Im Test:
Drama ohne Dramatik
Black Hawk Down entführt euch als Mitglied eines amerikanischen Sonderkommandos ins krisengeschüttelte Somalia, wo im Oktober 1993 die Abschüsse zweier US-Hubschrauber für politischen Zündstoff sorgten. Euer insgesamt 16 Missionen umspannender Einsatz beginnt jedoch schon etwas früher und führt euch schrittweise an das traumatische Ereignis heran. Allerdings bleibt die Hintergrundgeschichte trotz existierender Roman- und Filmvorlage äußerst blass.
Statt einer spannenden Story mit tragischen Einzelschicksalen, düst ihr quasi nur, begleitet von austauschbaren Kameraden, von einem Einsatzort zum nächsten und eliminiert scharenweise bewaffnete Rebellen, auf die ihr durch Texteinblendungen oder Funksprüche kurz aufmerksam gemacht werdet.Trügerische Idylle: In dem verschlafenen Dorf hinter euch halten sich Rebellen verschanzt (Xbox).
Auf Schienen durchs Krisengebiet
Zwar führt ihr teilweise auch Schutz-, Aufklärungs- und Eskortierungsmissionen aus, aber der Spielverlauf bleibt aufgrund der völlig stupiden Gegner-KI fast immer gleich: Ihr begebt euch von Wegpunkt zu Wegpunkt, macht planlos heranstürmende Gegnerhorden platt, sprengt gelegentlich irgendetwas in die Luft und macht euch wieder aus dem Staub. Für Abwechslung sorgen eingestreute Flug- und Fahrabschnitte, bei denen ihr die Gegner nicht mit euren eigenen Waffen, sondern mit stationären Geschützen ausradiert, während ihr auf Schienen durch den jeweiligen Spielabschnitt geschleust werdet. Allerdings solltet ihr nicht einfach alles abballern, was auch vor die Flinte kommt, da oftmals auch Zivilisten, UN-Truppen oder Kameraden die Schusslinie kreuzen, was dem teils fast schon arcadegleichen Gameplay zumindest einen gewissen taktischen Anstrich verpasst.
PS2-Soldaten leben länger
Besonders auf der Xbox solltet ihr auch eure lediglich durch drei Farben symbolisierte Gesundheit im Auge behalten, da euch die teils unvermittelt aus dem Nichts auftauchenden Rebellen mit nur wenigen Schüssen niederstrecken können. PS2-Soldaten leben hingegen meist länger, da ihr auf der Sony-Konsole nicht nur zwischen drei Schwierigkeitsgraden wählen dürft, sondern auch Medikits anfordern könnt, eine detaillierte Lebensenergieanzeige zur Verfügung habt und von einem praktischen Checkpoint-System gestützt werdet. Auf der Microsoft-Konsole müsst ihr hingegen selbst den geeigneten Speicherpunkt wählen und seid auf eine bestimmte und zudem niedrigere Anzahl an Saves beschränkt - was vor allem bei Jungferneinsätzen einen entscheidenden und mitunter extrem frustrierenden Nachteil darstellt.
Exklusive Annehmlichkeiten
Darüber hinaus dürfen PS2-Schützen nach jeder erfolgreichen Mission Skill-Punkte auf verschiedene Fertigkeiten wie Zielgenauigkeit, Geschicklichkeit, Widerstandskraft oder Führungsqualität verteilen, zusätzliche Medikits oder Magazine erwerben und erhalten bei der Wahl der zur Verfügung stehenden Waffen detaillierte Angaben über Reichweite, Feuerrate, Genauigkeit und Durchschlagskraft der einzelnen Modelle.
Große Kaliber: Schutz- und Aufklärungseinsätze in Helis oder Jeeps sorgen für Abwechslung (PS2). |
Hallo, hört mich wer?
Die Missionen sind im Prinzip auf Xbox und PS2 identisch, wobei es jedoch teils merkliche Abweichungen beim Leveldesign und Team-Management gibt. Sony-Feldherren können ihren Kameraden z. B. mehr Befehle geben als Xbox-Kommandanten, wobei letztere auch öfter mal allein auf sich gestellt bzw. mit selbstständig agierenden Kameraden unterwegs sind. Neben einem umständlichen Icon-Befehlssystem, das auf der Xbox kurioserweise sogar nur übers Pausemenü aufgerufen werden kann, sind auch Sprachanweisungen via Headset möglich. Allerdings wirkt die Spracherkennung insbesondere auf der PS2 alles andere als ausgereift. Zudem unterscheidet sich auch die Art der verfügbaren Befehle: So könnt ihr eure Teammitglieder auf der Xbox zwar anweisen, Räume einzunehmen
Explosive Überraschung: Mit Schüssen auf Spritfässer lässt sich Munition sparen (Xbox). |
Programmierte Dummheit
Allerdings sind die Unterschiede, außer dem fehlenden "Gehe zu"-Befehl auf der Xbox, nicht so gravierend wie sie vielleicht erscheinen mögen, denn verlassen könnt ihr euch auf eure leicht unterbelichteten Begleiter ohnehin nicht. So schießen sie auf Wände, stehen euch wie angewachsen im Weg herum, haben Probleme mit der Wegfindung oder ignorieren eure Anweisungen einfach komplett. Nur gut, dass eure Gegner noch dämlicher sind und entweder völlig teilnahmslos im im Kugelhagel verharren, wie aufgescheuchte Hühner im Kreis laufen oder unbeirrt anhand gescripteter Marschrouten ins Verderben rennen. Dennoch segnet ihr gerade auf der Xbox öfters das Zeitliche als es euch lieb sein wird, was jedoch nicht auf sporadisch cleveres Gegnerverhalten, sondern einzig auf die schieren Feindmassen und aus dem Nichts herbei gebeamte Gegner zurückzuführen ist. Wenn ihr euch einem Rebellenstützpunkt nähert und sich hinter euch plötzlich ein Scharfschütze materialisiert, ist das absolut witzlos und bei einem tödlichen Treffer auch noch extrem frustrierend.
