolgungsjagd zur Wahl stehen. Bei Letzterer werden zwei Teams gebildet, wobei sich ein Teil als Raser und der andere als Gesetzeshüter hinters Steuer klemmt.
Fazit
Nach 360, PC und PS3 rast EA mit Need for Speed: The Run auf Wii und 3DS noch tiefer in den Wertungskeller! Die Kombination aus furchtbarer Gummiband-KI, simpler Fahrphysik und einer extrem kurzen Karriere hat ihre Negativ-Qualitäten ja bereits auf den anderen Systemen unter Beweis gestellt. Auf den Nintendo-Plattformen gesellen sich jetzt auch noch die frustrierenden Reaktionstests sowie technische Probleme am 3DS hinzu. Die Darstellung bleibt auf der Wii trotz schickerer Kulissen zwar flüssig, doch bekommt man dort weder die Minispiele noch die Online-Funktionen der 3DS-Fassung. Aber egal, denn sowohl auf der Konsole als auch dem Handheld sollte man selbst die kurze Zeit, die man mit The Run verbringen kann, besser anderweitig investieren.
Pro
Kontra
Wertung
Wii
Abgespeckte Inhalte, keine Onlineanbindung und spaßfreie Rennen: Die Wii-Version hätte sich EA besser gespart!
3DS
Onlinemodus und Autolog können die 3DS-Version nicht vor der Schrottpresse retten: Die Gummiband-KI, frustrierenden Reaktionstests und technischen Schwächen sind eine Zumutung!
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