Die Hüter des Lichts20.12.2012, Mathias Oertel
Die Hüter des Lichts

Im Test:

Kaum ein Animationsfilm aus dem Hause Dreamworks bleibt ohne entsprechende Versoftung. Demenstprechend dürfen sich auch die ungewöhnlichen Helden aus Hüter des Lichts auf verspielte Konsolenausflüge freuen. Können sich die Zahnfee und ihre kämpfenden Kollegen als gelungene Lizenzumsetzung etablieren?

Der Fluch des Films

Es gab mal eine Zeit, da waren auch Filmumsetzungen spielenswert, bei denen kein Lego-Logo auf der Packung prangte. Doch in den letzten Monaten, manche würden dies vielleicht sogar auf Jahre ausweiten, nahm die Zahl dieser Titel rapide ab. Zu häufig musste man den Eindruck gewinnen, dass die Kosten für den Lizenzerwerb höher lagen als das Entwicklungsbudget und dass die Spiele überhastet veröffentlicht wurden, damit man ja noch im Fenster des Filmstarts liegt. Die Hüter des Lichts (ab 19,95€ bei kaufen) (HdL, im Original: Rise of the Guardians) macht da leider keine Ausnahme.

Dabei ist die Grundidee nicht einmal schlecht: In der Rolle der fünf Helden (Jack Frost, Osterhase, Weihnachtsmann, Sandmann & Zahnfee) kämpft man ähnlich wie im Film gegen den Bösewicht Pitch, der die Welt mit seinen lebendig gewordenen Albträumen bedroht. Allerdings wurden hier als Schauplätze die jeweiligen "Heimatwelten" der Lichthüter ausgewählt - und das recht fantasievoll sowie mit minimal zerstörbarer Umgebung. Während man in der Osterhasen-Welt durch verschlungene Wiesen und Wälder stapft, bietet das Schiff des Sandmanns großräumige Wüsten. Das märchenhafte Schloss der Zahnfee wiederum steht im Gegensatz zum frostigen Nordpol, der dem Weihnachtsmann gehört oder den kühlen Straßen, in denen Jack Frost sein Unwesen treibt. Es hätte allerdings nicht geschadet, wenn man die mitunter verschlungenen Abschnitte nicht so schlauchig-linear, sondern offener gestaltet hätte - der Entdecker-Drang wäre dadurch gefördert worden.

Unnötige Monotonie

Die farbenfrohe Kulisse gehört zu den positiven Aspekten des Spiels.
Die farbenfrohe Kulisse gehört zu den positiven Aspekten des Spiels.
Denn auch die Kämpfe der Helden sowie die zahlreichen Nebenaufgaben verlieren nach kurzer Zeit ihren Reiz. Zwar kann man mit bis zu vier Spielern zur Jagd auf die Albträume blasen oder solo jederzeit über das Digipad zu einem anderen Hüter wechseln. Doch Spannung oder gar lang anhaltende Unterhaltung mag nicht aufkommen. Dabei fällt der Einstieg leicht: Es gibt nur wenige Angriffstasten, fortgeschrittene Kombos kommen erst im Laufe der rudimentären Figurenentwicklung hinzu. So entwickeln die Auseinandersetzungen einen Charme, der am ehesten mit dem Arcade-Klassiker Gauntlet vergleichbar ist. Allerdings stößt das Konzept hier schnell an seine Grenzen.

Man wird mit zahlreichen Aufgaben konfrontiert: Schnellreise-Tore müssen z.B. von Gegnern befreit werden. Es gibt Schätze zu finden, gelegentlich muss man eingekerkerte Gehilfen der Helden retten usw. Das Problem: Letztlich läuft alles nur auf Kampf und damit eintönige Knopfdrückereien hinaus, Rätsel gibt es keine und Taktik in den Auseinandersetzungen ist ebenfalls nicht gefragt. Die Blocktaste muss man dank vorhersehbarer Angriffsschemata und generell schwacher KI außerhalb des Tutorials nur selten bis gar nicht einsetzen. Die Spezialangriffe sehen zwar nett aus, werden aber ebenfalls kaum verlangt. Da sich an der Mischung aus simpler sowie weitgehend vorgegebener Erkundung auf der einen sowie redundantem Kampf auf der anderen Seite nichts mehr ändert, verfliegt der Reiz so schnell wie er aufkommt - trotz der farbenfrohen, aber auch hin und wieder von Bildrateneinbrüchen geplagten, auf niedlich getrimmten Kulisse. Eventuell hätte man die jüngeren Spieler, die allerdings kaum länger als 15 bis 20 Minuten am Stück durchhalten dürften, durch interessante Zwischensequenzen (vielleicht sogar Szenen aus dem Film) halten und motivieren können. Doch die oberflächlichen, nur minimal animierten Zeichnungen schaffen es ebenfalls nicht, eine Basis zum Weiterspielen aufzubauen.

Fazit

Auch Hüter des Lichts vermag es nicht, den Fluch des Lizenzspiels zu brechen. Die Grundidee mit an Gauntlet angelehnter schneller kindgerechter Action, die man auch kooperativ angehen kann, geht in Ordnung. Und auch die technische Umsetzung ist abseits der auftauchenden Bildratenprobleme sowie der vergessenswürdigen Zwischensequenzen passabel und kann immerhin mit einem fantasievollen Weltdesign sowie wiedererkennbaren Charakteren punkten. Doch auch die als Zielgruppe angepeilten jüngeren Spieler werden angesichts des redundanten Spieldesigns kaum die Energie oder Geduld aufbringen, sich länger mit den Hütern auseinanderzusetzen. Interessante Ansätze sind vorhanden, wurden aber nicht konsequent bis zum Ende verfolgt.

Pro

fünf spielbare Charaktere
fantasievoll gestaltete Welten
Erfahrungspunkte samt Figurenaufstieg...
bis zu vier Spieler gleichzeitig
zahlreiche Aufgaben...
eingängige Steuerung

Kontra

gelegentliche Bildratenprobleme
inhaltlich schnell eintönig
... der allerdings weitgehend unerheblich ist
schwache Inszenierung der Geschichte
... die allerdings alle auf Kampf hinauslaufen

Wertung

360

Die Hüter des Lichts fallen dem Lizenzfluch zum Opfer: Mangelnde Abwechslung und öde Kämpfe können auch nicht von der passablen Kulisse gerettet werden.

PlayStation3

Das Grundkonzept und die technische Umsetzung sind passabel. Dank eintöniger Kämpfe und mangelnder Abwechslung wird der Kampf gegen Albträume allerdings schnell langweilig.

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