God Eater 2 Rage Burst05.09.2016, Mathias Oertel
God Eater 2 Rage Burst

Im Test: Mobile Monsterjäger im PS4-Einsatz

Wahlweise alleine oder mit einer kleinen Gruppe Monster plätten und dann mit den erbeuteten Rohstoffen neue Waffen bzw. Rüstungen schmieden: Mit diesem simplen, aber erprobtem Kreislauf hat sich nicht nur die Monster-Hunter-Serie eine feste Fangemeinschaft gesichert. Auch Spiele wie God Eater 2, das dank Bandai Namco eineinhalb Jahre nach seiner Fernost-Premiere auch hierzulande als "Rage-Burst"-Edition erscheint, setzt auf dieses Konzept. Ob sich die Wartezeit gelohnt hat, klären wir im Test.

Monsterjäger mal (wo)anders

Während die Action-Rollenspiele von Capcoms Monster-Hunter-Serie hierzulande keine Unbekannten sind, ist Bandai Namcos God Eater eher ein unbeschriebenes Blatt. Vielleicht liegt es daran, dass die ersten Teile der Serie seinerzeit nur auf Sonys PSP erschienen sind. Vielleicht auch daran, dass es auf den ersten Blick nicht so viele Unterschiede zwischen den beiden Serien gibt. Andererseits liegt darin auch die Chance für God Eater 2: Rage Burst, das zusätzlich auch noch den Vorgänger God Eater: Resurrection als Bonus bereithält. Denn während Nintendo die Monsterjäger aus dem Hause Capcom mittlerweile exklusiv für seine Systeme in Beschlag nimmt, mussten alle, die abseits von Wii, Wii U oder 3DS auf actionreiche Großwild-Jagd gehen, bislang auf Tecmo Koeis Toukiden Kiwami zurückgreifen, das vieles schuldig blieb.

Die Effekte gehen in Ordnung. Der Rest der Kulisse ist häufig unzeitgemäß, was der Handheld-Herkunft geschuldet ist.
God Eater 2, das im Wesentlichen auf der 2013 erschienenen Handheld-Version basiert, so dass man keine visuellen Glanzpunkte à la Uncharted 4 erwarten sollte, versetzt einen in die Rolle eines Kämpfers in der Ära eines postapokalyptischen Japans. Das Land  liegt in Ruinen. Monster, so genannte Aragami, ziehen durch das Land und müssen aufgehalten werden. Als ein Mitglied der "Blut"-Fraktion der God-Eater-Soldaten muss man den Kampf gegen die Aragami im Rahmen einer zwar stereotypen Story aufnehmen, die mit etwas zu klischeehaften Figuren gefüllt ist. Doch die leichte Zugänglichkeit der Kämpfe und die Spannungsbögen, die Rage Burst aufbaut, sorgen dafür, dass man sich in der spröde aussehenden Welt wohlfühlt.

Dynasty Hunter?

Im Gegensatz zum etwas sperrigen Kampfsystem bei Monster Hunter kommt man in den Auseinandersetzungen vonGod Eater 2 schnell in einen angenehmen Fluss, der vor allem initial an die diversen Musou-Spiele wie Dynasty Warriors oder Hyrule Warriors erinnert. Im Gegensatz zu den erwähnten Titeln wird man hier in den überschaubaren

Die Gegner wurden fantasievoll gestaltet.
Arenen allerdings nicht auf dutzende oder gar hunderte feindlicher Kreaturen treffen. Die Kämpfe in Rage Burst sind auf wenige, aber dafür massive Gegner ausgelegt, die die fehlende Quantität durch schiere Größe auszugleichen versuchen – vor allem, je weiter man in der Geschichte voranschreitet. Und obwohl die Kampfkombos ähnlich eingängig aus den Fingern fließen wie bei Koeis Kriegern, lernt man hier auch schnell die erweiterten Möglichkeiten zu schätzen. Man kann nahtlos zwischen Nah- und Fernkampfattacken wechseln, sich über ein ordentliches Kombosystem samt mächtiger Spezialangriffe freuen und darf mit einer intuitiven Ausweichmechanik den feindlichen Angriffen ausweichen. Gleichzeitig setzen die von einer ordentlichen KI gesteuerten Mitstreiter ihrerseits kluge Angriffe, verteidigen sich ebenfalls potent oder unternehmen auch ggf. nötige Wiederbelebungsversuche, wenn für sie dadurch keine direkte Gefahr entsteht.

Zusätzlich kann man mit dem "God-Eater"-Angriff, der in der Frühphase vergleichsweise lange zum Aufladen braucht, aber später nicht nur schneller vonstatten geht, sondern auch am Komboende oder nach Sprüngen eingesetzt werden darf, den Gegnern nicht nur schweren Schaden zufügen. Zusätzlich entnimmt man ihnen dabei Sonderfähigkeiten, die man temporär einsetzen kann. Als weiterer Nebeneffekt zwackt man den Viechern darüber seltene Rohstoffe ab, die man zur Herstellung oder Verbesserung von Waffen verwenden kann. Das wiederum ist ein massiver inhaltlicher Fokuspunkt, da man nur über die Herstellung neuer Waffen und Ausrüstung seine Figur entscheidend aufwerten kann. Zusammen mit Ausweichschritt, Konteroption (wenn man den Schild im letzten Moment ausfährt), Sprint und Sprung sowie nicht zu vergessen der reichhaltigen Auswahl an Gegenständen, die man nutzen kann, wie z.B. Fallen, Granaten etc., hat man genug Möglichkeiten zur Verfügung, um die Aragami in Schach zu halten. Da man im weiteren Verlauf auch die einzelnen Team-Mitglieder ausrüsten und mit Fähigkeiten bestücken kann, hat man so die Option, eine sich auf dem Feld der Ehre ergänzende Truppe zu basteln, denen man ad hoc auch etwa ein Dutzend Befehle zuweisen kann. Schade ist allerdings, dass die Missionen traditionell fast alle nach Schema F ablaufen und nur durch die Größe der gegnerischen Viecher und deren Anzahl variiert.

