Frustminimierende Alternativ-Steuerung per Pad
Die gelungene Bewegungserkennung (bei Kinect-Nutzung) bzw. die saubere Umsetzung an konventionelle Kontrollmechaniken hat ebenfalls ihren Anteil daran, dass sich (nicht nur) die Kids gerne mit den Pixar-Welten beschäftigen. Die Cars-Steuerung z.B., die sich an Kinect Joyride orientiert bzw. ohne Kinect klassisch mit rechten und linken Schultertasten bewerkstelligt wird, funktioniert besser als beim seinerzeit für den Sensor veröffentlichten Starttitel und setzt die Lenkbewegungen genauer um. Die anderen Filme, die zumeist als klassisches 3D-Jump&Run aufgebaut sind, aber mit Abweichungen wie Schwimmen oder Kajakpaddeln die Standardsteuerung aufzubrechen versuchen, haben ein ganz anderes Problem: Während hier die Erkennung ebenso akkurat arbeitet wie bei den Autorennen, werden die Mechaniken innerhalb der einzelnen Filme zu wenig variiert – alle lassen sich mit seltenen Ausnahmen auf die gleichen Elemente zurückfallen, so dass es abseits der Kulisse kaum einen Unterschied macht, ob man mit den Unglaublichen auf Roboterjagd geht oder in der Oben-Welt Mr. Fredricksens Haus jagt.
Neben Cars und Toy Story haben auch "Die Unglaublichen" ihren Weg in den Rush-Spielplatz gefunden.
Am Pad hingegen gibt sich Rush keine Blöße. Die Eingaben werden akkurat interpretiert und umgesetzt. Allerdings stellt man hier fest, dass die reduzierten Steuerungsmechaniken, die für die Bewegungserkennung nötig waren, mit Standard-Kontrollen mitunter sehr rudimentär sind. Zudem macht sich am Pad im Vergleich zu „echten“ Action-Adventures die Reduzierung auf einen Rail-Plattformer, der einen in einem eingeschränkten Level-Korsett durch die Abschnitte lotst, negativ bemerkbar – auch, wenn es immer wieder Alternativrouten zu entdecken gibt. Dennoch: Die Anforderungen sind bei Kinect sehr intuitiv (man geht z.B. über „natürliches“ Schwingen der Arme) und werden in den entscheidenden Momenten auch deutlich besser interpretiert als in Kinect Disneyland. Das mindert vor allem bei jüngeren Spielern den Frust, den man auch dadurch niedrig halten kann, indem man als Elternteil problemlos jederzeit ein- oder aussteigen kann, um bei einer Episode oder dem Gang durch den Park zu helfen. Doch unter dem Strich geht nichts über die klassische Standard-Steuerung per Controller.
Das bin ich!
Ein besonderer Reiz, sich in den Filmpark zu begeben, ergibt sich durch das virtuelle Ego, mit dem man durch die Kulissen stapfen kann: Mit Kinect fordert Rush Neuspieler zu einem Body- sowie Gesichtsscan auf. Basierend auf den Daten (wobei beim Bodyscan vermutlich nur Farbe und Art der Kleidung erfasst werden) baut Rush eine (Kinder-)Figur im Stile der Pixar-Filme, der eine gewisse Ähnlichkeit zum Original tatsächlich nicht abzusprechen ist. Ohne die Bewegungssteuerung kann man aus einer passablen Auswahl an Versatzstücken seine Figur bauen und einkleiden. Farbe und Art der Kleidung spielt bei der zweiten Stufe der Figurenintegration eine große Rolle. Denn man bekommt für jede der Filmwelten ein spezielles Alter Ego, das man bei Bedarf (z.B. bei Wiederaufnahme eines Spielstands) auf den neuesten Stand bringen kann: In Cars ist man als schnittiger Sportwagen mit fettem Spoiler unterwegs, in Oben als Pfadfinder-Kollege von Russell, in Toy Story als Spielzeug-
Auch Ratatouille gehört zu den integrierten Pixar-Filmen. Merida, Monsters Inc. oder Alles Steht Kopf wären ebenfalls nette Ergänzungen gewesen.
Roboter usw. Diese Verfremdung kommt bei jüngeren Spielern, die schon immer davon geträumt haben, Remy als Ratte zu begegnen oder ein Superheld wie Die Unglaublichen zu sein, richtig gut an und einer der Gründe dafür, dass sie gerne in die Spielwelt abtauchen.
Doch es gibt auch inhaltliche Argumente, bereits bewältigte Abschnitte nochmals zu besuchen: Denn die Gold-Medaille auf Anhieb einzuheimsen, dürfte nur den wenigsten gelingen, von Platin ganz zu schweigen. Erst mit wiederholtem Anlauf kriegt man genug Punkte zusammen, um sich für die Edelmetalle zu qualifizieren und vor allem, um Boni wie neue Charaktere freizuschalten. Mit diesen wiederum kann man Abkürzungen oder neue Routen öffnen, die einen neuen Highscore erst ermöglichen. Dadurch wird der insgesamt knappe Umfang etwas relativiert, aber nach wie vor nicht entschuldigt.