Test: Killer is Dead (Action-Adventure)

von Mathias Oertel



Publisher: Deep Silver
Release:
30.08.2013
kein Termin
30.08.2013
Jetzt kaufen
ab 14,95€
Spielinfo Bilder Videos
Dabei ist die Kontrolle über Mondo mitunter etwas hektisch, was vor allem der Kameraführung  zuzuschreiben ist, die mit der schnellen Action nicht mithalten kann. Immer wieder muss nachjustiert werden. Und dazu hat man nur selten Zeit.
Es weht auch ein mystischer Fantasy-Hauch durch die vielschichtige Geschichte.
Es weht auch ein mystischer Fantasy-Hauch durch die facettenreiche Geschichte.
Ärgerlich wird es, wenn auf einen schießende Gegner außerhalb des Kamerasichtfeldes liegen und man zwar hört, wenn sie sich bereit machen, aber einem die visuellen Signale fehlen, um rechtzeitig das Weite zu suchen. Doch abgesehen davon hinterlassen die blutigen Schlachten einen durchweg guten Eindruck und werden durch Rail- oder Geschützpassagen abgerundet. Das Adrenalin pumpt im Takt der treibenden Beats durch den Körper. Die Zusammenstellung der Gegner-Gruppen ist von Anfang bis Ende fordernd, ohne zu frustrieren und die ohnehin sparsam eingesetzten Wellen finden rechtzeitig ein Ende. Bei den Bossen verhält es sich ähnlich. Stimmungsvoll in Szene gesetzt, stehen sie sinnbildlich für die japanische Tradition vielstufiger Endgegner, ohne jedoch den Bogen zu überspannen - alles bleibt fair, zumal man nach und nach neue oder Aufwertungen bestehender Fähigkeiten freischalten kann.

American Gigolo

Ganz im Gegensatz zu seinem knallharten Arbeits-Ich steht der Mondo, der in seiner Freizeit versucht, in Bars mit Frauen anzubandeln. In diesen so genannten "Gigolo"-Missionen ist das Ziel, die holde Weiblichkeit an der Bar mit kostspieligen Geschenken zu einem Techtelmechtel zu überreden. Doch bevor Mondo ihr das Präsent überreichen und ihr Herz gewinnen kann, muss er erst all seinen Mut zusammenbringen und sich an ihr "berauschen". Und um das zu erreichen, muss er auf sein Gegenüber reagieren. Schaut sie Mondo an,  sollte man einen tiefen Blick in ihre Augen riskieren.
In den "Gigolo"-Missionen muss man das Herz seines Gegenübers erobern.
In den "Gigolo"-Missionen muss man das Herz seines Gegenübers erobern.
Ist sie jedoch mit dem Nippen an ihrem Getränk beschäftigt oder schaut schüchtern zu Seite, muss Mondo die Gunst der Stunde nutzen und ihre Oberweite bzw. ihre Hüften und Beine taxieren. Doch wehe, wenn er erwischt wird - dann ist das Rendezvous schneller vorbei, als er "Rechnung bitte" sagen kann.

Diese Minispiele sind sogar mit der Hauptgeschichte verbunden, da Mondo über erfolgreiches Flirten zusätzliche Funktionen für seinen bionischen Arm freischalten kann  - ein Schelm, wer Unzüchtiges dabei denkt. Obwohl dies alles sehr sexistisch klingt und man durch eine besondere Brille sogar bis auf die knappe Seiden- oder Spitzen-Unterwäsche blicken kann, ist die Umsetzung so überzogen, so gnadenlos karikiert, dass man dies eigentlich schon nicht mehr ernst nehmen kann. Was sich übrigens auch an der auf einer überdimensionierten Spritze reitenden, knapp bekleideten Krankenschwester Scarlett zeigt. Diese hält kampffokussierte Nebenmissionen für einen bereit, die man allerdings erst dadurch freischalten muss, indem man Scarletts Verstecke in den Abschnitten findet.

Lebendiger Comic

Sudas Hang zum Außergewöhnlichen lässt sich nicht nur an der Erzählstruktur oder dem augenzwinkernd betrachteten Frauenbild festmachen, sondern vor allem am visuellen Stil, den er hier gewählt hat: Im Gegensatz zu Shadows of the Damned oder Lollipop Chainsaw, die vergleichsweise realistische Ansätze verfolgen, wird die Unreal Engine hier genutzt, um einen animierten Comic auf den Bildschirm zu bringen, der immer wieder an Killer 7 erinnert. Starke Kontraste, grelle Farben, deutliche Konturen: Viele Stilmittel aus Grafik-Novellen bis hin zur gelegentlich eingesetzten monochromen Darstellung, die nur vom Rot des gegnerischen Blutes aufgebrochen wird, sorgen für ein sehr stimmungsvolles Gesamtbild.
Was hat es mit der geheimnisvollen "Moon River" auf sich?
Was hat es mit der geheimnisvollen "Moon River" auf sich?
Leider hat Kadokawa trotz der reduzierten Details die Engine nicht so weit im Griff, um das immer wieder störende Zerreißen des Bildes zu verhindern. Den sehr guten Artdesign-Gesamteindruck kann das Tearing allerdings nicht gefährden.

