ibb & obb03.09.2013, Michael Krosta
ibb & obb

Im Test:

ibb & obb sind ein bisschen wie Ying und Yang: Sie gehören zusammen und können ohne den anderen nicht bestehen. Genau das ist das Problem des PSN-Titels – zumindest, wenn man sich alleine an der Mischung aus Geschicklichkeits- und Puzzlespiel versuchen will. Erst zu zweit entfaltet das Duo sein ganzes Potenzial...

Nicht für Solisten gemacht

Ja, die Entwickler von Sparpweed bieten tatsächlich einen Modus für Solisten an, bei dem man die beiden knuffigen Figuren mit jeweils einem der beiden Analogsticks bedient. Eigentlich kein Problem, denn die Mechanik beschränkt sich auf das Laufen und Springen innerhalb der minimalistisch aber dennoch ansprechend gestalteten 2D-Kulissen. Hört sich ganz einfach an, oder? Ist es aber nicht! Denn sobald es an die Rätsel geht, bei denen die Zusammenarbeit der beiden sowie das richtige Timing gefragt sind, stößt man selbst mit dieser simplen Steuerung an seine Grenzen, da man viele Aktionen parallel ausführen muss.

Das Design der Spielwelt trägt seinen Teil dazu bei, da sie aus zwei Ebenen besteht: Die Oberseite ist klassisch wie in zig anderen Geschicklichkeits- und Hüpfspielen, doch die Unterseite fungiert als ihr Spiegel mit umgekehrter Gravitation. An fest platzierten Portalen darf man die Ebenen wechseln, allerdings sind manche von ihnen aufgrund einer Farbkodierung nur für eine der beiden Figuren passierbar. Zusammenarbeit ist hier der Schlüssel: Da werden dunkle Levelabschnitte erleuchtet, dank der Größenunterschiede beider Figuren zunächst unüberwindbare Hürden genommen sowie mit gut koordinierten Aktionen und etwas Hirnschmalz selbst die schwierigsten Stellen gemeistert. Selbst beim Ausschalten der Gegner bzw. Fallen mit ihren simpel gestrickten Verhaltensmustern sollte man gemeinsame Sache machen, denn während ibb sie z.B. durch eine einfache Berührung auf der Oberseite ausschaltet, sollte obb auf der Unterseite den Bonus einsammeln. Oder umgekehrt.

Spaßig im Koop

Das Design der Spielwelt mag minimalistisch sein, trotzdem wirkt es im Zusammenspiel mit dem atmosphärischen Soundtrack charmant.
Das Design der Spielwelt mag minimalistisch sein, trotzdem wirkt es im Zusammenspiel mit dem atmosphärischen Soundtrack charmant.
Hmmm, das ganze Design schreit doch regelrecht nach einem Koop-Modus für zwei Spieler. Und tatsächlich: Steigt ein Freund ein – sei es lokal an der PS3 oder online über das PSN, entfaltet das Duo seine ganze Klasse. Anstatt alleine mühsam mit den beiden Analogsticks herum zu hantieren, spricht man sich als Team ab, diskutiert Lösungsansätze, hilft sich aus und freut sich zusammen, wenn man wieder eine der mitunter sehr kniffeligen Passagen gemeistert hat. Später warten etwa Schwerkraft-Blasen, in denen man kurzzeitig schwebt oder kleine Sprungbretter, mit denen man seinen Partner auf der Oberseite weiter nach oben befördert, wenn der Gehilfe auf der Unterseite im richtigen Moment dagegen springt. Nicht zu vergessen die alte Portal-Regel: Fliegt etwas in hoher Geschwindigkeit hinein, wird es auch mit hoher Geschwindigkeit wieder ausgestoßen. Ein physikalisches Gesetz, das auch hier angewendet wird, wenn man z.B. links von einer Anhöhe in ein Portal springt, auf der Unterseite zunächst nach unten gezogen wird, um anschließend wieder herausgeschleudert zu werden, um den Vorsprung auf der rechten Seite der Oberwelt zu erreichen. Da es oft auf ein sekundengenaues Timing bei den Aktionen beider Spieler ankommt, steigt das Risiko, dass mindestens einer von ihnen einen Fehler begeht. Berührt etwa einer den beiden aus Versehen einen Gegner, bedeutet das automatisch das Aus für den Partner und man wird umgehend an einen der fair verteilten Checkpunkte zurückgesetzt. Trotzdem gibt es innerhalb der acht Welten mit ihren 15 Abschnitten vereinzelte Frustmomente, wenn zu viel von dem Koop-Team erwartet wird – seien es nahezu pixelgenaue Synchron-Sprünge oder ein Orientierungssinn, den selbst bei mehreren Sprüngen durch die Ebenen nichts aus der Ruhe bringen darf. Natürlich ist die Freude umso größer, wenn man es denn endlich schafft, trotzdem übertreiben es die Entwickler hin und wieder mit ihren Anforderungen.
An den Portalen wechselt man zwischen den beiden Ebenen.
An den Portalen wechselt man zwischen den beiden Ebenen.
In späteren Abschnitten werden die Rätsel zunehmend von gewöhnlichen Geschicklichkeitspassagen abgelöst, wodurch viel von der anfänglichen Faszination verloren geht und Frust die Oberhand gewinnt.

