South Park: Der Stab der Wahrheit06.03.2014, Mathias Oertel
South Park: Der Stab der Wahrheit

Im Test: Rollenspiel-Anarchie und Analsonden

Was passiert, wenn die Kids in South Park ein Live-Rollenspiel veranstalten? Wenn es nach den Spezialisten von Obsidian geht, entsteht dabei das pure Chaos: Cartman, Kenny & Co machen sich auf die Suche nach dem Stab der Wahrheit. Doch was sie finden, wird die Kleinstadt in Colorado bis in ihre Grundfesten erschüttern - mehr dazu im Test.

Diskussionswürdige Schnitte

Man sollte eigentlich froh darüber sein, dass Cartman und seine Freunde nach dem Ende von THQ letztendlich über Ubisoft das Licht der Spielewelt erblicken. Doch in den letzten Tagen vor dem eigentlich vorgesehenen Release von South Park: Der Stab der Wahrheit (ab 17,77€ bei kaufen) (SP) drehte sich die Diskussion hauptsächlich um die Schnitte. Sieben gibt es, sie betreffen alle Minispiele, die sich entweder um aktive Abtreibung oder um Interaktion mit Analsonden drehen. Eigentlich Themen, die South Park in der TV-Serie auch schonungslos behandelt und die dort geduldet werden, weswegen die Schnitte unverständlich - zumal sie in Europa einheitlich durchgesetzt wurden. Anstatt aber z.B. die betreffenden Szenen mit einem schwarzen Balken abzudecken und den Spielern so doch noch die Gelegenheit zu geben, die interaktiven Missionselemente kennenzulernen, gibt es eine Einblendung: Eine denkende Statue vor den Sternen der Europäischen Union, während im unteren Drittel ein Text mit einer halbherzigen Entschuldigung beginnt und dann beschreibt, was in der Szene eigentlich passiert wäre - schwach! Macht es von mir aus nicht-interaktiv, sprich: spielt eine Cutscene ein. Alles wäre besser als das. Zumal sich mir auch nicht die Gründe erschließen. Man darf als Gnom durch das Schlafzimmer der koitalen Eltern huschen, man darf auf dem Klo seinen Darm entleeren und das Ergebnis in sein Inventar aufnehmen, damit man es später auf Gegner werfen kann, man darf sogar durch den Darm von Mr. Slave spazieren und dort über allerlei absonderliches Sex-Spielzeug stolpern – aber bei den angesprochenen Schnitten fühlt sich ein Bürokrat oder religiöser Würdenträger auf den Schlips getreten?

Dank der Original-Assets der Serie sowie der englischen Sprecher kommt umgehend South-Park-Flair.
Hierzulande sind bei den später im Spiel auftauchenden Gegnern zusätzlich noch verfassungsfeindliche Symbole überdeckt, die bei Filmen und auch in der TV-Serie schon lange akzeptiert sind - weiteres Material dazu findet sich in der Kolumne "Die Hakenkreuz-Hysterie". Allerdings scheint den Entwicklern ein Symbol, das uns im Test nicht aufgefallen ist, entgangen zu sein. Oder aber im Presswerk wurde eine Ladung komplett ungeschnittener Version produziert. Das Ergebnis: Der deutsche Release wurde kurzfristig nochmals verschoben, damit eine neue Charge an Disks hergestellt werden kann. Die PC-Freischaltung über Steam wurde ebenfalls ausgesetzt und unbestimmt verschoben, weswegen wir den Test für Rechenknecht-Rollenspieler nachreichen, sobald wir einen längeren Blick darauf werfen konnten. Immerhin: Der Nazi Zombie als Titel der Feinde inklusive all seiner Abweichungen konnte beibehalten werden. Bedenklicher als die Schnitte ist jedoch die Technik, die auf keinem System wirklich sauber läuft. Das mutet nach einer derart langen Entwicklungszeit und der Verwendung der hauseigenen Engine von Obisidian (die auch in Dungeon Siege 3 zum Einsatz kam) allerdings etwas komisch an. Doch die PS3-Version leidet unter einem Bildraten-Dauerschluckauf. Die 360 kommt immer dann in Schwierigkeiten, wenn bei einem Gebietswechsel Daten eingeladen werden, während einer von vier automatischen Speicherständen angelegt oder überschrieben wird. Und das, obwohl die Kulisse auf den ersten Blick nicht ressourcenfressend scheint.

