Test: Family Guy: Zurück ins Multiversum (Arcade-Action)

von Jan Wöbbeking



Family Guy: Zurück ins Multiversum (Arcade-Action) von Activision
Family Guy: Zurück ins Multiversum
Entwickler:
Publisher: Activision
Release:
23.11.2012
20.11.2012
23.11.2012
Spielinfo Bilder Videos

Alternative Universen: der Traum eines jeden Cartoon-Autors. Hier können all die beim Brainstorming ersponnenen Ideen untergebracht werden, für welche sonst kein Platz ist. Ob gigantische Rollstuhlkampfroboter, politisch korrekte Piraten, nukleare Katzenwerfer: Fürs aktuelle Family Guy-Spiel war offensichtlich keine Idee zu bekloppt. Schöpft der Shooter auch spielerisch aus dem Vollen?



Wahnsinnig lustig

Video
Willkommen in der Welt des Wahnsinns und der monotonen Kämpfe!
Verantwortlich für das Chaos vor der Flinte ist Stewies bastlerisches Talent. Das diabolische aber trotzdem liebenswerte Kleinkind der Familie Griffin hat eine Fernbedienung gebastelt, mit welcher Hund Brian und er durch alternative Universen reisen. Anlass für die Reise ist Stewies noch böserer Antagonist Bertram, welcher ebenfalls Weltherrschaftspläne schmiedet. Bevor er also eine Armee universeller Freaks zusammenstellen kann, jagen ihn Brian und Stewie ihn durch die Portale und schießen alles über den Haufen, was sich ihnen in den Weg stellt. Man kann jederzeit zwischen beiden wechseln, um mit einem Auswahlrad auf käufliche Waffen wie einen Phaser, einen knisternden Elektrostrahl, ein Flammenwerfer oder eine Pumpgun zuzugreifen.

Man hört auf Anhieb, dass beim kalifornische Entwickler-Team Heavy Iron (gehörte früher zu THQ) nicht nur räumliche Nähe zu Hollywood besteht. Die englische Synchronisation klingt erstklassig und der Soundtrack sprüht vor Abwechslung und lustigen Variationen des Hauptthemas. Manchmal wummert das Lied zum Beispiel als Breakdance-Version aus den Boxen, kurz danach wird es mit fernöstlichen Instrumenten interpretiert. Manchmal klimpert auch das Klavier dramatisch im Stil alter Actionfilme, während man sich mit dem Sniper-Gewehr über Dächer und durch Hotelflure schleicht. Deutsch gibt es leider nur in Textform und Untertiteln.

Wahnsinnig altbacken

Im Nahkampf greift der vierbeinige Alkoholiker Brian zur Flasche - oder genehmigt sich einen ausgiebigen Schluck.
Im Nahkampf greift der vierbeinige Alkoholiker Brian zur Flasche - oder genehmigt sich einen ausgiebigen Schluck.
Stealth-Missionen bleiben die Ausnahme, meist geht es um stupides Ballern aus der Schulterperspektive. Bei Figuren wie Mort Goldman oder dem bösen Zwilling von Bürgermeister West hole ich mir Aufträge ab, welche aber linear nacheinander abgearbeitet werden. Im Piraten-Universum stürmen Unmengen von Freibeutern das Gefängnis, nachdem Stewie sich durch beständiges Nerven der Wachen befreit hat. Die mit Säbeln bewaffneten Feinde sind so dämlich, dass man sich einfach zurück in die Zelle stellen und das Feuer eröffnen kann. Der Großteil postiert sich stupide vor dem Gitter, statt durch die Tür zu rennen. Die KI-Macken sind bei weitem nicht so gravierend wie in Call of Duty Black Ops - Declassified aber trotzdem ein herber Kritikpunkt. Neben der Steinzeit- KI nervt auch der sich ähnelnde Aufbau der Levels. Das Ballern durch Unmengen von Kanonenfutter erinnert oft an steinalte Titel wie Serious Sam.

Manchmal wird einfach alles aus dem Weg geräumt, an anderer Stelle eine Stellung vor den anrückenden Horden verteidigt. Mal schieße ich mit fetten Kanonen auf Piratenschiffe, welche mit Beibooten zum Entern ansetzen, später mit Haubitzen auf den gigantischen „Crippletron“. Dabei handelt es sich um einen grotesken, aus Rollstuhlfahrern zusammengesetzten Transformer-Roboter, welcher vom bösen Zwilling von Joe Swanson gesteuert wird. Zu Gute halten muss ich dem Spiel, dass es oft genug Raum für alternative Wege lässt. Wenn ich Schützengräben und andere Deckung geschickt nutze und mich clever an zu hackende Panzer heranschleiche, komme ich deutlich schneller ans Ziel als mit einem Frontalangriff. Auch die steigende Zahl an Extrawaffen bringt immerhin ein wenig Abwechslung ins Spiel. Zuerst schleiche ich mich mit dem Schalldämpfer an der Security vorbei, dann puste ich ein paar Agenten im Hotelflur mit der Schrotflinte weg und schließlich geht es ab aufs Dach, wo das Scharfschützengewehr zum Einsatz kommt.