Trotzdem muss man gerade in der Anfangsphase manchmal um einige Ecken denken, weshalb ein optionales Hilfesystem eine schöne Ergänzung gewesen wäre, falls man einfach nicht auf die Lösung kommt. Spielt man online mit einem Freund, ist außerdem ein Headset Pflicht, damit man sich absprechen kann. Auch hier wäre es schön gewesen, optional eine Zeichensprache im Stil von Portal 2 anzubieten, das auch eine nonverbale Kommunikation ermöglicht hätte.

Fazit

Beim Spielen von ibb & obb habe ich oft an Thomas was Alone denken müssen, bei dem die Zusammenarbeit der Figuren ebenfalls die entscheidende Rolle spielt, um das Levelende zu erreichen. Mit einem Unterschied: Hier müssen die gewünschten Aktionen nicht nacheinander, sondern häufig gleichzeitig und mit einem guten Timing ausgeführt werden. Und aus diesem Grund eignet sich der Titel nur bedingt für Solisten, ist teilweise sogar kaum noch spielbar. Die niederländischen Entwickler von Sparpweed geben offen zu, dass ibb & obb in erster Linie als Koop-Erfahrung konzipiert wurde – und mit einem guten Freund an der Seite macht die Mischung aus tollen Rätseln und fordernden Geschicklichkeitseinlagen trotz kleiner Frustmomente gleich viel mehr Spaß. Hier ist nicht nur das Können am Controller, sondern auch eine gute Kommunikation der Schlüssel zum Erfolg. Die Teilung der minimalistisch, aber charmant gestalteten Welt in eine Ober- und Unterseite sowie die daraus resultierende Einbindung der Gravitation in Rätsel und Mechanik erweist sich immer wieder als gelungener Kniff. Schade nur, dass später frustrierende Geschicklichkeitstests die Oberhand gewinnen und der Rätselanteil zurückgefahren wird. Es geht halt nichts über die Freude, gemeinsam eine der Kopfnüsse zu knacken. So ist ibb & obb vor allem in der Anfangsphase ein Paradebeispiel für ein durchweg gelungenes Koop-Erlebnis, setzt später aber leider den falschen Fokus.

Pro

unterhaltsamer Koop-Spaß
mitunter anspruchsvolle Rätsel
simples, aber ansprechendes Artdesign
atmosphärischer Elektro-Soundtrack
faire Checkpunkte
Onlinemodus

Kontra

solo eher dröge und kaum spielbar
sehr simple Verhaltensmuster der Gegner
Steuerung nur mit Analogstick möglich (keine Digipad-Unterstützung)
später vornehmlich frustrierende Geschicklichkeitstests statt Rätsel
kein optionales Hilfesystem

Wertung

PlayStation3

Nichts für Solisten, aber kooperativ ein Riesenspaß, der sich gegen Ende leider zu sehr in Frust verwandelt!

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