Wie im TV

Das Objekt der Begierde: Der Stab der Wahrheit.
Und wenn ich "nicht ressourcenfressend" sage, meine ich nicht hässlich - ganz im Gegenteil. Dank des Zugriffs von Obsidian auf Software und Assets aus der Produktion der TV-Serie, wirkt das gut zwölf bis fünfzehn Stunden lange Abenteuer wie aus einem Guss und könnte auch locker als überlange Fernsehfolge oder mehrteiliger South-Park-Kinofilm durchgehen. Es sieht authentisch aus und klingt auch so: Alle lieb gewonnenen oder verhassten Charaktere sind zu finden. Und auch wenn die Serienschöpfer Trey Parker und Matt Stone anfangs Schwierigkeiten hatten, eine Stadtkarte von South Park anzufertigen, weil sie sich für das Fernsehen nie Gedanken darüber machen mussten, wirkt der Stadtplan sehr authentisch. Es macht Spaß, durch die kleine Siedlung in Colorado zu streunen und dabei zahlreiche Geheimnisse oder Easter Eggs zu entdecken, während die Bewohner einen mit Einzeilern zutexten, die allerdings vielfältiger sein könnten. Dennoch wird hier eine nicht zu unterschätzende Atmosphäre aufgebaut, die als Hintergrund für ein spannendes und absurdes Rollenspiel-Erlebnis genutzt wird. Allerdings muss man damit leben, dass es hierzulande nur ordentlich übersetzte Untertitel gibt, während die unnachahmliche Sprachausgabe im Original bleibt.

Doch worum geht es? Man schlüpft in die Rolle eines neu zugezogenen Knirpses, der offensichtlich und sehr zur Freude seiner Eltern an Amnesie leidet und der sich zudem entschieden hat, stumm zu bleiben. Frisch in das neue Haus eingezogen, wird er aufgefordert, nach draußen zu gehen und sich ein paar Freunde zu suchen.

Es lohnt sich, immer wieder dem South-Park-facebook einen Besuch abzustatten - auch hier warten witzige Dialoge.
Gesagt, getan: Schon nach kurzer Zeit trifft er Butters, der in einem Paladin-Kostüm mit einem anderen Kind kämpft, das wie ein Elf aussieht. Er schlägt sich auf Butters Seite und der nimmt ihn mit zu Cartman, der ihn aufklärt: Die Kids in South Park veranstalten eine Art Live-Rollenspiel. Auf der einen Seite die Menschen unter der Führung des Zauberer-Königs Cartman, auf der anderen die Elfen unter der Leitung von Kyle. Der Konflikt dreht sich dabei um ein Relikt, den Stab der Wahrheit. Wer ihn besitzt, hat die Kontrolle über das Universum. Und während des Tutorials kommt es zum Eklat: Die Elfen schaffen es, den Stab an sich zu reißen und der Spieler hat als "Saftsack" bzw. "Sir Saftsack" (im Original "Douchebag", es ist egal, welchen Namen man sich gibt) die Aufgabe, das Relikt wiederzubeschaffen – koste es, was es wolle.

Rundenbasiertes Action-Rollenspiel

Und bevor man sich versieht, läuft in bester South-Park-Manier alles aus dem Ruder: Außerirdische tauchen auf, man muss nicht nur gegen Elfen, sondern auch gegen Zombie-Nazis, Gnome, das US-Militär oder wilde Tiere kämpfen. Die Geschichte überrascht dabei immer wieder mit Wendungen, die im Rahmen des absurden Humors nicht nur Sinn ergeben, sondern nahezu perfekt ausgebaut bzw. erklärt werden und auf einen Showdown hinauslaufen, der den Namen wahrlich verdient. Die Auseinandersetzungen laufen dabei rundenbasiert ab, auf der einen Seite der namenlose Held und ein frei wählbarer Helfer (ich habe mich meist für Butters als heilenden Paladin entschieden), auf der anderen Seite bis zu sechs Gegner. Allerdings sollte man vorher schauen, ob man die Umgebung in irgendeiner Weise beeinflussen und durch Interaktion wie Stromschläge etc. Feinde im Vorfeld ausschalten kann, um die Feindesgruppe zu klein wie möglich zu halten.