Wie geht das denn?

Angesichts der zahlreichen Möglichkeiten und Verknüpfungen, die sich hinter der zugängigen Steuerung verstecken, hätten ausführliche Tutorials Wunder gewirkt.
Doch viel schwerwiegender ist folgendes Problem: Die nur wenigen knappen Einstiegsabschnitte, die als rudimentäres Tutorial fungieren, lassen viele Fragen offen und befassen sich nur mit grundlegenden Mechaniken. In der umfangreichen Datenbank kann man zwar umfassende Erklärungen für viele weitere Funktionen finden. Doch diese sind nur in textueller Form vorhanden, aber immerhin mit Beispielvideos ergänzt. Ein Ersatz für ein dringend notwendiges interaktives Tutorial sind diese Erklärungen allerdings nicht. Um die zahlreichen Möglichkeiten ins motorische Gedächtnis zu übernehmen, wären praktische Anwendungen deutlich hilfreicher. Doch ausgerechnet damit spart God Eater 2. Und das ist angesichts der umfangreichen Verzahnung und Abhängigkeiten von Gefechten, Rohstoffgewinnung und Verarbeitung derselben ein schweres Versäumnis. Entdeckt man durch Probieren oder mitunter puren Zufall jedoch, wie alles miteinander verknüpft ist und wie man alle Mechaniken zu seinem Vorteil ausnutzen kann, entwickelt auch Rage Burst die Sogwirkung, die von Spielen wie Monster Hunter & Co ausgeht. Natürlich umso mehr, wenn man mit einem Trupp rein menschlicher Spieler antritt, wodurch die Gefechte eine zusätzliche dynamische Facette erhalten.

Die anderen Team-Mitglieder werden bei Bedarf von einer kompetenten KI gesteuert.
Im Gegensatz zu anderen Monsterjagden greift Rage Burst auf eine zwar mit klischeehaften Figuren gefüllte, aber dennoch interessant erzählte Geschichte zurück – die allerdings auch erst etwas spät in Gang kommt, dann aber mit den üblichen Themen wie Freundschaft, Loyalität, Verrat etc. für erzählerische Spannung sorgt. Doch hier zeigt sich abermals, dass God Eater 2 seinen Ursprung auf Handheld-Systemen hat. Denn nicht nur die Kulisse bleibt über weite Strecken den PS4-Beweis schuldig. Auch die häufig nur als Texttafeln vorhandenen Erzählschnippsel hätten von einer durchgängigen Sprachausgabe profitiert. Das ist jedoch nur Schlüsselszenen vorbehalten, die sich hinsichtlich der aufgebauten Atmosphäre umgehend von den reinen Textsequenzen absetzen. Die Funksprüche während der Kämpfe hingegen darf man sich alternativ aus dem Pad-Lautsprecher zu Gemüte führen.

Fazit

Die gute Nachricht: God Eater 2 Rage Burst bringt alles mit, damit man sich auch auf PS4 wie einer von Capcoms Monsterjägern fühlen kann, die ja mittlerweile exklusiv bei Nintendo beheimatet sind. Die schlechte: Die Kulisse kann nicht verhehlen, dass der Titel zum einen zuerst auf Vita erschien und zum anderen schon drei Jahre alt ist. Und wie selten bei einem Spiel zuvor hätte sich ein umfangreiches Tutorial positiv auf die Motivation ausgewirkt. Denn lässt man sich auf das gelungene Kampfsystem und die vielschichtigen miteinander verknüpften Mechaniken auf und außerhalb der Schlachtfelder ein, stellt man fest, dass grundlegende Dinge nicht erklärt werden. Hat man danach wiederum verstanden, wie bestimmte Optionen zusammenhängen und durch Probieren Feinheiten und Verbindungen bei den actionreichen Auseinandersetzungen entdeckt, macht die Jagd richtig Spaß und es vergeht Stunde um Stunde.

Pro

hoher Motivationssog aus miteinander verzahnten Kämpfen und Figuren-Aufwertung
gut reagierende Steuerung
stimmungsvolles Monsterdesign
interessante Charaktere...
passable Geschichte
umfangreiche Personalisierung
breit angelegtes Crafting-System
God Eater: Resurrection als Bonus inklusive

Kontra

viele mechanische Feinheiten und Wechselwirkungen werden nicht erklärt
keine durchgängige Sprachausgabe
Kulisse häufig unzeitgemäß
... bei denen allerdings zu häufig die Klischee-Schublade bedient wird
nur rudimentäres Tutorial
kaum Abwechslung beim Missionsdesign

Wertung

PlayStation4

Motivierende Action à la Monster Hunter, die allerdings von einer besseren Kulisse und angesichts der verzahnten Strukturen von einem ausführlichen Tutorial profitieren würde.

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