Schwarzweißer Ballsport
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Der neue Legenden-Modus entführt in die große Basketballhistorie.
Wo ist die Farbe? Wo ist die Dreierlinie? Und wo zur Hölle bin ich? Willkommen im Jahr 1965: Bill Russell und seine Boston Celtics treten gegen die Los Angeles Lakers an – und zwar in Schwarzweiß! Nicht nur das: Man spielt mit den damals geltenden Regeln, die noch keine Distanzwürfe mit einem Extrapunkt belohnten. Entsprechend anders fühlt sich das taktisch an: Es geht etwas gedrängter unter dem Korb zu, weniger geordnet im Halbkreis außerhalb der Zone. Ohne Farbe wirkt das genau so seltsam wie faszinierend.
Man kann nicht nur den legendären Center Bill Russel steuern, sondern das ganze alte Celtics-Team. Also verwundert es nicht, dass man so viele Weiße in verdammt kurzen Shorts und langen Strümpfen dribbeln sieht – selbst die Schriftart für die Anzeigen hat man historisch korrekt übernommen. Und das Beste kommt noch: Die sehr lebendigen rückblickenden Kommentare. Es wird aus der heutigen Perspektive über Bills Karriere, seine Fähigkeiten und die damaligen Rivalitäten auf der Center-Position gesprochen, die übrigens auch im Spiel sehr gut zur Geltung kommen – das ist für Basketballfans Nostalgie und Information pur! Etwas ernüchternd waren hingegen die langen Ladezeiten bis zum historischen Tip-Off sowie einige Abstürze auf dem Weg dorthin.
In der Arena mit Legenden
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Dirk Nowitzki wurde auf Wunsch vieler Fans komplett überarbeitet. |
Wer den Legendenmodus von NBA 2K12 startet, darf sich auf eine Zeitreise mit fünfzehn Stars freuen, die später wie Erving, Olajuwan, Stockton, Malone, Pippen oder Jordan natürlich in Farbe antreten. In der Blütephase von Larry Bird sind die Hosen dennoch kurz, die Frisuren konservativ und kaum Tattoos zu sehen – und „The Legend“ fühlt sich auch so an, wenn er aus größter Bedrängnis in stoischer Ruhe einnetzt.
2K Sports hat an die charakteristischen Merkmale in der Spielweise gedacht: Es ist einfach klasse, mit Kareem Abdul-Jabbar diese eleganten Hakenwürfe, die den „Sky Hook“ als Begriff geprägt haben, einzuleiten oder die unorthodoxe Wurfhaltung von Magic Johnson zu sehen. Schön ist auch, dass man die wichtigsten Team-Rivalitäten der jeweiligen Periode thematisiert und man beide nach einem Sieg freischaltet: 76ers vs. Bucks 85/85 oder Knicks vs. Magic 94/95.
Es gibt nur drei Wermutstropfen für Zeitreisende, zwei kleine und einen größeren: 2K Sports zeigt zum einen moderne Bandenwerbung in der Vergangenheit – okay, kann man verschmerzen. Genauso wie die Tatsache, dass sich das Publikum in den 60ern genauso verhält wie in den 90ern. Aber zum anderen erlaubt man keine Online-Spiele mit den freigeschalteten klassischen Teams! Warum nicht?
Es wäre zu cool gewesen, mit den grandiosen Boston Celtics der 80er gegen die Chicago Bulls der 90er anzutreten – selbst wenn es nur in Freundschafts- und nicht in Ranglistenspielen möglich gewesen wäre. Schließlich philosophieren auch die Kommentatoren darüber, wie ein Larry Bird in bester Verfassung gegen einen Michael Jordan ausgesehen hätte! So kann man die alten Legenden nur offline erleben - schade.
Leider kann man dem Online-Modus ohnehin kein großes Lob aussprechen. Erst nachdem man ein neues 2K-Konto eingerichtet und schließlich die E-Mail bestätigt hat, kann man dieses Jahr loslegen - übrigens dürfen Managerfreunde die "Association" zusammen online erleben. Aber die schwache Technik lädt nicht unbedingt zum Internet-Spiel ein. Es gab zwar schon einige Patches seit Release in den USA, aber sowohl der Netzcode als auch das Matchmaking machen noch Zicken. Gerade im Vergleich zu aktuellen Fußball- oder Eishockey-Spielen sind die Lags und frühen Abbrüche nervend.