Keiner flucht so schön wie Cartman. Und bei der Suche nach dem Stab der Wahrheit hat er ausreichend Gelegenheit.
Je nachdem, wer in der zweidimensionalen, seitwärts scrollenden Erforschungsansicht den ersten Schlag gelandet hat, darf auch auf dem Kampfbildschirm zuerst loslegen und sich so einen Vorteil verschaffen.

Doch anstatt den Spieler ganz klassisch seine Auswahl treffen zu lassen und ihn ab diesem Moment zum passiven Zuschauer zu machen, während im Hintergrund Ergebnisse ausgewürfelt werden, hat sich Obsidian für einen aktiven Weg entschieden: Inspiriert von Handheld-Titeln wie der Mario-und-Luigi-Serie werden ausnahmslos jede Angriffsaktion sowie alle Verteidigungen von einem Reaktionstest begleitet. Je nach Situation im richtigen Moment geklickt, gedreht oder auf Knöpfe gehämmert, setzt nicht nur ggf. Bonuselementarattacken (im Idealfall mit Schaden-über-Zeit) frei, sondern vergrößert generell den erzielten Schaden. In der Verteidigung wird durch gutes Timing der Abzug der Lebensenergie minimiert, wobei das Zeitfenster von Angreifer zu Angreifer variieren kann. So kann man sich nie zurücklehnen. Man ist nicht nur ein aktiver Bestandteil der Auseinandersetzungen, sondern ein starker Einflussfaktor, so dass die Immersion in den Kämpfen deutlich höher liegt wie bei ähnlich gelagerten Titeln à la Lords of Magic oder zahlreichen Taktik-Rollenspiele aus dem japanischen Raum. Einzig die Benutzung von Heilgegenständen läuft ohne zusätzliche Aktion ab. Bedingt durch das überschaubare Angriffsspektrum sowohl der eigenen Figuren als auch der Gegner erreicht man zwar irgendwann eine bestimmte Routine, doch auf die faule Haut legen kann man sich nie.

Entwicklung: eingeschränkt, aber umfangreich

Vier Klassen stehen zur Verfügung.
Mit jeder neuen erreichten Charakterstufe kann man entscheiden, welche der Hand voll Fähigkeiten man aufwertet, wobei bestimmte Stufen oder Attribute erst später freigeschaltet werden. Zusätzlich kann man über das Erreichen bestimmter Grenzwerte von Freundesanfragen auf dem South-Park-Äquivalent von Facebook zusätzliche Passiv-Boni freischalten. Doch das war es auch schon hinsichtlich der Entwicklung der Figur - ich hatte mehr erhofft. Es muss ja nicht gleich ein Spährenbrett wie in Final Fantasy 10 sein, doch dies ist schon sehr minimalistisch und liegt sogar noch unter Diablo 3. Schlimmer noch: Bei den begleitenden Kollegen, die automatisch mit einem aufsteigen, hat man keinerlei Einfluss. Obwohl man hier eine Chance verschenkt hat, dem Spieler noch mehr Einfluss auf sein South-Park-Abenteuer zu geben, ist eine umfangreiche Personalisierung vorhanden.

