Im Test:
Fest geschlossene Reihen
Es ist vor allem das Formations- und Befehlssystem, das mich von Anfang an begeistert hat. Man muss aus seinen militärischen Mitteln das Beste rausholen und kann dabei auf eine frische Gruppentaktik zurückgreifen, die vielen großen Strategiespielen abgeht. Denn hier erhält man nicht nur entscheidende Kampfboni, wenn man Truppen gleichen Typs in eine feste Formation bringt, sondern auch ganz neue Fähigkeiten je nach der Anzahl der zusammen geschlossenen Truppen. Es lohnt sich also, Ketten zu bilden: Die „Earthbound Swordsmen“ können ab zwei Einheiten z.B. die Schilde schließen, um Schaden abzuwehren; und ab drei Einheiten bekommen sie 30 Prozent mehr Rüstung gegen Pfeile.
Taktische Kombinationen
Außerdem sind Formationen quasi günstiger: Man hat nur eine begrenzte Zahl an Befehlspunkten für eine Runde, wobei jede einzelne Einheit, aber auch jede Formation einen verschlingt – man kann also mit Gruppenaktionen sparen. Aber Formationen haben auch einen Nachteil: Sie machen unbeweglicher im Gelände und sie sind anfälliger an den Flanken! Denn eine weitere Stärke des Spiels ist, dass Truppen, die von der Seite in einen Gegner stoßen, einen Schadensbonus bekommen. Um dem vorzubeugen, sollte man Formationen wiederum geschlossen über „Wheeling“ bewegen, so dass sie sich in Richtung Feind drehen. Und man sollte sie auch mal auflösen, um selbst in die Guerillataktik überzugehen.
Schere, Stein, Papier
Und die Schlachten können angenehm ausführliche Ausmaße annehmen, wenn auf beiden Seiten dutzende Einheiten warten. Auch hier gibt es einen sehr guten Kniff gegen zu viel Mikromanagement, die so genannten „Standing Orders“: Man kann Truppen vorgefertigte Befehle wie „Bewege dich ein Feld vor“ oder „Verfolge diesen Gegner“ geben, die sie dann jede Runde von selbst ausführen. Schön ist, dass man das Gelände teilweise taktisch nutzen muss: Es gibt z.B. Karten mit Engpässen und Schneisen, die man clever abdecken sollte.
Alles gleichzeitig
Erst wenn Aktionsphase startet, führt jede Einheit in der Reihenfolge ihrer Initiative praktisch den Befehl aus. Man sollte also taktisch darauf achten, wer was zuerst macht – und das ist wiederum motivierend: Falls eine Einheit schwer verwundet, aber sehr unbeweglich ist, also erst spät ziehen darf, kann man sie z.B. retten, indem man eine schnellere Reiterei auf ihre Verfolger ansetzt. Innerhalb der Missionen wird es immer wichtiger, die agilen und weniger agilen Truppen optimal einzusetzen. Wie hoch die Initiative ist, lässt sich über einen Zoom plus Fingertipper schnell herausfinden, dann werden je nach Wunsch die Einheitentypen oder Zahlenwerte angezeigt.
Offene Wünsche
Allerdings hat das Spieldesign abgesehen vom fehlenden Multiplayer auch noch Luft nach oben: Hindernisse im Gelände wie Mauern oder Wälle sind für die Bogenschützen z.B. kein Problem, denn sie geben keine effiziente Deckung. Man kann auch weder Türme noch Wehrgänge bemannen. Hinzu
Bis vor kurzem wurde das iPad 3 noch nicht optimal unterstützt – es gab hässliche Grafikfehler auf dem Retina-Display. Aber damit ist mit dem letzten Update v1.05 endlich Schluss: Die malerischen 2D-Schlachtfelder werden jetzt sauber dargestellt.
Fazit
Ich spiele Ravenmark jetzt schon seit Wochen, jeden Abend eine kleine Runde. Warum? Nicht nur weil ich Spiele à la Fire Emblem mag und rundenbasierte Gefechte einfach wunderbar auf das iPad passen. Es ist auch das erste exklusive Strategiespiel seiner Art, das mit frischen Ideen hinsichtlich der Formationen punkten kann – hier sind Ketten von Einheiten wichtig, hier muss man sich wirklich clever im Gelände bewegen und seine Befehle effizient einsetzen. Hinzu kommt eine überraschend ausführlich ausgearbeitete Fantasywelt im malerischen Comicstil, die mit zig Einheitentypen zum Statistikstöbern einlädt. Obwohl die ausführliche Kampagne erzählerisch eher ermüdet und es leider weder Veteranenbildung noch individuellen Einfluss auf Helden gibt, spiele ich sie auch deshalb sehr gerne, weil sie taktisch fordert. Das ist kein Schnellschuss für den Casualcäsar, sondern ein ambitioniertes Projekt für anspruchsvolle Feldherren. Glückwunsch an die Witching Hour Studios für diese gelungene Premiere - bitte mehr davon!
Wertung
iPhone
Kreatives Formationssystem und fordernde Kampagne - ideal für Rundentaktiker!
iPad
Kreatives Formationssystem und fordernde Kampagne - ideal für Rundentaktiker!
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