Übrigens hat man sich auch bei der Akustik ins Zeug gelegt: Die englische Sprachausgabe (alternativ lässt sich auch Japanisch einstellen) ist gelungen, die deutschen Untertitel passen. Doch das alles verblasst neben dem ungewöhnlichen Soundtrack von Akira Yamaoka, der auch für die düsteren Klänge der Silent Hill-Serie verantwortlich zeichnete und bereits an Sudas letzten Spielen beteiligt war. Von ruhigen Piano-Passagen über japanischen Dancepop bis hin zu Jazz und Industrial Metal findet er immer den richtigen Ton, um die düster-stimmungsvollen Bilder zu verstärken.
Killer is Dead ab 14,95€ bei kaufen

Kommentare

RPG-Gamer schrieb am
Wer KIDspielt ist sexistisch?Was ist den das für nen Quatsch?
Naja,ich liebe Suda-Spiele,man erkennt sofort das es ein Spiel ist was japanisch ist-so abgedreht,so skurril hat man selten
Randall Flagg78 schrieb am
Ich fand und finde das Spiel einfach super. Ja, es ist skurril, sexistisch, gewalttätig, abgedreht, überzogen, kitschig und was nicht noch alles.
Aber es ist ein Spiel was Seele, Fantasie und Herz hat. Klar hat es seine Macken und auch Ecken und Kanten, aber genau das macht es auch irgendwie toll.
Kein durchgestylter, oberlässiger und glattgebügelter Reißer, der anhand von Zielgruppenstatistiken und Marktforschung entworfen wurde und mit dem irgendwie jeder zufrieden ist und der sich vor allem so bierernst nimmt, dass es schon wieder zum lachen ist.
Klasse Spiel, auch wenn ich nicht behaupten kann alles verstanden und richtig gedeutet zu haben. Aber auch das ist irgendwie reizvoll.
Ich gehe mit dem Test und dessen Ergebnis konform und hoffe auf weitere Spiele dieser Art. Es fühlt sich einfach gut an und hat diese What the fuck Momente, für die ich Spiele so liebe und die man heute kaum noch findet.
Es zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht und sagt mir etwas an das ich denke, wenn ich hier Kommentare lese, die vom Recht der Frau, Gerichten, Anwälten und von Fremdschämen sprechen, was mich dann wieder lächeln lässt.
Weil sich das ganze Spiel nämlich überhaupt nicht ernst nimmt und sich auch nicht mit den großen Ungerechtigkeiten dieser Welt beschäftigen will. Im Prinzip karrikiert es sich doch selbst und ist dermaßen überzeichnet, dass es jedem auffallen müsste.
Es will einfach Spaß machen und den Spieler in seine abgedrehte Welt entführen, mehr eigentlich nicht. Mit allem anderen kann ich mich immer noch beschäftigen, wenn die Konsole aus ist.
Ich bin ja irgendwie auch ein Fan von heutigen Spielen und immer realistischeren Darstellungen und Themen, aber manchmal denke ich, dadurch geht dem Medium auch viel verloren.
Denn es sind doch eigentlich solche völlig abgedrehten Szenarien, aus denen man so viel rausholen könnte und die irgendwie total viel Spaß machen.
Ich denke da auch an Spiele wie Psychonauts. Da ist mir bis heute die Milchmann Verschwörung im Gedächtnis...
Xris schrieb am
Naja ich werds einfach auf die harte Tour rausfinden...
PanzerGrenadiere schrieb am
crewmate hat geschrieben:Wenn du NoMoreHeroes und Killer7 bereits durchgespielt hast dann ja. Wenn das dein erstes Suda Spiel ist, dann wirst du einen ernüchternden Eindruck bekommen.
eher anders herum. nach killer 7 und sotd hat es mich im großen und ganzen nicht so umgehauen.
Xris schrieb am
NoMoreHeroes (allerdings nur Desperate Struggle) ja und ich fand es trotz der eher niedrigen Wertungen gut. Ich mag den abgedrehten japano Kitsch. Killer 7 hingegen kenne ich nicht.
schrieb am