Die findet über die angelegte Ausrüstung statt. Es gibt dutzende Waffen und Outfits, die man finden oder kaufen kann und deren Einzelteile die Statistikwerte massiv beeinflussen können. Mehr noch: Manche Aufgaben lassen sich nur in bestimmten Kostümen lösen. Zwar entstehen dadurch keine all zu komplizierten Kopfnüsse, da zumeist klar kommuniziert wird, was man nun benötigt, doch für Abwechslung ist dadurch dennoch gesorgt. Zusätzlich kann man an vielen Waffen und Klamotten ein oder zwei (jederzeit austauschbare) Modifikatoren anbringen, die das Angriffs- oder Verteidigungsverhalten beeinflussen. Nur kosmetisch wirken sich die Perücken, Brillen und "Gesichtsmodifikationen" aus, die von Augenringen bis Tätowierungen reichen. Der enormen Auswahl, die man letztlich zur Verfügung hat, um sein southparkisches Alter Ego zu individualisieren, wird die Benutzerführung im Inventar allerdings nicht gerecht. Wenn man die Kommode in seinem Zimmer nicht in regelmäßigen Abständen nutzt, um nicht (mehr) benötigte Beute oder Ausrüstung abzulegen oder diese nicht verkauft, muss man mitunter lange durch das Inventar tigern, bis man das gefunden hat, was man sucht. Das hätte eleganter gelöst werden können, ist aber nur ein kleines Störfeuer, das gelöscht wird, sobald Der Stab der Wahrheit seinen Humor und die durch das perfekt umgesetzte Artdesign gebildete Atmosphäre ausspielt.

Methanisierung

Auch wenn für mich South Park als Serie erst dann zur Hochform aufläuft, wenn man die Pfade von Pennäler- oder Fäkal-Humor verlässt und sich Richtung Gesellschaftskritik bewegt, sind die "schmutzigen" Witze natürlich ein großer Bestandteil des Erfolges. Und dem wird hier auch Rechnung getragen. Nicht nur in Momenten wie folgendem: Man jagt in Gnom-Größe einer Gruppe anderer Gnome durch das Schlafzimmer der Eltern hinterher, die gerade in verschiedenen Positionen ihrem Paarungsritual nachgehen und muss dabei sogar aufpassen, nicht von dem hin und her schwingenden Gemächt des Vaters erschlagen zu werden. Auch mit der Magie kehrt man zu den Furz-Wurzeln (Furzeln?) der Serie zurück: In diesem Rollenspiel besteht Magie aus den bei der Verdauung entstehenden Methan-Gasen, die kanalisiert und auf die Gegner gerichtet werden - natürlich mit ähnlichen Timing-Anforderungen wie die Standard- oder Sonderangriffe.

Methangase als Magieersatz: In South Park ticken die Uhren anders.
Selbstverständlich lädt man Mana wieder auf, indem man u.a. mexikanisches Essen zu sich nimmt. Auch bei der Erforschung der Stadt werden durch gezielten Einsatz der "anderendigen" Ausdünstungen neue Wege oder Geheimnisse offenbart. Gleiches gilt für den Einsatz der Gnom-Fähigkeit oder der Teleport-Einrichtung, so dass es sich immer lohnt, die Stadt in den Bergen Colorados nach neuen Wegen oder Geheimnissen zu durchforsten, wenn man eine neue Fähigkeit gefunden hat.

Eventuell hat man auch dann erst die Gelegenheit, eine der zahlreichen Nebenmissionen zu Ende zu führen, die häufig nicht nur einen neuen Ausrüstungs-Aufsatz mit sich bringt. Denn es kann auch passieren, dass man eine "Beschwörung" als Belohnung bekommt. Das bedeutet, dass man die jeweiligen Charaktere einmal pro Tag rufen kann, um einen im Kampf zu unterstützen - wobei sie bei Bossen klein beigeben. Doch wenn einen ein Zombienazi-Trupp bis kurz vor den Tod geführt hat und der Paladin neben einem schon bewusstlos am Boden liegt, ist die Beschwörung ein probates Mittel. Und wenn z.B. Jesus mit einem schweren MG die Gegner niedermäht, wird auch hier der Geist von South Park perfekt erfasst.

Nichts ist heilig

South Park nimmt kein Blatt vor den Mund - so weit ist das keine Überraschung. Doch was Obsidian zusammen mit Parker & Stone an direkten Anspielungen, versteckten Andeutungen und Easter Eggs auch abseits der Serieninhalte auffährt, ist enorm. Im Fotoshop sind Bilder mit Ereignissen aus TV-Folgen zu sehen. Man trifft Al Gore, der weiterhin auf der Jagd nach dem Mannbärschwein ist.

