Im Test:
Trittbrett-Fahrer
Ein Mehrspieler-Shooter im Batman-Universum? Cool. Ich wollte schon immer mal mit Batman, Robin & Co. (natürlich alle von menschlichen Spielern verkörpert) dem Joker und seinen Schergen den Hintern aufreißen - natürlich nur virtuell. Doch wie es aussieht, muss ich mich damit noch ein wenig gedulden. Denn auch wenn Monolith bei Gotham City Impostors (GCI) auf den Bekanntheitsgrad der DC Comics-Lizenz rund um den dunklen Rächer setzt, ist die Grundvoraussetzung hier etwas anders.
Hier bekämpfen sich nicht die allseits bekannten Helden mit ihren Antagonisten. Stattdessen schlüpfen Leute wie du und ich in entweder den Joker oder Batman symbolisierende Kostüme und machen sich das Leben schwer. Und wie beim "Eisernen Vasquez" oder den "Söhnen Batmans" aus Frank Millers "Die Rückkehr des dunklen Ritters" finden diese Verkleidungsversuche irgendwann ein jähes Ende.
Keine großen Überraschungen
Auch wenn die erzählerische Basis mit den Nachahmern des Vigilanten sowie seines Antagonisten eher ungewöhnlich ist, ist GCI im Kern nur ein weiterer Titel, der auf die Formel setzt, die von einschlägig bekannten Mehrspieler-Shootern wie Battlefield 3 und vor allem den letzten Call of Duty-Teilen definiert wurde: Mehr oder weniger taktisches Ballern, was die Magazine hergeben auf der einen und mit einem Erfahrungssystem verbundene Personalisierung auf der anderen Seite.
Auch hier braucht man nicht auf Außergewöhnliches hoffen: Team Deathmatch ist selbsterklärend. Hinter Ausräucherung verbirgt sich eine Domination-Variante und die "Psychologische Kriegsführung" beherbergt einen Capture-The-Flag-Mechanismus.
Hektischer Spaß in der Vertikalen
Sicher kann man monieren, dass sich Monolith hier wahrlich keine kreativen Beine ausreißt und unter dem Strich auch hinsichtlich des Umfangs den Eindruck hinterlässt, dass man nur das Nötigste macht. Doch auf den wenigen zur Verfügung stehenden Karten und mit den nach und nach freizuschaltenden Personalisierungsoptionen kommt schnell ein nicht zu verachtender Unterhaltungswert auf.
Doch es sind nicht die Ausrüstungs- oder Personalisierungsmöglichkeiten, die die Teamausflüge nach Gotham City so interessant machen. Es ist vielmehr der gut umgesetzte Versuch, das immer wieder in Shootern unterschätze Element der vertikalen Action einzusetzen. Dahinter verbergen sich hier verschiedene Gimmicks, mit denen man schnell auf der jeweiligen Karte nach "oben" kommt, sei es nun, um an erhöhte Positionen (sehr geeignet für Sniper) zu kommen. Oder einfach nur, um schnell von einem Ende zum anderen zu kommen.
Dazu gehören z.B. Rollschuhe, mit denen man nicht nur im Allgemeinen etwas schneller ist als zu Fuß, sondern mit denen man bei besonderen Rampen auch gewaltig Fahrt aufnimmt und "in die Luft geht". Auch die verrostete Seilrutsche, die natürlich an Batmans Greifhaken angelehnt ist, aber elend lange benötigt, bis sie nach Benutzung wieder aufgeladen ist, gehört in diese Kategorie. Oder auch die Sprungfeder-Schuhe, die einen je
Mein Held
Bei den zahlreichen Ausrüstungsmöglichkeiten, die sich nicht nur auf primäre und sekundäre Bewaffnung ausdehnen, wird der Humor ebenfalls deutlich. Hier warten u.a. ein Kastenteufel (eine Minenvariation), eine Bärenfalle, aber auch Bumerangs, Shurikens, ein Unsichtbarkeitstrank (dann sind allerdings keine Offensiv-Aktionen möglich) oder eine Brille, mit der man Feindespositionen durch Wände hindurch bestimmen und sie sogar markieren kann - wird der markierte Feind abgeschossen, erhält man natürlich Punkte für die Hilfe.
Mit den zur Verfügung stehenden Perks oder Boni, die man freischaltet und die sich automatisch aktivieren, so z.B. wenn man fünf Mal hintereinander abgeschossen wurde, ohne einen eigenen "Kill" landen zu können, wird das Personalisierungskarussell abgerundet. Insgesamt hat man ein umfangreiches Arsenal an Goodies, Gimmicks und Schießprügeln zur Verfügung, mit denen man sich zusätzlich zu den Standardklassen (u.a. Sniper, Medic usw.) mühelos einen Charakter erstellen kann, der seine ganz speziellen Fähigkeiten in den Dienst des Teams stellen kann. Oder natürlich einen, der der eigenen Spielweise in die Karten spielt.
