Quarrel27.01.2012, Jens Bischoff
Quarrel

Im Test:

Wer hat sich nicht schon bei Risiko über unsägliche Pechsträhnen beim Würfeln aufgeregt? Da können selbst popelige Ein-Mann-Armeen ganze Kompanien aufreiben. Doch was wäre, wenn man die Würfelkriege durch etwas anderes ersetzte? Vielleicht durch Wortgefechte? Quarrel zeigt, wie's aussehen könnte!

Risiko trifft Scrabble

Die verfügbaren Spielfelder sind allesamt recht kompakt.
Die verfügbaren Spielfelder sind allesamt recht kompakt.
Quarrel ist tatsächlich eine Art Risiko mit Scrabble -Einlagen, wo man mit der Bildung von Worten um Territorien kämpft. Die Spielfelder sind allerdings wesentlich kompakter als bei Hasbros Brettspielklassiker, Truppengrößen auf maximal acht Einheiten beschränkt. Auch Wörter dürfen höchstens acht Buchstaben lang sein, so dass maximale Truppenstärken auch maximale Wortlängen ermöglichen.

Grundlage jedes Kampfs ist nämlich stets ein englisches Wort mit acht Buchstaben, das bunt durcheinandergewürfelt wurde. Aus diesen Buchstaben versuchen nun beide Parteien entsprechend ihrer Truppenzahl zeitgleich selbst ein Wort zu bilden, das möglichst viele Punkte einbringt. Eher selten benutzte Buchstaben wie "X", "Q" oder "J" geben natürlich mehr Punkte als die häufig vorkommende Lettern "A", "E" oder "R" - als Referenz dient dabei Collins Official Scrabble Dictionary .

Motivationskünstler

Bei groben Patzern wechseln Söldner schon mal die Fronten.
Bei groben Patzern wechseln Söldner schon mal die Fronten.
Wer die höhere Wortwertung erzielt, gewinnt das Duell. Bei Punktegleichstand erhält der Schnellere den Zuschlag. Eine kleine Vergütung, die man später in zusätzliche Truppen investieren kann, bekommt aber jeder, der eine zulässige Wortbildung abgibt - egal, ob Sieger oder Verlierer. Selbst unbeteiligte Spieler können im Hintergrund mitmischen und sich so einen oft nicht unerheblichen Bonus verdienen. Eine clevere Idee, durch die man auch während längerer Passivphasen geschickt bei Laune gehalten wird.

Aber auch sonst gibt es ein paar nette Besonderheiten, die für Ansporn und Würze sorgen: Wer trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit einen Sieg erringt, darf sich z. B. über Fronten wechselnde Gegner freuen. Gewinnt man mehrere Schlachten hintereinander, ruft man hingegen zusätzliche Rekruten auf den Plan, die allerdings sofort wieder das Weite suchen, sobald die Siegsträhne abreißt. Wer eine Partie entschieden glaubt, kann sogar alle noch verbliebenen Kontrahenten zu einem entscheidenden Gruppen-Showdown herausfordern.

Kleine Charmebolzen

Der Mehrspielermodus ist leider auf Online-Partien beschränkt.
Der Mehrspielermodus ist leider auf Online-Partien beschränkt.
Ähnlich wie bei Risiko: Fraktionen bestehen die Armeen auch bei Quarrel nicht aus starren Spielsteinen, sondern aus herzerweichend zitternden, fluchenden und jubelnden Comic-Söldnern à la Worms, die einem trotz Kauderwelsch selbst bei verheerenden Niederlagen noch ein Schmunzeln abringen können.

Schade ist nur, dass Partien gegen Kontrahenten aus Fleisch und Blut lediglich online möglich sind, da ein geteilter Bildschirm wohl ähnlich wie bei Catan zu viel Spickpotential geboten hätte. Aber egal, immerhin gibt es im Gegensatz zum iOS-Ableger überhaupt einen Mehrspielermodus, bei dem sich bis zu vier Wortpuzzler auf bisher leider recht schwach besuchten Servern bekriegen können - inklusive Ranglisten.

