Dogfight 194211.09.2012, Paul Kautz
Dogfight 1942

Im Test:

Gerade mal eine Woche ist unser Test des Totalabsturzes von Trickstar Games her, jetzt brennen die Lüfte schon wieder: City Interactive ist der Meinung, dass im Zweiten Weltkrieg noch genug Platz für Himmelhunde ist. Kann man sich auf explosive Qualität über den Wolken einstellen?

Die Welt ist sicher!

Die wichtigste Abschreckung gleich zu Beginn: Neu macht Dogfight 1942 (ab 5,66€ bei kaufen) nichts. Das Jahr ist 1942, Hitlers Schergen verbreiten Terror rund um den Globus - und der Spieler stellt sich ihnen an an allen Ecken und Enden in den Weg. Was wörtlich zu nehmen ist, denn Entwickler City Interactive macht unerwartete Szenario-Sprünge: Man beginnt im Pazifikraum, nur um von da in England zu landen. Dann geht’s zurück  in die Midway-Ecke, nur um zwei Missionen später das französische Innenland zu verteidigen. Okay, warum nicht? Irgendwann hat man sich auch an den blausten Wellen mal sattgesehen.

16 Missionen stehen zur Wahl, die nacheinander abgehakt werden. Was schneller geht als man denkt, denn die Entwickler halten dankbarerweise nichts von der Design-Unsitte, die erst zuletzt den Spaß aus Damage Inc. rausgeballert hat: eine Gegnerwelle nach der anderen in Richtung Spieler-MG zu hetzen. Die Aufträge hier sind kurz und knackig, die Konsequenz daraus ist aber, dass die Kampagne ratzfatz erledigt ist - mehr als drei Stunden sollte man kaum brauchen. In denen wurde mir aber nicht langweilig: Zwar bietet das Missionsdesign keine Überraschungen, liefert aber ordentliche Standards vom klassischen Dogfight über die Schiffs-Zerstörung und das unentdeckte Anschleichen an Gegner bis hin zur gehetzten Zerstörung von heranrasenden V1-Raketen.

Gegnerische Flugzeuge müssen vom Himmel geholt, Schiffe versenkt und Panzer zerstört werden: Das Missionsdesign gewinnt keine Überraschungspreise, bietet aber ebenso kurze wie knackige Genrestandards.
Gegnerische Flugzeuge müssen vom Himmel geholt, Schiffe versenkt und Panzer zerstört werden: Das Missionsdesign gewinnt keine Überraschungspreise, bietet aber ebenso kurze wie knackige Genrestandards.

Das Ass unter Assen

Nach und nach füllt sich der persönliche Hangar mit den üblichen Verdächtigen; Namen wie „Lightning“, „Hellcat“, „Corsair“, „Spitfire“ oder „Meteor Mk. I“ sollten jedem etwas sagen, der mal mit dem Genre in Kontakt kam. Die gut modellierten Kisten fliegen sich deutlich unterschiedlich und sind über Lackierungen und Aufkleber ein wenig personalisierbar. Die Steuerung ist grundsätzlich ein Klacks, in der Standardvariante hängt die Kiste wie angetackert in der Luft - selbst ein Aufprall auf dem Boden wird von der Automatik abgefangen. Man kann sich das Leben aber erschweren: Der „Hardcore-Modus“ entfernt das HUD und die meisten Markierungen im Spielfeld, die „Simulation“-Variante macht die Steuerung ein wenig anspruchsvoller. Ein wenig, wohlgemerkt, denn von der beeindruckenden Herausforderung eines Birds of Steel ist Dogfight 1942 so weit entfernt wie das Midway-Atoll von einer Pinguin-Invasion.

Das hat mehrere Gründe: Zum einen ist die Gegner-KI mit „dumpfbackig“ durchaus solide beschrieben, selbst auf dem höchsten der drei Schwierigkeitsgrade pflückt man die Japaner und Nazis reihenweise vom Himmel. Selbst die seltenen Spezial-Gegner sind keine Herausforderung, da man immer direkt hinter ihnen startet und nur draufhalten muss. Und das wird einem durch den „Ace-Modus“ sehr leicht gemacht: Hält man die linke Schultertaste gedrückt, richtet sich die Maschine automatisch auf den nächsten Feind aus und folgt ihm automatisch. Zwar nicht dauerhaft, da die dafür benötigte Energie schnell alle ist - aber gleichzeitig füllt sie sich so schnell wieder auf, dass der Zeitverlust kaum zu spüren ist. Die eigene Maschine ist zwar nicht unzerstörbar, aber im Falle einer drohenden Qualmvergiftung kann man einfach seine Flügelmänner anweisen, die Ballerarbeit für einen zu erledigen und dreht derweil ab - ein paar Sekunden in der bleifreien Luft, und schon glänzt das eigene Flugzeug wieder wie aus der Konstruktionshalle gepellt. Je nachdem, wie gut oder schlecht man sich anstellt, wird jede Mission mit diversen Medaillen sowie einem bis fünf goldenen Sternen bewertet. Welchen Sinn die allerdings haben bzw. was man eigentlich genau tun muss, um bessere Ergebnisse zu erzielen, ist mir allerdings bis zum Ende hin nicht klar geworden.