Kleine große Ärgernisse
Doch das Spielerlebnis Gotham City Impostors hätte noch eindringlicher sein können. Denn immer wieder stolpert man über Kleinigkeiten, die für Frust sorgen und die nicht immer von den zweifellos vorhandenen Qualitäten beiseite gewischt werden können.
Dazu gehört z.B. das Matchmaking, das sich immer wieder Schnitzer erlaubt. Zwar findet man mittlerweile auf allen Systemen in allen Spielmodi bereits nach kurzer Zeit genügend Teilnehmer. Doch Ausgewogenheit scheint im gegenwärtigen Zustand noch ein Fremdwort zu sein. Wenn die Joker bis auf eine Ausnahme nur aus hochstufigen Spielern rekrutiert werden, die Flattermänner aber maximal Level 15 haben, nimmt der Frust zu. Nicht nur, weil man mehr Gimmicks und Freischaltungen zur Verfügung hat, je mehr Stufen man hat. Sondern auch, weil die Kartenkenntnis ungleich höher liegt als bei einem Spieler, der gerade mal Level 4 oder 5 erreicht hat. Wenn Monolith hier keine besseren Such- bzw. Zusammenstellungsalgorithmen einsetzt, wird der Frust zunehmend für leere Server und mehr Spielabbrecher sorgen. Wobei ich generell nichts dagegen habe, wenn erfahrene Spieler mit Neulingen in eine Gruppe geworfen werden. Doch wenn der akkumulierte Gruppen-Level z.B. einen Unterschied von mehr als 30 Punkten (bei sechs Spielern) ausmacht, ist das ein auch auf dem Schlachtfeld spürbares Missverhältnis.
Die PC-User bekommen die visuell schönste Fassung mit den besten Texturen, wobei die Kollegen auf Konsolen ebenfalls gut aussehen und alle Versionen weder Probleme mit der Bildrate bekommen noch serverseitig mit Lags kämpfen. Allerdings zahlen die Nachwuchs-Flattermänner am Rechenknecht gleich mit einem doppelten Kopierschutz für den letztlich minimalen Grafik-Vorsprung, den sie genießen: Außer Steam (für Download und Start des Spiels, Origin und GfW Marktplatz werden ebenfalls unterstützt) ist auch eine Anbindung an das Games for Windows Live-Konto nötig.
Fazit
Ich hatte mit Gotham City Impostors mehr Spaß als ich ursprünglich erwartet hatte. Auch wenn das Ballern mit Personalisierungs- sowie Ausrüstungsmöglichkeiten wahrlich nicht neu ist, sorgen kleine Ideen für eine angenehme Frische. Vor allem die bislang häufig ungenutzte Einbindung der Vertikalen sorgt auf den gut designten und von der Größe nahezu perfekt auf die maximal zwölf Spieler abgestimmten Karten für Abwechslung: Man kann nie sicher sein, aus welcher Richtung die Gegner einen jetzt angreifen. Etwas umfangreicher hätten sich die Erben Batmans jedoch zeigen können. Gerade mal fünf Karten und drei Spielmodi stehen zur Verfügung, auf denen sich das Matchmaking häufig Fehltritte mit unbalancierten Gruppen erlaubt. Zusätzlich stört mich die zu starke Einbindung der so genannten Micro-Transactions, also das Kaufen zusätzlicher Inhalte aus dem Spiel heraus. Vieles davon kann man zwar auch mit der Zeit freischalten, doch die Förderung einer Zweiklassen-Gesellschaft steht der Unterhaltung im Weg. Und wieso müssen PC-User zusätzlich zu Steam mit Games for Windows Live durch Gotham ziehen? Trotz dieser Ärgernisse wird hier Multiplayer-Action auf solidem Niveau erreicht.
Wertung
360
Prinzipiell gelungene Mehrspieler-Action mit umfangreicher Personalisierung und ein paar netten Ideen, aber geringem Kernumfang und unzureichendem Matchmaking.
PC
Eigentlich eine interessante Alternative zu Battlefield oder Modern Warfare - wenn nur mehr Karten und Modi zur Verfügung stünden. Das Matchmaking hat ebenfalls Luft nach oben.
PlayStation3
Die Action ist schnell und angenehm hektisch, die Personalisierung ist umfangreich. Mit fünf Karten und drei Spielmodi ist der Umfang aber knapp bemessen, während das Matchmaking sich immer wieder Aussetzer leistet.
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