Alle sind sie dabei: Stan, Prinzessin Kenny, Jimmy, Butters und und und...
Nerds, die Star Wars und Star Trek durcheinanderwürfeln, werden ebenso auf die Schippe genommen wie radikale Beamte, die Matrix oder Religion. Und auch das Rollenspiel-Genre an sich bietet viel Ansatzfläche, die zielsicher für Satire genutzt wird: So findet man Unmengen an unnützer Beute, die sich eigentlich nicht zu verkaufen lohnt, da man nur selten Geldprobleme hat. Doch wenn man sich die Gegenstände genauer anschaut, finden sich dort auch immer wieder humoristische Fundstücke oder Anspielungen – wie z.B. die Kronkorken, die als Seitenhieb auf Obsidians Vergangenheit mit Fallout New Vegas verstanden werden dürfen. Dass der "Neue" auch als "Dragonborn" bezeichnet wird oder er beim Furzen mit Kommentaren wie "Look at the Wind Waker" belegt wird, beweist, dass man das Genre nicht ernst nimmt, ihm aber dennoch gebührenden Respekt zollt.

Auch die 16-Bit-Erforschung Kanadas mit klassischer Zelda-ähnlicher Draufsicht und Midi-Sounds darf als satirische Verbeugung verstanden werden. Selbstverständlich wurden die Kanadier der Serie entsprechend nachgebildet und man kann im Hintergrund immer wieder „Blame Canada“ aus dem Film „South Park: Bigger, Longer and Uncut“ vernehmen - sehr schön und für Fans ein nettes Erlebnis! Ein weiteres Beispiel für die Anspielungen: Die Nazis sprechen nicht nur Deutsch (manche mit österreichischem Dialekt), sondern lassen beim Tod auch ab und an mal ein "Mein Leben" von sich, das natürlich eine direkte Anspielung auf einen Shooter von id Soft ist.

Die Kämpfe laufen rundenbasiert, bieten aber immer aktive Einfluss-Möglichkeiten.
Lange Rede kurzer Sinn: Selbst, wenn man sich Mühe gibt und konzentriert aufpasst, werden einem auf Anhieb nicht alle Gags und Kleinigkeiten auffallen.Dummerweise hält sich der Wiederspielwert dennoch in Grenzen. Die zwei Entscheidungen, die man fällt, haben keinen Einfluss auf den übergeordneten Storyverlauf, sondern wirken sich nur minimal in den jeweiligen Sequenzen aus. Und wenn man sich von Beginn an die Zeit nimmt, auch jedes versteckte Geheimnis oder jede Nebenmission wie die Obdachlosen zu finden, die man im Auftrag der Bürgermeisterin vertreiben soll, ist kein zweiter Durchlauf nötig. Es sei denn, man möchte eine der anderen Klassen ausprobieren, die sich jedoch abseits der Spezialfähigkeiten recht ähnlich spielen. Doch auch dies kann man durchaus als Anspielung auf den Klassenwahn interpretieren, wie er z.B. in Online-Rollenspielen stattfindet.

Update 28.03.: Der PC als Maß aller Dinge

Die fehlerhaften Master-Versionen wurden ausgetauscht, die neue Produktions-Charge ist im Handel und damit ist auch die PC-Fassung von Der Stab der Wahrheit endlich über Steam spielbar. Zwei Sachen fallen auf. Erstens: Obwohl ich auf Konsolen South Park bereits gerettet hatte, nahmen mich der unnachahmliche Humor, die Story sowie die darauf abgestimmten Mechaniken sehr schnell wieder gefangen. Die Steuerung ist auch am Rechner akkurat, die Kulisse wirkt dank höherer Auflösung noch authentischer als auf PS3 oder 360. Zwar gab es in seltenen Momenten beim Wandern durch die Stadt leichte Bildratenprobleme. Doch für eine mögliche Abwertung waren diese letztlich zu irrevelant.

