Le Havre22.08.2012, Jörg Luibl
Le Havre

Im Test:

Auf dem Tisch hat Le Havre bereits begeistert: Man muss clever mit Rohstoffen umgehen, Gebäude errichten und Waren verkaufen, um ein florierenden Unternehmen zum Sieg zu führen. Jetzt wurde der weltweit gefeierte  Klassiker von Uwe Rosenberg als Universal App für iOS umgesetzt. Lohnt sich der Kauf?

Wettlauf um Gold und Waren

Vom Tisch auf den Bildschirm: Das gefeierte Brettspiel feiert Premiere unter iOS.
Vom Tisch auf den Bildschirm: Das gefeierte Brettspiel feiert Premiere unter iOS.
Was, ich brauche gleich fünfzehn Einheiten an Nahrung? Und ich habe nur noch zwei Züge? Moment, was habe ich denn auf Lager und was könnte ich…so beginnt es im Kopf zu rattern, wenn man über die schnellsten Wege zu Fisch, Brot und Fleisch grübelt. Denn obwohl es in LeHavre darum geht, zum Schluss der reichste Händler zu sein, muss man sich jede Runde um die Verpflegung seiner Arbeiter kümmern. Und das sorgt gerade zu Beginn dafür, dass viel Geld und viele Rohstoffe in Lebensmittel investiert werden.

Ihr kennt das Brettspiel nicht? Kein Problem: Ein Tutorial sowie illustrierte Nachschlageseiten und FAQ weihen in die Spielmechanik ein, die sich 1:1 an die komplexe Vorlage hält – allerdings aktuell nur auf Englisch. Und das kann ein Problem sein, wenn man die Vorlage am Tisch nicht kennt, denn irgendwann fliegen einem angesichts der vielen Gebäudefunktionen die Vokabeln nur so um die Ohren. Und wer gegen die clevere KI im Solospiel bestehen will, sollte alle Kniffe kennen.

Rundenbasierte Wirstchaftstaktik

Letztlich braucht man Geduld bei den Aktionen und eine weitsichtige Strategie, bei der man sich nicht irgendwann in Schulden verzettelt. Nur wer es schafft, über Gebäude wie

Man kann solo, lokal oder online mit bis zu fünf Leuten über GameCenter spielen. Dabei kann man KI in vier Stuifen hinzu schalten.
Man kann solo, lokal oder online mit bis zu fünf Leuten über GameCenter spielen. Dabei kann man KI in vier Stuifen hinzu schalten.
den Schlachthof, die Räucherei oder das Backhaus genug Vorräte zu erzeugen, kann in den ertragreichen Handel der Reederei oder gar eine Bank investieren. Schiffe sind ebenfalls wichtig, denn wer frühzeitig die Kutter aus Holz, Eisen oder Stahl baut, schlägt drei Fliegen mit einer Klappe: Erstens sorgen sie automatisch für Nahrung, zweitens kann man mit ihnen Waren verkaufen und drittens sind sie eine Wertanlage für den Sieg!

Auch auf dem iPad oder iPhone kann man entweder solo oder zu mehreren loslegen, wobei man KI-Mitspieler in bis zu vier Stufen zuschalten kann, die sich auf der letzten Stufe verdammt gut anstellen – hier kann man sich sogar ein paar Taktiken abschauen. Man kann inklusive GameCenter-Unterstützung online oder lokal gegeneinander antreten, wobei der Bildschirm Je nach Spielerzahl (1 – 5) und Variante (komplett oder verkürzt), kann das zwischen vier und zwanzig Runden, also zwischen zwanzig Minuten und mehr als drei Stunden dauern. Am Ende werden alles Geld und alle Gebäudewerte zusammen gerechnet – wer vorne liegt, gewinnt.

