Im Test: Die heilige Beutekuh geschlachtet
Namen sind Schall und Rauch
Freunde Ancarias! Wenn ihr euch genau wie ich auf erneute Beuteraubzüge in der ursprünglich von Ascaron als Diablo-Konkurrent erdachten Fantasy-Welt gefreut habt: Dann. Kehrt. Um. Denn bereits nach etwa zehn Minuten Spielzeit, die teils mit einer belanglosen Story samt erzwungen witziger Dialoge, teils mit rudimentärer, auf simples Knopfhämmern reduzierter Prügelaction ohne jegliche Beute gefüllt werden, ist eines klar: Sacred 3 hat außer der Fantasy-Welt als Hintergrund und der Seraphim als einer von vier spielbaren Charakteren (bzw. fünf in der Erstauflage) nur noch wenig mit dem gemeinsam, was über Jahre als unterhaltsame Alternative zu den Diablos, Dungeon Sieges und Baldur's Gate: Dark Alliances bekannt war.
Golden Dynasty Ancaria Axe Warriors
Tun sie aber nicht. Mal fühlt es sich an wie ein Diablo 3 light - nur dass man in Sanktuario innerhalb des Kampfsystems und den Figuren mehr Abwechslung wahrnimmt. Dann wiederum wie ein Skylanders - mit dem Unterschied, dass Skylanders deutlich besser aussieht, die Figuren sympathischer sind und die Helden springen können. Doch viel zu häufig kommt man sich vor wie in einem isometrischen Dynasty Warriors: Man drückt die immer gleichen Tasten, kriegt als Ergebnis die immer gleichen Kombos und lässt von Zeit zu Zeit einen von zwei ausgerüsteten Spezialangriffen vom Stapel. Leider flaut der anfängliche Reiz der Kämpfe ähnlich schnell ab wie bei den Tecmo-Koei-Titeln. Da Deep Silver ohnehin die Dead-Island-Lizenz besitzt, wäre man evtl. besser beraten gewesen, hier einen Arcade-Prügler rund um die Untoten zu stricken, als auf Teufel komm raus zu versuchen, Ancaria einer Frischzellenkur zu unterziehen.
Simpler Spaß
Zur Ehrenrettung von Keen Games muss ich allerdings zugeben, dass die bis auf den im "göttlichen" Schwierigkeitsgrad oft zu leichten Gefechte ähnlich der Dynasty-Warriors-Serie durchaus Spaß bereiten können - vor allem, wenn man mit mehreren Spielern unterwegs ist. Möglich sind kooperative Gefechte sowohl offline (zu zweit) als auch online (maximal zu viert). Wenn ein Effektgewitter über den Bildschirm rauscht und am Ende nur noch Leichen den Boden säumen, kurz bevor sie ausgeblendet werden, kommt es zwar nicht zu euphorischer Schnappatmung. Doch Keen Games hat zumindest die Grundlagen gut umgesetzt. Und es kommt natürlich nicht zum Streit um Beute - was man an dieser Stelle nicht unterschätzen sollte. Dennoch: Die unterhaltenden Momente sind zu spärlich gesät, als dass man Sacred 3 nach dem ersten Durchspielen, das je nach Komplettierung der Nebenmissionen in etwa acht bis zwölf Stunden dauern dürfte, nochmal aus dem Regal kramt - wenn man überhaupt so lange durchhält.
Denn auch wenn das Fundament solide ist, sind einige Aufbauten im Umfeld marode allen voran der Humor. Nicht nur, dass der telepathische Sidekick Aria mit ihrer merkwürdigen Vorstellung von Humor versucht, Lacher zu provozieren. Auch die Waffengeister, die man in unregelmäßigen Abständen aufgabelt und die einem Sonderbuffs spendieren, sprechen
Buntes Ancaria
Der PC, der im Übrigen für die Installation knapp 20 GB veranschlagt, steht naturgemäß am besten da und bietet das sauberste Bild. Allerdings steht man hier vor einer Qualitätsentscheidung: Schaltet man V-Sync ein, muss man immer wieder mit stockender Bildrate rechnen. Oder aber man lässt es aus und hat dann das übliche Nachziehen, das man mit "Tearing" assoziiert. Auf den Konsolen hat man diese Wahl nicht - und damit keine Chance, den Bildratenproblemen aus dem Weg zu gehen, die zudem noch von leichtem Kantenflimmern (vor allem auf der PS3) begleitet werden. Hinsichtlich der Steuerung liegen alle Versionen gleichauf - insofern man am PC ein Gamepad nutzt. Die Maus-/Tastatur-Kombo ist arg fitzelig und unituitiv: Gesteuert wird per Standard über WASD, während man die Maus nutzt, um die Richtung des Angriffs festzulegen.
Fazit
Das Problem ist nicht einmal, dass der Schriftzug Sacred 3 auf dem Cover prangt, obwohl der Titel außer dem Schauplatz Ancaria und der Seraphim als spielbare Figur wenig mit der einstmals ruhmreichen Hack&Slay-Serie aus deutschen Landen gemeinsam hat. Viel schwerer wiegt, dass die Umstellung auf ein beutefreies, lineares sowie beinahe herausforderungsfreies Rumgekloppe auch dann nicht optimal funktionieren würde, wenn "Abenteuer in Ancaria" oder sonstwas der Name wäre. Kurzweilig macht die unkomplizierte Action zwar Laune - vor allem mit mehreren Kämpfern. Aber mir fallen so viele Titel ein, die sich ähnlich spielen oder auf ähnliche Elemente setzen, die aber in der Umsetzung weitaus überzeugender sind - die Palette reicht von den Skylanders über Dynasty Warriors bis hin zu Golden Axe. In Zeiten einer "Kloppmist"-Renaissance, die von Diablo 3 und Torchlight 2 eingeläutet wurde, hätte eine "richtige" Sacred-Fortsetzung viel Erfolg versprochen. Doch in dieser Form dürfte Ancaria selbst für Fans extrem seichter Koop-Action nur selten das Reiseland erster Wahl darstellen.
Pro
Kontra
Wertung
360
Keine Beute, keine offene Welt, kein Spaß: Alles, was Sacred ausgemacht hat, ist weg und wurde von banaler, nur in kleinen Dosen unterhaltender Koop-Action ersetzt.
PlayStation3
Keine Beute, keine offene Welt, kein Spaß: Alles, was Sacred ausgemacht hat, ist weg und wurde von banaler, nur in kleinen Dosen unterhaltender Koop-Action ersetzt.
PC
Keine Beute, keine offene Welt, kein Spaß: Alles, was Sacred ausgemacht hat, ist weg und wurde von banaler, nur in kleinen Dosen unterhaltender Koop-Action ersetzt.
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