Bloodforge16.05.2012, Jens Bischoff
Bloodforge

Im Test:

Xbox Live-Nutzer mit ausländischem Account werden vor Kurzem womöglich über den Arcade-Neuzugang Bloodforge gestolpert sein. Deutschen Spielern wurde der Titel hingegen vorenthalten. Wir verraten warum und ob ein Import lohnt.

Eisiger Rachefeldzug

Als Spieler schlüpft man in die Rolle des keltischen Kriegers Crom, der, als er von der Jagd zurückkehrt, sein Heimatdorf in Flammen vorfindet. Wutentbrannt stellt er sich den dafür verantwortlichen Eindringlingen in den Weg und streckt sie gnadenlos nieder. Erst nach seinem von Wahnvorstellungen durchsetzten Blutrausch merkt er, dass auch das Blut seiner Frau an seinen Händen klebt.

Schuld an der Tragödie sei Keltengott Arawn, der Croms Wahrnehmung absichtlich getrübt haben soll. Das will ihn zumindest eine sprechende Krähe glauben machen. Von Rachedurst getrieben und mit einem blutdurstigen Artefakt seiner Ahnen ausgerüstet macht sich Crom auf den Weg ins nordische Götterreich. Der einzige Weg dorthin führt jedoch durch die Titel gebende Blutschmiede.

Hier folgt ein Kampf auf den anderen. Gegner erscheinen aus dem Nichts und es bilden sich magische Barrieren, die sich erst wieder auflösen, sobald alle Widersacher ihr Leben

Egal, ob mit Schwert, Hammer, Armbrust oder Klauen - die Kämpfe sind ungemein blutig.
Egal, ob mit Schwert, Hammer, Armbrust oder Klauen - die Kämpfe sind ungemein blutig.
gelassen haben. Je brutaler Crom seine Feinde erledigt, um so mehr Blut kann von ihm aufgesogen und in verheerende Wutausbrüche umgeleitet werden. Zudem kann er vergossenes Blut an Schreinen opfern, um mächtige Beschwörungen in Form gefräßiger Schlangen oder kristallener Fessel zu lernen.

Chaotisches Gemetzel

Als Waffen stehen Crom immer gewaltigere Schwerter, Hämmer, Klauen und Armbrüste zur Verfügung, die sich je nach Gegner und Situation blitzschnell wechseln lassen. Feindliche Angriffe blocken kann Crom zwar nicht, dafür aber springen und per Hechtrolle ausweichen. Auch eine individuell begrenzte Anzahl an Gebrauchsgegenständen wie Heilkräutern, Wutsteigerern oder Blutmehrern kann man mit sich führen.

Die Bossgegner sind meist sehr imposant, aber leicht durchschaubar.
Die Bossgegner sind durchaus imposant, aber leicht durchschaubar.
Am Ende jedes Spielabschnitts wartet der obligatorische Bosskampf, bei dem es meist über mehrere Etappen besonders zähe und imposante, aber dafür leicht durchschaubare Widersacher zu bezwingen gilt. Segnet man selbst mal das Zeitliche, wird man am zuletzt passierten Kontrollpunkt wiederbelebt. Allerdings nicht frisch geheilt, sondern in dem Zustand, in dem man ihn zuvor erreicht hatte. War man da bereits halb tot und ohne Heiltränke, ist Frust mitunter vorprogrammiert - vor allem, da es nur einen, nicht unbedingt harmlosen Schwierigkeitsgrad gibt.

Nervig ist auch die ungünstige Doppelbelegung mancher Tasten, die einen bei nicht exakt gleichzeitiger Betätigung völlig ungewollt Zauber und Items verbraten lässt. Schmerzlich vermisst habe ich auch eine Zielaufschaltung, um während der äußerst blutigen Kämpfe nicht ständig den Überblick zu verlieren. Die Kameraführung ist jedenfalls trotz manueller Eingriffsmöglichkeiten immer wieder ein Graus, das Kollisionsverhalten besonders bei Sprüngen ein Witz. Spielverlauf und Leveldesign sind hingegen ziemlich monoton und gewähren kaum Freiräume.

Appetitlicher Snack

Die stimmungsvollen Schauplätze sind leider sehr kompakt und linear.
Die stimmungsvollen Schauplätze sind leider sehr kompakt und linear.
Grafisch macht der Titel einiges her und erzeugt mit seiner brachialen Inszenierung sowie ungewöhnlich blassen Farbgebung sehr eigenwillige Stimmungen. Auch die Soundkulisse bietet einige gelungene Akzente und Kontraste. Weniger berauschen ist hingegen der recht knappe Umfang: Bereits nach vier Stunden hat Croms Rache sein Ziel gefunden und der Reiz einzelne Abschnitte zu wiederholen hält sich trotz weiterhin möglicher Charakterverbesserungen in Grenzen.

Darüber hinaus gibt es aber auch die Möglichkeit, sich in Online-Ranglisten zu verewigen oder sich mit Freunden indirekte Fernduelle zu liefern. Neben Vergleichen, wer in welchem Abschnitt mehr Blut vergossen hat, lassen sich auch persönliche Herausforderungen verschicken. Dazu wählt man eine von sechs Kampfarenen, stellt sich bis zu fünf individuell konfigurierten Angriffswellen und fordert dann einen Freund auf, es besser zu machen als man selbst. Direkte Duelle oder einen Koop-Modus gibt es hingegen nicht.

Fazit

Der Grund, warum Bloodforge hierzulande erst gar nicht erschienen ist, liegt auf der Hand: Die Climax-Produktion ist ein einziges Schlachtfest mit Unmengen Blut und Gore-Effekten. Hinter dem martialischen Gemetzel verbirgt sich zwar auch eine von keltischer Mythologie inspirierte Geschichte, hinter der Maske des Schlächters ein tragischer Held, hinter dem möglichst brutalen Blutvergießen sogar ein triftiger Grund. Aber die meiste Zeit verbringt man einfach damit von Hinterhalt zu Hinterhalt zu stolpern und in heillosem Durcheinander möglichst viele Knochen zu brechen, Bäuche aufzuschlitzen und Köpfe abzutrennen. Das hat dank aufwändiger Inszenierung und freundschaftlicher Fernduelle durchaus einen gewissen Unterhaltungswert - doch allzu lang hält der nicht an...

Wertung

360

Keltische Schlachtplatte, der es nicht an Blut, aber an Übersicht und Abwechslung mangelt.

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