Söldner aus Fleisch und Blut
Licht ins Dunkle: Mit dem Restlichtverstärker behaltet ihr auch nachts die Überischt (PS2). |
Klassenunterschiede im Netz
Richtig los geht es mit den Mehrspielerfreuden aber sowieso erst über System-Link (nur auf Xbox verfügbar) oder online, wobei ihr je nach Plattform nicht nur verschiedene Maps und Spielmodi zur Verfügung habt, sondern auch stark abweichenden Teilnehmerzahlen unterliegt. So können sich auf der PS2 maximal 32 Spieler gleichzeitig in serverseitig angebotenen Matchvarianten bekriegen, wobei die Zahl bei selbst angelegten Partien auf gerade einmal acht Teilnehmer zusammenschrumpft. Über Xbox Live tummeln sich hingegen bis zu 50 Spieler in offiziellen Matches, während bei privaten Online-Partien oder via System-Link immerhin noch 32 User zugelassen sind. Auch bei den verfügbaren Maps legt die Xbox online kräftig zu,
Training der Klonkrieger: Diese Teamkameraden stammen wohl aus dem Genlabor (Xbox). |
Schütze oder Sanitäter
Aber schon jetzt freuen sich Xbox-User über ein zumindest komplexeres Kartenangebot, bei dem ihr im Gegensatz zur PS2 sogar Jeeps und Helikopter besteigen könnt, um die dort montierten Geschütze zu bedienen. Allerdings lassen sich die Vehikel weder manövrieren, noch zerstören, so dass das Ganze an eine Bahnfahrt in einem Vergnügungspark erinnert. Trotzdem kann man mit den fliegenden bzw. fahrenden Geschützstellungen einen Heidenspaß haben - zumindest bis ihn ein versierter Scharfschütze jäh beendet. Apropos Scharfschütze: Ein originelles Feature von Black Hawk Down ist die Wahl einer speziellen Charakterklasse wie Scharfschütze, Nahkampfexperte oder Sanitäter vor Spielbeginn, was nicht nur Auswirkungen auf die zur Verfügung stehenden Waffen hat, sondern auch diverse Spezialaktionen wie das Verarzten verwundeter Teammitglieder
Kurzweiliges Vergnügen: Die Online-Matchs sorgen trotz gewisser Unausgewogenheit für Laune (PS2). |
Motivierendes Chaos
Insgesamt wirkt die Online-Erfahrung zwar teilweise etwas chaotisch und unausbalanciert, aber doch irgendwie einzigartig. Vor allem die enormen Spielerzahlen und individuellen Charaktermöglichkeiten heben den Titel von der Konkurrenz ab. Auch bei den Spielvarianten findet ihr ausreichend Beschäftigung - insgesamt verfügt jede Konsole über sieben Spielmodi, wobei "Angreifen & Verteidigen" sowie "Suchen & Zerstören" Xbox-exklusiv und "Tag" sowie "Team Tag" PS2-exklusiv sind. Xbox-Besitzer dürfen sich zudem über komfortable Clan-Features und offizielle Turniere freuen. Rang- und Freundeslisten gibt es hingegen auf beiden Konsolen. Die Online-Performance ist trotz der üppigen Spielerzahlen übrigens recht ordentlich, sofern man keine Partien mit schlechtem Ping wählt. Selbst mit über 40 Spielern waren Lags während unserer Testphase auf beiden Systemen eine Seltenheit.
Grafische Ernüchterung
Limitiertes Miteinander: Der neue Koop-Modus steht leider nur via Splitscreen zur Verfügung (Xbox). |
Fazit
Ähnlich wie bei den Konsolenfassungen von Ghost Recon 2 merkt man Black Hawk Down deutlich an, dass verschiedene Entwicklerstudios am Werk waren. Während sich Climax bei der Xbox-Konvertierung sehr nahe an Novalogics PC-Original gehalten hat, ging Rebellion mit der PS2-Version teils ganz eigene Wege: So wurde nicht nur das Leveldesign stellenweise abgeändert, sondern auch neue Features wie ausbaufähige Skills eingebaut. Zudem dürft ihr bei der Sony-Kampagne zwischen drei Schwierigkeitsgraden wählen, euch über deutlich kürzere Ladezeiten freuen sowie ein weniger freies, aber auch weniger frustrierendes Speichersystem nutzen. Allerdings müssen auf technischer Seite deutlich Abstriche gegenüber der ohnehin schon reichlich angestaubt wirkenden Xbox-Fassung gemacht werden. KI und Storyeinbindung sind hingegen auf beiden Konsolen ein Witz. Auch der Umfang der Einzelspieler-Kampagne, die nun zum Teil sogar kooperativ bestritten werden kann, ist nicht gerade üppig. Dafür protzt der Multiplayer-Part mit zahlreichen Maps, Spielmodi und Teilnehmerzahlen die im Konsolenbereich ihresgleichen suchen. Der Spielablauf gestaltet sich mit bis zu 50 Usern zwar trotz weitläufiger Areale teils etwas chaotisch, bietet dafür jedoch individuelle Charakterklassen und interessante Teamaspekte, wodurch der Titel zumindest online seine Daseinsberechtigung hat. Offline gibt es hingegen genug Alternativen mit besser inszenierter Story, ausgeklügelterem Team-Management, anspruchsvollerer KI und zeitgemäßerer Technik.
Pro
Kontra
Wertung
XBox
PlayStation2
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