Im Test:
Aufstand der Grünhäute
In der Welt von Of Orcs and Men sind Orks und Goblins eine aussterbende Rasse, die von den Truppen des Imperators und der Inquisition gejagt, versklavt oder hingerichtet werden. Viele fügen sich in ihr Schicksal oder verraten ihre eigenen Brüder, um nicht ganz so hart geschunden zu werden. Die aktiv Widerstand leistenden werden immer weniger. Auch die Ork-Krieger des berüchtigten Blutkiefer-Clans formieren sich zu einem letzten verdeckten Einsatz, dessen Ziel der Tod des Kaisers höchstpersönlich ist.
Dieser Todesschwadron gehört auch Arkail an, dessen Aufgabe es ist, mithilfe des Goblin-Assassinen Styx einen Weg in den Turm des Imperators zu finden. Doch nicht nur der Weg dorthin ist eine Gratwanderung, auch das Vertrauen zueinander wird ständig auf die Probe gestellt. Da wird verdächtigt, gedroht und beschimpft, was das Zeug hält. Trotzdem spürt das ungleiche Duo immer wieder, dass man ohne den anderen aufgeschmissen ist und so beißt man halt die Zähne zusammen und macht weiter.
Ungleiches Paar
Während Koloss Arkail natürlich der Mann fürs Grobe ist und selbst Dutzende von Angreifern in Schach halten kann, operiert Schleichmeister Styx viel lieber im Verborgenen. Dank Tarnfunktion kann er nahezu ungesehen herumtigern und einzelne Wachposten lautlos aus dem Weg räumen. Zudem passt er dank seiner geringen Größe auch durch schmale Löcher und Gänge. Schade ist nur, dass man in den ungemein kompakten und linearen Spielabschnitten so selten Gelegenheit hat, diesen Vorteil überhaupt anzuwenden und teils auch noch von unsichtbaren Barrieren zurückgehalten wird...
Zwar werden Waffen- und Rüstungswechsel auch optisch berücksichtigt, die Vielfalt ist aber sehr begrenzt: Einkaufsgelegenheiten sind rar, das Sortiment trotz wechselnder Geschäftspartner überschaubar, sämtliche Ausrüstungsgegenstände nur einmal verbesserbar, was sich in der Regel in einem leichten Anstieg der Angriffs- oder Abwehrkraft niederschlägt. Was sich genau verändert, weiß man leider immer erst im Nachhinein und die dafür ausgegeben Handelsmarken sind dann natürlich längst unwiederbringlich verloren...
Die Qual der Wahl
Sowohl Styx als auch Arkail verfügen über knapp zwanzig eigenständige Kampffertigkeiten, die sich nach einem Stufenanstieg individuell erlernen und aufwerten lassen. Upgrades sind wie beim Verbessern der Ausrüstung auch hier nur ein einziges Mal möglich. Allerdings hat man dabei stets die Wahl zwischen zwei verschiedenen Varianten. Mal kann man einer Attacke entweder einen Schadensschub oder Blutungseffekt verpassen, mal die Reichweite oder Trefferwahrscheinlichkeit erhöhen. So kann man sein Kampfteam nach ganz persönlichen Vorlieben formen, einmal getroffene Entscheidungen können jedoch nicht wieder rückgängig gemacht werden.
Rhythmischer Wechsel
Die Auseinandersetzungen laufen grundsätzlich in Echtzeit ab. Beim Aufruf des Kampfmenüs wird das Geschehen jedoch stark verlangsamt, fast pausiert. Hier kann man dann bis zu vier Aktionsbefehle geben, die anschließend sukzessiv ausgeführt werden. Auch zwischen den beiden Protagonisten kann man jederzeit via Knopfdruck wechseln, neue Angriffsziele wählen, Aktionsbefehle wieder rückgängig machen und neu erteilen oder Spezialmanöver wie Heilungen und Wiederbelebungen in Auftrag geben. Klassische Gebrauchsgegenstände gibt es keine.
Arkails Wutausbrüche sind jedenfalls Fluch und Segen zugleich, lassen sich mit zunehmendem Skill-Repertoire aber immer besser timen und dosieren. Auch an die ständigen Kampfunterbrechungen, um neue Befehlsketten einzugeben, gewöhnt man sich immer besser. Was anfangs oft nervt und den Spielfluss stört, entwickelt schon bald einen harmonischen Rhythmus mit immer weniger Unterbrechungen. Vor allem PC-Spieler mit Maus und Tastatur kommen dank üppigerer Shortcut-Möglichkeiten immer häufiger ohne Menüaufrufe aus.
Licht und Schatten
Der normale Schwierigkeitsgrad liefert unter dem Strich eine ordentliche Herausforderung. Wer's härter oder lockerer mag, kann jederzeit zwischen vier Stufen wechseln, so dass weder Frust noch Langeweile aufkommen sollten. Ärgerlich ist hingegen, dass die Entwickler versäumt haben, einen Koop-Modus einzubauen, der sich angesichts des unzertrennlichen Heldenduos doch geradezu angeboten hätte - selbst die verdienten Erfahrungspunkte werden stets brüderlich geteilt.
Aber vielleicht hätte der Goblin-Spieler ein Problem damit gehabt, hin und wieder als Wurfgeschoss missbraucht zu werden. Dabei trägt man davon im Gegensatz zum unglücklichen Ziel doch keinerlei Verletzungen davon - ganz zu schweigen vom Überraschungsmoment, den man genießt, wenn man plötzlich mitten in einer Feindesgruppe vom Himmel fällt und bei entsprechender Skill-Verbesserung alle ins Wanken bringt...
Grafisch kann sich die von der hauseignen Silk-Engine inszenierte Reise aber durchaus sehen lassen. Vor allem die oft sehr detaillierten Figuren und stimmungsvollen Kulissen wissen zu gefallen. Allerdings gibt es auch einige Schönheitsfehler wie von Geisterhand getragene Ausrüstungsgegenstände. Auch die Kamera macht nicht immer die beste Figur und ist während der Kämpfe oft viel zu nah am Geschehen dran. Hinzu kommen gelegentliche KI-Aussetzer und Wegfindungsprobleme. Doch nichts davon tritt so vehement oder regelmäßig auf, dass es sich gravierend auf das Spielvergnügen auswirkt.
Fazit
Of Orcs and Men hat mich nicht nur wegen seines angenehm verdrehten Szenarios, in dem man sich als unterdrückte Grünhäute gegen eine tyrannische Menschenherrschaft auflehnt, gut unterhalten. Auch das zänkische Heldenduo aus stolzem Ork-Krieger und hinterfotzigem Goblin-Attentäter gefiel mir. Schade nur, dass man sich nicht auch als Spieler zu zweit zusammentun konnte, um den schier aussichtslosen Meuchelauftrag zu meistern. Auch die Spielwelt hätte sich ruhig etwas weitläufiger und interaktionsfreudiger präsentieren können. Bei Charakterentwicklung und Dialogführung hatte man doch schließlich auch mehr Freiheiten. Nichtsdestotrotz will ich die gemeinsamen Stunden mit Arkail und Styx nicht missen und empfehle sie auch jedem anderen Abenteurer mit einem Faible für ungewöhnliche Helden und Situationen.
Pro
Kontra
Wertung
360
Süffisantes Fantasy-Abenteuer in etwas zu enger Level-Korsage.
PC
PC-Spieler genießen leichte Grafik- und Bedienungsvorteile.
PlayStation3
Süffisantes Fantasy-Abenteuer in etwas zu enger Level-Korsage.
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