Kollektive Gebäudenutzung

Die Spieloberfläche gleicht der des Brettspiels: Man entscheidet sich für Waren oder Gebäudebau in einer Hafenkulisse.
Die Spieloberfläche gleicht der des Brettspiels: Man entscheidet sich für Waren oder Gebäudebau in einer Hafenkulisse.
Auch die kollektive Nutzung sorgt für Reize: Schließlich gibt man dann seine  Rohstoffe dafür aus, dass alle Spieler fortan backen können. Richtig gehört, denn wer etwas baut, besitzt es nicht exklusiv! Er ermöglicht damit allen am Hafen handelnden Parteien die Nutzung, die wiederum meist eine Gebühr in Form von Nahrung oder Geld kostet. Das tut ebenfalls weh, denn am Ende jeder Runde muss man ja immer seine Arbeiter verköstigen, sonst drohen Schuldscheine – aber auch gegen diese gibt es Gebäude! Bekommt man sie rechtzeitig?

Das einzige Manko der iOS-Umsetzung neben der eintönigen Musik: Die Benutzeroberfläche ist etwas penibel, was die Abfrage von Kartentippern angeht. Manchmal muss man eine bestimmte Karte in einem Stapel exakt treffen, um sie auch auszuwählen – ansonsten wird eine andere angezeigt. Besser wäre es gewesen, entweder die Anzeige der Kartenstapel so zu vergrößern, dass es keine Fehltipper geben kann, oder umgehend eine große Auswahl in neuem Bildschirm anzuzeigen. Letzteres wird ja gemacht, aber nicht immer auf den ersten Tipper.

Etwas intuitiver hätte man auch den lokalen Spielerwechsel lösen können, indem man mehrere oder einfachere Möglichkeiten der Weitergabe anbietet. So muss man immer wieder zweimal auf eine recht kleine Schaltfläche tippen. Das sind allerdings kleine Mankos in einem ansonsten sehr gut zu steuernden Spiel, das bei den wesentlichen Prozessen die Karten angenehm vergrößert  oder bei den vielen Waren große Übersichten anbietet. Falls man mit einer Funktion mal nicht klar kommt, tippt man einfach auf das Fragezeichen und die Kartenerklärung der Rückseite wird angezeigt.

Fazit

Ihr mögt Brettspiele auf dem iPad? Dann solltet ihr schleunigst zugreifen, denn aktuell bekommt man eines der besten Wirtschafts- und Aufbauspiele für nur 0,79 Euro. Was ist so faszinierend? Ähnlich wie in Agricola ein einfaches, aber aufgrund des ständigen Entweder-Oders auch verflixt zum Grübeln anregendes Prinzip aus Rohstoffaufnahme oder Bau- bzw. Gebäudeaktion. Man hat ja nur einen Spielstein! Also nehme ich in meinem Zug lieber Holz oder Weizen, Vieh oder Stahl, Fisch oder Lehm? Oder baue ich etwas? Und was macht der Gegner? Eigentlich bevorzuge ich diese Spiele am Tisch. Aber ich muss zugeben, dass ich gerade die lokale Variante gegen die clevere KI hier sehr schätze – hier kann man sich sogar ein paar Kniffe abschauen, um beim nächsten Mal am Tisch zu punkten. Trotz kleiner Bedienungsmacken und fehlender deutscher Texte eine sehr empfehlenswerte App!

Pro

klasse Aufbau- und Wirtschaftstaktik
werktreue Umsetzung des Brettspielklassikers
drei Modi für 1 bis 5 Spieler: solo, lokal, online
Züge jederzeit zurücknehmen
clevere KI in vier Stufen zuschaltbar
Tutorial sowie interne Hilfen
GameCenter-Unterstützung

Kontra

aktuell nur auf Englisch
Benutzeroberfläche zwingt zu unnötigen Tippern
eintönige, aber abschaltbare Musik

Wertung

iPhone

Es hat auf dem Tisch begeistert und es überzeugt auch unter iOS - komplexe und spannende Wirtschaftstaktik!

iPad

Es hat auf dem Tisch begeistert und es überzeugt auch unter iOS - komplexe und spannende Wirtschaftstaktik!

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