Angriffslustige Riesenvögel


In diesem Universum haben Behinderte die Macht ergriffen. Mit einem Sprung auf ein Auto lassen sich die Rollstuhlfahrer aber recht einfach austricksen.
In diesem Universum haben Behinderte die Macht ergriffen. Mit einem Sprung auf ein Auto lassen sich die Rollstuhlfahrer aber recht einfach austricksen.
Trotz spielerischer Mängel merkt an allen Ecken und Enden, wie viel Liebe in den küntlerischen Teil eingeflossen ist. Das Spiel quillt praktisch über vor lustigen Ideen und Gegnern. Besonders cool sind z.B. Extrawaffen wie das beliebte Kampfhuhn oder der als mobiles Geschütz einsetzbare Rollstuhlfahrer Joe Swanson. Politisch korrekt sind hier nur die Piraten: „It’s African American Beard, not Blackbeard!“, klärt mich ein erzürnter Gegner auf, bevor er den Krummsäbel gegen mich erhebt. Für Atmosphäre sorgt auch, dass Brian und Stewie ununterbrochen sarkastische Kommentare ablassen: Über die schlechte Haut der Gegner, ihre Instinkte als Hund bzw. Kleinkind und diverse andere lustige Nebensächlichkeiten. Die Technik schindet dagegen keinen Eindruck: Die grobschlächtigen Polygone sehen nicht besonders hübsch aus, der Cartoon-Stil wird damit aber trotzdem gut getroffen. Außerdem tauchen viele liebgewonnener Charaktere aus der Serie auf. Meg ist im Piraten-Universum z.B. eine monströse Seeschlange.

Vier alberne Mehrspielermodi wie „Fang den eingeölten Gehörlosen“ dürfen nur im Splitscreen und nicht online gespielt werden. Bis zu vier Teilnehmer bekriegen sich mit Lois, Peter & Co, welche jeweils spezielle Waffen mitbringen. Wer möchte, kann sich außerdem ein paar Arcade-Herausforderungen stellen, welche sich mangels guter KI aber öde gestalten. Dazu gehört z.B. die Berfreiung von Gieseln vor endlos nachströmenden Feinden. Auf der Xbox 360 läuft das Spiel ein wenig flüssiger als auf der PS3 – dort liegt die Framerate nur auf geschätzen 30 Bildern pro Sekunde. Auf Sonys Konsole gibt es außerdem seltene Ruckler und längere Ladezeiten. Darüber hinaus klingen die Sprachsamples hier oft kratzig, auf der Xbox 360 tritt das Problem nur selten auf.

Kommentare

Hiljers schrieb am
Klingt insgesamt genau nach dem, was ich erwartet habe! Ein technisch anspruchsloses und unausgereiftes Spiels, altbacken, aber dafür der unverwechselbare Family Guy-Humor! Schade, dass es nur so teuer ist. Für 15-20 Euronen würde ich nicht nein sagen!
NatsuClay schrieb am
Ich hoffe einfach mal, dass South Park nicht nur witzig wird, sondern auch (viel) mehr zu bieten hat. Da hoffe ich einfach, dass man mehr ehrliche Arbeit reinlegt. Bei Spielumzusetzen von Filmen und Spielen muss man halt doch bisschen vorsichtig sein, und nicht alzu hohe Erwartungen heben....
Skabus schrieb am
Ha!Wieder mal Recht behalten. Genau was ich erwartet habe. Schrott den keiner braucht. Aber für solchen Müll bewilligen Publisher haufenweise Geld. Aber für innovative Spiele und Ideen ist angeblich kein Geld da.
Ich glaub kaum, dass Family Guy mehr Anhänger hat, als andere Franchises die angeblich nicht lukrativ sind(wie etwa Mechwarrior).
Ich bin ja sonst nicht so, aber ich hoffe, dass der Publisher mit diesem Schrott Verluste macht! Aber angesichts der unterirdischen Qualität und der Lizenz wird dieser Mist warscheinlich einen wohl kalkulierten Gewinn einfahren.
Da warte ich lieber auf South Park Stab der Wahrheit....!
MfG Ska
monotony schrieb am
lasst euch von der wertung nicht zu sehr beeinflussen. klar ist das spiel technisch und spielerisch keine triple-A produktionen. wer aber was mit dem humor hinter family guy anfangen kann, für den ist es einen versuch wirklich wert. lange kein so lustiges spiel mehr gespielt.
gute englischkenntnisse sind übrigens eine gute voraussetzung. viele kommentare der gegner und beschilderungen werden nicht untertitelt.
Hilljohnny schrieb am
@Rechtschreibung "Berfreiung von Gieseln " :Blauesauge:
zum Test selber: Habs angespielt und es war wirklich sehr eintönig, die Gags haben gezünded und als Arcadetitel für nen 15er sicherlich okay, aber als Vollpreistitel, doch sehr schwach. Der Test geht völlig in Ordnung, ich hätte das Spiel vielleicht sogar noch schlechter bewertet. Nach einer Stunde war die Motivation weiter zu spielen schon sehr gering, die Dialoge haben mich bei Laune gehalten, das Gameplay an sich, ist aber wirklich unspannend.
schrieb am