Doch auch der Einzelspielermodus hat einiges zu bieten: Neben individuell anpassbaren Partien gegen neun unterschiedliche KI-Persönlichkeiten müssen im Domination-Modus eine Reihe von Inseln erobert, bei Showdown vorgegebene Duelle bestritten und im Challenge-Modus spezielle Aufgabenstellungen gemeistert werden - und das alles für umgerechnet gerade mal fünf Euro.

Warum Ninjas unbesiegbar sind

Besitzer eines iPhone, iPod touch oder iPad kommen für 2,39 Euro in den Genuss von Quarrel Deluxe. Grundsätzlich werden einem alle Freuden der Konsolenfassungen geboten: Farbenfrohe Präsentation, cleveres Spielprinzip,

Die iOS-Version bietet die tolle Präsentation und den Spielspaß der Konsolenfassung - kommt gegenwärtig aber noch ohne Multiplayermodus aus.
Die iOS-Version bietet die tolle Präsentation und den Spielspaß der Konsolenfassung - kommt gegenwärtig aber noch ohne Multiplayermodus aus.
einfache Touch-Bedienung - und zwar dank Universal-Unterstützung auf allen Plattformen in nativer Auflösung! Außerdem wird das Game Center genutzt, was nicht nur einen Batzen Achievements, sondern auch ein gutes Dutzend Online-Ranglisten mit sich bringt.

Allerdings hat die Touch-Version zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch einen mächtigen Nachteil: keinen Mehrspielermodus! Der befindet sich laut den Entwicklern zwar in Arbeit, aber aktuell darf man sein Wörterwissen nur gegen unterschiedlich schlaue Computergegner beweisen - das ist zwar auch herausfordernd, aber nicht so befriedigend wie das von Hohnlachen begleitete Zerschmettern der lumpigen Letter-Konstrukte eines Freundes. Auch unter iOS gibt es Quarrel nur in einer englischen Version; ob jemals eine deutsche Fassung folgt, ist derzeit nicht abzusehen.

Fazit

So sehen Klassiker aus: Quarrel ist eine grandiose Mischung aus Risiko und Scrabble , die einen sofort packt und nicht mehr loslässt. Das Spielprinzip ist ebenso simpel wie motivierend: Man kommandiert kleine Truppenverbände übers Spielbrett, bestreitet bei Feindkontakt spannende Wortgefechte, füllt kontinuierlich die Kriegskasse und versucht sich sämtliche Territorien unter den Nagel zu reißen. Präsentiert wird das wortgewandte Taktieren auf unglaublich charmante Weise mit Minihelden in bester Worms-Manier. Schade nur, dass die putzigen Quasselsöldner kein Deutsch beherrschen und Mehrspielerpartien nur online möglich sind. Aber für läppische 400 Microsoft-Punkte sollte wirklich jeder auch nur halbwegs des Englischen mächtige Hobbystratege zuschlagen und dem putzigen Buchstabenkrieg eine Chance geben.

Update zur iOS-Version: Auch in der mobilen Version ist Quarrel Deluxe ein Riesenspaß; das clevere Spielprinzip macht süchtig, die Präsentation ist herzerwärmend albern. Allerdings habe ich einen Mehrspielermodus stark vermisst: Zyngas "Words with Friends" zeigt deutlich, wie man so etwas umzusetzen hat - auch Quarrel würde davon profitieren. Gegenwärtig haben also nur einzelne Wortjongleure etwas von der iVersion, was schade ist.

Wertung

360

Grandiose Mischung aus Risiko und Scrabble - leider nur auf Englisch.

iPhone

Auch in der mobilen Variante macht die clevere Genremischung viel Spaß - aber man vermisst einen Mehrspielermodus.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.