Im Test:
Gefährten außer Rand und Band
Auch wenn ein dynamisches Szenario als geschichtlicher Hintergrund für die MOBA-Schlachten in Mittelerde fehlt, Herr-der-Ringe-Fans dürfen in über zwanzig vertraute Charakterrollen schlüpfen und mit bis zu vier Gefährten ins Gefecht ziehen. Festgelegte Zugehörigkeiten gibt es dabei keine. Ein Gandalf kann problemlos an der Seite Saurons kämpfen oder sich auf dem Schlachtfeld selbst gegenüber stehen - für Tolkien-Jünger sicher gewöhnungsbedürftig. Nur innerhalb eines Teams sind Doppelbesetzungen verboten - wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
Jedes Team besteht stets aus fünf Mitgliedern, die sich wahlweise auf einem großen oder kleinen Schlachtfeld gegenüberstehen und deren Ziel es ist, die gegnerische Basis zu zerstören. Der Weg dorthin führt über automatisch feuernde Abwehrtürme, regelmäßig Fußsoldaten ausschickende Kasernen und andere Hindernisse. Es gibt einnehmbare Schreine, die Regenerations- oder Abwehrboni gewähren, neutrale Kreaturen, die sich in Kämpfe verwickeln lassen, Dickicht, in dem man sich verstecken kann sowie Kristallscherben, die Verletzungen heilen.
Taktische Verlockungen
Im Kampf verdiente Erfahrungspunkte fließen dann in die Freischaltung und Verbesserung persönlicher Attribute und Fertigkeiten, ermöglichen darüber hinaus aber auch den Ausbau von Türmen und Kasernen. Zwar beginnt man jede neue Schlacht wieder bei Stufe eins, aber je nach Leistung erhält man auch dauerhafte Belohnungen wie Rangstufen und Gold, womit man wiederum weitere Charaktere und Ausrüstung freischalten kann. Das motiviert und erlaubt immer mehr Individualismus: Man bestückt seinen Gürtel mit Relikten und Juwelen, die unterschiedliche Boni gewähren, wägt zwischen einer Reihe an Spezialkommandos ab und packt gern genutzte Verbrauchsgegenstände ins Gepäck.
Eine Frage der Balance
Gut:
Nori (Taktiker)
Hildifons (Taktiker)
Ori (Zauberer)
Gandalf (Zauberer)
Galadriel (Verteidiger)
Éowyn (Verteidiger)
Legolas (Angreifer)
Haldir (Angreifer)
Thrain (Krieger)
Beregond (Krieger)
Arathorn (Krieger)
Böse:
Gothmog (Taktiker)
Runsig (Taktiker)
Felgram (Taktiker)
Lugbol (Zauberer)
Agandaur (Zauberer)
Wulfrum (Verteidiger)
Hexenkönig (Verteidiger)
Gollum (Angreifer)
Sauron (Krieger)
Uglûk (Krieger)
Mozgog (Krieger) Durch generelle Verbesserungen wie höhere Trankkapazitäten erhält man allerdings auch klare Vorteile gegenüber Spielern niedrigerer Ränge, was nicht jedem gefallen dürfte. Vor allem, weil man beim Matchmaking keinerlei Mitspracherecht hat und weder nach Spielern gleichen Rangs, noch Ausrüstung suchen kann. Man kann nicht einmal nach Verbindungsqualität oder Sprachregion sortieren. Immerhin kann man sich aussuchen, ob man ohne KI-Beteiligung und Zeitlimit spielen möchte. Auch die Angabe durchschnittlicher Wartezeiten auf genügend Mitspieler ist eine feine Sache.
Viel mehr hätte ich mir allerdings ein größeres Angebot an Schlachtfeldern und Spielmodi gewünscht. Nur zwei Karten, von denen die eine so kompakt ist, dass es lediglich eine Wegverbindung zwischen den beiden Basen gibt, ist schon ziemlich dürftig. Unabhängig von der Kartengröße immer nur in zwei Fünferteams unterwegs zu sein, ist ebenfalls nicht berauschend. Warum hat man sich nicht an dynamisch generierte Schlachtfelder, Mehrparteienkriege, alternative Spielziele oder optionale Zufallsereignisse gewagt?
Zwar wurde mit der Ankündigung eines Überlebensmodus bereits etwas mehr Abwechslung in Aussicht gestellt, aber im Moment werden die taktischen Geplänkel hauptsächlich von der großen Charaktervielfalt getragen. Das mag vorerst reichen, lässt aber auch vieles frühzeitig zu Routineangelegenheiten verkommen. Schade auch, dass es für KI-Mitstreiter lediglich zwei Schwierigkeitsstufen gibt und man im Gegensatz zum Cartoon-Konkurrenten Awesomenauts keine Freunde via Splitscreen in die Truppe aufnehmen kann. Gerade im Hinblick auf Zeiten schwächer frequentierter Server eine nicht zu unterschätzende Funktion.
Fazit
Die Wächter von Mittelerde machen gar keine schlechte Figur bei ihrer MOBA -Premiere. Die Handhabung ist schnell verinnerlicht, der Ehrgeiz dank Rang- und Belohnungssystem sofort geweckt und die Auswahl an spielbaren Charakteren überraschend groß: Tolkien-Fans dürfen aus über 20 vertrauten Gesichtern wählen - weitere sollen per DLC folgen. Hoffentlich gilt das auch für Karten und Spielmodi, denn gerade mal zwei Schlachtfelder, auf denen man sich einzig in zwei Fünfergruppen bekriegen kann, sind doch ziemlich mau. Auch beim Matchmaking hätte man gern das ein oder andere Wörtchen in punkto Verbindungsqualität oder Regionalwahl mitgeredet oder sich mit Freunde via Splitscreen verbündet. Trotzdem locken einen die angenehm taktischen Teamgefechte immer wieder vor die Konsole, um neue Spieler kennen zu lernen, Kombinationen zu testen und Belohnungen zu kassieren - auch wenn das inhaltliche Angebot noch ausbaufähig ist.
Pro
Kontra
Wertung
360
Gelungenes, aber noch ausbaufähiges Konsolen-MOBA für Herr-der-Ringe-Fans.
PlayStation3
Gelungenes, aber noch ausbaufähiges Konsolen-MOBA für Herr-der-Ringe-Fans.
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