Mit Birds of Steel kann man zwar nicht mithalten, aber dennoch sieht Dogfight 1942 gut aus.
Mit Birds of Steel kann man zwar nicht mithalten, aber dennoch sieht Dogfight 1942 gut aus.

Schieß mich gesund!

Technisch bin ich durch Birds of Steel ver- und durch Damage Inc. erheblich entwöhnt - wie gut kann sich da schon so ein Arcade-Titel schlagen? Die Antwort: erstaunlich gut! Gaijins Meisterflieger bleibt unerreicht, aber Dogfight 1942 punktet mit schön designten, abwechslungsreichen Landschaften, die lediglich unter gelegentlichen Auswüchsen von hässlichem Rollrasen sowie dem scheinbar unvermeidlichen Matschboden leiden - der Rest ist wirklich vorzeigbar. Sehr schön auch die per Zufall eingestreuten (und auch komplett abschaltbaren) Killcams, die das Vergehen einzelner Feinde in Nahaufnahme und Zeitlupe dramatisieren. Ebenfalls gut gelungen sind die englischen Kommentare aus dem Funkgerät: locker und meist unterhaltsam, mit fröhlichen Sprüchen wie „Ich bin fliegen… my German really is quite awful…“ garniert. Weniger interessant dagegen der Soundtrack, der belanglos vor sich her stampft.

Leider verbringt man den größten Teil seiner Zeit mit Dogfight 1942 allein, denn einen typischen Online-Mehrspielermodus gibt es nämlich nicht. Allerdings können lokal zwei Piloten am Splitscreen antreten, sowohl zusammen als auch gegeneinander. In der Koop-Variante dürfen die Kampagnen-Missionen zusammen gemeistert werden, im „Quick Play“ warten „Dogfight“ (luftiges Deathmatch) und „Survival“, in dem immer stärkere Gegnerwellen abgewehrt werden müssen. Spaßig, aber auch Fragezeichen hinterlassend: Wieso heile ich meinen Partner, indem ich ihn beschieße?

Fazit

Birds of Steel schwirrt weiterhin unerreichbar hoch in den Anspruchs- und Präsentationssphären - aber Dogfight 1942 schlägt sich als Arcade-Underdog erstaunlich wacker. Klar, das Missionsdesign mit seinen bizarren Szenario-Sprüngen gewinnt keine Überraschungspreise. Das simple Flugmodell kommt nur in der Beschriftung des Menüpunktes in die Nähe einer Simulation. Die dumpfe Gegner-KI bietet nur wenig Herausforderung und die Abwesenheit irgendeiner Art von Online-Modus ist gerade in diesem Genre eigentlich ein No-Go. Und trotzdem hat’s mich gefesselt: Die Präsentation ist gefällig und übersichtlich, die Sprüche tropfen locker aus den Funkgeräten, die Arcade-Ballereien haben Wucht, die Missionen sind knackig und auf den Punkt. Das Ganze erinnert ein wenig an Crimson Skies, ohne natürlich dessen brillante Abgefahrenheit zu erreichen. Als unterhaltsamer Flugsnack für zwischendurch macht Dogfight 1942 somit alles richtig - und verweist dabei Müll wie Damage Inc. überdeutlich in seine Schranken.

Pro

kurze, knackige Missionen
ordentliche Grafik
Zwei-Spieler-Koop-Modus...
schöne Bodendarstellung
einfache Steuerung
dramatische Killcam
unterhaltsame Funksprüche

Kontra

keine Online-Modi
kurze Kampagne
...aber nur lokal im Splitscreen
dumpfe KI
lange Ladezeiten
belangloser Soundtrack

Wertung

360

Keine Offenbarung über den Wolken, aber dennoch eine unterhaltsame Arcade-Ballerei.

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