Cartman geht es nicht gut. Dabei sollte er sich doch eigentlich freuen, dass sein Abenteuer am PC abseits der verfassungsfeindlichen Symbole ungeschnitten ist.
Doch viel wichtiger ist der zweite Punkt: Mit Ausnahme der verfassungsfeindlichen Symbole ist South Park am PC ungeschnitten. Es gibt keine unpassenden Einblendungen mehr, in denen erklärt wird, was statt des Schnittes passieren würde. Man hat die entsprechenden, meist simplen Minispiele zur Verfügung. Und man kann die im Kontext immer wieder witzigen Szenen so genießen, wie sie von den Machern vorgesehen wurden. Nachdem ich auf Konsolen bereits angemerkt hatte, dass angesichts dessen, was noch im Spiel enthalten ist, die Schnitte für mich überhaupt keinen Sinn ergeben, wurde ich jetzt darin bestätigt: Wer sich über diese Szenen aufregt, kennt die Serie vermutlich nicht und wird auch mit dem Rest des Spieles keinen oder nur wenig Spaß haben. Allen anderen sei die PC-Version ans Herz gelegt, die hierzulande das kompletteste South-Park-Erlebnis darstellt.

Fazit

Ein wesentliches Merkmal, das für mich die Qualität eines Lizenzspiels ausmacht, ist das Funktionieren der Mechaniken auch ohne den großen Namen. Und das ist beim Stab der Wahrheit zweifellos der Fall: Das semiaktive Rundenkampfsystem mit seinen Anleihen bei Mario & Luigi funktioniert ebenso gut wie die Personalisierung der Figur über die Ausrüstung. Noch besser wäre es allerdings, wenn man die mit einem kämpfenden Kameraden ebenfalls nach seinen Wünschen gestalten oder man mehr Auswahl bei den Fähigkeiten hätte. Oder wenn die Technik nicht immer wieder zicken würde. Dennoch geht der merkwürdige Widerspruch "Action-Rollenspiel mit Rundenkämpfen" vollkommen auf. Wenn man nun auf ein funktionierendes System wie dieses eine Lizenz wie South Park stülpt, ist das Ergebnis schlichtweg grandios: Dank tatkräftiger Unterstützung der Serienmacher sieht dieses Abenteuer so aus und klingt auch wie eine überlange Folge der Kultserie. Der Humor mit all seinen Provokationen, seiner Satire, seinen Fäkalwitzen, aber vor allem auch seinen gesellschaftskritischen Ansätzen wurde punktgenau erfasst. Immer wieder ertappt man sich beim Lachen, um kurz darauf festzustellen, dass es einem angesichts der Aktionen oder Dialoge auf dem Bildschirm im Halse stecken bleibt. Dass die europäische Version von abstrusen Schnitten getriezt wird, ist ärgerlich und lässt alle Fans zur PC-Fassung greifen, die alle Szenen beinhaltet und nur auf verfassungsfeindliche Symbole verzichtet. Doch egal ob auf Konsole oder am Rechner: South Park - Der Stab der Wahrheit ist für mich eine der besten Lizenz-Umsetzungen der letzten Jahre.


Pro

grandios umgesetzte Lizenz
perfekt eingefangenes South-Park-Flair
intensive Mitarbeit der Serienschöpfer
radikaler Humor
abwechslungsreiche Story, die sich bis zum Ende steigern kann
Unmengen an Anspielungen, Geheimnissen und Easter Eggs
gelungener Rundenkampf mit aktiven Reaktionstests
umfangreiche Personalisierung
intelligente Umgebungsrätsel
ordentliche Bosskämpfe
PC-Version abseits verfassungsfeindlicher Symbole ungeschnitten

Kontra

hakelige Inventarführung
Mitläufer können nicht auf
oder ausgerüstet werden
Klassen spielen sich abseits der Spezialfähigkeiten sehr ähnlich
technisch mit Macken (Ruckler, Nachladestottern)
Schnitte nicht nachvollziehbar und "billig" aufgelöst

Wertung

360

Auch wenn technische Mankos und absurde Schnitte den Gesamteindruck trüben: Die Suche nach dem Stab der Wahrheit ist ein provokantes Erlebnis, das von Anfang bis Ende zu unterhalten versteht.

PlayStation3

Auch wenn technische Mankos und absurde Schnitte den Gesamteindruck trüben: Die Suche nach dem Stab der Wahrheit ist ein provokantes Erlebnis, das von Anfang bis Ende zu unterhalten versteht.

PC

Dank weitgehend ungeschnittener Inhalte kann sich die ansonsten inhaltsgleiche PC-Version vor den Konsolenfassungen platzieren.

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